INITIALIZATION Knowledgebase: ki-dev Base Query: Liste mir alle Transformationsnetzwerke auf. Model: gpt-4o Use Curl?: None ================================================== QUESTIONING Clarity Score: 10 Give follow-up?: False Follow-up query: ================================================== ROUTING Query type: list ================================================== PRIMER Primer: You are a highly intelligent personal assistant. Your role is to act as an expert at summarization and analysis. In your responses to enterprise users, prioritize clarity, trustworthiness, and appropriate formality. Be honest by admitting when a topic falls outside your scope of knowledge, and suggest alternative avenues for obtaining information when necessary. Make effective use of chat history to avoid redundancy and enhance response relevance, continuously adapting to integrate all necessary details in your interactions. Use as much tokens as possible to provide a detailed response. Your answer must be in German language. Your tone must be neutral. Your writing style must be standard. ================================================== FINAL QUERY Final Query: CONTEXT: ########## File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 2 Context: 2 Impressum © 2022 Netzwerk Zukunft der Industrie e. V. c/o BDI, Breite Straße 29 10178 Berlin Verantwortlich: IW Consult GmbH Konrad-Adenauer-Ufer 21 50668 Köln Tel.: +49 221 4981-758 www.iwconsult.de Autoren: IW Consult: Dr. Karl Lichtblau, Johannes Ewald, Dr. Thorsten Lang Prof. Wolfgang Schroeder (Universität Kassel) / Prof. Dr. Daniel Buhr (Universität Tübingen) Mitarbeit: Maik Gebert (Universität Kassel) und Harald Kohler (Universität Tübingen) Kapitel 2 wurde ausschließlich durch die IW Consult, Kapitel 4 ausschließlich durch die Professoren Schroeder und Buhr erstellt. Die übrigen Kapitel wurden gemeinsam bearbeitet. Bildnachweise Titelseite: vegefox.com/fotolia Image 9: iWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 5 Context: Abbildung 4-8: Ablaufplan des ReTraSON ........................................................................................... 130 Abbildung 4-9: Übergeordnete Zielsetzungen der Transformationsnetzwerke ................................. 131 Abbildung 4-10: Betroffenheit der Regionen von Herausforderungen .............................................. 132 Abbildung 4-11: Gründungsdaten der Netzwerke .............................................................................. 133 Abbildung 4-12: Zahl der Akteure in den Netzwerken ........................................................................ 134 Image 12: WCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 5 Context: Regionale Transformationsnetze 5 Abbildungsverzeichnis Abbildung 2-1: Anteile der Industrie an der Bruttowertschöpfung in Deutschland ............................. 13 Abbildung 2-2: Anteile der Industrie an der Erwerbstätigkeit in Deutschland ..................................... 13 Abbildung 2-3: Weltweiter Anteil der Industrie an der Bruttowertschöpfung ..................................... 14 Abbildung 2-4: Industrie-Dienstleistungsverbund ................................................................................ 15 Abbildung 2-5: Industrieregionen ......................................................................................................... 18 Abbildung 2-6: Definition von Industrieregionen mit einem Doppelkriterium..................................... 20 Abbildung 2-7: Veränderung der Industrieanteile nach Regionen ....................................................... 22 Abbildung 2-8: Beschäftigte in der Automobilwirtschaft nach Betroffenheit ...................................... 24 Abbildung 2-9: Automobile Transformationsregionen ......................................................................... 27 Abbildung 2-10: Beschäftigte in energieintensiven Branchen .............................................................. 29 Abbildung 2-11: Ökologische Transformationsregionen ...................................................................... 32 Abbildung 2-12: Besonders vom digitalen Wandel betroffene Regionen ............................................ 35 Abbildung 2-13: Zusammenhang zwischen Betroffenheit von automobiler Transformation und Industriedichte ...................................................................................................................................... 38 Abbildung 2-14: Zusammenhang zwischen Betroffenheit von ökologischer Transformation und Industriedichte ...................................................................................................................................... 39 Abbildung 2-15: Zusammenhang zwischen Betroffenheit von digitaler Transformation und Einwohnerdichte ................................................................................................................................... 40 Abbildung 2-16: Regionen nach Betroffenheit bei automobiler oder ökologischer Transformation ... 41 Abbildung 2-17: Lageindex .................................................................................................................... 43 Abbildung 2-18: Regionaler Chancenindex ........................................................................................... 44 Abbildung 2-19: Regionen nach Lage und regionalem Chancenindex .................................................. 46 Abbildung 2-20: Gesamtbeurteilung der Regionen nach sozio-ökonomischer Struktur ...................... 50 Abbildung 2-21: Regionstypen nach Lage und RCI in den automobilen Transformationsregionen ..... 55 Abbildung 2-22: Regionstypen nach Lage und RCI im Ökocluster ........................................................ 60 Abbildung 2-23: Automobile und ökologische Transformationsregionen bei erweiterter Definition .. 62 Abbildung 2-24: Regionale Netzwerke der Autocluster ........................................................................ 69 Abbildung 2-25: Regionale Netzwerke im energieintensiven Cluster ................................................... 71 Abbildung 2-26: GRW-Fördergebiete und Transformationsregionen ................................................... 74 Abbildung 2-27: Automobile und ökologische Transformationsregionen nach Strukturstärke ........... 76 Abbildung 3-1: Schematische Übersicht eines nationalen Innovationssystems ................................... 82 Abbildung 3-2: Automobile Transformationsnetzwerke und Transformationsregionen ................... 101 Abbildung 4-1: Erhebungssample für Auswahl der ExpertInnen-Interviews auf der Grundlage der ermittelten Betroffenheit der Transformationsregionen ................................................................... 104 Abbildung 4-2: Transformationsnetzwerk und übergeordnete Zukunftsoffensive Ostwürttemberg 106 Abbildung 4-3: Gemeinsamer Ausbau der Standortfaktoren in der Region ....................................... 107 Abbildung 4-4: TraSaar und seine sechs Teilprojekte ......................................................................... 119 Abbildung 4-5: Erarbeitungsprozess der Innovationsstrategie Land Bremen 2030 ........................... 121 Abbildung 4-6: Das Wasserstoffnetzwerk Lausitz ............................................................................... 126 Abbildung 4-7: Die Transformationsstrategie des ReTraSON ............................................................. 129 #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 8 Context: Regionale Transformationsnetze 8 Die vorliegende Studie beschäftigt sich mit den Wirkungen von drei zentralen Transformationsprozes- sen der deutschen Wirtschaft1: > Automobile Transformation: die Elektrifizierung, Automatisierung und Vernetzung der Fahr- zeuge. Die Analyse beschränkt sich dabei auf das Produktionscluster und damit die Herstellung von Fahrzeugen und Fahrzeugteilen. Zielregionen sind die besonders von der Automobilindustrie geprägten Regionen. > Ökologische Transformation: die Reduzierung klimaschädlicher Emissionen bis hin zu Zero-Emis- sion-Zielen. Von Interesse sind die Regionen mit einem besonders hohen Besatz mit energieinten- siven Branchen und emissionsintensiven Anlagen. > Digitale Transformation: die Organisation und Steuerung von Prozessen sowie die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle auf Basis von Daten und Datenmodellen. Im Fokus stehen hier Regionen mit einer noch wenig ausgeprägten Digitalisierung der Unternehmen. 1.1 Das Ziel der Studie Angesichts dieser Transformationen der Wirtschaft ist eine Renaissance der Regionalpolitik zu erwar- ten. Ein wesentliches Augenmerk gilt dabei der Tatsache, dass nicht alle Regionen gleichermaßen von dem Wandel betroffen sind; insofern sind auch unterschiedliche Interventionen, Maßnahmen und In- strumente einzusetzen. Allerdings sind die bisherigen Abgrenzungen von strukturschwachen Regionen in der Regionalpolitik und die Förderkonzepte nicht mehr sachgerecht. Regionen mit hohen Transfor- mationsbedarfen können heute noch wirtschaftsstark sein. Damit sind sie nicht im Fokus der gegen- wärtigen deutschen und europäischen Regionalförderung. Deshalb wird auch die Frage bearbeitet, ob die Schwerpunkte der heutigen Regionalpolitik auf die Förderung von Investitionen und wirtschafts- naher Infrastruktur zur Bewältigung der Transformationsaufgabe noch passen. Die Studie soll > die besonders betroffenen Regionen identifizieren, > im Rahmen einer Stärken-Schwächen-Analyse bewerten, > ausgewählte regionale Transformationsnetzwerke untersuchen > spezifische Netzwerktypen identifizieren, systematisieren und > Empfehlungen für eine verbesserte Förderstrategie ableiten. Damit soll ein Beitrag zur Begründung einer neuen Etappe bzw. zur Weiterentwicklung der Regional- politik hin zur regionalisierten Innovationspolitik geleistet werden, die regionale Strukturförderung ge- zielt mit innovationspolitischen Maßnahmen verzahnt. Damit insbesondere auch jene von der Trans- formation betroffene Industrieregionen, die bisher zum Teil von der Förderung durch die „Gemein- schaftsaufgabe Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) ausgegrenzt waren (und die auch durch die jüngste Reform der GRW nicht erreicht werden), bei ihren Transformationsaufgaben politisch flankiert und mit substanziellen Investitionen in die regionale Innovationsinfrastruktur signi- fikant unterstützt werden können. Es soll eine enge Verzahnung mit den Aktivitäten im Rahmen der 1 Der Begriff der Transformation wird in dieser Studie wertneutral verwendet und nicht danach differenziert, ob sich bei den Veränderungen um einen normalen Strukturwandelprozess oder um Umwälzungen, die wegen der Tiefe der Veränderung auch grundlegende Änderungen der Rahmenbedingungen zur Voraussetzung haben. Siehe für den Unterschied zwischen Strukturwandel und Transformation IW Consult (2021). Image 15: iWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 9 Context: Regionale Transformationsnetze 9 vereinbarten Kooperation des „Bündnisses Zukunft der Industrie“ (BZdI) mit der Wirtschaftsminister- konferenz (WMK) der Länder erfolgen. 1.2 Vorgehen und Methoden Die erforderliche Analyse erfolgte durch zwei Autorenteams: Die Identifikation der betroffenen Regionen, die Analyse ihrer Stärken und Schwächen und erste Ab- leitungen sind durch die IW Consult in Kapitel 2 erfolgt. Das Kapitel unterteilt sich folgendermaßen: > Zunächst werden die Herausforderungen der Transformation und der wiedererstarkte Trend der Deindustrialisierung beschrieben (Kapitel 2.1 und Kapitel 2.2). > Danach erfolgt die Identifizierung der von den genannten Transformationen besonders betroffe- nen Regionen. Zudem wird analysiert, ob davon insbesondere Industrieregionen betroffen sind (Kapitel 2.3). > Danach erfolgt die Typisierung der von der Transformation betroffenen Regionen im Rahmen ei- ner Stärken-Schwächen-Analyse (Kapitel 2.4). > Die Transformationsregionen sind kleinräumig auf der Ebene kreisfreier Städte und Landkreise abgegrenzt. Die Wirkungen gehen aber weit über diese Grenzen hinaus. Deshalb werden sie über- regional auf Basis von Pendlerverflechtungen identifiziert (Kapitel 2.4.3). > Den Abschluss bilden erste Ableitungen für die Abgrenzung von Regionalfördergebieten (Kapitel 2.6). In dem zweiten Projektteil, der federführend durch Schroeder/Buhr erarbeitet worden ist, wird zu- nächst die Verbreitung und Bedeutung von Netzwerken analysiert (Kapitel 3). Um deren Kontext zu verstehen, werden zunächst Innovationssysteme betrachtet, die bis heute den analytischen Rahmen für regionale bzw. räumliche Innovationsstudien bilden (Kapitel 3.1). Anschließend werden einzelne Netzwerke als Baustein regionaler Entwicklungsstrategien und -politiken vorgestellt (Kapitel 3.2). Eine kurze Bestandsaufnahme der Netzwerke in den identifizierten Transformationsregionen (Kapitel 3.5) schließt das Kapitel ab. Die Analyse der regionalen Transformationsnetzwerke erfolgt durch Schroeder/Buhr in Kapitel 4. Dort wurden zunächst rund 100 Transformationsnetzwerke in Deutschland identifiziert und zu einer Befra- gung eingeladen. Rund 40 Netzwerke haben an dieser Umfrage zu Zielen, Arbeitsinhalten Organisati- onsformen, Akteuren und Erfolgsfaktoren teilgenommen. Vertiefend sind anschließend 10 Netzwerke detaillierter untersucht worden. Dazu wurden auch in einem qualitativen Zugriff mit einer Reihe von Expertinnen und Experten Interviews geführt und das Material entsprechend analysiert und ausgewer- tet. Auf dieser Basis konnten die Netzwerke typisiert, entsprechende Profile erarbeitet und Vorausset- zungen für eine erfolgreiche Netzwerkarbeit abgeleitet werden. > Zunächst wurden rund 100 Transformationsnetzwerke in Deutschland identifiziert und zu einer Befragung eingeladen. 40 Netzwerke haben schließlich an dieser Umfrage zu Zielen, Arbeitsinhal- ten Organisationsformen und Erfolgsfaktoren teilgenommen. Vertiefend sind anschließend mit insgesamt 10 Netzwerken Expertengespräche geführt worden. > Auf dieser Basis wurden zunächst 10 Profile ausgewählter Netzwerke erstellt, um deren Zielset- zungen, die jeweiligen Herausforderungen in der Region, Genese und Struktur sowie Governance #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 9 Context: und Perspektiven der Netzwerke zu veranschaulichen (Kap. 4.2). Image 16: WCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 10 Context: Regionale Transformationsnetze 10 > Danach erfolgt ein Blick auf die gesamte Netzwerklandschaft. Dieser erfasst die gesamte Band- breite an Netzwerken und regionaler Differenzierung von Transformation in Deutschland (Kap. 4.3). > Auf dieser Basis konnten die Netzwerke typisiert (Kap. 4.4) und Voraussetzungen für eine erfolg- reiche Netzwerkarbeit abgeleitet werden (Kap. 4.5 und 4.6). Auf Grundlage der Analyse der Transformationsnetzwerke und des Forschungsstandes werden in Ka- pitel 5 gemeinsam von allen Autorenteams Handlungsempfehlungen abgeleitet. Sie sind zweigteilt: Zunächst wird ein Ordnungsrahmen der Transformation beschrieben (Kapitel 0), der Voraussetzung dafür ist, dass auf regionaler Ebene erfolgreich Netzwerkarbeit betrieben werden kann. Im Anschluss wird die Ausgestaltung der Transformationsnetze bearbeitet (Kapitel 0). Image 17: iWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 13 Context: Regionale Transformationsnetze 13 Abbildung 2-1: Anteile der Industrie an der Bruttowertschöpfung in Deutschland Anteile in Prozent von 1991 bis 2021 Quelle: Statistisches Bundesamt (2022) Bei den Erwerbstätigen sind die Anteile der Industrie seit 1991 im Trend gefallen. Nach der Finanzkrise in den Jahren 2010 bis 2019 hatten sich die Beiträge der Industrie zur Beschäftigung annährend stabi- lisiert. In der Coronakrise sind sie dann gefallen. Abbildung 2-2: Anteile der Industrie an der Erwerbstätigkeit in Deutschland Anteile in Prozent 1991 bis 2021 Quelle: Statistisches Bundesamt (2022) Image 20: IWCONSULT Image 21: Image 22: 19 17 15 TcO0c 07c0c 6107 8107 L107 9T07 STO? vtoc eto? cto? TO? OTOc 6007 8007 £007 9007 S007 vood £007 c007 TO07 0007 666T 866T Z66T 966T S66T v66T €66T c66T T66T Produzierendes Gewerbe ohne Baugewerbe Verarbeitendes Gewerbe Image 23: Image 24: 18 17 15 TCO7 07207 6107 8107 L107 9107 STOc vtoc eto? CLO? TIO? Ot0c 6007 8007 £007 9007 S007 vooc £007 c00z TO0Z 0007 666T 866T L66T 966T S66T ve6T e667 c66T T66T Produzierendes Gewerbe ohne Baugewerbe Verarbeitendes Gewerbe #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 14 Context: Regionale Transformationsnetze 14 Weltweit ist dieser Trend zur Deindustrialisierung nicht festzustellen. Die industrielle Wertschöpfung hat sich gemessen in US-Dollar in den letzten 20 Jahren fast verdoppelt und ist in etwa im Gleichschritt mit dem weltweiten BIP gewachsen. Der Anteil des Verarbeitenden Gewerbes an der Bruttowert- schöpfung stieg sogar von 16,2 Prozent (2000) auf 18,1 Prozent (2020). In den traditionellen Industrie- ländern Europas und Amerikas ist allerdings ein Rückgang von 14,5 Prozent (2000) auf 13,1 Prozent (2020) zu verzeichnen. Die Dynamik der Industrie kommt aus China. Dort ist der Industrieanteil zwar nur leicht gestiegen (von 26 auf 27,9 Prozent), aber die Volumen sind kräftig gewachsen. China hat in der Gruppe der untersuchten 33 Industrieländer seinen Anteil der Bruttowertschöpfung von 12 Pro- zent (2000) auf 36,4 Prozent (2020) erhöht. Der Anteil Europas und Amerikas ist in diesem Zeitraum von 65 Prozent auf 41 Prozent gefallen. Abbildung 2-3: Weltweiter Anteil der Industrie an der Bruttowertschöpfung Anteile des Verarbeitenden Gewerbes an der BWS in Prozent. Datenbasis BWS in US-Dollar für 33 Industrieländer Quelle: IW Consult (2021b) Damit bleibt festzuhalten, dass der automobile, ökologische und digitale Strukturwandel vor dem Hin- tergrund eines Deindustrialisierungstrends in den traditionellen Industrieländern stattfindet. In Deutschland ist dieser Trend seit etwa fünf Jahren zu beobachten. Weltweit hat die Industrie in den letzten 20 Jahren durch das starke Wachstum Chinas nicht an Bedeutung verloren. Allerdings ist festzuhalten, dass die Bedeutung der Industrie nicht allein an den eigenen Beiträgen zur Wertschöpfung oder zur Beschäftigung gemessen werden kann. Zu berücksichtigen sind die indirekten Effekte durch den Vorleistungsverbund mit anderen Branchen in den Wertschöpfungsketten. Die In- dustrie kauft mehr Vorleistungen bei anderen Branchen ein, als sie selbst von dort einkauft. Diese Dif- ferenz ist Wertschöpfung, die die Industrie mit anderen Branchen erwirtschaftet (Joint Production). Besonders intensiv sind diese Vorleistungsverflechtungen mit dem Dienstleistungsbereich ausgeprägt. Image 25: 25 20 22,8 21,9 Image 26: Image 27: 2000 2010 2020 Global MEuropa/Amerika i Deutschland Image 28: iWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 15 Context: Regionale Transformationsnetze 15 Deshalb spricht man auch von dem Industrie-Dienstleistungsverbund. Werden diese Verbundeffekte berücksichtigt, hat die Industrie (hier definiert als Verarbeitendes Gewerbe) einen Anteil der gesamt- wirtschaftlichen Bruttowertschöpfung von knapp 30 Prozent (2019). Davon entfallen 21,6 Prozent di- rekt auf das Verarbeitende Gewerbe und 8 Prozent auf den Vorleistungsverbund: > Mitte der 1990er-Jahre lag dieser Verbundanteil noch bei 5,4 Prozent. Insgesamt hatte der Indus- trie-Dienstleistungsverbund einen Anteil von 28,1 Prozent. Der Anteil der Vorleistungsverflech- tungen an dem Gesamtverbund lag bei knapp 24 Prozent. > Der Verbundanteil ist bis 2010 auf gut 9 Prozent angestiegen. Rund 31 Prozent der Wertschöpfung konnten der Industrie direkt oder indirekt zugerechnet werden. Ein Grund dafür war das Outsour- cing. Industrieunternehmen haben Vorleistungen, die nicht zu ihren Leistungen gehörten, im im- mer stärkeren Ausmaß ausgelagert und in anderen Branchen eingekauft. Genauso wichtig ist aber auch, dass die Produkte komplexer wurden und hybride Wertschöpfungsmodelle sich durchge- setzt haben. In den Industrieprodukten wurden immer mehr Dienstleistungen integriert und als Kombiprodukt verkauft (BDI, 2013, IW Consult (2011, 2015). > Dieser Trend hat sich in den letzten etwa zehn Jahren abgeschwächt. Der Anteil der Verbundwert- schöpfung beträgt nur noch etwa 8 Prozent (2019). Der Wertschöpfungsbeitrag der Industrie liegt damit unter 30 Prozent. Der Anteil der Vorleistungsverflechtungen an dem Gesamtverbund liegt mit 37 Prozent immer noch sehr hoch, wenngleich die Spitzenwerte der Jahre um 2010 mit über 40 Prozent nicht mehr erreicht werden. Abbildung 2-4: Industrie-Dienstleistungsverbund Anteile an der Bruttowertschöpfung in Prozent Jahre vor 2010 aufgrund methodischer Änderungen nur begrenzt vergleichbar Quelle: Statistisches Bundesamt (2022a, 2022b), eigene Berechnungen Eine hohe Bedeutung des Industrie-Dienstleistungsverbundes ist eine strukturelle Besonderheit der deutschen Wirtschaft. Noch höher als in Deutschland ist die Bedeutung des Verbunds nur in China und in Tschechien. | | | 8,9 | | 9,1 | | 8,1 | | | | -------- | -------- | -------- | -------- | -------- | -------- | -------- | -------- | -------- | | 5,4 | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | 22,7 | | 22,2 | | 21,9 | | 22,2 | | 21,6 | 0 5 10 15 20 25 30 35 1995 2005 2010 2018 2019 Verarbeitendes Gewerbe Verbund Image 29: IWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 16 Context: Regionale Transformationsnetze 16 Fazit: Der Industrie-Dienstleistungsverbund hat die Industrie in Deutschland stabilisiert. Der Beitrag zur Bruttowertschöpfung der Industrie (definiert als Verarbeitendes Gewerbe) betrug 2019 knapp 30 Prozent. Das ist in etwa das Niveau von 2010. Neuere für die Berechnung benötigte Input-Output- Daten für die Jahre 2020 oder 2021 liegen nicht vor. Im Verbund leistet die Industrie immer noch einen sehr hohen Beitrag zur Wertschöpfung in Deutschland. Um den Wohlstand zu sichern, ist es wichtig, die Transformation erfolgreich zu bewältigen. 2.3 Identifizierung betroffener Regionen Das Ziel der Studie ist eine Typisierung der Regionen in Deutschland, die besonders stark von dem Strukturwandel in den Bereichen Automobilwirtschaft, Ökologie und Dekarbonisierung sowie der Di- gitalisierung betroffen sind. Von besonderem Interesse ist dabei die Industrie und damit die stark von dem Wandel betroffenen Industrieregionen. Deshalb sind auf der definitorischen Ebene zwei Fragen zu beantworten: > Was sind Industrieregionen? > Wie können in den Regionen die Bereiche der Wirtschaft identifiziert werden, die besonders stark von dem automobilen, ökologischen und digitalen Strukturwandel betroffen sind? > Sind die Industrieregionen besonders stark von diesem Wandel betroffen? Als Region werden in dieser Studie die 400 kreisfreien Städte oder Landkreise definiert. In Kapitel 2.3 steht die Identifizierung der betroffenen Regionen im Vordergrund. In Kapitel 2.4 werden die betroffe- nen Regionen dann näher analysiert. 2.3.1 Industrieregionen Die Industrie wird in der Studie definiert als das Produzierende Gewerbe ohne Bauwirtschaft. Berück- sichtigt sind damit die Bereiche Bergbau, Steine und Erden, Verarbeitendes Gewerbe sowie die Ener- gie- und Versorgungswirtschaft. Der Ausschluss der Bauwirtschaft in dieser Abgrenzung ist damit zu begründen, dass diese Branche nur indirekt von der automobilen, ökologischen oder digitalen Transformation betroffen ist und in diesem Strukturwandel keine Treiberrolle einnimmt. Außerdem ist die Bauwirtschaft regional eher gleich ver- teilt, sodass keine Hotspots sinnvoll identifiziert werden können. Regionen mit hohem industriellen Beschäftigtenanteil Der Industrieanteil einer Region wird als Anteil der SV-Beschäftigten am Arbeitsort im Produzierenden Gewerbe ohne Bauwirtschaft an allen SVB definiert. Danach müssen Grenzwerte festgelegt werden, die eine Gruppenbildung in Intensitätsstufen ermöglichen. In dieser Studie werden vier Stufen unter- schieden (sehr hoch, hoch, niedrig und sehr niedrig). > Das Bezugsjahr ist 2021. > Die Spannweite der Anteile geht von 60,3 Prozent in Wolfsburg bis 4,6 Prozent in Potsdam. > Die Grenzwerte für die Klassenbildung sind der gewichtete Mittelwert des SVB-Anteils (21,73 Pro- zent) sowie 20 Prozent oberhalb und 20 Prozent unterhalb dieses Durchschnittswertes. Der obere Grenzwert beträgt somit 26,1 Prozent; die untere Grenze liegt bei 17,4 Prozent. Image 30: iWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 17 Context: Regionale Transformationsnetze 17 > Daraus lassen sich vier Gruppen bilden: Regionen mit Anteilen > von mindestens 26,1 Prozent (Anzahl: 166), > zwischen 21,7 Prozent und 26,1 Prozent (Anzahl: 62), > zwischen 17,4 Prozent und 21,7 Prozent (Anzahl: 70) und > von höchstens 17,4 Prozent (Anzahl: 102). Exkurs: Methodenbewertung Für die Bildung der Grenzwerte der Gruppenbildung (sehr hoch, hoch, niedrig, sehr niedrig) gibt es keine wissenschaftlich fundierte Methode. Die Festlegung der Gruppengrenzen durch Zu- oder Ab- schläge rund um den Mittelwert ist ein heuristisches Verfahren. Die alternative Nutzung der Stan- dardabweichung vom Mittelwert löst das Problem der willkürlichen Festlegung der Grenzwerte auch nicht. Möglich wäre auch der Rückgriff auf feste Anteile, zum Beispiel in Form von Quartilen. Bei Anwendung dieses Verfahrens würden immer 100 Regionen im Hinblick auf den betrachteten Indikator unabhängig von ihrer Merkmalsausprägung (hier der Industrieanteil) als „sehr hoch“ aus- gewiesen werden. Das Verfahren ist wenig geeignet, wenn es darum geht, die besonders betroffe- nen Regionen zu identifizieren. Die hier verwendete Bildung von vier Klassen hat den Vorteil, dass die Regionen in den beiden höchsten Gruppen im Regelfall auch überdurchschnittliche Merkmals- ausprägungen haben. Bei stark links- oder rechtsschiefen Verteilungen kann diese Bedingung aller- dings verletzt sein. Die Abbildung 2-5 zeigt die 166 kreisfreien Städte und Landkreise, die das Kriterium für eine sehr hohe Industriedichte (= Industrieregion) erfüllen. Die Spannweite der Industrieanteile reicht in dieser Gruppe von 63,5 Prozent (Wolfsburg) bis 26,1 Prozent (Burgenlandkreis). Image 31: IWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 18 Context: Regionale Transformationsnetze 18 Abbildung 2-5: Industrieregionen Anteil Industriebeschäftigte im Jahr 2021; Zuordnung zu vier Gruppen Quelle: IW Consult-Regionaldatenbank, eigene Darstellung Regionen mit strukturbestimmenden Branchen Zur Identifizierung von Industrieregionen kann zusätzlich die Bedeutung strukturbestimmender Bran- chen herangezogen werden. Das sind Industriebranchen, die in einer Region im Verhältnis zum Bun- desdurchschnitt stark überbesetzt sind. Auch für die Definition „stark überbesetzt“ ist die Festlegung eines Grenzwertes notwendig. In dieser Studie wird davon ausgegangen, dass eine Branche in der Re- gion stark überrepräsentiert ist, wenn der Beschäftigungsanteil zum Faktor 4 höher ist als im Durch- schnitt. Nach diesem Kriterium können 9,4 Prozent der Beschäftigten im Durchschnitt industriellen Image 32: Image 33: a ¢ Image 34: : 7 pao vo oY I scosones OHS Anteil Industriebeschaftigte im Jahr 2021 in Prozent We (Anzahl der Regionen) Stark unterdurchschnittlich (<17,4) (102) Unterdurchschnittlich (<21,7) — {70) Uberdurchschnittlich (<26,1) (62) HB Stark Gberdurchschnittlich {>26,1) (166) Image 35: ay ss apie a | A is ca ae On 200 km 2g pill Veh ie Image 36: iWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 19 Context: Regionale Transformationsnetze 19 Hotspots zugeordnet werden. Werden die Regionen mit einem doppelt so hohen Anteil als „besonders von Hotspots“ geprägte Regionen definiert sind, erfüllen 29 kreisfreie Städte oder Landkreise diese Bedingung. An der Spitze dieser von wenigen Branchen bestimmten Regionen stehen: > Wolfsburg (60,1 Prozent) > Dingolfing-Landau (43,4 Prozent) > Ingolstadt (38,0 Prozent) > Salzgitter (36,0 Prozent) > Tuttlingen (34,4 Prozent) Die ersten drei Regionen sind Automobilstandorte. In Salzgitter gehören neben der Autoindustrie der Sonstige Fahrzeugbau und die Stahlindustrie zu den industriellen Hotspots. In Tuttlingen ist es die Her- stellung von Metallerzeugnissen und sonstigen Waren. Alle 29 als industrielle Hotspots identifizierten Regionen sind besonders stark industriegeprägt, haben also einen Beschäftigungsanteil von mehr als 17,4 Prozent in den Industriebranchen. In Abbildung 2-5 sind die 29 Hotspots farblich hervorgehoben. Alternative Konzepte zur Abgrenzung von Industrieregionen Die Identifizierung der Industrieregionen mithilfe der Besatzdichte der SV-Beschäftigung in den Indus- triebranchen am Arbeitsort an allen SVB ist nur eine mögliche Methode. Alternativ könnten die Indus- trieregionen auch anhand des Indikators „Anteile der Industriebeschäftigten je Einwohner“ definiert werden. Dadurch würden Regionen mit weniger Einwohnern bei gleicher Anzahl der Industriebeschäf- tigten einen höheren Industrieanteil aufweisen als Regionen mit mehr Einwohnern. Dadurch erfolgt auch eine Korrektur der unterschiedlichen Arbeitsplatzdichte (SVB zu Einwohnern). Die Regionen mit einer hohen Arbeitsplatzdichte (SVB zu Einwohnern) haben bei gleicher Anzahl von Industriearbeits- plätzen und Einwohnern eine höhere Industrie-Arbeitsplatzdichte. Beispiel: Zwei Regionen A und B sollen je 100 Industriearbeitsplätze und 1.000 Einwohner haben, sodass die Industrie-Einwohnerdichte bei beiden 10 Prozent beträgt. Die Region A soll aber 500 SVB am Arbeitsort und die Region B nur 400 SVB aAO haben. Die Industrie-Arbeitsplatzdichte der Region A beträgt 20 Prozent und die der Region 25 Prozent. Regionen mit hohen Anteilen an Nichterwerbspersonen, Auspendlern oder Erwerbstätigen außerhalb der Gruppe der SVB (unter anderem Selbstständige oder Beamte) werden bei der Messung der Industriedichte „bevorzugt“. Der Indikator Anteile der Industriebeschäftigten je Einwohner korri- giert das. Bundesweit beträgt der Industriebeschäftigtenanteil je Einwohner 8,8 Prozent2. Werden wie vorne als stark überdurchschnittlich von der Industrie geprägte Regionen diejenigen definiert, bei denen dieser Anteil 20 Prozent über dem Mittelwert (10,6 Prozent) liegt, erfüllen 132 kreisfreie Städte oder Land- kreise diese Eigenschaft. Das sind 34 Regionen weniger als bei dem vorne verwendeten Indikator der Industriedichte (SVB aAO in der Industrie zu SVB). 114 kreisfreie Städte oder Landkreise erfüllen beide Kriterien. 18 Regionen würden zusätzlich berücksichtigt werden, wenn das Kriterium Industriebeschäf- tigte je Einwohner Anwendung fände. Das sind insbesondere kreisfreie Städte wie unter anderem #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 20 Context: Regionale Transformationsnetze 20 Abbildung 2-6: Definition von Industrieregionen mit einem Doppelkriterium Besonders hohe Industrie-Arbeitsplatzdichte und/oder besonders hohe Industrie-Einwohnerdichte Quelle: IW Consult-Regionaldatenbank (2022), eigene Berechnungen Fazit: In dieser Studie steht die Industrieabhängigkeit der Arbeitsplätze im Vordergrund. Diese kann besser mit der Industrie-Arbeitsplatzdichte als mit der Industrie-Einwohnerdichte beschrieben wer- den. Deshalb wird zur Abgrenzung der Industrieregion die Industrie-Arbeitsplatzdichte verwendet. Image 38: wm. Gate ith. Image 39: Image 40: IOP srcione Sensitivitatsanalyse Vier Kategorien, Industrieregionen (IR} nach verschiedenen Kriterien, 2021 keine IR (216) IR nur tiber Industrie-Einwohnerdichte (18) IR nur Uber Industrie-Arbeitsplatzdichte (52) IR ber beide Kriterien (114) Image 41: Image 42: iWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 22 Context: Regionale Transformationsnetze 22 Abbildung 2-7: Veränderung der Industrieanteile nach Regionen Veränderung des SVB-Anteils des Produzierenden Gewerbes (ohne Bauwirtschaft) zwischen 2010 und 2021 Industriedichte, Anteil der SVB des Produzierenden Gewerbes (ohne Bauwirtschaft) Quelle: IW Consult-Regionaldatenbank (2022), eigene Berechnungen Image 44: Mr ae . wens. Image 45: Image 46: Veranderung der Industrieanteile nach Regionen Status Quo 2020, Entwicklung 2010 bis 2021 (Anzahl der Regionen) keine Industrieregion, Anteilschrumpft (153) W keine Industrieregion, Anteil wachst (19) Industrieregion, Anteil schrumpft (174) oO Industrieregion, Anteil wachst (54) Image 47: a 200 km 2 S ‘ eye ys. ea) ch a %, Po Sh Sey” in mabey Ss ae ae BY SS Te Image 48: iWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 23 Context: Regionale Transformationsnetze 23 2.3.2 Automobile Transformationsregionen Ein wesentlicher Treiber des Strukturwandels sind die Umbrüche in der Automobilindustrie durch die Elektrifizierung, die Automatisierung und die Vernetzung der Fahrzeuge. Einen besonders hohen An- passungsbedarf haben Regionen zu leisten, die sehr stark auf die Herstellung von Komponenten von konventionellen Antriebssträngen (unter anderem Verbrennungsmotoren, Getriebe oder Kraft- stoffsysteme) konzertiert sind. Dazu ist es erforderlich, die Beschäftigten in der Automobilindustrie differenziert nach Systemen den einzelnen Kreisen zuzuordnen. Das ist in mehrfacher Hinsicht nicht trivial: > Die Automobilindustrie besteht aus mehr Branchen als nur der „WZ 29 Herstellung von Kraftwa- gen und Kraftwagenteilen“. Zusätzlich berücksichtigt werden müssen die Zulieferer aus anderen Branchen. Die amtliche Statistik liefert diese Informationen nicht. Es müssen zusätzlich Unterneh- mensdatenbanken, Websites der Unternehmen und Input-Output-Tabellen verwendet werden. > Die Beschäftigten von Unternehmen des Autoclusters müssen auf die einzelnen regionalen Stand- orte verteilt werden. Die einschlägigen Unternehmensdatenbanken sind nach dem Unterneh- menssitzprinzip organisiert und enthalten im Regelfall die Verteilung auf einzelne Standorte nicht. Das muss recherchiert werden. > Schließlich müssen die Beschäftigten einzelnen Systemen zugeordnet werden, um abschätzen zu können, wie stark die einzelnen Standorte von den Trends der Elektrifizierung, Automatisierung und Vernetzung abhängen. Auch diese Informationen liefern die amtliche Statistik oder Daten- bank nicht. Auch hier sind unternehmensspezifische Recherchen notwendig. Die IW Consult GmbH hat zusammen mit Fraunhofer IAO im Jahr 2021 eine Studie vorgelegt, in der die genannten Probleme gelöst sind: > Bestimmt wurde das Autocluster. Dazu gehören alle Unternehmen, die Teile des Autos oder Zu- lieferungskomponenten herstellen. > Die Beschäftigten von jedem Unternehmen wurden auf die Standorte (kreisfreie Städte oder Landkreise) verteilt. > Für jeden Standort wurden die Beschäftigten ermittelt, die in den Bereichen „traditioneller An- trieb“, „neue Antriebe“, „Automatisierung“, „Vernetzung“ und „Sonstige Systeme“ eingesetzt sind. Die Ergebnisse können auch für die vorliegende Studie verwendet werden. Als Maßstab zur Abgrenzung des Autoclusters soll zunächst der betreffende Beschäftigtenanteil (SV am Arbeitsort im Autocluster in Prozent aller SVBaA) in den einzelnen Regionen verwendet werden. Der bundesdeutsche Durchschnitt liegt im Untersuchungsjahr 2020 bei 3,6 Prozent. Durch Zu- und Ab- schläge von diesem Mittelwert können wiederum vier Gruppen unterschiedlicher Betroffenheit gebil- det werden. Die obere Grenze wird auf das Doppelte und die untere Grenze auf die Hälfte des Mittel- wertes festgelegt. Daraus ergeben sich bezogen auf das Kriterium der Gesamtbeschäftigungsanteile: > 48 Regionen mit einem Anteil von mehr als 7,2 Prozent (sehr hohe Betroffenheit) > 70 Regionen mit einem Anteil zwischen 3,6 Prozent und 7,2 Prozent (hohe Betroffenheit) > 82 Regionen mit einem Anteil zwischen 1,8 Prozent und 3,6 Prozent (niedrige Betroffenheit) > 200 Regionen mit einem Anteil kleiner als 1,8 Prozent (sehr niedrige Betroffenheit) Image 49: IWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 24 Context: Regionale Transformationsnetze 24 Abbildung 2-8: Beschäftigte in der Automobilwirtschaft nach Betroffenheit Vier Stufen der Betroffenheit nach Beschäftigtenanteilen 2020 Quelle: IW Consult-Regionaldatenbank, IW Consult/Fraunhofer IAO (2021), eigene Berechnungen Für die Verwendung „aller Beschäftigten des Autoclusters“ als Maßstab für die Betroffenheit spricht, dass sich mit der Veränderung der Antriebe die gesamten Fahrzeuge verändern. Das gilt insbesondere für die Endfertigung der großen Hersteller. Es kommt hinzu, dass mit dem Wechsel des Antriebsstrangs insgesamt neue Produktionsanlagen entstehen und neue Produktionsverfahren entwickelt werden müssen. Damit stehen die derzeitigen Standorte auf dem Prüfstand. Das spricht dafür, dass die ge- samte Automobilwirtschaft einem starken Wandel ausgesetzt ist. Image 50: Image 51: Image 52: ees alll Beschaftigte Autamobilwirtschatt Vier Stufen der Betroffen ach Beschaftigtenanteilen amet BB Sehr niedrige Betroffenheit (200) Niedrige Betroffenheit (82) Hohe Betroffenheit (70) HE Sehr hohe Betroffenheit (48) Image 53: Image 54: iWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 25 Context: Regionale Transformationsnetze 25 Festlegung der Grenzen für Betroffenheitsklassen Auch bei der Festlegung dieser Klassengrenzen (Abschlag und Zuschlag von 20 Prozent vom Mittel- wert) gibt es keine wissenschaftlich fundierte Methode. Es ist eine Heuristik. Je geringer die Zu- und Abschläge zum Mittelwert sind, umso größer werden die Randgruppen mit einer „sehr hohen“ und einer „sehr niedrigen“ Betroffenheit. Das führt dazu, dass sehr viele Regionen diesen Gruppen zu- geordnet werden. Werden die Zu- und Abschläge auf null gesetzt (also nur die Gruppen über- oder unterdurchschnittlich betrachtet), wäre in etwa die Hälfte der Regionen „hoch betroffen“. Die Un- terschiede in den beiden Gruppen wären dann aber so hoch, dass die Zielgröße der Homogenität verletzt wäre, denn es sollen Regionen zusammengefasst werden, die einem Problem in einer ähn- lichen Intensität gegenüberstehen. Je mehr Gruppen gebildet werden, desto mehr wird das Krite- rium der Homogenität erfüllt. Die vorgeschlagenen vier Gruppen sind dafür eine Untergrenze. Zur Klassenbildung gibt es andere Verfahren als hier verwendete: > In der Regionalförderung wird oft eine maximale Gebietskulisse festgelegt, die beispielsweise vorgibt, wie viel der Einkommen, der Erwerbstätigen oder der Wertschöpfung im Fördergebiet liegen soll. Die einzelnen Regionen werden dann nach Fördernotwendigkeit (also hier nach der Bedeutung des Autoclusters) in eine Rangfolge von hoch bis niedrig skaliert. Danach werden Regionen nach dieser Reihenfolge so lange zum Fördergebiet hinzugenommen, bis die festge- legte Gebietskulisse erreicht ist. Dieses Verfahren funktioniert in dieser Studie nicht, weil ge- rade die Größe der betroffenen Gebiete ermittelt werden soll. > Möglich wären Perzentil-Methoden. Hier würde eine Gruppenbildung über die Verteilung der Merkmalsausprägung vorgenommen. Bei Quartilen würden die Regionen der höchsten Betrof- fenheitsstufe zugeordnet, deren Merkmalsausprägung zu den 25 Prozent mit den höchsten Werten zählt. Das Werturteil steckt dann in der Feststellung des Perzentils (zum Beispiel Dezil, Quantil oder Quartil). > Anstatt fester Zu- und Abschläge zum Mittelwert könnte die Klassenbreite auch durch Stan- dardabweichungen der Merkmalsausprägungen bestimmt werden. > Anstatt des Mittelwertes kann der Medianwert verwendet werden. Er ist unabhängiger von extremen Merkmalsausprägungen. Diese Abgrenzung hat den Nachteil, dass Regionen nicht berücksichtigt werden könnten, die einen besonders hohen Beschäftigtenanteil im Bereich der traditionellen Antriebe haben. Das sind die Hot- spots der Transformation, weil dort der Veränderungsbedarf besonders hoch ist. Zusätzlich sollen des- halb die Regionen einbezogen werden, die einen sehr hohen Beschäftigungsanteil im Bereich der tra- ditionellen Antriebe haben. Im Durchschnitt liegt dieser Anteil bundesweit bei 0,8 Prozent aller SVB am Arbeitsort. In der Studie der IW Consult und Fraunhofer IAO für das BMWK (2021) wurden Regio- nen als „besonders betroffen“ eingestuft, die einen Beschäftigungsanteil im Bereich der traditionellen Antriebe von mindestens 2,4 Prozent (dem Dreifachen des Durchschnitts) haben. Als weitere Neben- bedingung wird gefordert, dass diese Regionen zumindest einen durchschnittlich hohen Beschäfti- #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 26 Context: Regionale Transformationsnetze 26 > Wolfsburg (47,3 Prozent) > Ingolstadt (46,7 Prozent) > Dingolfing-Landau (43,7 Prozent) > Emden (29,7 Prozent) > LK Rastatt (29,4 Prozent) > Schweinfurt (29,1 Prozent) > LK Germersheim (25,3 Prozent) > Salzgitter (21,9 Prozent) > LK Heilbronn (20,6 Prozent) > LK Kassel (19,6 Prozent) Die automobilen Transformationsregionen setzen sich aus Gruppen zusammen: > 40 Hotspots, das heißt Regionen mit einem besonders hohen Anteil im Bereich der traditionellen Antriebe und einem mindestens durchschnittlichen Beschäftigungsanteil in der Automobilwirt- schaft insgesamt oder > 48 Regionen mit einem besonders hohen Beschäftigungsanteil in der Automobilwirtschaft insge- samt Die Hälfte der 48 Regionen mit besonders hoher Beschäftigung in der Automobilwirtschaft sind auch gleichzeitig Hotspots. Insgesamt 64 kreisfreie Städte und Landkreise (64 = 40 + 48  24) zählen damit zu den automobilen Transformationsregionen. Die Abbildung 2-9 zeigt im Überblick die 64 vom auto- mobilen Strukturwandel besonders betroffenen Regionen. Davon sind 40 gleichzeitig Hotspots, das heißt, sie haben eine überdurchschnittliche Autodichte und sind besonders stark von traditionellen Antrieben abhängig. Image 56: iWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 27 Context: Regionale Transformationsnetze 27 Abbildung 2-9: Automobile Transformationsregionen Besonders hohe SVB-Anteile im Autocluster unter Berücksichtigung von Hotspots Quelle: IW Consult-Regionaldatenbank, IW Consult/Fraunhofer IAO (2021), eigene Berechnungen 2.3.3 Besonders vom ökologischen Wandel betroffene Regionen Die Festlegung der vom ökologischen Wandel besonders betroffenen Regionen erfolgt (ähnlich wie bei dem Autocluster) zweistufig: Berücksichtigt werden Regionen mit einem hohen Besatz energieintensi- ver Branchen oder ergänzend Regionen mit Standort mit überdurchschnittlichen CO2- und strominten- siven Anlagen. Image 57: we. Gate ithe. Image 58: Lé ca Pet oS ws ) ay | apa aye kt er ogee Image 59: oder im Bereich (64) gionen Sonstige Region (336) HB Automobile Transformationsregion utomobile Transformationsre Sehr hoher SVB-Anteil im Autocluster von G icaditionelle Antriebe (40) ,traditionelle Antriebe” q : f ; A yg Aa tee. eGo J dy ‘. Ses SSE ys ¢ as Image 60: le Saye 200 km Image 61: IWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 28 Context: Regionale Transformationsnetze 28 Zunächst werden in einem ersten Schritt die Branchen im Bereich der Industrie bestimmt, die beson- ders energieintensiv sind. Dafür werden die durchschnittlichen Energiekostenanteile verwendet, wie sie in der Kostenstrukturerhebung des Statistischen Bundesamtes ausgewiesen sind. Einbezogen wer- den die Branchen auf der WZ-2-Steller-Ebene, die einen überdurchschnittlichen Energiekostenanteil haben. Folgende Branchen erfüllen die Kriterien: > Kohlenbergbau (WZ 05) > Erzbergbau (WZ 07) > Gewinnung von Steinen und Erden, sonstiger Bergbau (WZ 08) > Herstellung von Textilien (WZ 13) > Herstellung von Holz-, Flecht-, Korb- und Korkwaren (WZ 16) > Herstellung von Papier, Pappe und Waren daraus (WZ 17) > Kokerei und Mineralölverarbeitung (WZ 19) > Herstellung von chemischen Erzeugnissen (WZ 20) > Herstellung von Glas und Glaswaren, Keramik, Verarbeitung von Steinen und Erden (WZ 23) > Metallerzeugung und -bearbeitung (WZ 24) > Energieversorgung (WZ 35) > Sammlung, Behandlung und Beseitigung von Abfällen; Rückgewinnung (WZ 38) > Beseitigung von Umweltverschmutzungen und sonstige Entsorgung (WZ 39) Im Durchschnitt können 4,8 Prozent aller SVB diesen Branchen zugeordnet werden. Wiederum sollen vier Gruppen mit unterschiedlicher Betroffenheit gebildet werden. Dazu müssen Klassengrenzen defi- niert werden. Die obere Grenze soll das Doppelte (9,9 Prozent) und die untere Grenze die Hälfte (2,5 Prozent) des Mittelwertes betragen. > 34 Regionen mit einem Anteil von mehr als 9,6 Prozent (sehr hohe Betroffenheit) > 162 Regionen mit einem Anteil zwischen 4,8 Prozent und 9,6 Prozent (hohe Betroffenheit) > 158 Regionen mit einem Anteil zwischen 2,4 Prozent3 und 4,8 Prozent (niedrige Betroffenheit) > 46 Regionen mit einem Anteil kleiner als 2,4 Prozent (sehr niedrige Betroffenheit) Die Abbildung 2-10 zeigt die Regionen nach der Höhe der Beschäftigungsanteile in energieintensiven Branchen. Sehr hoch betroffen sind die 34 Regionen mit einem Beschäftigungsanteil von mehr als 9,6 Prozent (Stufe 4). 3 Die Hälfte des Mittelwertes. Image 62: iWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 30 Context: Regionale Transformationsnetze 30 > Gelsenkirchen, Stadt > Rhein-Erft-Kreis > Oder-Spree-Kreis > Görlitz > Uckermark > Frankfurt (Oder), Stadt > Burgenlandkreis > Rhein-Kreis Neuss Sofern diese Hotspot-Regionen nicht bereits durch das erste Kriterium der Stufe 4 zugeordnet sind und die Regionen einen mindestens durchschnittlichen Besatz mit energieintensiven Branchen haben, wer- den sie zusätzlich berücksichtigt, wenn sie zumindest einen durchschnittlichen Besatz mit energiein- tensiven Branchen haben. Das Ergebnis: > 59 Regionen der Stufe 4 (sehr hohe Betroffenheit) > 137 Regionen der Stufe 3 (hohe Betroffenheit) > 158 Regionen der Stufe 2 (niedrige Betroffenheit) > 46 Regionen der Stufe 1 (sehr niedrige Betroffenheit) Diese Ergebnisse zeigen, dass die Anwendung des Doppelkriteriums einen erheblichen Einfluss auf die Anzahl der sehr hoch betroffenen Regionen hat. Die Anzahl steigt von 38 auf 59 kreisfreie Städte oder Landkreise an. Von den Hotspot-Regionen bleiben aber 20 (Helmstadt, Lüchow-Dannenberg, Wil- helmshaven, Cloppenburg, Leer, Oldenburg, Vechta, Aachen, Herne, Cochem-Zell, Kusel, Stadt Karls- ruhe, Saarlouis, Frankfurt/Oder, Havelland, Märkisch-Oderland, Mecklenburgische Seenplatte, Lud- wigslust-Parchim, Magdeburg und Erfurt), weil sie keinen zumindest durchschnittlichen Besatz mit energieintensiven Branchen haben. Hinweis: Anzumerken ist bei diesem Auswahlkonzept weiterhin, dass Regionen nicht allein deshalb als „besonders betroffen“ eingestuft werden, nur weil sie über einzelnen emissions- oder stromintensiven Anlagen verfügen. Es sollen nur Regionen einbezogen werden, die insgesamt durch CO2-intensvise Branchen geprägt sind. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass es auch außerhalb der identifizierten Gebiete sehr energieintensive Anlagen gibt, die auf einer einzelbetrieblichen Ebene eine Transforma- tionsproblem (z. B. Umstellung der Energieversorgung auf Wasserstoff) haben. Insgesamt gibt es 52 kreisfreie Städte oder Landkreise, die bei den Hotspot-Kriterien Strom- oder CO2-Intensität in die höchste Betroffenheitsstufe fallen, aber trotzdem nicht als „insgesamt besonders betroffene Region“ klassifiziert werden. Image 68: iWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 31 Context: Regionale Transformationsnetze 31 Methoden: Listen besonders CO2- und stromintensiver Anlagen Genutzt werden zwei Datenquellen. Zum einen sind das die Anlagen, die nach Angaben des Umwelt- bundesamtes eine Ausnahmegenehmigung vom EU-Zertifikatenhandel haben. Das sind sehr CO2- intensive Anlagen, deren Emissionen postleitzahlscharf bekannt sind. Insgesamt wurden 2019 Anla- gen mit einer Emission von insgesamt 705 Millionen Tonnen CO2 erfasst. Rund 35 Prozent entfallen davon auf die Energiewirtschaft, 24 Prozent auf die Industrie, 23 Prozent auf den Verkehr, 17 Pro- zent auf Gebäude und ein Prozent auf die Landwirtschaft. In dem Index sind alle Emissionsbereiche erfasst, unabhängig davon, ob sie direkt der Wirtschaft zuordenbar sind. Zur Korrektur der unter- schiedlichen Größe der Regionen wird die CO2-Intensität (CO2-Ausstoß je Industriebeschäftigten4) berechnet. Der Durchschnitt über alle Regionen wird gleich eins gesetzt. Die obere Grenze für be- sonders betroffene Branchen soll zwei (also das Doppelte) betragen. Die Untergrenze wird auf 0,5 gesetzt. Zum anderen werden die vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) postleitzahl- scharf gelisteten großen Stromverbraucher berücksichtigt. Das sind stromintensive Anlagen, die den besonderen Ausgleichsregelungen unterliegen. Die Anlagen wurden der Zahl nach erfasst und als relative Kennziffer (Anlagen je Industriebeschäftigten) ausgedrückt. Wiederum wird der bundes- deutsche Mittelwert gleich eins gesetzt; die obere Grenze liegt bei zwei und die untere Grenze bei 0,5. Aus beiden Kennziffern wird anschließend ein Hotspot-Index für CO2-Intensität ermittelt. Die beiden Einzelindizes gehen jeweils mit einem Gewicht von 0,5 ein. 4 Alternativ könnte auch die Industrieproduktion als Maßstab genommen werden. Image 69: IWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 32 Context: Regionale Transformationsnetze 32 Abbildung 2-11: Ökologische Transformationsregionen Besonders hohe SVB-Anteile in energieintensiven Branchen unter Berücksichtigung von Hotspots Quelle: IW Consult-Regionaldatenbank, BAFA (2022), UBA (2022), eigene Berechnungen Image 70: Image 71: 0 Y iG Vp at % 4 GY, ufffp. a 9 SU Py 4 Image 72: S . . : : at - Image 73: e <= [3 o N Image 74: iWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 33 Context: Regionale Transformationsnetze 33 2.3.4 Besonders vom digitalen Wandel betroffene Regionen Die dritte Herausforderung im Strukturwandel ist die Bewältigung der Digitalisierung. Vorliegende em- pirische Ergebnisse zeigen, dass die deutschen Unternehmen bei der Digitalisierung eher am Anfang der Entwicklung stehen. Die IW Consult hat im Rahmen des BMWK-Projektes zur Messung der Digitalisierung der deutschen Wirtschaft ein Reifegradmodell entwickelt, das zeigt, wie stark die Prozesse in den Unternehmen digi- talisiert sind (ZEW et al, 2022). Die bundesweiten Befragungsergebnisse zeigen, dass die Digitalisierung der Unternehmen erst am Anfang ist. Die Ergebnisse für das Jahr 2021 zeigen, dass von den Unterneh- men der gewerblichen Wirtschaft > 27,2 Prozent kaum, > 50,1 Prozent schwach und > 22,7 Prozent stark digitalisiert sind. Basis dafür ist die Auswertung von 1.800 Fragebögen. Dabei gibt es Unterschiede zwischen Unternehmensgrößenklassen. In Unternehmen mit mehr als 250 Beschäftigten liegt der An- teil der Reifegradstufe „stark digitalisiert“ bei 47,1 Prozent. Der Index basiert auf einer systematischen Auswertung der Websites aller deutscher Unternehmen mit einer Website auf Basis eines semantischen Modells. Dabei werden die Websites auf 29 Wortwol- ken mit rund 200 Untergriffen und Schlagwörtern abgesucht, die auf den Einsatz digitaler Technolo- gien, Prozesse, Geschäftsmodellen oder Produkten hinweisen. Werden auf der Website eines Unter- nehmens Begriffe aus mindestens zwei verschiedenen Wortwolken gefunden, gilt das Unternehmen als digital-affin. Grundlage dieser BigData-Analyse ist die Plattform BEAST des Dienstleisters beDirect, die einen Vollzugriff auf die Websites ermöglicht. Ein Unternehmen kann bei diesem Verfahren nur zwei Zustände haben: digital-affin“ oder „nicht-digital-affin“. Ein Index kann daraus erst dann konstru- iert werden, wenn mehrere Unternehmen zu Gruppen (u. a. Branchen, Größenklassen, Regionen, Al- ter) zusammengefasst werden. Als einfache Kennzahl zur Beschreibung der digitalen Affinität wird der Anteil der digital-affinen Unternehmen an allen Unternehmen der betrachteten Subgruppe verwen- det. Je höher dieser Anteil ist, desto höher ist die digitale Reife der betrachteten Gruppe. Der Erkennt- nisgewinn ist nicht die absolute Höhe dieser Anteile, sondern er liegt in dem Vergleich mit anderen Benchmarkgruppen. Eine bundesweite Auswertung des Indexes zeigt strukturell ähnliche Ergebnisse wie die oben erwähnten Befragungen. Der Anteil der I4.0-affinen-Unternehmen steigt mit der Unter- nehmensgröße deutlich an. Technologieorientierte und wissensintensive Branche, wie ITK, Telekom- munikation, Elektroindustrie, Maschinenbau, Fahrzugbau oder wirtschaftsnahe Dienstleistungen, ha- ben deutlich überdurchschnittliche Anteile. In der Bauwirtschaft, im Gastgewerbe, in den Bereichen Handel, Verkehr und Logistik oder in der Konsumgüterindustrie sind die Anteile deutlich unterdurch- schnittlich. Auch bei der Digitalisierung werden über Grenzwerte vier Klassen der Betroffenheit gebildet. Der Durchschnittswert beträgt 8,6 Prozent5. Die obere Grenze beträgt 75 Prozent und die untere Grenze 5 Im Durchschnitt haben 8,6 Prozent der Unternehmen das I4.0-Readiness-Kriterium erfüllt, das heißt, es finden sich zumindest aus 2 der 29 Wortwolken die gesuchten Begriffe. Image 75: IWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 35 Context: Regionale Transformationsnetze 35 Abbildung 2-12: Besonders vom digitalen Wandel betroffene Regionen Einordnung der Regionen in vier Betroffenheitsstufen1) 1) Regionen mit den niedrigsten Anteilen I4.0-affiner Unternehmen werden als „sehr hoch betroffen“ klassifiziert. Quelle: IW Consult-Regionaldatenbank (2022), beDirect (2022), eigene Darstellung Image 77: Image 78: Image 79: if. Transformationsregionen Vier Stufen der Betroffenheit nach 14.0-Readinessanteil im Jahr 2020 Sehr niedrige Betroffenheit (51) Niedrige Betroffenheit (134) Hohe Betroffenheit (166) HE se Sehr hohe Betroffenheit (49) % Image 80: con, un ee Se oN Image 81: IWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 36 Context: Regionale Transformationsnetze 36 2.3.5 Überschneidungen bei den vom Wandel betroffenen Regionen In diesem Kapitel wird diskutiert, ob es sinnvoll ist > drei Einzelergebnisse (Automobil, Ökologie und Digitalisierung) zusammenzufassen und nur eine einzige Landkarte der von der Transformation betroffenen Regionen zu zeichnen, > nur zwei der drei Herausforderungen (Auto und Ökologie) zusammen zu betrachten oder > gänzlich auf eine solche Aggregation zu verzichten. Grundlage der Analyse sind die vorne ermittelten Klassenzuordnungen, insbesondere die Kategorien „sehr betroffen“ (Stufe 4). Vorüberlegungen Eine Zusammenfassung der Themenfelder ist nur sinnvoll, wenn die Herausforderungen im Struktur- wandel eine gemeinsame Ursache haben und die Entwicklung deshalb von hinreichend ähnlichen Trei- bern abhängt. Folgende Hypothesen über mögliche gemeinsame Wurzeln sollen überprüft werden: > Der Fokus der Studie liegt auf der Industrie – genauer industriegeprägten Regionen. Die automo- bile und die ökologische Transformation betreffen vor allem die industriellen Kernsektoren. Wenn festzustellen wäre, dass Industrieregionen von diesen Trends stark überdurchschnittlich betroffen sind, wäre eine aggregierte Betrachtung zumindest dieser Bereiche angemessen. > Die Digitalisierung ist ein branchenübergreifender Trend, der die Dienstleistungssektoren ge- nauso verändert wie die Industrie. Deshalb gibt es hier weniger inhaltliche Überschneidungen. Das spräche gegen eine Aggregation der Trends. > Die Herausforderungen der Transformation könnten in Regionen konzentriert sein, die im über- durchschnittlichen Ausmaß von der Deindustrialisierung betroffen sind. Das würde begründen, die drei Trends kumulativ als zusätzliches Risiko zu berücksichtigen. Bei der Verwendung der Gruppenzuordnungen (Betroffenheitsstufen) kommt es entscheidend darauf an, ob mit „Und-“ oder „Oder-Verknüpfungen“ gearbeitet wird. Bei „Und-Verknüpfungen“ müssen die gewünschten Gruppenzuordnungen für alle Teilbereiche erfüllt sein; bei „Oder-Verknüpfungen“ reicht die Erfüllung einer Anforderung. Wenn es starke Überschneidungen der Problemregionen (und damit eine gemeinsame Ursache für die Probleme) gibt, sind Und-Verknüpfungen sachgerecht. Gibt es nur wenige Überschneidungen, sind Oder-Verknüpfungen sinnvoller. Überschneidungen bei Verwendung der Gruppenzuordnungen Eine wichtige Information zur Beantwortung der oben gestellten Fragen ist die Anzahl der Regionen, die die Bedingung für eine „sehr starke Betroffenheit“ (Gruppe 4 in den obigen Ausführungen) in ei- nem, zwei oder allen drei Themenfeldern (Auto, Ökologie und Digitalisierung) erfüllen. Die Tabelle 2-1 zeigt die Ergebnisse: > Bei der Zugrundelegung des Kriteriums (sehr hoch betroffen) erfüllt keine Region in allen drei Be- reichen (Auto, Energie und Digitalisierung) gleichzeitig die Kriterien. > 21 Regionen schaffen immerhin bei zwei der drei Themen die Zuordnung in diese höchste Gruppe der Betroffenheit. > Betrachtet man Zweierkombinationen, erfüllen sechs Regionen die Bedingungen bei den Themen „Auto + Ökologie“ und drei Regionen die Bedingungen für „Auto + Digitalisierung“. Zwölf kreisfreie #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 39 Context: Regionale Transformationsnetze 39 Abbildung 2-14: Zusammenhang zwischen Betroffenheit von ökologischer Transformation und Industriedichte Kleinstquadrate-Regression Quelle: Eigene Berechnungen Image 87: Image 88: 9}4SIPSljSnpu] Image 89: 90 80 70 60 50 Energieindex Image 90: IWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 45 Context: Regionale Transformationsnetze 45 Mit den beiden Dimensionen (Lage und Zukunftschancen) können die Regionen in einer Vier-Felder- Matrix zugeordnet werden: > Cluster 4 (Outperformer): RCI gut und Lage gut9 > Cluster 3 (Potenzialregionen): RCI gut und Lage schlecht > Cluster 2 (Risikoregionen): RCI schlecht und Lage gut > Cluster 1 (Stressregionen): RCI schlecht und Lage schlecht Es befinden sich > 128 Regionen in Cluster 4 (Outperformer), > 54 Regionen in Cluster 3 (Potenzialregionen), > 77 Regionen in Cluster 2 (Risikoregionen) und > 141 Regionen in Cluster 1 (Stressregionen). Die Tabelle 2-2 und Abbildung 2-19 zeigen die Ergebnisse im Überblick. Tabelle 2-2: Anzahl der Regionen nach Lage und Chancen (RCI) Typisierung von 400 kreisfreien Städten und Landkreisen Quelle: Eigene Berechnungen 9 Dabei werden die beiden oberen und die beiden unteren Gruppen des Lage- und RCI-Indexes jeweils zusammengefasst. | Kriterien Lage und RCI | RCI schlecht | RCI gut | Gesamt | | -------- | -------- | -------- | -------- | | Lage gut | 77
(Risikoregionen) | 128
(Outperformer) | 205 | | Lage schlecht | 141
(Stressregionen) | 54
(Potenzialregionen) | 195 | | Gesamt | 218 | 192 | 400 | Image 110: IWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 47 Context: | Gering verdichtete ländli-
che Räume | 24 (16 %) | 2 (1 %) | 49 (34 %) | 71 (49 %) | 146 (100 %) | | Gesamt | 128 (32 %) | 54 (14 %) | 77 (19 %) | 141 (35 %) | 400 (100 %) | Quelle: Eigene Berechnungen Image 116: IWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 50 Context: Regionale Transformationsnetze 50 Abbildung 2-20: Gesamtbeurteilung der Regionen nach sozio-ökonomischer Struktur Strukturindex unter Berücksichtigung von Lage, RCI, Wachstumsumfeld und Risiko der Regionen Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis der Klassifizierungen Image 119: Image 120: Image 121: a a Nesta a ye Strukturindex 5 Index von 0 (sehr schwach) bis 100 {sehr stark) (Anzahl der Regionen) M< 25Punkte (59) < 50Punkte (155) < 75Punkte (114) WE < 100Punkte (72) Image 122: Image 123: iWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 51 Context: Regionale Transformationsnetze 51 2.4.2 Analyse der Transformationsregionen im Bereich Auto Die Tabelle 2-5 zeigt im Überblick die Größe und Struktur des Autoclusters: > Wie bereits vorne in Kapitel 2.3.2 gezeigt, sind 64 Kreise oder kreisfreie Städte besonders stark von dem automobilen Strukturwandel betroffen. In diesen Regionen befinden sich 14 Prozent al- ler sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze. > Die automobilen Transformationsregionen können weit überwiegend in Industrieregionen veror- tet werden. 48 der 64 kreisfreie Städte oder Landkreise sind in Regionen zu finden, die besonders überdurchschnittlich industriell geprägt sind. Das sind drei Viertel aller vom automobilen Struk- turwandel besonders betroffene Regionen. > In diesem Autocluster ist der Industrieanteil an der Beschäftigung mit 32,6 Prozent überdurch- schnittlich hoch. Bundesweit liegt diese Quote bei 21,7 Prozent. Dieser Beschäftigungsanteil ist zwischen 2010 und 2021 um 2,6 Prozentpunkte gefallen. Das liegt in etwa im Bundesdurchschnitt. Auch die Gesamtbeschäftigung und die Zahl der industriellen Arbeitsplätze haben sich in diesem Zeitraum wie im Bund entwickelt. > Der Lageindex (109,3 Indexpunkte) und der regionale Chancenindex (103,0 Indexpunkte) sind in dem hoch betroffenen Autocluster überdurchschnittlich hoch. Fazit: Die vom automobilen Strukturwandel betroffenen Regionen haben einen hohen Industrieanteil und sind durch ein durchschnittliches Wachstumsumfeld gezeichnet. Sie haben eine bessere Ausgangs- lage und einen höheren Chancenindex. Zumindest im Durchschnitt sind es keine traditionell struktur- schwachen Regionen. Tabelle 2-5: Größe und Struktur des Automobilclusters Dargestellt nach vier Stufen der Betroffenheit Quelle: IW Consult-Regionaldatenbank (2022), eigene Berechnungen | Stufen der
Betroffenheit | Anzahl
Regionen | Anteil SV-
Beschäftigte
(2021) | Industrieanteil
(2021) | Veränderung
Industrieanteil
(2010-2021) | | -------- | -------- | -------- | -------- | -------- | | Stufe 4 (sehr stark) | 64 | 14,0 | 32,6 | -2,6 | | Stufe 3 (stark) | 61 | 17,2 | 22,7 | -2,9 | | Stufe 2 (schwach) | 75 | 19,1 | 24,6 | -3,0 | | Stufe 1 (sehr schwach) | 200 | 49,7 | 17,2 | -2,4 | | Gesamt | 400 | 100,0 | 21,7 | -2,6 | | Stufen der Betroffen-
heit | Wachstums-
umfeld
(2021-2010) | Industriebe-
schäftigung
(2021-2011) | Lageindex | Chancenindex
(RCI) | | Stufe 4 (sehr stark) | 108,6 | 110,8 | 109,3 | 103,0 | | Stufe 3 (stark) | 110,1 | 107,6 | 103,2 | 101,6 | | Stufe 2 (schwach) | 109,3 | 108,0 | 102,5 | 99,0 | | Stufe 1 (sehr schwach) | 109,4 | 106,5 | 95,1 | 99,0 | | Gesamt | 109,4 | 107,9 | 100,0 | 100,0 | Image 124: IWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 52 Context: Regionale Transformationsnetze 52 Ordnet man die 64 Autocluster der Stufe 4 (sehr starke Betroffenheit) in die vier Felder nach Lage und Zukunftschancen ein, ergibt sich ein differenziertes Bild: > 30 Regionen sind Outperformer (gute Lage und guter RCI). > 18 kreisfreie Städte oder Landkreise sind Stressregionen mit einer schlechten Ausgangslage und einem unterdurchschnittlichen RCI. Dort dürfte die Bewältigung der Transformation besonders schwierig werden. > 12 Regionen sind Risikoregionen mit einer guten Ausgangslage, aber einem unterdurchschnittli- chen Chancenindex. > 4 Regionen können dem Typ Potenzialregion zugeordnet werden; sie haben zwar eine schwache Ausgangslage, aber überdurchschnittlich hohe Zukunftschancen. Tabelle 2-6: Zuordnung der besonders betroffenen Regionen nach Lage und Chancen (RCI) Regionen der Betroffenheitsstufe 4 Quelle: Eigene Berechnungen Fazit: Die vom automobilen Strukturwandel besonders betroffenen Regionen sind mit Blick auf die Ausgangslage und die Zukunftschancen nicht homogen. Besonders herausfordernd sind die Transfor- mationsaufgaben in den 18 kreisfreien Städten oder Landkreisen, die sowohl durch eine unterdurch- schnittliche Ausgangslage als auch einen unterdurchschnittlichen Chancenindex gekennzeichnet sind. Diese Heterogenität zeigt sich auch bei einem Blick auf die einzelnen Themenfelder des regionalen Chancenindexes (RCI): > Bei den Themen Wissen, Digitalisierung, Branchenstruktur und Demografie erreichen die 64 au- tomobilen Transformationsregionen überdurchschnittliche Indexwerte (Bund = 100). Im Themen- feld „Infrastruktur und Attraktivität“ wird ein schwach unterdurchschnittlicher RCI gemessen. > In allen Themenfeldern habe die Outperformer deutlich bessere Werte als die Stressregionen. > Noch deutlicher, aber strukturell ähnlich sind die Unterschiede, wen man die drei TOP-Performer und die drei Low-Performer vergleicht. Fazit: Die strukturellen Unterschiede beim regionalen Chancenindex in der Gruppe der sehr stark vom automobilen Strukturwandel betroffenen Regionen zeigen sich in allen Themenfeldern. Die Regionen sind mit Blick auf die Stärken und Schwächen (gemessen durch den RCI) sehr heterogen. | Kriterien Lage und RCI | RCI schlecht | RCI gut | Gesamt | | -------- | -------- | -------- | -------- | | Lage gut | 12
(Risikoregionen) | 30
(Outperformer) | 42 | | Lage schlecht | 18
(Stressregionen) | 4
(Potenzialregionen) | 22 | | Gesamt | 30 | 34 | 64 | Image 125: iWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 53 Context: Regionale Transformationsnetze 53 Tabelle 2-7: Komponenten des regionalen Chancenindexes (RCI) in den automobilen Trans- formationsregionen Einordnung der Regionstypen nach Themen des RCI | Lage und RCI | Wissen | Digitalisie-
rung | Branchen-
struktur | Demo-
grafie | Infrastruktur
und
Attraktivität | | -------- | -------- | -------- | -------- | -------- | -------- | | Outperformer | 116,1 | 115,5 | 115,1 | 119,3 | 104,2 | | Potenzialregionen | 107,8 | 109,9 | 106,3 | 110,3 | 108,4 | | Risikoregionen | 92,2 | 93,0 | 97,7 | 89,9 | 92,5 | | Stressregionen | 91,6 | 93,0 | 97,5 | 77,8 | 89,4 | | Gesamt | 104,2 | 104,6 | 106,3 | 101,6 | 98,1 | | Bund | 100,0 | 100,0 | 100,0 | 100,0 | 100,0 | | Rang | High Performer | | | | | | 1 | 169,6 | 185,2 | 148,5 | 145,2 | 124,2 | | 2 | 152,3 | 167,7 | 139,9 | 141,8 | 117,4 | | 3 | 148,6 | 155,0 | 139,0 | 140,8 | 115,8 | | Rang | Low Performer | | | | | | 62 | 84,8 | 83,0 | 82,3 | 59,0 | 82,2 | | 63 | 83,9 | 81,6 | 81,1 | 56,0 | 74,4 | | 64 | 74,1 | 74,1 | 73,9 | 73,8 | 73,8 | Quelle: IW Consult-Regionaldatenbank (2022), eigene Berechnungen Auch bei der Analyse der automobilen Transformationsregionen und der Auswahl von Transforma- tionsnetzwerken können als zusätzliche Kriterien das Wachstumsumfeld und das Risiko durch struk- turbestimmende Branchen und Unternehmen berücksichtigt werden. Die Tabelle 2-8 zeigt die Vertei- lung der Regionen auf die insgesamt 32 Typen: Von den 30 Outperformern liegen 11 in einem sehr guten Wachstumsumfeld, aber auch 9 in einem sehr schwachen Umfeld. Auch das ist wieder ein Hinweis auf hohe Heterogenität des besonders vom Strukturwandel betroffenen Autoclusters. In dem identifizierten Autocluster gibt es überdurchschnittlich viele Regionen, die Risiken durch struk- turbestimmende Branchen oder Unternehmen haben. Das ist aufgrund der Größe der Unternehmen des Autoclusters wenig überraschend. Sehr auffällig ist aber, dass in der Gruppe der Stressregionen 12 von 18 kreisfreien Städten oder Land- kreisen ein sehr schwaches Umfeld haben. In neun von diesen Regionen gibt es sogar Risiken durch strukturbestimmende Unternehmen. Zu den Regionen zählen Northeim, Emden, Märkischer Kreis, Odenwaldkreis, Donnersbergkreis, Saarlouis, Saarpfalz-Kreis, Brandenburg, Zwickau, Sömmerda und Sonneberg. Image 126: IWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 54 Context: Regionale Transformationsnetze 54 Tabelle 2-8: Typisierung der automobilen Transformationsregionen nach Lage, Zukunfts- chancen, Umfeld und Risiken Einordnung der Regionen nach Regionstypen (Lage und RCI), Wachstumsumfeld und Risiko | Umfeld | Risiko | Typ nach Lage und RCI Out-
performer | Potenzial-
regionen | Risiko-
regionen | Stress-
regionen | Gesamt | | Sehr gut | niedrig | 1 | 0 | 2 | 1 | 4 | | -------- | -------- | -------- | -------- | -------- | -------- | -------- | | | hoch | 10 | 1 | 1 | 0 | 12 | | Gut | niedrig | 1 | 0 | 2 | 1 | 4 | | |hoch | 3 | 0 | 0 | 0 | 3 | | Schwach | niedrig | 2 | 0 | 1 | 0 | 3 | | |hoch | 4 | 0 | 1 | 0 | 5 | | Sehr schwach | niedrig | 1 | 3 | 0 | 5 | 9 | | |hoch | 8 | 0 | 5 | 11 | 24 | | Gesamt | | 30 | 4 | 12 | 18 | 64 | Quelle: IW Consult-Regionaldatenbank (2022), eigene Berechnungen Im zweiten Teil dieser Studie sollen ausgewählte Transformationsnetzwerke analysiert werden. Dazu müssen vorab als erste Auswahl besonders interessante Automobilregionen identifiziert werden. Wir schlagen vor, die Auswahl auf die Outperformer und die Stressregionen zu beschränken, weil dort die Ausprägungen mit Blick auf die Ausgangslage und den regionalen Chancenindex extrem sind. Die Ab- bildung 2-21 zeigt die Zuordnung der 64 Regionen des Autoclusters im Überblick auf die vier Typen Outperformer, Potenzialregionen, Risikoregionen und Stressregionen. Image 127: iWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 55 Context: Regionale Transformationsnetze 55 Abbildung 2-21: Regionstypen nach Lage und RCI in den automobilen Transformationsregi- onen Einordung der automobilen Transformationsregionen in Stressregionen, Risikoregionen, Potenzialregionen und Outperformer Quelle: Eigene Berechnungen Image 128: Image 129: Image 130: Regionstypen im Autocluster Nach Lageindex und RCI Kein Autocluster (336) (i) Stressregion (18) i Risikoregion (12) B Potenzialregion (4) Oo Outperformer (30) Image 131: 200 km Image 132: IWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 56 Context: Regionale Transformationsnetze 56 2.4.3 Analyse der Transformationsregionen im Bereich Ökologie Die Tabelle 2-9 zeigt im Überblick die Größe und Struktur der von der ökologischen Transformation betroffenen Regionen: > Wie bereits vorne in Kapitel 2.3.3 gezeigt, sind 59 Kreise oder kreisfreie Städte besonders stark von dem ökologischen Strukturwandel betroffen. In diesen Regionen befinden sich 10,6 Prozent aller sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze. > Nur 22 dieser 59 Regionen gehören zu den vorne abgegrenzten Industrieregionen. Die Mehrheit liegt außerhalb dieses Gebietstyps. Das liegt vor allem an den neuen Ländern, die überdurch- schnittliche Transformationsregionen im Bereich „energieintensive Branchen und/oder hohe Emissionen“ haben, aber oft stark unterdurchschnittliche Industrialisierungsgrade aufweisen. Das ist ein wesentlicher Unterschied zu den Transformationsregionen im Bereich Auto. > In diesem Cluster ist der Industrieanteil an der Beschäftigung mit 25,1 Prozent leicht überdurch- schnittlich. Dieser Beschäftigungsanteil ist zwischen 2010 und 2021 um 2,5 Prozentpunkte über- durchschnittlich stark gefallen. Die Industrie- und die Gesamtbeschäftigung haben sich durch- schnittlich entwickelt. > Der Lageindex (9,9 Indexpunkte) und der regionale Chancenindex (91,0 Indexpunkte) sind deutlich unterdurchschnittlich ausgeprägt. Das ist der wesentliche Unterschied zu dem Autocluster. Fazit: Die vom ökologischen Strukturwandel betroffenen Regionen haben einen hohen Industrieanteil und sind durch ein unterdurchschnittliches Wachstumsumfeld gezeichnet. Sie haben sowohl eine deutlich schlechtere Ausgangslage als auch einen unterdurchschnittlichen Chancenindex. Mehrheitlich sind diese Regionen strukturschwach. Tabelle 2-9: Größe und Struktur des Ökologieclusters Dargestellt nach vier Stufen der Betroffenheit Quelle IW Consult-Regionaldatenbank (2022), eigene Berechnungen | Stufen der
Betroffenheit | Anzahl
Regionen | Anteil SV-
Beschäftigte
(2021) | Industrieanteil
(2021) | Veränderung
Industrieanteil
(2010-2021) | | -------- | -------- | -------- | -------- | -------- | | Stufe 4 (sehr stark) | 59 | 10,6 | 25,1 | -2,5 | | Stufe 3 (stark) | 137 | 27,3 | 28,7 | -2,5 | | Stufe 2 (schwach) | 158 | 43,9 | 19,2 | -2,5 | | Stufe 1 (sehr schwach) | 46 | 18,1 | 15,3 | -2,7 | | Gesamt | 400 | 100,0 | 21,7 | -2,6 | | Stufen der Betroffen-
heit | Wachstums-
umfeld
(2021-2010) | Industriebe-
schäftigung
(2021-2011) | Lageindex | RCI | | Stufe 4 (sehr stark) | 104,0 | 104,1 | 92,9 | 91,0 | | Stufe 3 (stark) | 107,6 | 109,9 | 101,0 | 97,1 | | Stufe 2 (schwach) | 109,8 | 107,2 | 100,6 | 103,0 | | Stufe 1 (sehr schwach) | 114,8 | 108,5 | 104,3 | 110,0 | #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 57 Context: Regionale Transformationsnetze 57 Ordnet man die sehr betroffenen 61 Regionen des Ökologieclusters (Stufe 4) in die vier Felder nach Lage und Zukunftschancen ein, ergibt sich ein klares Bild: > Nur in neun Regionen sind die Lage und der RCI gut. Es gibt wenig Outperformer. > Eine Region gehört zu den Potenzialregionen. Die Ausgangslage ist zwar schwach, aber der regio- nale Chancenindex ist überdurchschnittlich. > Zehn Regionen gehören zu der Risikogruppe mit einer guten Ausgangslage, aber einem schwa- chen RCI. > Die weit überwiegende Mehrheit von 39 kreisfreien Städten oder Landkreisen sind Stressregionen mit einer schlechten Ausgangslage und einem unterdurchschnittlichen RCI. Dort dürfte die Bewäl- tigung der Transformation besonders schwierig werden. Tabelle 2-10: Zuordnung der besonders betroffenen Regionen nach Lage und RCI Vom ökologischen Strukturwandel besonders betroffene Regionen (Betroffenheitsstufe 4) Quelle: Eigene Berechnungen Fazit: Die vom ökologischen Strukturwandel besonders betroffenen Regionen sind überwiegend Stressregionen mit Strukturschwächen, die die Transformation zusätzlich erschweren. Auch in dem Ökologiecluster ist innerhalb der 59 identifizierten Regionen eine große Heterogenität mit Blick auf die einzelnen Themenfelder des regionalen Chancenindexes (RCI) zu erkennen. > Bei allen betrachteten Themen (Wissen, Digitalisierung, Branchenstruktur, Demografie sowie Inf- rastruktur und Attraktivität) erreichen die Outperformer überdurchschnittliche Werte. > Die Stressregionen weisen im Gegensatz dazu in allen Themen stark unterdurchschnittlich ausge- prägte Werte auf. > Noch deutlicher ausgeprägt, aber strukturell ähnlich sind die Unterschiede zwischen den drei TOP- Performern und den drei Low-Performern. Fazit: Die strukturellen Unterschiede beim regionalen Chancenindex sind innerhalb des Ökologieclus- ters stark ausgeprägt. Die identifizierten 42 Stressregionen erreichen bei allen Themenfeldern nur sehr schwache Werte. | Kriterien Lage und RCI | RCI schlecht | RCI gut | Gesamt | | -------- | -------- | -------- | -------- | | Lage gut | 10
(Risikoregionen) | 9
(Outperformer) | 19 | | Lage schlecht | 39
(Stressregionen) | 1
(Potenzialregionen) | 40 | | Gesamt | 49 | 10 | 59 | Image 134: IWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 60 Context: Regionale Transformationsnetze 60 Abbildung 2-22: Regionstypen nach Lage und RCI im Ökocluster Einordung des Auto-Clusters in Stressregionen, Risikoregionen, Potenzialregionen und Outperformer Quelle: IW Consult Regionaldatenbank (2022), eigene Berechnungen 2.4.4 Analyse der doppelt betroffenen Regionen Die Tabelle 2-13 zeigt die sieben Regionen, die sowohl beim Thema Auto als auch Ökologie einen be- sonders hohen Transformationsbedarf haben. Drei davon haben eine „gute Lage und einen guten RCI“ (Outperformer). Drei Regionen sind durch eine „schwache Lage und einen schwachen RCI“ gekenn- zeichnet. Es sind Stressregionen. Auffällig ist, dass sechs der sieben identifizierten Regionen aus einem Image 137: Image 138: Image 139: tH aw a Da De Mes £ y a Regionstypen im Okocluster Dt, Nach Lageindex und RCI @ Kein Okocluster (341) » (i) Stressregion (39) 4 s M™ Risikoregion (10) a ® Potenzialregion (1) ~~ 4 ¥ Oo Outperformer (9) Image 140: € x So S a Image 141: iWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 61 Context: Regionale Transformationsnetze 61 schwachen Wachstumsumfeld kommen. Zwei davon (Donnerbergkreis und Sonneberg) sind sogar ex- trem strukturschwach. Tabelle 2-13: Regionen mit sehr hohem Transformationsbedarf bei den Themen Auto und Ökologie | | Lage und RCI | Wachstums-
umfeld | Risiko | Struktur-
index1) | | -------- | -------- | -------- | -------- | -------- | | Salzgitter, Stadt
Groß-Gerau
Hof
Harz
Donnersbergkreis
Sonneberg | Outperformer
Outperformer
Risikoregion
Stressregion
Stressregion
Stressregion | sehr schwach
sehr schwach
sehr schwach
sehr schwach
sehr schwach
sehr schwach | hoch
hoch
hoch
niedrig
hoch
hoch | schwach
schwach
Sehr schwach
Sehr schwach
Sehr schwach
Sehr schwach | 1) Für die Definition siehe Kapitel 2.4.1 Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis der Klassifizierungen 2.4.5 Sensitivitätsanalyse Für die Abgrenzung der Regionen mit besonders hohem Transformationsbedarf gibt es keine wissen- schaftlich ableitbaren Regeln. Die Auswahl der Indikatoren, der Grenzwerte und Methoden ist eine Konvention. In Sensitivitätsanalysen kann überprüft werden, inwieweit die Ergebnisse von diesen An- nahmen abhängen. Zu hinterfragen sind dabei folgende Annahmen: > Bei der Abgrenzung des Autoclusters wurden die Regionen mit einer besonders hohen Besatz- dichte in der Automobilwirtschaft (das Doppelte des Durchschnitts) berücksichtigt. Zusätzlich kommen Regionen mit einer sehr hohen Beschäftigungsdichte im Bereich der traditionellen An- triebe (das Dreifache des Durchschnitts) hinzu, wenn sie bei automobilen Arbeitsplätzen zumin- dest eine durchschnittlich hohe Quote aufweisen. > Bei der Abgrenzung des Ökologieclusters wurden Regionen mit besonders vielen CO2-Anlagen nur berücksichtigt, wenn der Anteil von Beschäftigten in energieintensiven Branchen zumindest durchschnittlich ist. Diese Annahmen werden jetzt gelockert: > Im Autocluster werden alle Regionen berücksichtigt, die eine Beschäftigungsdichte im Bereich der traditionellen Antriebe von zumindest dem Doppelten des Durchschnitts (Grenzwert bei 1,6 Pro- zent der Arbeitsplätze) haben Im Ökologiecluster werden alle Regionen berücksichtigt, unabhän- gig vom Anteil der Beschäftigten in energieintensiven Bereichen bei den Hotspot-Kriterien (strom- oder CO2-intensive Anlagen). > Zu den Regionen mit hohem Transformationsbedarf sollen jetzt die gehören, die entweder bei den Besatzdichten oder bei den Hotspot-Kriterien zu den besonders betroffenen Regionen (je- weils Stufe 4 der Betroffenheitsskala) zählen. Die entsprechenden Beschäftigungsanteile müssen dann doppelt so hoch wie im Durchschnitt sein. Image 142: IWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 62 Context: Regionale Transformationsnetze 62 Durch dieses Vorgehen wird die Anzahl der Transformationsregionen größer: > Im Autocluster steigt die Anzahl von 64 auf 85 Regionen. > Im Ökologiecluster ist eine Zunahme von 59 auf 79 Regionen zu verzeichnen. Die Abbildung 2-23 zeigt die identifizierten Regionen im Überblick. Jetzt gibt es neun Regionen, die von beiden Transformationsaufgaben besonders stark betroffen sind. Abbildung 2-23: Automobile und ökologische Transformationsregionen bei erweiterter De- finition Oder-Verknüpfung von Beschäftigungsanteilen und Hotspots Quelle: IW Consult Regionaldatenbank (2022), eigene Berechnungen Image 143: BD P. , : x | é i am * ™ ain Image 144: aes td ) KAR | ie eae ve ct * 2 4 Image 145: Crea ie} ZGsS6ED ov Zoaape vo ach Betroffenheit h egionenn (Sensitivitatsanalyse) Automobile oder 6kologische Trans f 1 Image 146: 200 km Image 147: iWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 64 Context: Regionale Transformationsnetze 64 Im Folgenden werden die digitalen Transformationsregionen weiter analysiert: > Insgesamt können 49 Regionen als sehr stark betroffen vom digitalen Wandel identifiziert wer- den. Dabei ist zu beachten, dass Betroffenheit hier eine besonders schwache Digitalisierung der Unternehmen meint. Der Digitalisierungsgrad ist mit dem I4.0.-Index der IW Consult berechnet, wie er in Kapitel 2.3.4 beschrieben ist. Davon sind besonders die ländlichen Regionen betroffen. Der Anteil der Unternehmen, die das I4.0-Kriterium erfüllen, liegt bei 7,6 Prozent und ist deutlich unterdurchschnittlich 8,6 Prozent. > Die Regionen mit einem besonders hohen Aufholbedarf bei Digitalisierung haben zwar insgesamt ein gutes Wachstumsumfeld, aber ein deutlich unterdurchschnittlichen Lageindex und RCI (Ta- belle 2-15). Auch die Betroffenheitsstufe 3 ist bei dem Lage- und RCI-unterdurchschnittlich. > Daraus folgt, dass die 215 Regionen mit einem unterdurchschnittlichen I40-Index eine schwache Ausgangslage und (gemessen am RCI) schwache Zukunftsperspektiven haben. Tabelle 2-15: Größe und Struktur der Digitalclusters Dargestellt nach vier Stufen der Betroffenheit Quelle: IW Consult Regionaldatenbank, eigene Berechnungen Die Tabelle 2-16 fasst dieses Ergebnis zusammen. Von den 49 besonders betroffenen Regionen sind 39 den Stressregionen zuzuordnen. Nur eine Region (Landkreis Regensburg) ist ein Outperformer. | Stufen der
Betroffenheit | Anzahl
Regionen | Anteil SV-
Beschäftigte
(2021) | Industrieanteil
(2021) | Veränderung
Industrieanteil
(2010-2021) | | -------- | -------- | -------- | -------- | -------- | | Stufe 4 (sehr stark) | 49 | 7,3 | 21,4 | -1,3 | | Stufe 3 (stark) | 166 | 26,3 | 24,7 | -2,4 | | Stufe 2 (schwach) | 134 | 33,9 | 26,2 | -3,0 | | Stufe 1 (sehr schwach) | 51 | 32,5 | 14,8 | -2,6 | | Gesamt | 400 | 100,0 | 21,7 | -2,6 | | Stufen der Betroffen-
heit | Wachstums-
umfeld
(2021-2010) | Industriebe-
schäftigung
(2021-2011) | Lageindex | RCI | | Stufe 4 (sehr stark) | 101,9 | 105,7 | 89,7 | 85,3 | | Stufe 3 (stark) | 106,6 | 108,5 | 97,9 | 94,3 | | Stufe 2 (schwach) | 109,4 | 108,6 | 103,6 | 104,6 | | Stufe 1 (sehr schwach) | 113,8 | 106,5 | 107,4 | 120,6 | | Gesamt | 109,4 | 107,9 | 100,0 | 100,0 | Image 149: iWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 65 Context: Regionale Transformationsnetze 65 Tabelle 2-16: Zuordnung der besonders betroffenen Regionen nach Lage und RCI Regionen der Betroffenheitsstufe 4 | Kriterien Lage und RCI | RCI schlecht | RCI gut | Gesamt | | -------- | -------- | -------- | -------- | | Lage gut | 9
(Risikoregionen) | 1
(Outperformer) | 10 | | Lage schlecht | 39
(Stressregionen) | 0
(Potenzialregionen) | 39 | | Gesamt | 48 | 1 | 49 | Quelle: IW Consult Regionaldatenbank, eigene Berechnungen Die 49 identifizierten besonders betroffenen Regionen haben bei allen im regionalen Chancenindex (RCI) berücksichtigten Themen eine (Wissen, Digitalisierungsinfrastruktur, Branchenstruktur, Demo- grafie sowie Infrastruktur und Attraktivität) eine schwache Ausgangsbasis. Immerhin haben auch die drei besten Regionen in dieser Gruppe der Regionen mit den größten Digitalisierungsdefiziten mit Aus- nahme der digitalen Infrastruktur überdurchschnittliche RCI-Werte. Das bestätigt nochmal die Ergeb- nisse des Kapitels 2.3.6 eines starken Zusammenhangs zwischen dem I4.0-Index (als Maß der Digitali- sierung der Unternehmen) und der Güte der digitalen Infrastruktur. Image 150: IWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 66 Context: Regionale Transformationsnetze 66 Tabelle 2-17: Komponenten des regionalen Chancenindexes (RCI) | Lage und RCI | Wissen | Digitalisie-
rung | Branchen-
struktur | Demo-
grafie | Infrastruktur
und
Attraktivität | | -------- | -------- | -------- | -------- | -------- | -------- | | Outperformer | 95,6 | 116,2 | 115,8 | 115,6 | 115,7 | | Potenzialregionen | | | | | | | Risikoregionen | 86,3 | 104,3 | 103,9 | 103,8 | 103,9 | | Stressregionen | 89,0 | 86,0 | 85,7 | 85,5 | 85,6 | | Gesamt | 88,7 | 79,4 | 91,1 | 77,0 | 90,4 | | Bund | 100,0 | 100,0 | 100,0 | 100,0 | 100,0 | | Rang | High Performer | | | | | | 1 | 110,3 | 90,6 | 115,5 | 121,4 | 106,2 | | 2 | 101,9 | 87,0 | 112,8 | 108,1 | 105,4 | | 3 | 99,5 | 84,2 | 107,3 | 106,6 | 102,9 | | Rang | Low Performer | | | | | | 62 | 81,2 | 67,5 | 78,0 | 43,4 | 79,1 | | 63 | 81,2 | 66,9 | 77,1 | 42,1 | 76,3 | | 64 | 79,8 | 66,7 | 56,0 | 42,0 | 68,7 | Quelle: IW Consult Regionaldatenbank, eigene Berechnungen Die Tabelle 2-18 zeigt die Ergebnisse zusammen und berücksichtigt neben der Lage und dem RCI auch das Wachstumsumfeld und das Risiko durch eine hohe Bedeutung strukturbestimmender Branchen oder Unternehmen: > Von den 39 Stressregionen haben 34 Regionen ein sehr schwaches Wachstumsumfeld. > 5 dieser Regionen sind sogar strak von wenigen Branchen oder Unternehmen abhängig und von daher ein Risiko zu tragen. Image 151: iWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 72 Context: Regionale Transformationsnetze 72 2.5.3 Betroffene Kreise nach Bundesländern Die Tabelle 2-19 zeigt auf der Ebene der Bundesländer, wie viele Beschäftigte den Netzwerken direkt oder indirekt zuzuordnen sind. „Direkt“ bedeutet hier die Einbeziehung von Regionen, die selbst ein Cluster Auto oder energieintensive Branchen haben. Als „indirekt“ sind die Regionen gemeint, die über Entfernungen und/oder Pendlerverflechtungen damit verbunden sind: > Das Saarland ist das einzige Bundesland, bei dem bei beiden Netzwerken alle Regionen betroffen sind. > Berlin ist das einzige Bundesland, das in kein Transformationsnetzwerk einbezogen ist. > Bei den Netzwerken im Bereich Automobil ist die Konzentration auf den süddeutschen Raum, ein- schließlich des Saarlands, Hessen und Thüringen festzustellen. > Bei den Netzwerken im Bereich „energieintensive Branchen“ sind neben Bremen und Hamburg die neuen Länder (Sachsen-Anhalt, Brandenburg), Nordrhein-Westfalen und das Saarland beson- ders betroffen. Tabelle 2-19: Beschäftigungsanteile in Regionen mit Transformationsnetzen nach Bundes- ländern Anteile der SVB am Wohnort der von der Transformation direkt oder indirekt1) betroffenen Kreise zu Beschäf- tigten des Bundeslandes | Bundesland | Transformationsnetzwerk Auto | Energieintensive
Branchen | | SH
HH
NI
HB
NW
HE
RP
BW
BY
SL
BE
BB
MV
SN
ST
TH | 0
0
60
84
48
72
69
89
86
100
0
26
0
34
48
76 | 46
100
57
100
89
70
57
11
31
100
0
83
30
86
100
69 | | -------- | -------- | -------- | | Gesamt | 59 | 56 | 1) Direkt betroffen sind die Regionen mit einem Transformationscluster; indirekt die Regionen, die damit über Ausstrahleffekte verbunden sind. Quelle: Eigene Berechnung auf Basis der Typisierungen Image 165: iWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 73 Context: Regionale Transformationsnetze 73 2.6 Abgleich der Transformationsregionen mit den Regionalfördergebieten Die Förderkulisse der Regionalpolitik wird durch die Regionalfördergebiete bestimmt. Zugleich wird durch die Transformationsaufgaben im Automobilcluster und energieintensiven Cluster eine Renais- sance der Regionalpolitik erwartet. Damit dies im Rahmen der bisherigen Abgrenzung erfolgen kann, müssten die Transformationsregionen innerhalb der bislang geltenden Fördergebiete liegen. Eine wesentliche Ableitung der Identifizierung der besonders vom automobilen und ökologischen Strukturwandel betroffenen Regionen ist, dass diese zu wesentlichen Teil außerhalb der Fördergebiete der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur liegen. Das zeigt die Ab- bildung 2-26 sehr deutlich: > Von insgesamt 117 identifizierten Transformationsregionen liegen 58 im Fördergebiet und 59 hin- gegen nicht. > Extremer ist dieses Verhältnis für die 64 identifizierten Auto-Cluster. Davon liegen 45 Regionen außerhalb der Fördergebiete der Gemeinschaftsaufgabe. 19 Regionen sind Teil des Regionalför- dergebietes. > In den Zentren der ökologischen Transformation ist die Situation anders. Von den 59 betroffen Regionen liegen 43 in den Gebieten der Regionalförderung. Für 16 kreisfreie Städte oder Land- kreise gilt das nicht. Der Grund für dieses Ergebnis ist, dass die meisten betroffenen Regionen in den neuen Ländern liegen, die per se zu den GRW-Fördergebieten gehören. Image 166: IWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 74 Context: Regionale Transformationsnetze 74 Abbildung 2-26: GRW-Fördergebiete und Transformationsregionen Erläuterung Quelle: Eigene Berechnung auf Basis IW Consult-Regionaldatenbank Fazit: Festzustellen ist eine gespaltene Situation. Etwa die Hälfte der besonders vom Strukturwandel betroffenen Regionen liegt innerhalb der Gebiete der Regionalförderung, die andere Hälfte aber nicht. Dahinter steckt ein West-Ost-Beobachtung. Viele besonders vom automobilen Strukturwandel be- troffenen Regionen liegen in Westdeutschland und sind damit im Regelfall kein Fördergebiet. Das gilt insbesondere für die Automobilstandorte in Baden-Württemberg und Bayern. Auch können nicht alle Regionen mit einem besonders hohen Besatz mit energieintensiven Anlagen oder Branchen von der derzeitigen Regionalförderung erreicht werden. Die Unterstützung der vom automobilen und ökologi- schen Strukturwandel besonders betroffenen Regionen kann nicht allein von der klassischen Regional- förderung geleistet, zumal nicht davon ausgegangen werden, dass die westdeutschen Regionen Teil Image 167: Image 168: pn Se 4 Uy), or Ly Y Vi *GY,:4 Yo ae Image 169: Image 170: Image 171: iWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 77 Context: Regionale Transformationsnetze 77 3 Transformation durch Innovation – und die Bedeutung von Netzwerken Wandel und Transformation in bestimmten Technologiefeldern, Branchen und Sektoren bringen für die Unternehmen und ihre Beschäftigten vielerlei Veränderungen mit sich (Schroeder/Bogedan 2015). Veränderung, auf die mit Innovationen reagiert werden muss – gilt es doch vieles neu zu machen: neue Produkte und Technologien, neue Lieferketten und Partner, neue Prozesse und Arbeitsweisen. Das tangiert auch das politische und gesellschaftliche Umfeld, vor allem mit Blick auf die regionale Dimen- sion der Transformationsnetzwerke. Strukturwandel kann ungehemmt, also allein den Marktkräften überlassend, oder aber durch strukturpolitische Maßnahmen gestaltet, verlaufen (Gärtner 2021). So- mit beinhaltet eine Transformation weitreichende Veränderungen entlang technologischer, materiel- ler, organisatorischer, institutioneller, politischer, wirtschaftlicher und soziokultureller Dimensionen (Koschatzky et al. 2022). In der vorliegenden Studie wird vor allem der innovationsbasierte regionale Strukturwandel betrach- tet. Er beschreibt die Veränderung der Innovationsfähigkeit und der innovativen Wettbewerbsfähig- keit von Regionen (im Zeitablauf) und ist damit ein in der nationalen und internationalen Arbeitsteilung sowie im Technologie- und Wissenswettbewerb zentraler Aspekt von nationalen und regionalen Wandlungsprozessen (Koschatzky et al. 2022). Auf regionaler Ebene betreffen diese Entwicklungen alle Regionen, auch solche, die von ihrer Ausstattung (z. B. Outperformer mit sehr guter RCI und Lage) mit Kapital, Wissen und Qualifikation her eigentlich nicht strukturschwach, sondern grundsätzlich sehr leis- tungsfähig sind und sich in der Vergangenheit durch eine hohe Innovationsdynamik ausgezeichnet ha- ben. In der regionalökonomischen Forschung werden erfolgreiche Regionen üblicherweise mit Hilfe fol- gender Kriterien definiert und kategorisiert: > hohe Einkommen > niedrige Arbeitslosigkeit und hohe Arbeitsplatzversorgung > hohe Kaufkraft der Bevölkerung > gute soziale Absicherung der Menschen und möglichst geringe Armutsquoten > günstige Altersstruktur und positive Bevölkerungsentwicklung Image 178: IWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 78 Context: Produktivität, hohen Vernetzungsgraden und gut ausgebildeten Fachkräften. Und: keiner dieser Fak- toren allein determiniert Erfolg; es ist immer eine Kombination davon nötig (Hüther/Südekum/Voigt- länder 2019). Denn gerade Innovationen sind das Ergebnis komplexer Zusammenspiele vieler verschie- dener Akteure. Deren Interaktion kann in losen Netzwerken stattfinden oder innerhalb spezifischer institutioneller Arrangements, weshalb wir hier auch von Innovationssystemen sprechen. Allgemein lässt sich ein System als ein Konstrukt verschiedenster Elemente und Prozesse definieren, die unterei- nander in Wechselwirkung stehen (Easton 1953; Kuhlmann 2001). Innovationssysteme sind solche Image 179: iWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 80 Context: Regionale Transformationsnetze 80 (Freeman 1987; Hall/Soskice 2001) bestimmt werden, z. B. Gesetzesänderungen, Verbote oder mone- täre Anreize, nicht zuletzt auch Förderprogramme wie im Rahmen des „Zukunftsfonds Automobilin- dustrie“. Gerade der Untersuchung letztgenannter Anreize nahm sich die Innovationsforschung der 1980er Jahre an. Dabei wurden Innovationssysteme und die Unterschiede zwischen Staaten, Regionen und Sektoren hinsichtlich ihrer Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit analysiert. Übereinstimmend betonen die Autorinnen und Autoren der Innovationssysteme-Forschung (Edquist 1997; Freeman 1987; Lundvall 1992; Nelson 1993, Kuhlmann 2001) die Wichtigkeit der Institutionen als Einflussfaktor von Innovationen. Institutionen definieren die Anreizstruktur für Innovationsaktivitäten in einem Land, for- men die in sie integrierten Organisationen und regeln die Beziehungen der Organisationen zueinander. Innovationssysteme umfassen Institutionen und Akteure sowie deren Beziehungen untereinander. Deshalb handelt es sich um soziale Systeme. Soziale Faktoren spielen für das Entstehen von Innovati- onen eine zentrale Bedeutung, denn Innovationsprozesse werden nicht durch irgendeine immanente technologische „Logik“ vorangetrieben, sondern durch das Zusammenwirken von sozialen Akteuren. Die Herausbildung und Kombination von impliziten und expliziten Wissensbeständen beruhen auf der Interaktion von zahlreichen Institutionen und Akteuren des wirtschaftlichen Gesamtsystems. Hier spie- len also neben klassischen Produktionsfaktoren wie Arbeit, Boden und Kapital auch vermeintlich wei- chere Faktoren wie z. B. Vertrauen eine wichtige Rolle, zumal in Prozessen, die verstärkt dem „Open Innovation“-Paradigma folgen (Buhr/Frankenberger 2020). Open Innovation bezeichnet die Öffnung des Innovationsprozesses von Unternehmen und die aktive strategische Nutzung der Außenwelt zur Vergrößerung des eigenen Innovationspotenzials. Das verlangt von Organisationen die Fähigkeit, ex- ternes Wissen zu internalisieren (Outside-in-Prozess), aber eben auch internes Wissen zu externalisie- ren (Inside-out-Prozess). Durch die Kombination dieser beiden Prozesse sollen die Lieferanten, Kun- dInnen und Universitäten aktiv bei der Entwicklung von Innovationen integriert werden. Durch die gleichzeitige Externalisierung dieser Innovation soll sich ein Markt um die Innovation herum aufbauen (siehe Open-Source-Entwicklung im Softwarebereich oder die App-Entwicklung über Plattformen). O- pen Innovation grenzt sich damit von Closed Innovation ab, also dem Innovationsverständnis, das nach Joseph Schumpeter die Exklusivität einer Innovation als wesentliche Ursache für Rentengewinne des Innovators und damit als Dynamo für den Pionierunternehmer erkennt (Bader/Buhr 2020). Daher hat sich in Teilen der Wissenschaft die Einsicht verfestigt, dass es nicht ausreicht, nur die einzelne Organi- sation bzw. – im Schumpeterschen Sinne – die einzelnen EntrepreneurInnen in den Blick zu nehmen (Buhr/Stehnken 2018). Es gilt auch, die sie umformenden Strukturen und Institutionen zu analysieren (Buhr et al. 2016): das (Aus-)Bildungs- und Weiterbildungssystem, das Produktionsregime beziehungs- weise spezifische Kapitalismusmodell (z. B. koordinierte Marktwirtschaft, liberale Marktwirtschaft, in- korporierter Kapitalismus), aber eben auch den jeweiligen Wohlfahrtsstaatstyp (z. B. konservativ, so- #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 81 Context: Regionale Transformationsnetze 81 Größe der Transformationsaufgaben, die vor den regionalen Netzwerken liegen, plädieren wir im vor- liegenden Bericht für eine weitere Definition des Innovationssysteme-Begriffs, geht es doch ganz we- sentlich auch um die Stärkung der Innovationsfähigkeit von Unternehmen und Organisationen, aber eben auch um den Kompetenzaufbau bei den Beschäftigten sowie in der Gesellschaft, z. B. als poten- zielle Nutzende von Innovationen (Buhr 2019). Dieser Aspekt der Nutzung neuen Wissens ist gerade auch für solche Unternehmen – zumeist sind das kleine und mittelständische (KMUs) – relevant, die sich (bisher noch) nicht sehr intensiv in Forschung und Entwicklung (F&E) betätigen. Als typische „Innovationsnehmer“ profitieren auch diese von den (öffentlichen) Investitionen in Forschung, Entwicklung und Innovation. Und das sogar auch, wenn diese in anderen Ländern erbracht worden ist. Schätzungen gehen davon aus, dass etwa 80 bis 90 Prozent des Produktivitätsnutzens von Forschung und Innovation auf in anderen Ländern durchgeführten For- schungsarbeiten beruhen (Griffith et al. 2004; Westmore 2013; Guthrie et al. 2018). Die vorhandenen Erkenntnisse zeigen aber auch, dass Investitionen in Forschung und Entwicklung ins- gesamt einen erheblichen wirtschaftlichen Nutzen schaffen. In einer Metastudie konnten Guthrie et al. 2018 darstellen, dass für jeden öffentlichen in F&E investierten Euro mit einer Rendite von mindes- tens 20 bis 30 Prozent gerechnet werden kann. Für Forschung und Innovation im weiteren Sinne gibt es jedoch keine vergleichbaren Schätzungen. Möglicherweise ist der Nutzen von F&I für die gesamte Gesellschaft weitaus größer, als diese rein wirtschaftlichen Schätzungen vermuten lassen, einschließ- lich des Nutzens für die Kultur und Kreativszene bzw. ein innovatives Milieu, das öffentliche Engage- ment, den sozialen Zusammenhalt und die Umwelt. Dies lässt sich jedoch nur schwer durch rein öko- nomische Analysen messen (Guthrie et al 2018). Die Rolle von F&I-Investitionen besteht also nicht nur darin, den nächsten Durchbruch zu unterstützen, sondern auch die Fähigkeiten und Kapazitäten sowie Ressourcen und Wissen bereitzustellen, die er- forderlich sind, um aus diesen Durchbrüchen bzw. Forschungsergebnissen oder aus bereits existieren- den Innovationen Kapital zu schlagen (Guthrie et al. 2018). Dafür ist aber auch bei den „Innovations- nehmer“-Unternehmen eine hohe Absorptionsfähigkeit notwendig (Griffith et al. 2004). Absorptions- fähigkeit bezeichnet die Fähigkeit einer Organisation externes Wissen aufzunehmen, dieses intern zu verarbeiten und zu transformieren und es dadurch schließlich für die gesamte Organisation gewinnend nutzen zu können (Cohen/Levinthal 1990). Es ist damit ein wesentlicher Bestandteil der Innovations- fähigkeit eines Unternehmens. Die räumliche Dimension spielt für Innovationsprozesse eine besondere Rolle (Schmid/Tiemann/Koh- ler 1993). Der Nationalstaat stellt bis heute den wichtigsten Rahmen für Innovationsprozesse dar, weil er über die Gesetzgebung, die Exekutive, das Rechtwesen sowie über eine Vielzahl von politischen Handlungsfeldern entscheidet. Er definiert den Rahmen und zahlreiche Regeln des Innovationssys- tems, weshalb die nationale Ebene desselben die bedeutendste ist. Nationale Innovationssysteme be- stehen aus Organisationen (politische, administrative, regulative und wirtschaftliche Akteure) und In- #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 81 Context: stitutionen (Gesetze, Verordnungen, Traditionen, Praktiken oder Normen), die meist historisch ge- wachsen sind (North 1990). Wie oben bereits skizziert, finden sich in der Literatur unterschiedliche Definitionen von Nationalen Innovationssystemen. Sie eint ihr theoretischer Ursprung, gehen sie doch letztlich historisch alle auf Friedrich List (1841) zurück. Im Gegensatz zum typischen Vertreter der klassischen Ökonomie, Adam Smith, vertraute List nicht in die Souveränität der „unsichtbaren Hand“. Vielmehr erkannte bereits List den Bedarf nach staatlicher Förderung von Wissen – durch öffentliche Infrastruktur und Institutionen. Image 182: IWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 85 Context: tenzial. Letzteres ist auch zentral für unsere Überlegungen. Lundvall (1992) betrachtet den Innovationsprozess als einen kumulativen, interaktiven und kontinu- ierlichen Prozess des Lernens. Daher seien die Interaktionen zwischen Firmen und mehr noch diejeni- gen zwischen Produzierenden und Nutzenden von Technik vor allem im Hinblick auf die inkrementelle Weiterentwicklung und Diffusion einer Neuerung von entscheidender Bedeutung. Auch wenn die Re- levanz der Ansiedlung von passenden Arbeitskräften („Humankapital“) bereits bei Lundvall (Sozialka- pital) und Porter (Fachpersonal) genannt wurde, zeigt Richard Florida (2005) in seinen Ausführungen sehr zentral, dass die relative Größe der creative class ein wichtiger Faktor in Innovationsprozessen sein kann. Florida baut auf den bereits diskutierten Überlegungen zu Clustern, (regionalen) Innovati- onssystemen und der Wissensökonomie auf und verbindet deren zentrale Elemente. Er übernimmt die Image 189: IWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 86 Context: eines lokalen Kapitalmarktes, öffentliche Haushalte mit eigenverantwortlicher Mittelverausgabung und die Verantwortung für den Ausbau klassischer Infrastruktureinrichtungen. Nach dieser Gover- nance-Perspektive definiert sich eine Region durch ihre politisch-administrative Grenzen. Regional bin- dende Faktoren ergeben sich durch die Relevanz räumlicher Nähe, die regionale und soziale Embedde- dness, face-to-face Kontakte und die Übertragung von implizitem Wissen, die nur über persönliche Kon- takte möglich ist.“ Die zentralen Publikationen synthetisiert, lässt sich zusammenfassen, dass die historisch gewachsene Wirtschaftsstruktur und die organisatorisch-institutionelle Struktur die spezifische Ausformung der je- weiligen Innovationssysteme charakterisieren. Innovationssysteme bestehen folglich aus einer Viel- zahl von Institutionen – formalen (Gesetze und Verordnungen) oder informalen (Traditionen, Prakti- ken oder Normen der Kooperation) – und Organisationen, zum Beispiel politische Akteure, administ- rative, regulative und wirtschaftliche Akteure (Edquist/Johnson 1997). Organisationen und Institutio- nen stehen in enger Beziehung zueinander. Denn sämtliche Akteure sind mehr oder minder in eine Image 190: iWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 86 Context: Regionale Transformationsnetze 86 Idee der Learning Economy und bezieht sie auf Städte. Seiner Ansicht nach leben diese von der Bün- delung vorhandener Akteurspotenziale vor Ort, wobei nicht kodifizierbares Wissen ein zentraler Wett- bewerbsvorteil ist (vgl. Lahner 2017). Damit legt er den Fokus auf das an einem Ort vorhandene „Hu- mankapital“: Zentraler Baustein seiner Theorie sind die innovativen Talente der Creative Class, wodurch Kreativität zum zentralen Wachstumsmotor wird (Merkel 2017). In Wissensgesellschaften wird die Standortwahl von Unternehmen nicht mehr von ‚harten‘, sondern von ‚weichen‘ Standortfak- toren geprägt. Das heißt, sie ist abhängig von den Wünschen und Bedürfnissen der Creative Class (vgl. Lahner 2020: 463). Damit gewinnt das (un-)mittelbare Arbeitsumfeld und eine anregende, tolerante Umgebung zentral an Bedeutung. Florida orientiert sich bei der Definition der Creative Class nicht an Qualifikation oder Bildungsab- schlüssen, sondern an den tatsächlich ausgeübten Berufen, denn kreative Tätigkeiten erfordern seiner Auffassung nach Problemlösungskompetenz und lassen sich daher klar von herkömmlichen Berufsklas- sen abgrenzen (vgl. Kröhner/Morgenstern/Klingholz 2007). Er definiert drei Gruppen von Kreativen: Den Supercreative Core, der dazu in der Lage ist, neue und innovative Formen, Verhaltensweisen und Produkte zu erschaffen. Die Creative Professionals die Tätigkeiten mit nicht-innovativem, aber wis- sensbasiertem Fokus ausüben. Schließlich die Bohemians die Künstler*innen sind, die nicht direkt in die Wertschöpfungsketten involviert, aber zentral für die Herausbildung eines anregenden und attrak- tiven Umfeldes (Möller/Tubadji 2008) sind. Andererseits besitzen Mitglieder der Creative Class ein hohes Maß an Mobilität, weil deren Standort- wahl nicht (allein) von Einkommensfragen abhängt. Deshalb geht Florida davon aus, dass drei Fakto- ren, die jenen Wettbewerb bestimmen, auch zentrale Kriterien für wirtschaftlichen Erfolg von Städten und Regionen darstellen. Diese bezeichnet er als „3 T’s of economic development: Technology, Talent and Tolerance“ (Florida 2005: 37). Talent bezeichnet kreative Fachkräfte, Technology steht für wis- sensbasierte Unternehmen und Forschung und Toleranz definiert er als Offenheit gegenüber allen Eth- nien, Homosexuellen und Lebensmodellen. Erfolgreiche Regional- und Strukturpolitik fokussiert insbe- sondere auf den Wettbewerb von Regionen und Städten, wodurch auch Kulturwirtschaft und Stadt- entwicklung zu zentralen Bausteinen werden. Dadurch spielen zwar auch für Florida (2005) ‚harte Standortfaktoren‘ eine Rolle, der Fokus liegt jedoch auf der Entwicklung weicher Standortfaktoren, wie dem sozialen Klima, dem Stadtbild bzw. der Lebensqualität sowie dem Kulturangebot und dem gene- rellen Image einer Region (oder Stadt). Kurzum: Den analytischen Rahmen für regionale bzw. räumliche Innovationsstudien bildet bis heute die Heuristik des Innovationssystems (Koschatzky et al. 2022, S. 6): „Dem Konzept liegt damit die An- nahme zugrunde, dass die Region und das räumliche Umfeld eine Rolle im Innovations- und Entwick- lungsprozess von Unternehmen sowie anderen Innovationsakteuren spielen. Zentral sind die Existenz #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 87 Context: Regionale Transformationsnetze 87 institutionelle Umgebung eingebettet. So bestimmen Institutionen die Anreizstruktur für Innovationsak- tivitäten in einem Land, formen die in sie integrierten Akteure (Organisationen) und regeln die Beziehungen dieser Akteure/Organisationen zueinander (Buhr 2009). Aber auch die Institutionen sind in die Organisa- tionen eingebettet: „weil bestimmte etablierte Praktiken nur in operierenden Unternehmen Relevanz besitzen (z. B. Arbeitnehmer-Arbeitgeber-Beziehungen).“ (Kaiser/Prange 2001, S. 315) 3.2 Netzwerke – ein Baustein in der regionalen Entwicklungsstrategie und -politik Während in der traditionellen (nationalen) Innovationssysteme-Forschung vornehmlich nationale Grenzen als „natürliche Abgrenzung“ (Koschatzky et al. 2022) dienten, schlagen neuere Studien eine relationale und netzwerkbezogene Perspektive vor, um räumliche Prozesse in der Weise zu erfassen, dass Netzwerke auf bestimmte Regionen beschränkt, aber auch global aufgestellt sein können (Binz et al. 2014; Dewald/Fromhold-Eisebith 2015). Wissenschaftlich werden Netzwerke als eine Art der Steuerung verstanden, die zwischen Selbstorga- nisation und Hierarchie angesiedelt sind und die einige spezifische Leistungen erbringen können. Zu diesen zählen die spezifische Innovationskraft sowie die Fähigkeit dezentral und differenziert zu agie- ren, um so möglichst viele Potentiale zu integrieren. Darüber ist auf hohem Abstraktionsniveau bereits reichlich geschrieben worden. Wie solche Konzepte jedoch umzusetzen sind und welche Schwierigkei- ten bei Netzwerken auftreten, ist weniger beleuchtet worden (Schmid 2005). Der Begriff „Netzwerk“ betont die Selbstorganisation und -koordination zwischen autonomen Akteu- ren zur Erreichung gemeinsamer Ziele (Kauffeld/Wurzel 2003: 101). Deshalb erscheinen interorganisa- tionale Netzwerke als komplexe soziale Gebilde und Prozesse. Als netzwerkbildend lassen sich sieben zentrale Merkmale identifizieren: Akteure, Funktion, Struktur, Institutionalisierung, Spielregeln, Machtverteilung und Akteursstrategien (vgl. van Waarden 1992: 32 ff.). Bestimmende Größen eines Netzwerkes sind u. a. Reichweite, Dichte, Kooperationsausmaß, Homogenität und Heterogenität. Die Vorteile einer Netzwerkbildung können nur ausgeschöpft werden, wenn ein Netzwerk seine Struktur an den Akteurskonstellationen als auch an den gemeinsamen Zielen seiner Akteure orientiert und so- mit eine an die spezifische Situation angepasste innere Struktur entwickelt. Hier befindet sich dann auch die Schnittstelle zur Innovationssysteme-Forschung. Erst in neueren wirt- schaftsgeographischen Arbeiten zu Transformationsprozessen wird die regionale Ebene in differen- zierterer Weise in den Blick genommen (Losacker/Liefner 2020; Strambach/Pflitsch 2020). So gehen Binz et al. (2014) davon aus, dass spezifische räumliche Gegebenheiten mit Prozessen wie der Schaf- fung von Wissen, unternehmerischem Experimentieren oder der Marktbildung in Verbindung gebracht werden können. Sie schlagen vor, für die Erfassung der Räumlichkeit komplexer und mehrdimensiona- ler Transformationsprozesse die Kategorien „Scale“, „Spaces“ und „Places“ zu benutzen. Nach Ko- #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 88 Context: litsch/Sotarauta 2020), die die Rolle von „Agenten des Wandels“ betonen. Grillitsch/Sotarauta (2020) führen (neben „Public Policy-Agency“ und „Entrepreneurial Agency“) noch die Dimension der orts- bzw. regionsbasierten Führung („place-based leadership“) ein. Hierbei geht es um einzelne Akteure mit Fähigkeiten, institutionelle Konfigurationen, regionale Stärken und Ressourcen so zu kombinieren und zu verändern, dass sowohl Einzelziele als auch Regionalziele gemeinsam davon profitieren. Solche Akteure (z. B. Wirtschafsförderer, Gewerkschafter etc.) können, auch als „Vertrauensunternehmer“ oder „Transition Broker“ (Cramer 2020), zentrale Treiber von Wandlungsprozessen und Transformati- onen in Regionen sein. Image 192: iWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 88 Context: Regionale Transformationsnetze 88 Koschatzky (2001) erkannte drei Merkmale, die ein Milieu bestimmen: 1. ein lokaler geographischer Rahmen mit homogenem Verhalten der Akteure, 2. eine gemeinsame organisatorische Logik (z. B. hin- sichtlich des Zieles, Innovationen zu generieren), sowie 3. eine Wissensdynamik, die die Fähigkeiten der beteiligten Akteure erweitert. Damit kann das Milieu in heutiger Sprechweise gewissermaßen auch als Experimentierraum beschrieben werden. Dabei werde das Milieu – so Koschatzky et al. (2022) – jedoch nicht aktiv geschützt, sondern entwickle sich eher passiv, beispielsweise durch soziokulturelle und soziokognitive Muster, die zugleich Außenstehenden den Zutritt erschweren und damit den Ni- schencharakter stärken könnten. Mit Bezug auf die Sozialkapital-Forschung (z. B. Putnam 2000) wird in diesem Sinne ja auch von Effekten des Bondings (s. o.: innovatives Milieu) und Bridging gesprochen: > Bonding ist das soziale Kapital, das bei Interaktionen zwischen Menschen entsteht, die denselben Gruppen und sozialen Kreisen angehören. > Bridging ist das soziale Kapital, das bei Interaktionen zwischen verschiedenen Gruppen von Men- schen entsteht und dazu beiträgt, neue Kontakte zu knüpfen. International vergleichende Studien zur Innovationsfähigkeit von Volkswirtschaften (vgl. beispiels- weise IIT 2014 und 2018) konnten zeigen, dass die Innovationsfähigkeit in Deutschland insgesamt re- lativ gut ausgebildet ist. Diese Innovationsfähigkeit – also die Fähigkeit Neues zu generieren und in konkurrenzfähige Produkte, Prozesse und Dienstleistungen zu übersetzen – ist stark mit Wissen und Wissensverknüpfung verbunden, wie wir oben schon mit Verweis auf die Absoprtionsfähigkeit von Un- ternehmen zeigen konnten (vgl. auch Cohen/Levinthal 1990). Der sogenannte Innovationsfähigkeitsin- dikator des IIT unterscheidet dabei vier Kapitalarten: > Die Aus- und Weiterbildung und das lebenslange Lernen der Beschäftigten (Humankapital). > Die Vielfalt an nützlichem Wissen, die es erlaubt, komplexe Produkte herzustellen (Komplexi- tätskapital). > Die Fähigkeit, Wissen innerhalb von Unternehmen zusammenzubringen (Strukturkapital). > Die Fähigkeit, Wissen über Organisationsgrenzen hinweg zusammenzubringen (Beziehungskapi- tal) In ihren Studien (IIT 2014, 2018) konnte das IIT nachweisen, dass in Deutschland gerade das Komple- xitätskapital besonders stark ausgeprägt ist, wohingegen Schwächen vor allem beim Human-, Struktur- (Bonding) und Beziehungskapital (Bridging) zu verzeichnen sind. Hier ließe sich argumentieren, dass Netzwerke, die eher der Logik oben beschriebener innovativer Mi- lieus folgen, sehr erfolgreich im Bereich geschlossener Innovationen funktionieren (z. B. Automobil- Cluster), aber für die vor uns stehenden Aufgaben großer gesellschaftlicher Transformationen (z. B. Energiewende), eher offene und kross-sektorale Innovationskonzepte und Ökosysteme in der Logik des Bridging gefragt sind? Jene Gedanken wären anschlussfähig zu akteurszentrierten Konzepten (z. B. Holmen/Fosse 2017, Gril- #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 89 Context: Innovationsökosysteme gesehen. Zum Abbau dieses „Innovationsgefälle können Strategien für intelligente Spezialisierung beitragen, die im Rahmen der Kohäsionspolitik für 2014-2020 eingeführt wurden. Diese sollten sich jedoch stärker auf das regionale Potenzial konzent- rieren und bei Maßnahmen zur Innovationsförderung insbesondere regionale bzw. lokale Gegebenheiten berücksichtigen (vgl. Amt für Veröffentlichungen der Europäischen Union 2022: Überblick XI). Image 193: IWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 90 Context: Regionale Transformationsnetze 90 finanziellen Ausstattung der Strukturfonds15. Im Rückblick betrachtet weist die Europäische Struk- turfondsförderung etappenweise Entwicklungsschübe16 auf, die einerseits auf die territoriale Auswei- tung der Gemeinschaft und anderseits auf substanzielle institutionelle Veränderungen der Europäi- schen Union zurückzuführen sind, die durch entsprechende finanzpolitische und konzeptionelle Über- legungen der Europäischen Kommission begleitet wurden. Die Umsetzung der Förderung der europäischen Strukturfonds erfolgt auf der Grundlage primären und sekundären Gemeinschaftsrechts. Den normativen bzw. den institutionellen Rahmen für die Planung und Umsetzung der Strukturfondsinterventionen bilden dabei die Verordnungen über die Europäi- schen Struktur- und Investitionsfonds, die sie ergänzenden Verordnungen sowie entsprechende Leitli- nien und Entscheidungen der Europäischen Kommission. In ihnen konkretisieren sich die gemein- schaftlichen Zielvorstellungen der europäischen Strukturpolitik und ihre Implementation17. Seit der Reform der europäischen Strukturfonds von 1988 basiert die Strukturfondsförderung der Eu- ropäischen Union im Grunde auf wenigen (Förder-)Prinzipien: Konzentration18, Programmplanung19, Additionalität (Zusätzlichkeit)20 und Partnerschaft. Das zentrale (Förder-) Prinzip bildet die Partner- schaft. Danach sollen alle Verantwortlichen an jeder Phase der Programmplanung der europäischen Strukturfonds beteiligt werden. Während sich dieses zunächst ausschließlich auf das verwaltungsin- terne Umsetzungshandeln bei den Strukturfondsinterventionen erstreckte, erhielt das Förderprinzip im Rahmen der Strukturfondsreform 1993 durch die Vorgabe, dass in den jeweiligen Staaten und Re- gionen nach den dort üblichen Regeln und der Praxis auch die Wirtschafts- und Sozialpartner zu betei- ligen seien, eine politische Dimension zugewiesen. Denn mit der integrativen partnerschaftlichen Be- teiligung der wichtigsten lokalen, regionalen, nationalen und europäischen Akteure wurde die Bildung von korporativen Strukturen auf der regionalen bzw. der nationalen Ebene in den Mitgliedstaaten in- tendiert21. 15 Mit einem Fördervolumen mehr als 30 % der Haushaltsmittel der EU stellt die Förderung der Strukturfonds ein ausgabenintensives Inter- ventionsfeld der EU dar. 16 Einen starken Entwicklungsschub erhielt die europäische Strukturfondsförderung durch den Beitritt wirtschaftlich schwächeren Ländern im Zuge der Süderweiterung der Gemeinschaft Mitte der 1980er-Jahre, durch die die Unterschiede zwischen den reicheren und den ärmeren Regionen in den Mitgliedstaaten stark anwuchsen und das Problem der Kohäsion zu einer Kernfrage der europäischen Integration wurde. Zudem drohte die Schaffung des europäischen Binnenmarktes die zentrifugale Tendenz der wirtschaftlichen Entwicklung der europäischen Regionen weiter zu verstärken. 17 Wie bspw. die Fördergebiete oder die Form der finanziellen Durchführung. 18 Das Förderprinzip der Konzentration beinhaltet, dass sich die Förderung der Strukturfonds auf wenige Prioritäten wie benachteiligte Regio- nen und Personengruppen beschränkt, denen ein bestimmter Umfang an Fördermittel nach regionalen Indikatoren, insbesondere dem Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt, zugeteilt wird. 19 Mit der Programmplanung wurde durch die EU-Kommission ein dezentrales Planungsinstrument geschaffen, dessen Programme in Zusam- #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 91 Context: 25 EFRE-Verordnung (EU) 2021/1058, Artikel 2. 26 Beispielsweise beabsichtigt Baden-Württemberg für den neuen Programmzeitraum ihre Innovationsförderung aus dem Programmplanungs- zeitraum (2017-2020) fortzuschreiben, weiter auszubauen und weiterzuentwickeln, wie z. B. ihren regionalen Förderansatz RegioWIN als ein Bottom-up-gesteuerter Prozess zur Regionalentwicklung in funktionalen Räumen im Land durch die Förderung der Zusammenarbeit und Vernetzung der regionalen Akteure (vgl. EFRE Baden-Württemberg o.J.). Image 195: IWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 92 Context: Regionale Transformationsnetze 92 Der Europäischen Sozialfonds (ESF), der 1957 mit den Römischen Verträgen geschaffen und im Jahr 1960 eingerichtet wurde, um innerhalb der Gemeinschaft die berufliche Verwendbarkeit und die ört- liche und berufliche Freizügigkeit der Arbeitskräfte zu fördern. Als eines der europäischen Instrumente zur Förderung des wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhalts und als beschäftigungspolitisches In- strument der Europäischen Union erfuhren die Interventionen des Fonds immer wieder inhaltliche Anpassungen in den jeweiligen Programmzeiträumen. Der Europäische Sozialfonds PLUS (ESF+) sieht im Rahmen seiner spezifischen Ziele ein breites Spektrum an möglichen Interventionen vor, beispiels- weise die Verbesserung des Zugangs zu Beschäftigung und Aktivierungsmaßnahmen für alle Arbeitsu- chenden, die Förderung der Anpassung von Arbeitskräften, Unternehmen und Unternehmern an den Wandel oder die Modernisierung der Arbeitsmarkteinrichtungen und -dienstleistungen27. Einer der Förderschwerpunkte Deutschlands ist die Förderung des sozialen Zusammenhalts, auf den mehr als 30 % der Gesamtmittel entfallen. So wird der ESF+ inklusive, hochwertige berufliche Aus- und Weiterbil- dung sowie lebenslanges Lernen unterstützen. Gefördert wird auch die Entwicklung inklusiver sozialer Dienste, wie z. B. die Verbesserung der Beschäftigungsfähigkeit benachteiligter Gruppen und die Ein- richtung von Unterstützungsdiensten für ältere Menschen wie Pflege- und Begleitdiensten28. Als neuer Strukturfonds und Teil des Grünen Deals der Europäischen Kommission trägt der Fonds für einen gerechten Übergang (Just Transition Funds - JTF) zu dem spezifischen Ziel bei, Regionen und Menschen in die Lage zu versetzen, die sozialen, beschäftigungsspezifischen, wirtschaftlichen und öko- logischen Auswirkungen des Übergangs zu den energie- und klimapolitischen Vorgaben der Union für 2030 und des Übergangs der Union zu einer klimaneutralen Wirtschaft bis 2050 unter Zugrundelegung des Übereinkommens von Paris zu bewältigen. Eingesetzt werden die für Deutschland im Programm- zeitraum 2021-2027 vorgesehenen Fördermittel von rund 2,5 Milliarden Euro für den zukunftsorien- tierten Strukturwandel in den Braunkohlerevieren in Brandenburg, Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Der Europäische Meeres-, Fischerei- und Aquakulturfonds (EMFAF) unterstützt die Umstellung auf eine nachhaltige Fischerei, in dem er Küstengemeinden bei der Erschließung neuer Wirtschaftstätig- keiten unterstützt und Projekte finanziert, die neue Arbeitsplätze schaffen und die Lebensqualität an den Europäischen Küsten verbessern. Mit den für Deutschland vorgesehenen Fördermittel von 212 Millionen Euro werden der Aufbau einer widerstandsfähigen, nachhaltigen und CO2-armen Fischerei- und Aquakultur und der digitalen Wandel des Sektors unterstützt sowie die wirtschaftliche und soziale Vitalität der Küstengemeinden gestärkt. Mit der am 19. April 2022 für den Programmzeitraum 2021-2027 geschlossenen Partnerschaftsverein- barung erfolgte für die Interventionen der vier europäischen Struktur- und Investitionsfonds in Deutschland eine Festschreibung ihrer Gesamtstrategie und der Investitionsprioritäten, mit denen sie zur Verwirklichung politischen Ziele der EU beitragen. In den Operationellen Programmen konkretisiert #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 93 Context: gewöhnlich niedrig ist oder eine erhebliche Unterbeschäftigung herrscht (Art 107 Abs. 3 Buchstabe a) sowie Beihilfen zur Förderung der Entwicklung gewisser Wirtschaftszweige oder Wirtschaftsgebiete, soweit sie die Handelsbedingungen nicht in einer Weise verändern, die dem gemeinsamen Interesse zuwiderläuft (Art 107 Abs. 3 Buchstabe c). 31 Regionalbeihilfen, Beihilfen für KMU in Form von Investitionsbeihilfen, Betriebsbeihilfen und Beihilfen zur Erschließung von KMU-Finanzie- rungen, Umweltschutzbeihilfen, Beihilfen für Forschung und Entwicklung und Innovation, Ausbildungsbeihilfen, Einstellungs- und Beschäf- tigungsbeihilfen für benachteiligte Arbeitnehmer und Arbeitnehmer mit Behinderungen, Beihilfen zur Bewältigung der Folgen bestimmter Naturkatastrophen, Sozialbeihilfen für die Beförderung von Einwohnern entlegener Gebiete, Beihilfen für Breitbandinfrastrukturen, Bei- hilfen für Kultur und die Erhaltung des kulturellen Erbes, Beihilfen für Sportinfrastrukturen und multifunktionale Freizeitinfrastrukturen, Beihilfen für lokale Infrastrukturen. 32 Mitteilung der Kommission 2014. Image 197: IWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 94 Context: Förderprogramme aus den Bereichen Forschung und Innovation, Fachkräfteversorgung, Breitbandausbau und Digitalisierung sowie Infra- struktur und Daseinsvorsorge (vgl. Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) (Hrsg.) 2021). 35 Durch die zum Durchschnitt der EU-Mitgliedstaaten insgesamt bessere Entwicklung in Deutschland reduzierte sich das Gebietsplafonds der C-Fördergebiete in Deutschland für 2022–2027 mit einem Bevölkerungsanteil von 18,1 Prozent und rund 15 Millionen Einwohner_innen gegenüber 2014–2021 mit 25,9 Prozent und 21,1 Millionen Einwohner_innen deutlich. Zusammen mit den D-Gebieten im Umfang von 19,8 Millionen Einwohner_innen sind die ab 2022 ausgewiesenen GRW-Fördergebiete mit 34,8 Millionen Einwohner_innen und einem Bevölkerungsanteil von 41,9 Prozent aber etwas größer geworden als das GRW-Fördergebiet 2014–2021 mit einem Bevölkerungsanteil von 40,2 Prozent (BMWi -Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz 2021). 36 Bund Haushaltspläne 2017 und 2022. Image 198: iWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 95 Context: 37 Für das Zukunftsinvestitionsprogramm der Fahrzeughersteller und die Zulieferindustrie sowie Forschungs- und Entwicklungsprojekte für transformationsrelevante Innovationen und regionale Innovationscluster sind für (2020) 500 Millionen Euro und für (2021) 525,5 Millionen Euro vorgesehen (vgl. Bund Haushaltsplan 2021). 38 Diese Module sind: (1) Modernisierung der Produktion als Schub für Produktivität und Resilienz, (2) neue, innovative Produkte als Schlüssel für Fahrzeuge und Mobilität der Zukunft im Rahmen des Programms „Neue Fahrzeug- und Systemtechnologien“ und (3) Aufbau regionaler Innovationscluster (vgl. Bundesministerium für Wirtschaft und Energie 2021). Image 199: IWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 96 Context: Regionale Transformationsnetze 96 und Fähigkeiten vorhanden, können hier selbstinitiierte oder politisch motivierte Maßnahmen entste- hen, den Strukturwandel aktiv zu gestalten.“ (Koschatzky et al. 2022, S. 8) Strukturwandel wird demnach als politische Aufgabe verstanden, in der strukturpolitische Maßnah- men zur Angleichung von Lebens- und Arbeitsbedingungen im Rahmen der regionalen Strukturpolitik auf europäischer und deutscher Ebene umgesetzt werden. Regionalpolitik richtet ihren Blick auf ein- zelne Regionen, regionale Strukturpolitik auf die Gesamtheit der Regionen eines Landes oder einer übergeordneten Ebene (z. B. die Europäische Union). Regionalisierte Innovationspolitik beinhaltet folglich Maßnahmen, mit denen durch einen gezielten Fokus regionale Innovationssysteme geschaffen und die Innovationsfähigkeit der regionalen Akteure gestärkt werden sollen. Als Resümee zur Regionalpolitik in Deutschland lässt sich festhalten, dass sie das Ergebnis einer Mehrebenenpolitik und -verflechtung mit der EU, des Bundes und der Bundesländer ist. Da die Umset- zung der Regionalpolitik auf der Landesebene erfolgt, ist die Regionalpolitik landespolitisch orientiert und unterliegt beim Einsatz der Fördermittel von Bund und der EU deren koordinierenden Einflüssen und Vorgaben. Bislang ist die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) als das zentrale Förderinstrument der Regionalpolitik und der gemeinschaftlichen Regionalförderung von Bund und den Ländern klassisch auf die regionale Wirtschaftsförderung hin ausgerichtet. Jedoch ist bereits eine gewisse Neuausrichtung in Richtung einer Innovationsförderung zu erkennen. Für die an- stehenden Prozesse der automobilen, ökologischen und digitalen Transformation ist eine Innovations- förderung mit sektoralen Programmen, die u.a. im Rahmen der Beihilfen für Forschung und Entwick- lung und Innovation erfolgen kann, zielführender, wie z. B. für die Automobilindustrie. Als Leitmotiv für das Angehen der Transformationsprozesse scheint deshalb das Konzept einer regionalisierten In- novationspolitik (Buhr 2014) geeignet zu sein. Wie könnte nun eine solche regionalisierte Innovationspolitik aussehen bzw. auf welcher Basis und mit welchem Ziel sollte sich diese entfalten? Nach Lundvall/Borrás (2005) existieren im Wesentlichen zwei Typen von Innovationspolitiken. Ein erster Typus, der sich als „laissez-faire“ Version beschreiben ließe, beschränkt sich im Wesentlichen darauf, die Rahmenbedingungen für die Hervorbringung von Innova- tion nur minimal über die Förderung der Grundlagenforschung und die gesetzliche Regelung von geis- tigen Eigentumsrechten hinaus zu definieren und ansonsten diesen Prozess den Marktkräften zu über- lassen (Buhr 2009). Dieser Typus galt vor allem in den 1990er Jahren vielen politisch Verantwortlichen in den meisten OECD-Staaten als Ideal. Es wurde jedoch in den folgenden Jahrzehnten um einen wei- teren Typus ergänzt. In dieser zweiten „systemischen“ Version geht der staatliche Steuerungsanspruch deutlich weiter, indem er insbesondere darauf abzielt, in die Beziehungen zwischen den Innovations- akteuren sowie die Interaktionen zwischen diesen und den institutionellen Subsystemen eines Inno- vationssystems einzugreifen (Buhr 2009; Mazzucato 2014). Denn letztlich entstehen die meisten Inno- vationen im Zusammenspiel vieler verschiedener Akteure einer „Quadruple-Helix“ (Carayannis/Camp- #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 97 Context: Regionale Transformationsnetze 97 ständnis nicht durch eine immanente technische Logik (Welsch 2005), sondern durch das Zusammen- wirken von sozialen Akteuren vorangetrieben. Wie bereits von Lundvall (1992) skizziert, kommt dem institutionellen Lernen dabei eine Schlüsselrolle zu: „First, it is assumed that the most fundamental resource in the modern economy is knowledge and, accordingly, that the most important process is learning. […] Second, it is assumed that learning is pre- dominantly an interactive and, therefore, a socially embedded process which cannot be understood without taking into consideration its institutional and cultural context.“ (Lundvall 1992: 1) Vor diesem Hintergrund unterliegen Innovationssysteme selten einer systematischen Planung. In his- torischer Betrachtung wurden oft die Zufälligkeiten bestimmter Entwicklungen betont, doch mit dem Aufkommen der modernen Innovationsforschung wurde vermehrt versucht, jene Aktivitäten und Fak- toren herauszuschälen, die für das Funktionieren eines Innovationssystems entscheidend sein könnten (vgl. Edquist 2005; Lundvall 1992). Charles Edquist (2011; 2005) unterteilt die Aktivitäten innerhalb eines Innovationssystems in drei Ka- tegorien: provision of knowledge inputs to the innovation process (z. B. (Grundlagen-)Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten, Maßnahmen zur Verbesserung von individuellem und organisationalem Ler- nen), demand-side activities (z. B. Schaffung neuer Produktmärkte, beispielsweise durch öffentliche Beschaffung, Anforderungskataloge von staatlichen Lead-Usern, Standardsetzung), provision of consti- tuents for systems of innovation (z. B. Inkubatoren, Wagniskapital, Gründerförderung und Unterstüt- zung von Spin-offs aus öffentlichen Institutionen, Aufbau und Förderung von Netzwerken, Patentrecht, Steuergesetzgebung, Arbeitsschutz- und Umweltbestimmungen, sonstige Dienstleistungen für innova- tive Firmen). Und nachdem nun die einzelnen Komponenten und Aktivitäten eines Innovationssystems erläutert worden sind, stellt sich schließlich die Frage, wie man die Performanz eines solchen Innova- tionssystems – das sich analytisch in regionaler und nationaler, aber auch supranationaler oder sekt- oraler Art unterscheiden lässt – messen könnte. Für die quantitative Messung scheinen hier zunächst Indikatoren wie Bruttoinlandsprodukt, Arbeitslosigkeit, Patentstatistik und Ähnliches geeignet. Doch auch qualitativ lässt sich einiges erforschen, wie z. B. Edquist (2011; 2005) mit seinen Kriterien zur Beurteilung von Innovationssystemen in der Praxis vorgemacht hat. Es ist ein Vorgehen, das auch die neuere Literatur zu den Triple- (Etzkowitz/Leydesdorff 1995), Quadruple- (Carayannis/Campbell 2009) und Quintuple-Helix-Netzwerken (Carayannis/Campbell 2010, 2013) verfolgt (vgl. auch Cai/Lattu 2022). Edquists zehn Punkte, die ein gutes Innovationssystem kennzeichnen, sind (Edquist 2011: 5) die folgenden: 1. Angebot an Forschung und Entwicklung (FuE), das zu neuem Wissen führt, hauptsächlich in den Bereichen Medizin, Naturwissenschaft und Ingenieurwesen; 2. Aufbau von innovationsfördernden Kompetenzen bei den Arbeitskräften (z. B. durch individu- elle Bildungsangebote); 3. Bildung von neuen Produktmärkten; 4. Formulierung von Qualitätsanforderungen an neue Produkte durch die Nachfrageseite; #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 98 Context: Regionale Transformationsnetze 98 7. Schaffung und Veränderung von institutionellen Regelungen, die Einfluss auf den Innovations- prozess haben bzw. Anreize oder Hemmnisse für den Innovationsprozess darstellen (z. B. IPR- Gesetze, Steuergesetze, Regulierungen); 8. Förderaktivitäten (z. B. Zugang zu Forschungseinrichtungen, administrative Unterstützung) für neue innovative Firmen; 9. Finanzierung von Innovationsprozessen und anderen Aktivitäten, welche zur Kommerzialisie- rung und Adaption von Wissen führen; 10. Bereitstellung von Beratungsangeboten, die für Innovationsprozesse relevant sind. Jedes dieser Kriterien wird auch durch staatliches Handeln – direkt wie indirekt – beeinflusst. Damit kommt der (regionalisierten) Innovationspolitik im Kontext regionaler Wirtschaftsförderung (und Clus- terpolitik) für die anstehenden Transformationsaufgaben eine zentrale Rolle zu (Buhr 2014). Sie stärkt zum einen die Innovationsfähigkeit von Unternehmen, zum anderen auch die Strukturwandlungsfähig- keit (Koschatzky 2018). Bezogen auf die Elemente eines Innovationssystems setzt diese an den struk- turellen Bedingungen an, z. B. der Sektoral- und Branchenstruktur, den Forschungs-, Entwicklungs- und vor allem den Innovationsaktivitäten der Wirtschaftsakteure, der Verfügbarkeit und Qualifikation von Arbeitskräften, von Akteuren/Organisationen aus dem Bildungs- und Forschungsbereich (Hochschu- len, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen), der Bedeutung von Gründungen und jungen Unter- nehmen, der Rolle von Intermediären (bzw. Transformations-Agenten) sowie von zivilgesellschaftli- chen Akteursgruppen (Baumgartinger-Seiringer et al. 2022). Im Zusammenhang der großen gesellschaftlichen Herausforderungen – und den damit verbundenen Transformationen – schlagen Hekkert et al. (2020) missionsorientierte Innovationssysteme (MIS) als neuen Systemrahmen vor. Anknüpfend an Überlegungen anderer AutorInnen (z. B. Mazzucato 2014, 2021; Buhr 2014, 2015) definiert dieses Konzept gesellschaftliche Missionen als Ziel der Entwicklung und Verbreitung von Innovationen. In diesem Verständnis wird beides, Innovation und Transforma- tion, zur gesamtgesellschaftlichen Aufgabe. Hier schält sich auch eine neue Rolle des Staates als Im- pulsgeber für regionalen Strukturwandel und „Enabler“ für Innovation und Transformation heraus (Borrás/Edler 2020; Mazzucato 2014). „Der Staat wird nicht nur als Innovationstreiber gesehen, son- dern auch als der Akteur, der Missionen und normative Politikziele definiert, um den globalen Heraus- forderungen, beispielsweise in den Bereichen Klima, Energie, Gesundheit, Sicherheit und soziale Ge- rechtigkeit durch transformative Maßnahmen begegnen zu können“ (Koschatzky et al 2022, S. 19). 3.5 Bestandsaufnahme der Netzwerke in den identifizierten Transformationsregionen Wie wir in der Literaturanalyse zeigen konnten, finden sich zahlreiche theoretische Begründungen für den Aufbau von und die Arbeit in Netzwerken. Daher ist es auch wenig verwunderlich, dass auch in der Praxis Netzwerke und Kooperationen weit verbreitet und ein anerkanntes Werkzeug für die Förderung Image 202: iWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 100 Context: Regionale Transformationsnetze 100 gen, obwohl die Stadt kein industrielles Zentrum mit hohem Transformationsbedarf ist, wie in Analy- sen in Kapitel 2.3 gezeigt haben. Die Netzwerke beschäftigen sich alle mit der Zukunft der Industrie, aber haben unterschiedliche Schwerpunkte: > Gut zwei Fünftel der Netzwerke befasst sich mit der regionalen Industrie vor Ort, > Bei 20 Prozent der Initiativen stehen Technologiefragen im Vordergrund, wobei das Thema Was- serstoff sehr oft auf der Agenda steht. > Etwa ein Viertel der Netzwerke sind unmittelbar dem Thema der automobilen Transformation zuzuordnen. Dieser Anteil erklärt sich auch durch die Förderinitiativen, die insbesondere vom BMWK in den letzten beiden gestartet wurden. > Die restlichen Netzwerke (etwa 10 Prozent) beschäftigen sich mit Zukunft der Wirtschaft allge- mein und gesellschaftspolitischen Fragestellungen. Die identifizierten 100 Netzwerke sind keine vollständige Liste und auch nicht repräsentativ. Sie ist für die Studie dennoch sehr wichtig, denn diese Netzwerke sind die empirische Basis für die Analyse aus- gewählter Netzwerke in Kapitel 4 der Studie. Sie wurden zu einer Umfrage zu ihren Aufgaben, Zielen, Organisationsformen, Erfolgen und Defiziten eingeladen. Besonders verbreitet und in ihrer regionalen Ausdehnung bekannt sind die Transformationsnetzwerke im Bereich Automobil. In Abbildung 3-2 wird aufgezeigt, ob die Netzwerke mit den automobilen Trans- formationsregionen übereinstimmen. In 37 der 64 besonders betroffenen automobilen Transformati- onsregionen konnten Netzwerke identifiziert werden, in 27 Transformationsregionen scheinen noch keine Netzwerke zu bestehen. Image 204: iWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 103 Context: Regionale Transformationsnetze 103 Zeit oder noch gar nicht gestartet waren, weshalb in diesen Fällen die meisten Fragen des Survey un- möglich hätten beantwortet werden können. Zudem gehen wir davon aus, dass einige kontaktierte Netzwerke bzw. deren MitarbeiterInnen aus Zeitmangel, wegen fehlender Zuständigkeit oder Verhin- derung (z. B. Urlaub) nicht reagierten. Dennoch hatten nach Abschluss der Erhebungsphase Mitarbei- terInnen von 39 Netzwerken den Fragebogen vollständig ausgefüllt, was insgesamt einer überdurch- schnittlichen Rücklaufquote entspricht. Während mit der Online-Befragung beabsichtigt war, komplementär zu der im Rahmen der Erhebun- gen geplanten ExpertInnen-Interviews, erste Informationen zu den Transformationsnetzwerken zu ge- winnen und hierüber Kontakte zu den Transformationsnetzwerken für die ExpertInnen-Interviews her- zustellen, ging es bei den ExpertInnen-Interviews darum, vertiefende Informationen zur Struktur und Arbeitsweise (Entscheidungsstrukturen, Implementation, Vernetzungsstrukturen) sowie ihre Beiträge zur regionalen Bewältigung der Transformation bzw. ihre Förderansätze und Entwicklungskonzepte zu erhalten. Aus diesen Informationen wurde dann versucht geeignete Handlungsansätze zu entwickeln und eine thematische Sensibilisierung zu bewirken. Als ExpertInnen wurden im vorliegenden Fall auch VertreterInnen von Unternehmen und Handelskam- mern, Gewerkschaften, Verbänden und Ministerien bzw. öffentlicher Verwaltung sowie aus der Wirt- schaftsförderung hinzugezogen, also Personen, die sich im Rahmen ihrer Tätigkeit mit Wirtschafts- und Innovationsförderung, Industrie- und Strukturpolitik, Transformation(sstrategien), Innovationen und regionalen Ökosystemen beschäftigen. Der Zugang zu den ExpertInnen erfolgte über ein abgestuftes Verfahren. Zunächst wurde auf der Grundlage der in der Cluster-Analyse (siehe Kapitel 2) identifizier- ten (besonders betroffenen) Regionen sowie durch Desktop-Recherche und die Auswertung der Lite- ratur und des Online-Surveys ein Sample aus insgesamt 10 unterschiedlichen regionalen Transforma- tionsnetzwerken bzw. Initiativen ausgewählt. Es wurde sichergestellt, dass aus jedem dieser Netz- werke zumindest eine verantwortliche Person interviewt werden konnte. In der Regel wurden jedoch sogar mindestens 2 GesprächspartnerInnen pro Netzwerk für die Teilnahme an einem ExpertInnenge- spräch gewonnen. Zudem konnten eine Reihe sogenannter Kontext-Interviews geführt werden, mit ExpertInnen aus Ministerien und Gewerkschaften (z. B. IG Metall Bezirksleitung), die als „Externe“ – die aber dennoch in einem regen Austausch mit den jeweiligen Netzwerken stehen – die Arbeit der Transformationsnetzwerke und Initiativen reflektieren und bewerten sollten. So konnten im Zeitraum von Anfang September bis Mitte Oktober 2022 mit insgesamt 27 ExpertInnen gesprochen werden. Die Interviews wurden in den meisten Fällen digital, per Videokonferenz, durch- geführt und dauerten meist zwischen 45 und 60 Minuten, wobei das kürzeste Gespräch 30 Minuten und das längste fast 90 Minuten umfasste. Dabei wurde sowohl auf die Präferenzen der Interviewper- sonen als auch auf forschungspraktische Belange Rücksicht genommen. Die Grundlage der ExpertInneninterviews bildeten zwei Gesprächsleitfaden (eine für die VertreterIn- nen aus den Netzwerken, eine für die Kontext-Interviews), die zur Ausdifferenzierung der Thematik #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 104 Context: Regionale Transformationsnetze 104 der Audio-Dateien und Einarbeitung der weiteren Informationen sichergestellt und zusätzlich verdich- tet werden, auch bei den (sehr wenigen) Gesprächen, wo keine Erlaubnis zur Audio-Aufzeichnung ge- geben worden war. Die Ergebnisse wurden in „Netzwerk-Steckbriefen“ in einem einheitlichen Format zusammengefasst und dienten auch als Grundlage für die weitere Analyse bzw. Typisierung (Kapitel 4) und Entwicklung der Handlungsempfehlungen (Kapitel 5). Wie erwähnt, orientierte sich die Auswahl der Transformationsnetze (Erhebungssample) für die Exper- tInnen-Interviews an den Ergebnissen der Clusteranalyse (Kapitel 2) und bezog entsprechende Trans- formationsnetzwerke der automobilen und der ökologischen Transformation ein (bzw. ihrer doppelten Betroffenheit). Zudem wurde darauf geachtet, dass sich auch eine größtmögliche Varianz in der Stärke der Betroffenheit und der Regionengröße im Sample abbildet. Dementsprechend konnte folgendes Erhebungssample entwickelt werden: Abbildung 4-1: Erhebungssample für Auswahl der ExpertInnen-Interviews auf der Grund- lage der ermittelten Betroffenheit der Transformationsregionen Automobile und ökologische Transformation und ihrer Überlappung) und überregional und regional (n=10) Betroffenheit überre- gional und regional Automobile Transformation Ökologische Transformation Automobile und öko- logische Transforma- tion Sehr hohe Betroffen- heit (Stressregion) TRANSFORMOTIVE; TraSaar; ReTraSON h2-netzwerk-ruhr e. V.; SaaleWirtschaft; durch2atmen Ostwürttemberg Sehr niedrige Betroffenheit (Outperformer) - H2 Süd; ZENTEC - Überregional (Landes- und Bundesebene TraSaar H2 Süd Bremen 2030 Regionale Ebene (Regionen und Kreise) TRANSFORMOTIVE; ReTraSON h2-netzwerk-ruhr e. V.; ZENTEC; SaaleWirt- schaft; durch2atmen Ostwürttemberg Quelle: Eigene Darstellung Image 213: iWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 105 Context: Start-up und Innovationsagentur Ostwürttemberg (IHK); 1. Querschnittsaufgabe: Beschäftigung und Qualifizierung (Agentur für Arbeit und Südwestmetall), 2. Querschnittsaufgabe: Standortmarketing und -entwicklung (Gesamtfederführung: WiRO und IHK). In sechs Workshops mit insgesamt 300 teil- nehmenden Personen wurden zunächst partizipativ die Ziele und Handlungsfelder der Zukunftsoffen- sive erarbeitet, die nun in ein Zukunftsbild und einem „Masterplan“ (Strategie) weiterentwickelt wer- den. Image 214: IWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 105 Context: Regionale Transformationsnetze 105 4.2 Profile der 10 ausgewählten Transformationsnetzwerke 1. Profil: Transformationsnetzwerk Ostwürttemberg Industrie- und Handelskammer (IHK) Ostwürttemberg, Ludwig-Erhard-Straße 1, 89520 Heidenheim Zielsetzung Das Ziel des Transformationsnetzwerks Ostwürttemberg besteht in der kooperativen Transformation der gesamten Region Ostwürttemberg, die aus den beiden Landkreisen Ostalb und Heidenheim be- steht. Das Netzwerk bildet eine große Vielfalt an Stakeholdern (inklusive Zivilgesellschaft) ab und ist eingebettet in eine übergeordnete Strategie (Zukunftsoffensive Ostwürttemberg), die sowohl die öko- logische als auch die automobile Transformation umfasst. Tendenziell ist die Transformationsregion eher klein. Sie umfasst zwei kleinere, nicht so bevölkerungsreiche Landkreise am Rande Württembergs, die sich aber durch ein dichtes Netzwerk vertrauter Partner auszuzeichnen scheint. Herausforderungen/Ausgangsbedingungen in der Region Laut Analyse aus Kapitel 2 keine große Betroffenheit (Strukturindexwerte im Bereich von knapp unter 50 (Ostalbkreis) bis 75 Punkte) im Bereich der Automobilwirtschaft und hohe Betroffenheit im Bereich energieintensiver Branchen. Allerdings fühlen sich die Akteure vor Ort sehr wohl stark betroffen, so- wohl von der ökologischen Transformation als auch was die allgemeine Bedeutung der Automobilwirt- schaft in und für die Region anbetrifft; so finden sich beispielsweise eine Reihe von Zulieferer-Betrie- ben der Automobilwirtschaft in den beiden Landkreisen. Zudem werden von den Akteuren die Themen Dekarbonisierung, Digitalisierung, Demografie und Fachkräftemangel als besonders große Herausfor- derungen für die Region erkannt. Genese und Struktur Das Transformationsnetzwerk Ostwürttemberg selbst ist noch relativ jung – Gründung war im Novem- ber 2021. Allerdings gab es zuvor schon andere Initiativen mit ähnlichen Akteuren (IHK, Wirtschafts- förderung, Landkreise etc.), die den Grundstein für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit und die Struktur für die Antragstellung zur Formierung eines Transformationsnetzwerks bildeten (z. B. Zu- kunftsinitiative Ostwürttemberg 1995). Bei der Gründung lag der Fokus vor allem auf der Transforma- tion der Automobilwirtschaft, im Laufe des Jahres hat sich dieser Fokus jedoch geweitet und schließt auch die ökologische Transformation mit ein. Das Vorhaben ist zudem eingebettet in ein groß ange- legtes Gemeinschaftsprojekt der beiden Landkreise Heidenheim und Ostalb, das den Titel „Zukunftsof- fensive Ostwürttemberg“ trägt. Dieses hat sechs Handlungsfelder definiert, die aus vier übergeordne- ten Zielen mit zwei Querschnittsaufgaben bestehen, die die zukünftige Entwicklung in Ostwürttemberg tragen sollen: Ziel 1: Wasserstoffregion Ostwürttemberg (Gesamtfederführung: Landkreis Heidenheim und Ostalbkreis), Ziel 2: Transformationsnetzwerk Ostwürttemberg (Gesamtfederführung: IHK Ost- württemberg mit den Partnern Bildungswerk, WiRO, IG Metall), Ziel 3: Klimaneutrale Region Ostwürt- temberg (Gesamtfederführung: Landkreis Heidenheim und Ostalbkreis), Ziel 4: Zukunftsstrukturen: #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 108 Context: zelner Personen (Policy Entrepreneure) aus dem Arbeitnehmer- (IG Metall) und Arbeitgeberlager (Süd- westmetall) sowie der Wirtschaftsförderung Raum Heilbronn (WFG) und Wirtschaftsregion Heilbronn- Franken (WHF) wurde zunächst das Bündnis für Transformation in der Region Heilbronn-Franken ge- gründet. Zweck dieses Bündnisses war es, den beginnenden Transformationsprozess insbesondere in der Metall- und Elektroindustrie in der gesamten Region Heilbronn-Franken (Stadt- und Landkreis Heil- bronn, Landkreis Schwäbisch Hall, Hohenlohekreis, Main-Tauber-Kreis) zu begleiten und mit vielen re- gionalen Akteuren zu unterstützen. Die Gründungsmitglieder waren zentrale Akteure aus Politik und Image 222: iWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 108 Context: Regionale Transformationsnetze 108 2. Profil: Transformationsnetzwerk TRANSFORMOTIVE Region Heilbronn-Franken Wirtschaftsförderung Raum Heilbronn GmbH (WFG), Koepfstr. 17, 74076 Heilbronn Zielsetzung Das Transformationsnetzwerk TRANSFORMOTIVE fokussiert als Branchennetzwerk stark auf die Trans- formation der Automobilwirtschaft (mit ihren Zulieferern), die traditionell eine zentrale Rolle als Inno- vations- und Wachstumstreiber sowie Beschäftigungsmotor in der Region gespielt hat. Das homogene und sehr dichte Netzwerk kann auf erfolgreiche Branchen-Strukturen und Beziehungen (z. B. Sozial- partnerschaft, „Bündnis für Transformation“) zurückgreifen. Die gesamtgesellschaftliche Dimension des Wandels und die entsprechende, intensive Einbettung vielfältiger Stakeholder und übergeordneter politischer Strategien ist jedoch (noch) nicht zu beobachten. Herausforderungen/Ausgangsbedingungen in der Region Wie in Kapitel 2 dargestellt (Abbildung 2-23), ist die Region – vor allem der Landkreis Heilbronn – nicht nur eine stark überdurchschnittliche Industrieregion (Abbildung 2-5), sondern auch stark von der Transformation der Automobilwirtschaft betroffen. Die Region kann demnach als Hotspot der Trans- formation bezeichnet werden, zumal ein sehr hoher SVB-Anteil im Bereich der traditionellen Antriebe zu verzeichnen ist. Nach Lage und sehr gutem regionalen Chancenindex (RCI) im Autocluster bilden die Landkreise den Regionstypus „Outperformer“. Das beschreiben auch die Akteure vor Ort. Laut Selbst- darstellung ist die Region Heilbronn-Franken wirtschaftsstrukturell stark von der Automobilwirtschaft, ihren Zulieferern, Ausrüstern und Dienstleistern sowie den verwandten Branchen Maschinenbau, Elektrotechnik und Metallverarbeitung geprägt. Von rund 420.000 Jobs in der Wirtschaftsregion Heil- bronn-Franken, gehören demnach rund 85.000 zur Automotive-Branche und 43.000 speziell dem Be- reich Verbrennungsmotor an. Durch die Umstellung auf Elektro- und Wasserstoffmobilität und den damit einhergehenden Veränderungen des Antriebs werden auch einige der etablierten Zulieferer vor große Herausforderungen gestellt. Genese und Struktur Die Initiative zur Gründung des Netzwerk TRANSFORMOTIVE Region Heilbronn-Franken ging von den Wirtschaftsförderungsgesellschaften (WFG und WHF) in enger Abstimmung mit Vertretern der IG Me- tall und von Südwestmetall aus. Die Genese erfolgte in einem Dreischritt: 1. Gründung eines Vereins „Bürgerinitiative pro Region Heilbronn-Franken“ (im Jahr 2019), aus dem sich dann 2. im Jahr 2020 ein „Bündnis für Transformation“ formte, quasi als Vorläufer des späteren Transformationsnetzwerkes Heilbronn-Franken, das sich schließlich 3. im Herbst 2021 unter dem Projekttitel „TRANSFORMOTIVE“ erfolgreich um Bundesmittel nach Ziffer 35c des Konjunkturprogramms bewerben konnte. Auslöser waren schleichende Rückgänge in der Auslastung der Produktionskapazitäten bei den großen Automo- bilherstellern – im Zuge des „Dieselskandals“ und der Mobilitätswende, aber auch der immer stärkeren Verlagerung von Produktionskapazitäten in andere Länder, vor allem China – die vor allem die IG Me- tall und die Betriebsräte in den Unternehmen der Automobilwirtschaft alarmierten. Auf Initiative ein- #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 109 Context: ler Ebene wird der Fokus auf die Etablierung einer ganzheitlichen Mobilitätswirtschaft gelegt. Perspektive des Netzwerks Eine netzwerkorientierte Arbeitsweise soll sicherstellen, dass möglichst viele Unternehmen zwischen 2022 und 2025 von den TRANSFORMOTIVE-Maßnahmen profitieren werden. Ein breiter regionaler Konsens (siehe auch Initiative Pro Region sowie Bündnis für Transformation) trägt das Projekt. Image 223: IWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 110 Context: Regionale Transformationsnetze 110 Die Akteure der Region sind untereinander regional und auf Landesebene sehr gut mit den entschei- denden wirtschaftspolitischen Akteuren vernetzt. Dabei konnten sich die Antragsteller auch auf ein Regionales Entwicklungskonzept (REK) stützen, das im Zuge des landesweiten RegioWIN-Wettbewerbs entstand und damit auch europäische EFRE-Mittel in den Fokus nimmt. In diesem Zusammenhang spielt auch die baden-württembergische Cluster-Politik eine Rolle, die in der Vergangenheit (z. B. durch die Cluster-Agentur BW) die Arbeit von drei Cluster-Initiativen der Region Heilbronn-Franken (Auto- motiveDIALOG, KunststoffDIALOG und MetallDIALOG) unterstützt hat. Zudem konnte man sich in der Vergangenheit auf gute politische Kontakte in die und entsprechende Förderprogramme der Bundes- ebene stützen, die ja letztlich auch den Anstoß für die erfolgreiche Antragstellung gaben. Durch die Fördermittel soll nun auch die Sichtbarkeit und Zusammenarbeit auf europäischer Ebene erhöht wer- den. Schon in der Vergangenheit nahm die Region beispielsweise erfolgreich an europäischen Förder- ausschreibungen oder auch dem europäischen Exzellenz Cluster-Wettbewerb (zwischen 2017 und 2020 drei Mal europäisches Bronze-Label) teil. 3. Profil: H2 Süd e. V. – DIE WASSERSTOFF INITIATIVE BAYERN & BADEN-WÜRTTEMBERG H2 Süd e. V. – DIE WASSERSTOFF INITIATIVE BAYERN & BADEN-WÜRTTEMBERG, Josef-Jägerhuber- Straße 13, 82319 Starnberg Zielsetzung Ziel von H2 Süd e. V. ist die „visionär getriebene“ Förderung einer dezentralen, ressourcenschonenden und nachhaltigen Energieversorgung unter Nutzung von regenerativ hergestelltem Wasserstoff. Inhalt- lich sind die Schwerpunktthemen des Netzwerkes: Wasserstoff im Gebäude und Logistikinfrastruktur für den Wasserstoff in Süddeutschland. Herausforderungen/Ausgangsbedingungen in der Region Im Hinblick auf die ökologische Transformation weisen nach der Cluster-Analyse in Kapitel 2 (Abbildung 2-11) die süddeutschen Länder Baden-Württemberg und Bayern keine oder nur eine geringe Betrof- fenheit auf. Zudem sind dort nur wenige ökologische Transformationsregionen zu verorten (Abbildung 2-16). Genese und Struktur Die Entstehung der Wasserstoff Initiative Bayern & Baden-Württemberg als recht junges Netzwerk geht auf enthusiastische Unternehmer zurück, die an das Thema Wasserstoff geglaubt und sich an dieser Initiative aktiv beteiligt haben. Insbesondere auf einen Unternehmer, der bis heute den Nukleus und Ideengeber für das Netzwerk darstellt. Mit drei Gründungsmitgliedern erfolgte im Oktober 2019 die Etablierung des Netzwerks als Verein „H2 Süd e. V. - DIE WASSERSTOFF INITIATIVE BAYERN & BA- DEN-WÜRTTEMBERG“. Der Verein verfolgt das Ziel der Förderung einer dezentralen, ressourcenscho- nenden und nachhaltigen Energieversorgung und die Nutzung von insbesondere regenerativ herge- stelltem Wasserstoff. Darüber hinaus möchte der Verein die Nutzung von Wasserstoff als Energieträ- ger insbesondere in Süddeutschland vorbereiten, die wissenschaftlichen, wirtschaftlichen, techni- schen und politischen Voraussetzungen für eine umfassende Wasserstoff-Energie-Wirtschaft ermitteln und die Durchsetzung des Wasserstoff-Energie-Konzeptes befördern und beschleunigen. #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 110 Context: Die Arbeit des Vereins seit seiner Gründung als eine Bottom-Unternehmens-Initiative wurde geprägt durch die Unterstützung der Projektvorhaben seiner Mitglieder. Ein zentrales Projektvorhaben stellte Image 224: iWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 111 Context: tragt. Perspektive des Netzwerks Die gesetzten inhaltlichen Schwerpunkte des Netzwerks H2 Süd e. V., wie z. B. die Logistikoptionen für Wasserstoff in Süddeutschland, werden auch zukünftig über unterstützende Projektvorhaben weiter- verfolgt. Ferner wird versucht stärker Informationen für all diejenigen zu liefern, die sie brauchen, egal ob Politik und Verwaltung oder Zivilgesellschaft. Zudem möchte man künftig mit anderen Initiativen in Bayern enger zusammenzuarbeiten, um so die Power und das Know-how im Bundesland zu bündeln. Image 225: IWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 113 Context: mit dem begrenzten Budget den Benefit für seine Mitglieder sicherzustellen. Dies auch vor dem Hin- tergrund, dass um das Thema Wasserstoff sich überall neue Netzwerke bilden, wovon es im Ruhrgebiet mindestens ein halbes Dutzend Netzwerke gibt, die versuchen Firmen und Akteure rund um das Thema herum zu versammeln. Der h2-netzwerk-ruhr e. V. ist regional sehr gut auf allen politischen Ebenen vernetzt und stark einge- bettet in die regionale Wirtschaftsförderung. Er versteht sich in der Rolle als Lobbyist für eine wasser- stoffbasierte Energiewirtschaft und unterstützt alle Bestrebungen, die die regulatorischen Rahmenbe- dingungen und die infrastrukturellen Voraussetzungen für die Wasserstoffwirtschaft verbessern. Dazu werden Pilotprojekte unterstützt oder selbst vom Netzwerk angestoßen, um Forschung und Entwick- lung im Bereich von Elektrolyseuren, Brennstoffzellen und Peripherietechnik voranzutreiben. Image 227: IWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 113 Context: Regionale Transformationsnetze 113 um die Entstehung und Ansiedlung neuer Unternehmen zu fördern und damit neue Arbeitsplätze zu schaffen. Dazu bündelt der h2-netzwerk-ruhr e. V. die unternehmerischen, akademischen und öffent- lichen Aktivitäten der Region zur Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie. Nach der Gründung vom h2-netzwerk-ruhr e. V. wurde durch das Netzwerk angefangen um weitere Mitglieder aus der Industrie und der Forschung zu werben. In den letzten drei Jahren konnte der Verein seine Mitgliederzahl verdoppeln und hat jetzt 74 Mitglieder. Dieser Mitgliederzuwachs war auch Aus- druck des gesteigerten Interesses an Wasserstoff und den damit verbundenen Technologien. Im Zuge dieser Entwicklung der Mitgliederzahl veränderte sich auch die Struktur der Mitglieder. Während zum Beginn von h2-netzwerk-ruhr e. V. Kommunen und kommunalen Einrichtungen im h2-netzwerk- ruhr e. V. dominierten, haben sich nun mehr universitäre Einrichtungen, aber auch viele Unternehmen und sogar eine Rechtsanwaltskanzlei, dem Netzwerk angeschlossen. Bei den Unternehmen handelt es sich u.a. um Gashersteller, Fernleitungsnetzbetreiber und Stadtwerke als Energieversorger. Damit setzt sich der h2-netzwerk-ruhr e. V. aus sehr heterogenen Akteuren zusammen, was zugleich die Stär- ken Netzwerks sind. Überdies ist der h2-netzwerk-ruhr e. V. selbst noch sehr stark vernetzt, zum Bei- spiel mit der Energieagentur und dem dort gegründeten H2-Netzwerk des Landes oder durch die Mit- gliedschaft in einer h2-Workinggroup“ der Bezirksregierung Münster, wo das Netzwerk zusammen mit der IHK und der Handwerkskammer mitwirkt. Seit einigen Jahren ist der Deutsche Gewerkschaftsbund auch bei den Veranstaltungen und zu den Wasserstoffsymposien des Netzwerkes aktiv dabei, obwohl er nicht Mitglied der h2-netzwerk-ruhr e. V. ist. Der Vorstand vom h2-netzwerk-ruhr e. V. wird außer- dem von einem Beirat beraten, dem Mitglieder öffentlicher Einrichtungen, Unternehmen, Verbände, Bildungs- und Forschungseinrichtungen sowie natürlichen Personen aus dem Ruhrgebiet angehören. Governance sowie Maßnahmen und Instrumente Der h2-netzwerk-ruhr e. V. bietet seinen Mitgliedern regelmäßigen fachlichen Austausch und die Ver- netzung der Mitglieder untereinander, um so Möglichkeiten der Zusammenarbeit auszuloten und Sy- nergieeffekte zu realisieren. Hierfür gibt es eine jährliche Mitgliederversammlung, regelmäßige Mit- gliederabende mit Vorträgen, die so dreimal im Jahr stattfinden, und dann noch das Format der Bei- ratssitzung. Mit einem Jahresbudget von rund. 130.000 € besitzt er h2-netzwerk-ruhr e. V. ein relativ überschau- bares Budget. Hinzu kommen zehn Stunden Bürounterstützung für die Geschäftsstelle durch die Stadt Herten und viel ehrenamtliche Unterstützung der Vereinstätigkeit durch den Vereinsvorstand als einen wichtigen Erfolgsfaktor für die Arbeit des Netzwerkes. Das Netzwerk selbst bezahlt für das Netzwerk- management, das extern vergeben wurde. Finanziert wird das Netzwerk aus Mitgliedbeiträgen, deren Beitragshöhe sich nach dem Status (Bildungseinrichtung, Kommune, persönliches Mitglied, gewerbli- ches Unternehmen) und der Umsatzhöhe richtet. Um keine Mitglieder zu verlieren, wurde vom Verein entschieden keine Beitragserhöhungen bei den Mitgliedern vorzunehmen und weiterhin zu versuchen #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 115 Context: Regionale Transformationsnetze 115 Genese und Struktur Das Zentrum für Technologie, Existenzgründung und Cooperation (ZENTEC) besteht seit 25 Jahren. Die Gründung geht auf eine Initiative der drei Gebietskörperschaften des Bayerischen Untermains, der Stadt Aschaffenburg und den Landkreisen Aschaffenburg und Miltenberg im Jahr 1997 zurück, die sich mit der Förderung von Existenzgründungen befasst haben und dafür die ZENTEC in der Rechtsform einer GmbH gegründet haben. Gesellschafter der ZENTEC sind neben den drei Gebietskörperschaften, die Sparkassen und Raiffeisenbanken sowie die Industrie- und Handelskammer und die Handwerks- kammer der Region. Bei der ZENTEC, das als ein Technologie- und Gründerzentrum begonnen hatte, kamen im Laufe ihres Bestehens neue Aufgabenbereiche dazu, wie das Regionalmarketing- und die Regionalmanagement- Organisation sowie die Koordination der Energieagentur für die bayrische Region Untermain. Im Rah- men der Umsetzung dieser Aufgaben fördert ZENTEC durch seine Netzwerkarbeit und mit dem damit verbundenen kontinuierlichen Austausch mit Unternehmen, Bildungs- und Forschungseinrichtungen die Vernetzung der regionalen Akteure, unterstützt und stößt Innovationen in der Region an und hilft bei der Akquise von Fördergeldern mit dem Ziel die Region als Ganzes voranzubringen. Mit der Förderunterstützung des Freistaats Bayern konnten in der Region Untermain sechs branchen- bezogenen Kompetenznetzwerke „Automotiv“, „Mechatronik & Automation“, „Transformation“, „Elektromobilität“ sowie „Logistik“ und „Informationstechnologie (IT)“ gegründet werden. Die Vernet- zung der Unternehmen im Bereich der „Logistik“ und „Informationstechnologie (IT)“ erfolgt durch die Industrie- und Handelskammer Aschaffenburg. Für die anderen branchenbezogenen Kompetenznetz- werke „Automotive“, „Mechatronik & Automation“, „Elektromobilität“ sowie für das Kompetenznetz „Transformation“ obliegt die Netzwerkkoordination der ZENTEC. Das Kompetenznetzwerk „Transfor- mation“, das ursprünglich Digitalisierung bei ZENTEC hieß und dann erweitert wurde, übernimmt für die anderen Kompetenznetzwerke in der Region dabei eine Querschnittsfunktion mit erweitertem Ak- teurskreis. Governance sowie Maßnahmen und Instrumente Die Region Untermain ist erstklassig vernetzt und spricht zudem - trotz unterschiedlicher lokalpoliti- scher Parteienprägungen - wirtschaftspolitisch „mit einer Stimme“. Dazu trug das Regionalmanage- ment von ZENTEC mit bei, über das sich die regionalen Akteure kennen. Die regionale Vernetzung stellt sich somit als ein Ergebnis einer Kombination aus regionaler Koordination und regionalen Bottom-up- Prozessen über einen langen Zeitraum dar. In allen von ZENTEC koordinierten vier Kompetenznetzwerken „Automotive“, „Mechatronik & Auto- mation“, „Elektromobilität“ und „Transformation“, die als loser Zusammenschluss bestehen, gibt es einen Steuerungskreis. Dieser besteht aus fünf bis acht Personen, die überwiegend aus der Industrie kommen und sich zyklisch zweimal im Jahr treffen, um sich über die Entwicklungen in den jeweiligen Branchen auszutauschen. Ferner findet in den Kompetenznetzwerken ein- bis zweimal im Jahr ein Netzwerktreffen in unterschiedlichen Veranstaltungsformaten statt. Meist erfolgt dies in Form von Ex- kursionen bei denen ein Unternehmen einschließlich einer Betriebsführung innerhalb und außerhalb #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 117 Context: Regionale Transformationsnetze 117 6. Profil: Transformationsnetzwerk Saarland (TraSaar) Gesellschaft für Transformationsmanagement Saar (GeTS), Konrad-Zuse-Straße 13, 66115 Saarbrücken Zielsetzung Die Zielsetzung des Transformationsnetzwerks Saarland (TraSaar) besteht darin, das Saarland in den nächsten Jahren von einem überwiegenden Automobilzuliefererstandort hin zu einem hochqualifizier- ten und innovativen Technologielieferanten für die zukünftige nachhaltige Mobilität zu entwickeln. Das Branchen-Netzwerk fungiert in diesem Zusammenhang als Wissens- und Austauschplattform so- wie als koordinierende Stelle in den Bereichen Wissensmanagement und Know-how-Transfer. Unter organisatorischer Federführung der Gesellschaft für Transformationsmanagement Saarland mbH (GeTS) kooperieren die Transformationswerkstatt Saar der IG Metall, die Arbeitskammer des Saarlandes (AK), das Zentrum für Mechatronik und Automatisierungstechnik (ZeMA) an der Universität des Saarlandes und der HTW, das saarländische Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitales und Energie, die autoregion e. V. und die Industrie- und Handelskammer des Saarlandes (IHK), um gemein- sam Transformationsstrategie für die Region zu entwickeln. Herausforderungen/Ausgangsbedingungen in der Region Das Saarland insgesamt ist stark vom Strukturwandel und insbesondere auch von der Transformation der Automobilwirtschaft betroffen (siehe Abbildung 2-23). Fast die Hälfte der Bruttowertschöpfung des Bundeslandes hängt an dieser Branche. Insbesondere der Wandel vom Verbrennungsmotor hin zur nachhaltigen, innovativen Mobilität wird zu massiven Veränderungen führen. Rund 42.000 Be- schäftigte sind derzeit von der Automobil- und Zuliefererbranche abhängig. Zudem befindet sich das Saarland laut unserer Analyse in einer herausfordernden Lage und weist insgesamt eine eher schwä- chere Struktur auf (siehe Abbildung 2-19, Lage und regionaler Chancenindex: 4 Landkreise: Cluster 1, Lage schlecht und RCI schlecht; Regionalverband Saarbrücken: Cluster 3, Lage schlecht, RCI gut). Dem- entsprechend werden auch einzelne Landkreise (aus Cluster 1) in der vorliegenden Regionalanalyse (Abbildung 2-19) als Stressregionen bezeichnet, die Stadt Saarbrücken hingegen wird den Potenzialre- gionen zugerechnet. Positiv gewendet: trotz einer allgemein eher schlechten Ausgangslage finden sich zumindest in Teilen des Saarlands auch zukunftsrelevanten Faktoren; das heißt, die Region schöpft ihr Potenzial noch nicht aus. Genese und Struktur Die Initiative zur Gründung des Netzwerks ging von der IG Metall aus, die schon recht früh mit ihrer sogenannten Transformationswerkstatt an einer solchen Idee gearbeitet hat. Gemeinsam mit der Lan- desregierung und im Schulterschluss mit den Sozialpartnern, der Arbeitskammer, der IHK sowie der Autoregion konnte schnell ein Netzwerk gegründet und auf bestehende Strukturen zurückgegriffen werden. Andere, zivilgesellschaftliche Akteure waren (zunächst) nicht involviert. In der eigenen Lande- sagentur (GeTS) konnte direkt ein Koordinator gefunden und zudem sichergestellt werden, dass so nicht nur ein schlagkräftiges Konsortium formiert, sondern auch sehr rasch ein erfolgreicher Antrag beim BMWK gestellt werden konnte. TraSaar ist eines der ersten geförderten Transformations-Netz- #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 118 Context: Regionale Transformationsnetze 118 Strukturen und Sozialpartnerschaften, die auch die Entwicklung des vorliegenden Transformations- netzwerks TraSaar entsprechend unterstützt haben. Eine zentrale Rolle spielten dabei die Vertreter der IG Metall, die aktiv auf die Landesregierung zugegangen waren und die Gründung des TraSaar- Netzwerks und die gemeinsame Antragstellung auf Bundesmittel (35c-Programmlinie des BMWK) ent- sprechend forciert hatten. Auch hier konnte bereits auf hilfreiche Institutionen, vertrauensvolle Netzwerkarbeit und landeseigene Strukturen wie z. B. die Gesellschaft für Transformationsmanagement (GeTS) zurückgegriffen werden, die schließlich auch durch Initiative der Landesregierung (Wirtschaftsministerium) den Antrag auf För- derung koordinierte. Die GeTS selbst wurde erst kurz zuvor (im Jahre 2020) gegründet. Als Landesgesellschaft, die beim Arbeitsministerium angesiedelt ist, besteht ihre Aufgabe darin Unternehmen bei betrieblichen Trans- formationsprozessen zu begleiten, z. B. durch Unterstützung bei der schnellen und passgenauen Ver- mittlung von Arbeitskräften auf neue, zukunftsfähige Arbeitsplätze oder durch Koordinierung und Mo- deration betriebsspezifischer Lösungen bei der Fachkräftesicherung sowie durch Unterstützung bei der Identifikation beruflicher Schlüsselkompetenzen und notwendiger Qualifizierung. Governance sowie Maßnahmen und Instrumente Unter organisatorischer Federführung der Gesellschaft für Transformationsmanagement Saarland mbH (GeTS) kooperieren die Transformationswerkstatt Saar der IG Metall, die Arbeitskammer des Saarlandes (AK), das Zentrum für Mechatronik und Automatisierungstechnik (ZeMA), das saarländi- sche Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitales und Energie, die autoregion e. V. und die Indust- rie- und Handelskammer des Saarlandes (IHK) – sowie eine Reihe von Experten aus Wirtschaft, Ver- bänden und Forschung - um gemeinsam eine Transformationsstrategie und Konzepte zu entwickeln, mit denen die anstehenden Umbrüche und Veränderungen in zukunftssichernde Chancen für die Re- gion umgewandelt werden können. Mit Mitteln in Höhe von 7,1 Millionen Euro aus der Fördermaßnahme „Transformationsstrategien für Regionen der Fahrzeug- und Zulieferindustrie“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) wurden 16 Stellen geschaffen, um ein regionales Transformationsnetzwerk aufzubauen, das sich mit den strukturellen Veränderungen für Unternehmen, Mitarbeiter und Gesellschaft beschäftigt. Mit der Durchführung des 3,5 Jahre laufenden Projekts wurde vom BMWK die GeTS Gesellschaft für Transformationsmanagement aus Saarbrücken beauftragt. Dem Lenkungskreis des Transformationsnetzwerks gehören alle Partner an; er tritt alle vier Wochen zusammen und entscheidet konsensual. Die GeTS übernimmt die Geschäftsführung und Steuerung des Projekts. Zudem finden im zwei Wochen-Rhythmus Austauschformate zwischen den Arbeitskreisen bzw. den jeweiligen (Teil-)Projektleitern und Cluster-Managern statt. Das Netzwerk fungiert als Wissens- und Austauschplattform sowie als koordinierende Stelle in den Bereichen Wissensmanagement und Know-how-Transfer. Auf operativer Ebene untergliedert sich das Transformationsnetzwerk in eine Service- und Beratungsstelle, die bei der GeTS angegliedert ist und in insgesamt sechs Teilprojekte, die bei den Kooperationspartnern angesiedelt sind und als Arbeits- #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 121 Context: STRATEGIEPROZESS ABSTIMMUNG STRATEGIE 2030 DATEN AUFTAKT- 7 STRATEGIE- EXPERTCINNEN- STEUERUNGS- POLITISCHE ABSTIMMUNG ANALYSE VERANSTALTUNG WERKSTATTEN GRUPPENTREFFEN & GREMIENBEFASSUNG JUL. - SEP. - - OKT. NOV. -JAN.- - 2021 JAN. - FEB. FEB.-APR. = = - = = = APR. - + se ee es JUN. Image 238: IWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 125 Context: Regionale Transformationsnetze 125 9. Profil: Wasserstoffnetzwerk Lausitz (durch2atmen) Wasserstoffnetzwerk Lausitz (IHK Cottbus, Goethestraße 1, 03046 Cottbus) Zielstellung Zentrale Zielsetzung des Transformationsnetzwerks durch2atmen ist der Strukturwandel in der Lausitz. Diese muss als eine (ehemalige) Braunkohleregion in kurzer Zeit den Verlust von ca. 16.000 Arbeits- plätzen durch den Braunkohleausstieg kompensieren (Strukturstärkungsgesetz 2018). Gerade im Be- reich der Mobilität kann die Region aufgrund ihrer ländlichen Prägung nicht auf die Batterieelektrik setzen. Gleichzeitig ist Wasserstoff als Brückentechnologie ein wesentliches Element der bundesdeut- schen Energiewende und ist dementsprechend ein Ankerpunkt der technologie- und innovationspoli- tischen Förderpolitik. Das Netzwerk ist als zentraler Akteur in den ökologischen Wandel der Lausitz hin zur Wasserstoffmodellregion eingebunden. Herausforderungen/Ausgangsbedingungen in der Region Nach der Cluster-Analyse weist die Region insbesondere durch den Spree-Neiße-Kreis und den Land- kreis Görlitz eine sehr hohe Betroffenheit vom ökologischen Wandel auf. Diese gehören zu den Top- 10-Hotspot-Regionen in Deutschland (vgl. Kapitel 2.3). Genese und Struktur Das Wasserstoffnetzwerk durch2atmen wurde 2019 in der Lausitz (Cottbus) gegründet, um die Trans- formation von Mobilität in der Region zu gestalten und die Region als Modellregion für die wasser- stoffbasierte Transformation von Mobilität und Energie zu etablieren. Das Netzwerk ist in der gesam- ten brandenburgischen sowie sächsischen Lausitz sowie darüber hinaus aktiv (grobe Eckpfeiler bilden die Städte Dresden im Westen, Görlitz im Osten und Berlin im Norden, wobei Cottbus im Zentrum der Netzwerkaktivität liegt). Die Initiative zur Gründung des Transformationsnetzwerks kam nicht von politischen Akteuren, son- dern durch die Unternehmerschaft in der Region (Mitglieder der IHK Cottbus). Die Federführung und Projektleitung liegt dementsprechend bei der IHK Cottbus sowie dem Centrum für Energietechnologie Brandenburg (CEBra e. V.) und dem Fraunhofer IWU Zittau. Image 242: IWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 126 Context: Regionale Transformationsnetze 126 Abbildung 4-6: Das Wasserstoffnetzwerk Lausitz Quelle: durch2atmen Unter den übrigen Gründungsmitgliedern befinden sich zudem u. a. mit der Stadt Cottbus, der Bran- denburgisch Technischen Universität Cottbus-Senftenberg und der Wankel SuperTec GmbH wichtige Stakeholder aus Kommunalverwaltung, Wissenschaft und Industrie unter den weiteren Gründungs- mitgliedern. Insgesamt besteht das Netzwerk mittlerweile aus einer Vielzahl von Mitgliedern, hat be- reits etwa 100 Partner und entwickelte bereits rund 60 Projekt- und Produktideen. Governance sowie Maßnahmen und Instrumente Das Netzwerk ist an den Zielstellungen der der nationalen Wasserstoffstrategie (2020) des Bundes so- wie der Wasserstoffstrategien der Länder Brandenburg und Sachsen (2020) orientiert. Seit 2021 wird es durch das BMWi (bzw. BMWK) im Rahmen des Bundesmodellvorhabens ‚Unternehmen Revier‘ ge- fördert. Zentrale strategische Ausgangspunkte von durch2atmen sind es, die Mobilitätswende (in Deutschland) zu gestalten und in der Region schon früh Trends mitzuentwickeln. Ein zentraler Fokus liegt deshalb darauf, Wasserstofftechnologien zu erforschen, zu erproben und auch in der Region um- und einzusetzen durch eine Verzahnung von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Das Netzwerk will so dazu beitragen, die Lausitz als Energieregion zu erhalten. Das Ziel ist die Schaffung einer nachhalti- gen Wertschöpfungskette mit auf neuen Technologien basierenden Arbeitsplätzen. Im Jahr 2021 wurde die Machbarkeitsstudie „Wasserstoff-Roadmap Lausitz“ erarbeitet, die als Arbeitsgrundlage für das Wasserstoffnetzwerk dienen soll. Die in der Studie entwickelte Vision ist die Etablierung der „Was- serstoffregion Lausitz 2035“. Dies beinhaltet die Wasserstoffbetankung von allen Verkehrsträgern auf Straße und Schiene, Wasserstoffbusse sowie Wasserstoff-Forschung, Entwicklung und Anlagenbau in der gesamten Region, eine gemeinsame Wasserstoff-Vertriebsgesellschaft, eine Wasserstoff-Versor- gung grüner Produktionsstandorte sowie eine hohe Akzeptanz und Nachfrage nach Wasserstoff. Die Studie entwickelt zudem jeweils einen Fahrplan für eine kurzfristige sowie eine mittelfristige Per- spektive zur proaktiven Steuerung der Einführung der Wasserstoffwirtschaft in der Lausitz. In der kurz- Image 243: cones Pa gp ENERTRAG @P. Lobben EAG ge Stadt und Uberland Werke u ced MBAT 6. ss > energiequelle b-tu == G@ KEM Deseo “Sohertz EF oy WF oscnnce Brondenbury vo fresesne wor’ a 6c a Germany \ = ww £ Image 244: Image 245: iWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 127 Context: Regionale Transformationsnetze 127 fristigen Perspektive (2021-2023) wurden und werden neben Aktivitäten zur Erstellung von Planungs- grundlagen und Machbarkeitsstudien insbesondere bereits in Beantragung befindliche sowie Projek- tideen mit dem höchsten Handlungsdruck (z. B. Beschaffungsvorhaben) durchgeführt. Die mittelfristi- gen Perspektive (2024-2035) zielt schließlich zentral auf die Zeit nach der Braunkohleverstromung in der Lausitz. Ihre konkrete Ausgestaltung ist von den Ergebnissen und Erkenntnissen aus der vorange- gangen kurzfristigen Perspektive abhängig. Für die Vorgehensweise hat die Machbarkeitsstudie insgesamt acht Leitlinien entwickelt, um einerseits die übergeordnete und systematische (politische) Planung ‚von oben‘, andererseits Flexibilität und kontinuierliche Impulse ‚von unten‘ gewährleisten zu können: > Gemeinschaftlichkeit sowie Denken und Agieren im Netzwerk > Technologieoffenheit > Dezentralität > Aufbau von Bestehendem und Vermeidung von Strukturbrüchen > Sichtbarkeit und Vertrauen schaffen > Technologische und wirtschaftliche Machbarkeit und sukzessiver Aufbau von Erfahrung und Ex- pertise > Prioritäre Erschließung regionaler Quellen > Nachhaltige Entwicklung regionaler Märkte Perspektive des Netzwerks Das Netzwerk strebt insbesondere an, die Partizipation der in der Region ansässigen Unternehmen sowie der Bevölkerung zu stimulieren und diese noch intensiver und weiträumiger in die Transforma- tion einzubeziehen. Aktuell wesentliches Manko ist die aus Sicht der Netzwerkakteure bisher unzu- reichende langfristige Planbarkeit der Netzwerkaktivitäten durch das Fehlen verlässlicher (politischer) Rahmenbedingungen. So sind unklare, häufig wechselnde politische Ausrichtungen für wirtschaftliche Akteure investitionshemmend. Hier fehlt es dem Netzwerk an langfristigen Zielsetzungen und politi- schen Strategien, die das Arbeiten im Netzwerk unabhängig von Trends garantieren. 10. Profil: Allianz für die Region – ReTraSON Allianz für die Region GmbH (Team ReTraSON), Frankfurter Straße 284, 38122 Braunschweig Zielsetzung Das Regionale Transformationsnetzwerk SüdOstNiedersachsen (ReTraSON) wurde im Auftrag des BMWK (ehemals Bundesministerium für Wirtschaft und Energie) ins Leben gerufen. Das Ziel des Netz- werks ist die Gestaltung der automobilen Transformation in Südostniedersachsen. Die Zielsetzung so- wie Transformationsstrategie des Netzwerks sind eng an die Förderrichtlinie des BMWK gebunden. Diese sind wiederum zunächst wenig spezifisch auf die Region ausgerichtet, beziehen sich jedoch ge- zielt auf Problemstellungen von ‚Automobilregionen‘. Herausforderungen/Ausgangsbedingungen in der Region Die Region Südostniedersachsen ist stark von der automobilen Transformation betroffen. Nach der IW-Analyse ist in der Region insbesondere Wolfsburg der zentrale Hotspot der automobilen Transfor- mation in Deutschland (vgl. Kapitel 2.3). Image 246: IWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 128 Context: Regionale Transformationsnetze 128 Genese und Struktur Es wurde durch den Programmbereich Mobilität der Allianz für die Region ins Leben gerufen. Diese ist ein regionaler Zusammenschluss von Partnern aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft. Da die Vernetzung von Fachkompetenzen und die Förderung der Standortqualität zu ihren zentralen Stärken gehört, konnte die Allianz für die Region als Antragsteller die Förderung zum Aufbau eines Transformationsnetzwerkes für sich gewinnen. Initial für das am 01.01.2022 gestarteten Transformationsnetzwerk ist eine Förderung durch den Zu- kunftsfond Automobilindustrie, der die mittel- und langfristigen Herausforderungen der Fahrzeugin- dustrie bei ihrer Transformation hin zu nachhaltiger und digitaler Mobilität adressieren soll. Nach ak- tuellem Stand befindet sich das Transformationsnetzwerk noch in der Aufbau- und Entwicklungsphase. In das Netzwerk sollen Kommunen (Wolfsburg, Salzgitter, Braunschweig) und Landkreise (Gifhorn, Go- slar, Helmstedt, Peine und Wolfenbüttel), wissenschaftliche sowie wirtschaftliche Akteure, Gewerk- schaften (IG Metall, DGB) sowie Kammern (IHK) und Verbände integriert werden. Diese Vernetzung gelang bisher sehr reibungslos, da die genannten Akteure bereits seit einiger Zeit eng zusammenarbei- ten, um insbesondere den Automobilstandort der Region aufzubauen. So verfügte die Allianz bereits vor der Gründung des ReTraSON über ein starkes Netzwerk und eine solide wirtschaftliche wie zivilge- sellschaftliche Verankerung, die notwendigen Ressourcen und fachliche Expertise, um Transformation zu gestalten. Ein weiterer zentraler Initiator des Netzwerks sind die Gewerkschaften, die ein großes Interesse für die Transformation des Automobil- und Zulieferersektors in der Region zeigen. Governance sowie Maßnahmen und Instrumente Das Transformationsnetzwerk hat ein klaren zeitlichen wie finanziellen Rahmen. Die Förderung erfolgt für 3,5 Jahre (01.01.2022 bis 30.06.2025) durch das BMWK. Der Projektträger ist die VDI/VDE Innova- tion + Technik GmbH. Das Netzwerk verfolgt vier wesentliche Strategien. Diese beinhalten > Information (Marktverhältnisse und Marktentwicklungen, Unterstützungs- und Fördermöglich- keiten sowie Transformationsstrategien) > Konzeptionierung (Erstellung von Studien zur regionalen Wirtschaftsstruktur und zu regionalen Entwicklungsperspektiven) > Vernetzung (Bündelung von Expertisen zur Vernetzung der Akteure) > Qualifizierung (Bereitstellung und Erprobung von Qualifikationsformaten) Wesentlicher Baustein des Transformationsnetzwerks ist es, die relevanten Akteure in die Netzwerk- und spätere Projektarbeit zu integrieren. Diese sind zentral an der Lösungsfindung für die spezifischen Problemstellungen der Region eingebunden und haben so jeweils eigenständige Rollen im Netzwerk. Image 247: iWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 130 Context: Regionale Transformationsnetze 130 > Arbeit. Das Netzwerk hat bereits die ersten kleineren Etappen gemeistert und mit der Vernetzungsarbeit be- gonnen. Im kommenden Jahr werden die Projektinitiierungen gestartet. Abbildung 4-8: Ablaufplan des ReTraSON Quelle: ReTraSON 4.3 Die Varianz der Netzwerklandschaft in Deutschland 4.3.1 Einleitung Aus den vorgestellten Profilen von Netzwerken und Initiativen geht hervor, dass diese durchaus eine Rolle als „Agenten des Wandels“ (vgl. Kapitel 3.2) einnehmen. Als zentrale Treiber von Wandlungspro- zessen prägen sie die Transformationen in den jeweiligen Regionen entscheidend mit. Dabei sind sie abhängig von ihrer Kontextualität, sie entstehen innerhalb der engen Grenzen, die bestehende (regio- nale) Innovationssysteme ihnen setzen. Sie sind als Reaktion auf die Akteurskonstellation und Gege- benheitsstruktur in den Regionen zu verstehen. Dabei kommt den übergeordneten Angeboten der Re- gional- und Strukturpolitik von EU, Bund und Ländern sowohl eine wichtige Rolle als Urheber, wie auch hinsichtlich der Strukturierung der konkreten Arbeit der Netzwerke zu. Die Netzwerklandschaft in Deutschland ähnelt einem Flickenteppich von Akteuren und Institutionen. Dieser wird im folgenden Kapitel unter Bezug auf die im Online-Survey erhobenen Daten und unter Einbezug der Erkenntnisse aus den Kontext- sowie ExpertInneninterviews dargestellt. Ziel ist es, der Varianz der Netzwerklandschaft in Deutschland auf den Grund zu gehen: wie reagieren die regionalen Akteure auf die jeweils unterschiedlichen Anforderungen durch die anstehenden Transformationen41 41 Unter dem Begriff Transformationen werden in diesem Beitrag drei zentrale Erscheinungen subsumiert: Der Strukturwandel in der Automo- bilindustrie, die Veränderungen durch die Bestrebung, die Industrie in Deutschland zu dekarbonisieren und grundlegende Wandlungspro- zesse, die mit der Digitalisierung einhergehen. Image 250: Netzwerkmanagement 01.01.2022 bis 30.06.2025 Projektvorhaben _@¢—/,-. Jan. Jun. Sep. Image 251: i: A ae, A nent Projekt- Abschluss der Start des Start der start Initiierungsphase — Vernetzungs- Projekt- Start der . und Start der feldes uhtoncpe Zukunfts- Verstetigungs- Handlungsfelder bilder phase Entwicklung der Transformationsstrategie Image 252: iWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 132 Context: | | | Automobil
e
Transform
ation | | | | Ökologisch
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Transform
ation | | | | Digitale
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ation | | | | Demografi
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Entwicklun
g | | | | Deindustri
alisierung | | | | Globale
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n | | | | Andere | | | | | |Aktuelle Herausforderungen | 63,9 | | | | 73,7 | | | | 79,5 | | | | 67,8 | | | | 42,6 | | | | 68,2 | | | | 63,3 | | | | | |Zukünftige Herausforderungen | 65,3 | | | | 81,1 | | | | 82,4 | | | | 72,7 | | | | 48,3 | | | | 66,1 | | | | 77,5 | | | | Image 254: iWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 134 Context: Regionale Transformationsnetze 134 Strukturen, beispielsweise der Sozialpartnerschaft, von Industrie- und Handelskammern oder Wirt- schaftsförderungsgesellschaften zurückgreifen – gerade im Bereich Transformation der Automobil- wirtschaft. Größe und Akteursstruktur Hinsichtlich der Größe der Netzwerke, also der Zahl der integrierten Akteure und Mitglieder bestehen auffallende Unterschiede. Die Spannweite reicht von sehr kleinen ‚Clubs‘, die weitestgehend spezifi- sche Ziele verfolgen, über mittelgroße Clusterstrukturen bis hin zu hochprofessionalisierten koopera- tiven Infrastrukturen. Letztere adressieren, meist unter Einbezug einer Vielzahl verschiedener Akteure, gesamtgesellschaftlich relevante Herausforderungen und weisen eine hoch differenzierte Akteurs- struktur auf. Abbildung 4-12: Zahl der Akteure in den Netzwerken Aus wie vielen Akteuren besteht das Netzwerk zur Wirtschaftsförderung in Ihrer Region? (Nach Größenklassen sortiert) Quelle: Eigene Erhebung 2022, n=39. Wie Abbildung 4-13 zeigt, sind Unternehmen in fast allen Netzwerken vertreten und übernehmen in- nerhalb dieser oft eine zentrale Rolle. Die politischen Akteure sind bei ca. 63 Prozent der Netzwerke vertreten. 0 2 4 6 8 10 12 14 6 bis 20 21 bis 50 51 bis 200 mehr als 200 Anzahl der Akteure, die an den regionalen Netzwerken beteiligt sind. Image 256: iWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 135 Context: Regionale Transformationsnetze 135 Abbildung 4-13: Akteursstruktur der Netzwerke Anteil in Prozent der beteiligten Akteure aus Sicht der Netzwerke. Quelle: Eigene Erhebung 2022, n=39. Mit einem Anteil von leicht über 50 Prozent waren (einzelne) Unternehmen dabei überraschend häufig initiativ an der Gründung beteiligt. Während die Gründung noch bei 20 Prozent der Netzwerke auf politische Akteure zurückgeht, zählten bspw. Unternehmerverbände wie auch Gewerkschaften relativ selten Ideengeber bzw. Anreger. Während Gewerkschaften insbesondere in jenen Netzwerken eine wichtige Rolle als Initiatoren spielen, deren Hauptaufgabe die Bewältigung der automobilen Transfor- mation in der Region darstellt, sind sie insgesamt in etwas mehr als der Hälfte der Netzwerke als wich- tige Akteure vertreten. Besonders häufig sind sie dabei in den besonders jungen Netzwerken (Zeit- punkt der Gründung vor wenigen Monaten bis zwei Jahren) und in den besonders etablierten Netz- werken (Zeitpunkt der Gründung vor 7 bis 16 Jahren). Dies lässt darauf schließen, dass die Sozialpart- ner bei der Gestaltung der Transformationsprozesse eine tragende Rolle einnehmen (wollen). Eine Vermutung, warum Kollektivakteure so selten die Initiative für die Netzwerkgründung übernom- men haben, könnte sein, dass sie sich selbst keine Konkurrenz zur eigenen Arbeit/Organisation auf- bauen wollten. Interessant ist zudem, dass wissenschaftliche Akteure und Institutionen nur sehr selten an der Gründung von Transformationsnetzwerken beteiligt sind, jedoch im späteren Zeitverlauf zu den Netzwerken hinzustoßen und maßgeblich zum Funktionieren der Netzwerke beitragen. Branchen Auch in der Zahl der geförderten bzw. adressierten Branchen unterscheiden sich die Netzwerke stark: so agieren 29 Prozent eher branchenspezifisch (2-3 Branchen), während die überwiegende Mehrheit Unternehme n Unternehme rverband Gewerkscha ften Politik Verwaltung Wissenschaf t Andere Gründung 53,8 12,8 10,4 48,7 25,6 7,7 10,3 Involviert 94,7 76,3 52,6 63,2 69,8 76,3 39,5 0,0 10,0 20,0 30,0 40,0 50,0 60,0 70,0 80,0 90,0 100,0 Anteil in % Auf wessen Initiative hin wurde das Netzwerk gegründet? Image 257: IWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 140 Context: Regionale Transformationsnetze 140 Hälfte der Netzwerke nach selbst definierten Kriterien bemessen, während dies bei (nur) 17 Prozent nach Kriterien von EU-, Bundes-, Landesebene erfolgt. Dies spricht dafür, dass sich ein großer Teil der Transformationsnetzwerke selbst reguliert. Erklären lässt sich dies insbesondere durch die Organisationsstruktur: während als Vereine organisierte Initiati- ven im Regelfall (meist im Rahmen ihrer Satzungen) eigene Maßstäbe und Zielsetzungen entwerfen, sind insbesondere an politische Förderprogramme und Strategien gebundene Initiativen oft weniger unabhängig. Dies zeigt sich auch in der Varianz der in Abbildung 4-19 gezeigten Entscheidungsweisen. Abbildung 4-19: Art und Weise der Entscheidungsfindung in den Netzwerken Quelle: Eigene Erhebungen 2022, n=39 Dennoch geben die meisten Netzwerke im Hinblick auf ihre konkrete operative Vorgehensweise an, über hinreichende Freiräume zu verfügen. Da es für die Herausforderungen, denen die Netzwerke häu- fig in ihren Regionen begegnen keine ‚Masterpläne‘ gibt, obliegt es in der Regel den Netzwerkakteuren selbst, eine Strategie und Roadmap zu entwickeln. Diese orientiert sich häufig grob an den übergeord- neten Zielen politischer Programme42. 42 So ist etwa die durch das Wasserstoffnetzwerk durch2atmen entwickelte Roadmap für eine Wasserstoffmodellregion Lausitz eng mit den Wasserstoffstrategien der Bundesländer Sachsen und Brandenburg verbunden. Vorstandsbeschlus s Mitgliederversam mlung Mehrheitsbeschlus s Konsens (ohne Abstimmung) Entscheidung der Geschäftsführung Ja 44,7 52,6 21,1 34,2 21,1 0,0 10,0 20,0 30,0 40,0 50,0 60,0 Anteil in % Auf welche Weise werden Entscheidungen getroffen? Image 278: iWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 142 Context: Regionale Transformationsnetze 142 Abbildung 4-21: Relevanz von Maßnahmenbereichen Quelle: Eigene Erhebung 2022, n=39. In der Relevanz von verschiedenen Maßnahmen lassen sich, zumindest was die zentralen Aufgaben- stellungen der Netzwerke angeht, erste Typen identifizieren, wobei die Kooperation zwischen den Mit- gliedern für alle von zentraler Bedeutung sind. Die hohe Varianz in den Maßnahmenbereichen For- schung & Entwicklung, Förderung von Schlüsseltechnologien und Akzeptanzsicherung sowie Legitima- tion für Transformation lässt darauf schließen, dass diese nicht für alle Netzwerke eine wesentliche Rolle spielen. Darüber hinaus lässt sich jedoch konstatieren, dass die untersuchten Netzwerke multi- funktionalen Typs sind und lediglich verschiedene Schwerpunktsetzungen ihr Profil schärfen. 4.3.6 Perspektiven der Netzwerke Die Abbildung 4-22 zeigt, dass Netzwerkakteure Verbesserungspotenziale insbesondere in Bezug auf die Förderung von Kooperationsbeziehungen sehen. Besonderer Bedarf wird hier in verbesserten Be- ziehungen zu wissenschaftlichen Akteuren gesehen. Förderun g von Schlüssel technolo gien Akzeptan zsicheru ng/Legiti mation für Transfor mation Bessere Vernetzu ng zwischen Wirtscha ft, Politik/V erwaltun g, Wissensc haft Umsetzu ng übergeor dneter Ziele Forschun g und Entwickl ung Kooperat ion zwischen den Mitglied ern Politisch e Lobby- Arbeit Andere Sehr wichtig 58,8 51,4 66,7 17,1 35,9 71,1 31,6 75,0 eher wichtig 17,6 43,2 25,6 51,4 35,9 28,9 52,6 12,5 weniger wichtig 20,6 5,4 7,7 20,0 25,6 0,0 15,8 0,0 überhaupt nicht wichtig 2,9 0,0 0,0 11,4 2,6 0,0 0,0 12,5 0,0 10,0 20,0 30,0 40,0 50,0 60,0 70,0 80,0 90,0 100,0 Anteil in % Bitte schätzen Sie ein, wie wichtig die folgenden Ziele für die Arbeit Ihres Netzwerks sind. Image 280: iWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 143 Context: Regionale Transformationsnetze 143 Abbildung 4-22: Verbesserungspotenziale in der Struktur und Funktionsweise der Netz- werke Mittelwerte der jeweiligen Angaben Quelle: Eigene Erhebung 2022, n=39. Grundsätzlich stellen sich die Perspektiven der Netzwerke durch die unterschiedlichen Startbedingun- gen, Gründungszeitpunkte, Zielsetzungen und Organisationsstrukturen sehr unterschiedlich dar. Auf dieser Grundlage lassen sich die Netzwerke in organisationaler sowie operativer Perspektive untertei- len. Die Projektinitiativen (weniger institutionalisierte Arbeits- und Interessengemeinschaften) benötigen vor allem Planungssicherheit. Das bedeutet, dass nur eine langfristig gesicherte Finanzierung eine Ver- stetigung und sukzessive Erweiterung der Netzwerkarbeit garantieren kann. Initiativen mit Vereins- struktur teilen sich in zwei Lager auf: die eine Gruppe möchte den Grad an Professionalisierung erhö- hen und strebt in Zukunft die Finanzierung hauptamtlicher MitarbeiterInnen und ExpertInnen an. Die zweite Gruppe möchte insbesondere die ehrenamtliche Struktur aufrechterhalten. Da beide Gruppen ein organisches Wachstum anstreben bzw. fortführen wollen, zeigen sich hier erneut die je nach Kon- text unterschiedlichen Herangehensweisen der Initiativen. Auf operativer Ebene streben Vereine ins- besondere den Ausbau der Kooperationsbeziehungen und die Erweiterung der Netzwerktätigkeiten auf Akteure in der Region (z. B. Schulen und Ausbildungsstätten) an. Insbesondere auf die (regionale) Industrie fokussierten Initiativen streben bessere Unterstützungsleistungen für klimaneutrale und di- gitalisierte Produktion an (Industrie 4.0). Förderun g der Kooperat ionsbezie hungen zwischen den Mitgliede rn Förderun g der Kooperat ionsbezie hungen mit Akteuren auf der EU-Ebene Förderun g der Kooperat ionsbezie hungen mit Akteuren auf der Bundese bene Förderun g der Kooperat ionsbezie hungen mit Akteuren auf der Landeseb ene Förderun g der Kooperat ionsbezie hungen mit Akteuren auf der regional- und kommu… Verbesse rte Beziehun gen zu Wissensc haftsinsti tutionen (Universit ät etc.) Verbesse rte Beziehun gen zu anderen Netzwerk en Evaluatio n des Erfolgs/ Misserfol gs Andere Mittelwert 60,3 56,0 62,2 61,9 61,7 66,6 58,8 52,1 36,7 0,0 10,0 20,0 30,0 40,0 50,0 60,0 70,0 80,0 90,0 100,0 0 = kein Potenzial| 100 = sehr viel Potenzial In welchem Bereich sehen Sie Verbesserungspotenzial in der Struktur und Funktionsweise Ihres Netzwerkes? Image 281: IWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 144 Context: Regionale Transformationsnetze 144 4.3.7 Fazit Die große Varianz der (untersuchten) Netzwerklandschaft in Deutschland zeigt, dass jedes (regionale) Innovationssystem unterschiedliche Profile Cluster- und Netzwerkstrukturen hervorbringt, um die be- stehenden Strukturen transformativ zu beeinflussen. Thematische Ausrichtungen und Zielsetzungen sind immer auf die wahrgenommenen Bedarfe in der jeweiligen Region abgestimmt, sodass sich ab- schließend nicht sagen lässt, welcher Netzwerktyp einen ‚Königsweg‘ zur Steuerung von Transformati- onen bedeutet. Ableitungen für leistungsfähige Netzwerke Es lassen sich jedoch einige wichtige Ableitungen für leistungsfähige Netzwerke herauskristallisieren, die eine generelle Gültigkeit aufweisen. Transformationen sind langfristig angelegte, und zeichnen sich durch inkrementelle Prozesse aus, die sich zudem regional höchst unterschiedlich auswirken können. Netzwerke benötigen deshalb einen mittelfristigen Zeithorizont und eine feste Organisationsstruktur Sie können nur dann zu Agenten des Wandels werden, wenn politische, materielle und rechtliche Rah- menbedingungen eine etappenbasierte Arbeit in der Region ermöglichen. Zudem sollte eine genaue Passung der Netzwerkstrukturen und Zielsetzungen auf die Bedingungen und Herausforderungen in der Region gegeben sein. Beides kann gewährleistet werden, indem die Netzwerke als zentral aufge- stelltes Bündnis in übergeordnete bundes- und landespolitische Strukturen und Regionalstrategien eingebettet sind. Dies sichert einerseits die Orientierung an übergeordneten, gesellschaftlich relevan- ten Zielsetzungen (Missionsorientierung) und erlaubt eine regelmäßige Evaluation der Netzwerkarbeit in Bezug auf deren Erreichung. Gleichzeitig erfordert die erfolgreiche Steuerung von Transformations- prozessen operative Freiheiten. Darüber hinaus sind leistungsfähige Netzwerke keine Ad-hoc-Koalitio- nen, sondern Bündnisfamilien, in denen die wichtigsten Stakeholder zusammenarbeiten. Grenzen des Entwicklungsbeitrags von Netzwerken Gleichzeitig hat der Entwicklungsbeitrag von Netzwerken auch Grenzen. So können kleinere Netzwerke kaum die nötige Durchschlagskraft entfalten, um gesellschaftlich übergreifende Umwälzungsprozesse im Sinne einer missionsorientierten Steuerung zu gestalten. Dies gilt insbesondere dann, wenn die Ein- bindung in eine Regionalstrategie (auf Bundes- oder Landesebene) fehlt. Aus diesem Grund sind stark branchenfokussierte Netzwerke letztlich zu sektoral gedacht, um als Agenten des Wandels einer Re- gion fungieren zu können. 4.4 Systematisierung verschiedener Netzwerktypen anhand der Aufgabenstellung und Wirkungsweise Eine trennscharfe Abgrenzung ist hinsichtlich der Aufgabenstellung der Netzwerke nur bedingt möglich, da ein Großteil der Netzwerke mehrere, übergreifende Funktionen, Aktivitäten und Aufgaben übernimmt. Eine Typenbildung wird zusätzlich durch die geringe Fallzahl erschwert, weshalb diese ge- zielt durch Informationen aus den ExpertInneninterviews flankiert wird. Die Transformationsnetz- werke weisen jedoch verschiedene profilorientierte Schwerpunktsetzungen, Charakteristika und Stra- tegien (Indikatoren) auf, die zu unterschiedlichen Wirkungsweisen führen können. Diese Indikatoren werden im Folgenden vorgestellt. Image 282: iWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 145 Context: Regionale Transformationsnetze 145 Alter Das Alter ist ein wichtiger Indikator zur systematischen Einordnung von Netzwerken. Dies ergibt sich einerseits daraus, dass der Zeitpunkt der Gründung in starkem Zusammenhang mit gesellschaftlichen Trends, politischen Förderprogrammen und regionalen Entwicklungen zusammenhängen kann. Ande- rerseits kann das Alter auch Hinweise über den Grad an Professionalisierung des Netzwerkes sowie dessen Governance und Arbeitswese enthalten. So sind es eher jüngere Netzwerke, die stark in landes- und bundespolitische Förderprogramme und Regionalstrategien im Sinne einer missionsorientierten Gestaltung von Transformationsprozessen eingebunden sind. Branchenfokus Der Indikator Branchenfokus zielt auf die Frage ab, wie viele Branchen ein Netzwerk in seine operative Arbeit einbezieht und ob es in dieser Hinsicht Schwerpunkte setzt. Wie bereits erwähnt, sind Transfor- mationen umfassende Prozesse, die die gesamte Wirtschaftsstruktur einer Region erfassen (können). Regionen in Deutschland sind unterschiedlich von Transformationen und damit einhergehenden Her- ausforderungen betroffen (vgl. Kapitel 2). Einige werden durch dominante Branchen gekennzeichnet, während andere eine stark diversifizierte Branchenstruktur aufweisen. Hinzu kommt, dass die meisten Branchen vor spezifischen Herausforderungen stehen. Diese Faktoren wirken sich schließlich auch auf die Netzwerke aus, die in einer Region gebildet werden, um Transformation zu gestalten. Stakeholder-Orientierung Der Indikator Stakeholder-Orientierung erfasst den Grad der Einbindung der wichtigen Stakeholder (wissenschaftliche, wirtschaftliche, staatliche und öffentliche Akteure) im Sinne einer Quadruple-Helix in die Netzwerke und welchen Stellenwert diese im Netzwerk haben. Transformation bedarf eines brei- ten Konsenses in der Gesellschaft. Das bedeutet, dass Kammern und Unternehmerverbände ebenso einbezogen werden müssen wie Universitäten, Gewerkschaften und Kommunen. Je breiter ein Netz- werk in dieser Hinsicht aufgestellt ist, desto größer sind seine (regionale) Handlungsfähigkeit und Le- gitimation. Unternehmensorientierung Der Indikator Unternehmensorientierung zeigt die Ausrichtung der Netzwerke auf Unternehmen an und charakterisiert die Netzwerke anhand ihrer Schwerpunktsetzung. Ist es das Ziel der Netzwerke, Transformation vornehmlich in Unternehmen zu gestalten und diese bei Transformationsprozessen zu unterstützen, weisen sie in der Regel eine entsprechend hohe Unternehmensorientierung auf. Lobbying Der Indikator Lobbying erfasst den Grad, mit dem (politische) Lobbyarbeit ein wesentliches strategi- sches Instrument der Netzwerke darstellt, wobei dies auch Regionalmarketing einschließt. Während Lobbying für die meisten Netzwerke zumindest eine gewisse Rolle in der operativen Arbeit spielt, ist es für einige ein zentraler Schwerpunkt. Die Abbildung 4-23 zeigt die drei in der Studie identifizierten Netzwerktypen sowie ihre Einordnung anhand der fünf zentralen Netzwerk-Indikatoren. Image 283: IWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 146 Context: Regionale Transformationsnetze 146 Abbildung 4-23: Netzwerktypen und ihre Indikatorenausprägungen Legende: Alter (XXX=Gründung in den letzten drei Jahren; XX=Gründung in den letzten zehn Jahren; X=Gründung vor über 10 Jahren). Branchenfokus (XXX = branchenübergreifend; XX=ausgewogener Branchenfokus; X=branchenspezifisch). Stakeholder-Orientierung (XXX=starke Einbindung vieler verschiedener Stakeholder; XX Einbindung wichtiger Stakeholder; X=geringe Einbindung weniger wichtiger Stakeholder). Unternehmensorientierung: (XXX=hohe Unternehmensorientierung; XX=ausgewogene Unternehmensorientierung; X=geringe Unternehmensorientierung). Lobbying (XXX=Starker Fokus auf Lobbying; XX=moderater Fokus auf Lobbying; X=geringer Fokus auf Lobbying). *Hier ließ sich keine eindeutige Abgrenzung vornehmen. Der zweite Netzwerktyp beinhaltet sowohl Netzwerke mittleren als auch hohen Alters. **Hier ließ sich keine eindeutige Abgrenzung vornehmen. Der dritte Netzwerktyp beinhaltet sowohl Netzwerke mittleren als auch niedrigen Al- ters. Quelle: Eigene Darstellung Mithilfe der Indikatoren lassen sich schließlich zumindest prototypisch drei Netzwerktypen bilden und abgrenzen: 1) Netzwerke für kooperative regionale Transformation stellen eine branchenübergrei- fende, kooperative regionale Transformationsperspektive ins Zentrum ihrer Arbeit; 2) Regional- und Branchennetzwerke begreifen sich primär als Lobbying- bzw. Regionalmarketing-Agenturen für die Re- gion und ihre Unternehmen; 3) Unternehmens-Netzwerke zielen auf eine konkrete und direkte Unter- stützung einzelner Firmen und Unternehmen. Diese drei Typen werden im Folgenden vorgestellt. Typ 1: Netzwerk für kooperative regionale Transformation Netzwerke für kooperative regionale Transformation agieren mit einem hohen Maß an Stakeholder- Orientierung als eine Art Transformationsagentur. Zentrale Aufgaben sind hierbei die Optimierung der Kooperation durch Schaffung und Implementierung von Netzwerkstrukturen. Dabei sollen alle rele- vanten Akteure des Transformations- und Innovationsprozesses an einen Tisch gebracht werden. Der Fokus dieser Vernetzung- bzw. Schnittstellenagenturen liegt dementsprechend in der Innovations- und Clusterförderung durch die Bereitstellung und Implementierung von Infrastrukturen, die Wissens- und Technologietransfer ermöglichen. Häufig ist dieser Netzwerktyp auch federführend an der Entwicklung von zukunftsfähigen Konzepten zur Schaffung smarter und vernetzter (Wirtschafts-) Regionen betei- | Netzwerktypen | Beispielnetz-
werke | Indikatoren Alter | Branchen-
fokus | Stakeholder-
Orientierung | Unterneh-
mensorientie-
rung | Lobbying | | 1. Netzwerke für
kooperative regio-
nale Transforma-
tion | Durch2atmen und
Transformations-
netzwerk Ost-
württemberg,
TraSaar und Bre-
men | XXX | XXX | XXX | X | X | | -------- | -------- | -------- | -------- | -------- | -------- | -------- | | 2. Regional- undBranchennetz-werke | TRANSFORMO-TIVE und ZENTEC,h2-netzwerk-ruhr | X-XX* | X | XX | XX | XXX | | 3. Unternehmens-
Netzwerke | H2 Süd, Saale-
Wirtschaft | XX-
XXX** | XX | X | XXX | XX | Image 284: iWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 149 Context: Verlust von Marktpositionen und Arbeitsplätzen überwiegen können. Optionale Bedingung die Reali- sation dieser Chance zu schaffen, ist die eigentliche Zukunftsaufgabe in der Transformationspolitik. 5.2 Ordnungsrahmen der Transformation Ohne einen übergeordneten Ordnungsrahmen können regionale Netzwerke keinen nachhaltigen Bei- trag zur Transformation leisten. Ein solcher Rahmen sollte acht Elemente haben (Abbildung 5-1), die nachstehend sehr knapp beschrieben werden. Image 287: IWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 149 Context: Regionale Transformationsnetze 149 institutionell-verfassungsmäßige Änderungen des Rahmenwerks. Darunter ist beispielsweise die Fort- entwicklung der Europäischen Union zu verstehen, die deutlich Kompetenzen auf die Ebene der EU verschoben hat. Warum ist die jetzt bevorstehende Transformation der Wirtschaft so tiefgreifend, dass sie mit beiden genannten Beispielen vergleichbar ist? Der entscheidende Punkt ist, dass mit der ökologischen Trans- formation – also mit der Dekarbonisierung der Wirtschaft – ein grundlegender Systemwandel erfolgt, der ohne staatliche Eingriffe und Änderungen der Rahmenbedingungen nicht gelingen kann. Deutsch- land befindet sich in einer energiepolitischen Zeitenwende. Das bedeutet die Beschleunigung der Ener- giewende auf allen Ebenen. In Deutschland sollen 80 Prozent des Bruttostromverbrauchs bis 2030 aus erneuerbaren Energien kommen. Es sollen 50 Prozent Wärme bis 2030 klimaneutral erzeugt werden. Letztendlich bedeutet die ökologische Transformation, dass ein bisher im Kern öffentliches Gut – die Nutzung von Umweltressourcen – viel stärker als bisher durch Auflage, Preise und Verwendungsein- schränkungen „bewirtschaftet“ und damit zum privaten Gut wird. Das heißt, Produktionsprozesse, Produkte und Dienstleistungen sowie ihre Nutzung durch die Konsumenten ressourcenschonender werden müssen. Am Ende dieses Prozesses soll eine Zero-Emission-Ökonomie etabliert sein. Von die- sem Wandel werden alle Unternehmen und Konsumenten betroffen sein. Die Herausforderungen wer- den auch nicht auf die vorne identifizierten „besonders betroffenen Regionen“ beschränkt bleiben. Die Dekarbonisierung ist der wesentliche Treiber des Wandels. Die beiden anderen Dimensionen der Transformation haben eher nachgeordnete Bedeutung und oft eine Enabler-Rolle. Das Kernstück der automobilen Transformation ist die Elektrifizierung der Antriebe, d.h. die Ersetzung von CO2-verbrau- chenden Verbrennerantrieben durch Elektroantriebe, deren Energie – so die Zielvorstellung – aus er- neuerbaren und damit ressourcenschonenden Quellen kommen soll. Ohne diese umweltpolitische Di- mension würde es diesen tiefgreifenden Wandel in der Automobilindustrie nicht geben. Die Digitalisierung ist ein Trend, der gestützt auf die Nutzung von Daten, Datenmodellen und künstliche Intelligenz zur Entwicklung neuer Geschäftsmodelle führen soll. Im Kern dieser Geschäftsmodelle ste- hen dematerialisierte Smart-Products und Smart Processes, die insgesamt ressourcenschonender sein sollen. Deshalb ist die Digitalisierung von Prozessen, Produkten und Geschäftsmodellen eine Chance zur Ressourcenschonung und für ökologische Nachhaltigkeit. Die Digitalisierung hat eine Enabler-Funk- tion für die Dekarbonisierung der Wirtschaft. Auch gibt es enge Wirkungszusammenhänge zwischen der Digitalisierung und der Transformation der Automobilindustrie. Auch dort helfen digitale Techno- logie bei der Ressourcenschonung. Gleichzeitig sind mit der Elektrifizierung auch die Automatisierung und Vernetzung der Fahrzeuge und des gesamten Mobilitätssystems verbunden. Ohne Digitalisierung ist dieser Wandel undenkbar. Die drei Trends in der Transformation hängen zusammen und werden einen tiefgreifenden Struktur- wandel auslösen. Dieser Wandel wird bisherige Geschäftsmodelle, Kompetenzen, Technologien oder Tätigkeiten „entwerten“ und damit zum Risiko für Unternehmen, Beschäftigte und Gesellschaft wer- den. Gleichzeitig entstehen Chancen aus diesen Trends, die die Risiken und den damit verbundenen #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 151 Context: in Zukunft zunehmen dürfte. Digitalisierung, Energiegewinnung, Batterie- oder Wasserstoffproduktion, neue Mobilitätskonzepte etc. wirken auch im und durch den Fahrzeug- und Maschinenbau und bedeuten die Einbettung vieler verschiedener Akteure und Branchen. Image 292: IWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 151 Context: Regionale Transformationsnetze 151 Akzeptanz und Legitimation von Maßnahmen stärken, sondern auch bei der Verbreitung und Diffusion von Neuerungen helfen kann (Buhr/Frankenberger 2020). Das erscheint gerade mit Blick auf soziale oder disruptive, technische Innovationen besonders geboten. Infrastrukturausbau Eine Voraussetzung für die Bewältigung der Transformation ist ein schneller und massiver Ausbau der Infrastruktur in Deutschland, z. B.: > Energie: Notwendig ist ein Ausbau der Produktionskapazitäten für erneuerbare Energien in den Bereichen Wind- und Solarenergie und der notwendigen Verteilnetze, um insbesondere Energie- transporte vom Norden in den Süden Deutschlands zu ermöglichen. Hinzu kommt der Aufbau ei- ner Wasserstoffinfrastruktur. Dabei ist eine Doppelaufgabe zu leisten: Neben dem Ausbau inlän- discher Produktionskapazitäten muss ein Auf- und Ausbau der Infrastruktur für den Import von Wasserstoff hinzukommen. Dabei geht es genauso dringend um den Bau von LNG-Terminals als auch um die Ertüchtigung der Gasnetzinfrastruktur. Insbesondere die Industriezentren müssen über leistungsfähige Pipeline-Systeme mit Wasserstoff versorgt werden, wenn der angestrebte Fuel-Switch geschafft werden soll. > Ladesäulen: Einer der Engpassfaktoren in der Elektrifizierung der Fahrzeuge ist eine noch fehlende Ladesäuleninfrastruktur. Bis 2030 soll die Zahl der Ladesäulen auf eine Million steigen. Ohne staat- liche Unterstützungen und geeignete Rahmenbedingungen kann dies nicht gelingen. Diese La- densäulen müssen zudem grünen Strom liefern, ansonsten werden die Kernziele der automobilen Transformation verfehlt. > Breitbandinfrastruktur: Immer noch gibt es in Deutschland keine flächendeckende Versorgung mit Breitbandanschlüssen. Das gilt insbesondere für ländliche Räume. Hier bleiben der Staat, aber die privaten Telekommunikationsunternehmen gefordert. Ohne moderne Breitbandnetze kann es keine Digitalisierung der Geschäftsmodelle geben. Ohne diese Breitbandinfrastruktur kann die Digitalisierung ihre Enabler-Rolle bei der ökologischen und automobilen Transformation nicht er- füllen. Darüber hinaus gibt es Infrastrukturdefizite in vielen anderen Bereichen, z. B. Verkehr, Wissenschaft und Forschung und nicht zuletzt – mit Blick auf die Fachkräftegewinnung (siehe unten) – auch der kul- turellen und sozialen Infrastruktur (z. B. Kinderbetreuungsplätze, Pflege etc.), welche auch die Trans- formation der Wirtschaft insgesamt gefährden. Zukunfts- und Schlüsseltechnologien Das deutsche Kapitalismusmodell (z. B. koordinierte Marktwirtschaft nach Hall/Soskice 2001) hat seine Stärken in der inkrementellen Innovation, gerade im Bereich des Maschinen- und Fahrzeugbaus. Prozentual tragen hier die bekannten Großunternehmen dieser Branchen den Löwenanteil zum Innovationsgeschehen bei. Die anstehenden Transformationsprozesse, zumal der digitale, werden aber auch ganz wesentlich von radikalen technischen und mitunter disruptiven Innovationen geprägt. Mit Blick auf das international eher schwache Gründungsverhalten und eine eher schwächere Startup- Szene in Deutschland, die häufig der Initiator solcher radikalen bzw. disruptiven Innovationen sind, steht der Standort vor der Herausforderung, die Innovationsfähigkeit auch in diesem Bereich zu stärken. Das scheint schon allein deshalb geboten, weil die Bedeutung cross-sektoraler Innovationen in Zukunft zunehmen dürfte. #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 153 Context: Regionale Transformationsnetze 153 zess durch einen weltweit einheitlichen CO2-Preis oder Emissionshandel gesteuert werden könnte. Die- ser Weg über einen marktwirtschaftlich gesteuerten Anpassungsprozess hat aber zumindest zwei ent- scheidende Nachteile: > Die steigenden Kosten für CO2-Zertifikate entziehen den Unternehmen Investitionsmittel, die sie zur Modernisierung ihrer Anlagen und Verfahren benötigen. > Für die Durchsetzung eines weltweit einheitlichen CO2-Preises fehlen die notwendigen Institutio- nen43. Für einzelne Länder besteht immer der Anreiz eine Free-Riding-Position einzunehmen, Aus- nahmetatbestände zu schaffen und sich einem weltweit einheitlichen Preisregime zu entziehen. Dies hätte Wettbewerbsverzerrungen und Standortverlagerungen in Länder mit weniger scharfen Regeln zur Folge. Wehren sich wiederum benachteiligte Länder dagegen entsteht das Risiko, tief- greifende Handelskonflikte auszulösen. Eine weltweite Einführung einer einheitlichen CO2-Bepreisung ist nicht zu erwarten. Wollen Deutsch- land und Europa eine Vorreiterrolle bei der Dekarbonisierung einnehmen, müssen Wettbewerbsnach- teile europäischer Produzenten angemessen kompensiert werden. Das begründet die Notwendigkeit einer industriepolitischen Flankierung der ökologischen Transformation der Wirtschaft. Industriepolitische Flankierung Industriepolitische Eingriffe in den Strukturwandel sind nichts Neues. Im Prinzip gelten heute noch die Grundsätze der sektoralen Strukturpolitik von 1968 (Deutscher Bundestag, 1968), die eine Balance zwischen marktgesteuertem Strukturwandel und staatlichen Hilfen zur Bewältigung des Wandels vor- sehen. Diese Industrie- und Strukturpolitik ist ambivalent ausgelegt. Einerseits ist sie horizontal ausge- richtet und will über Verbesserung der Rahmenbedingungen den Strukturwandel erleichtern. Ande- rerseits werden aktive industriepolitische Eingriffe für notwendig erachtet, wenn ein sich selbst über- lassener Strukturwandel zu unerwünschten volkswirtschaftlichen und sozialen Konsequenzen führt oder zukünftige Wachstumschancen nicht genutzt werden können (IW Consult, 2022). Insgesamt betrachtet war die Industrie- und Strukturpolitik in dem letzten fünf Jahrzehnten überwie- gend horizontal angelegt und hat einen marktgesteuerten Strukturwandel gefördert. Aktive Industrie- politik im Sinne einer Förderung besonders zukunftsträchtiger Branchen blieb eine Ausnahme. Die Stützung nicht wettbewerbsfähiger Strukturen und Branchen wurde beginnend in den 1980er immer stärker zurückgefahren. Jetzt ist die Situation eine andere. Mit der Bewältigung insbesondere mit der ökologischen Transformation ist die Wirtschaft allein überfordert. Notwendig ist ein neues Austarieren der Industriepolitik zwischen marktgesteuertem Wandel und aktiven Anpassungshilfen. Erst dann kön- nen regionale Netzwerke wertvolle Beiträge für die Bewältigung der Transformation leisten. Notwendig ist eine Balance zwischen marktwirtschaftlichen Anpassungen und Hilfen. In einer sehr ext- remen Ausprägung von Industriepolitik könnte der Staat, über Anpassungshilfen die notwendigen Mo- dernisierungen der Produktionsverfahren unterstützen und über Subventionen so lange zu finanzie- ren, bis die Modernisierungsziele erreicht sind. Würde der Staat allein auf diese Strategien setzen, würde er sich verheben, weil er weder die Kenntnis über die richtigen Strukturen und Anpassungszeit- #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 153 Context: räume hat noch langfristig die dafür notwendigen Finanzmittel alleine aufbringen kann. Eine solche 43 Heute gibt es keinen weltweit einheitlichen CO2-Preis. Nur rund ein knappes Sechstel der Emissionen unterliegt einer direkten Bepreisung durch eine Steuer oder einem Emissionshandelssystem. Für den größten Teil davon lagen die Preise im Frühjahr 2021 unter 20 Euro je Tonne CO2. Die Preise im Europäischen Emissionshandel liegen in der Größenordnung von 50 Euro; auf diesen Wirtschaftsraum entfallen aber nur vier Prozent aller globalen Emissionen. Image 294: IWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 154 Context: das saarländische Wirtschaftsministerium davon, dass eine „eine stetige Qualitätskontrolle“ notwen- dig sei. Dafür wird der Landtag jährlich den Wirtschaftsplan beschließen. Im Finanzministerium wird eine Geschäftsstelle eingerichtet, die durch einen Beirat betreut werden soll. Beim saarländischen Transformationsfonds ist das Land, insbesondere das Finanzministerium, der entscheidende Akteur, der die Förderpolitik strukturiert, indem er Präferenzen entwickelt und mit diesem Fonds zu deren Finanzierung beitragen will. Image 295: iWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 157 Context: Regionale Transformationsnetze 157 Branchen- und Regionalnetzwerke) oder, wenn überhaupt, nur sporadisch statt (Typ 3: Unterneh- mens-Netzwerke). Zu einem Ökosystem der Transformation gehört aber auch die Einbindung in politi- sche Entscheidungsprozesse, ohne die Verantwortlichkeiten dabei zu verwischen. Wesentliche Bau- steine einer Transformationsstrategie (u. a. Ziele, Maßnahmen im Bereich Infrastruktur und Flächen- nutzung) sollten beispielsweise in den Regionalplanungen verankert werden. Ganz im Sinne des Kon- zepts der „place-based leadership“ (Cramer 2020, siehe auch Kapitel 3.2) können dabei einzelne Ak- teure als Agenten des Wandels einen Unterschied machen, wenn sie die Fähigkeit besitzen, institutio- nelle Konfigurationen, regionale Stärken und Ressourcen so zu kombinieren und zu verändern, dass sowohl unternehmerische Einzelziele als auch regionalpolitische Strategien gemeinsam davon profi- tieren. Ziele definieren und monitoren Eine wesentliche Erfolgsvoraussetzung ist die Definition klarer Ziele der Netzwerkarbeit. Dabei geht es sowohl um eine abstrakte Zielebene wie auch um eine klare Definition der Maßnahmen zur Zielerrei- chung. Auf der abstrakten Ebene sollten in der Bestandsaufnahme zum Beispiel über Primärerhebungen fest- gestellt werden, > wie hoch die CO2-Emissionen und Ressourcenverbräuche sind, > wie hoch der Anteil erneuerbarer Energien (insbesondere Wasserstoffanteile) in den Unterneh- men ist, > welcher Anteil der Produkte ökologisch nachhaltig ist, > welcher Anteil der Beschäftigten im Bereich traditioneller Antriebe und wie stark die Felder neue Antriebe, Automatisierung und Vernetzung besetzt sind, > wie hoch der Digitalisierungsgrad von Prozessen, Produkten und Geschäftsmodelle ist oder > welche Zukunftstechnologien im Bereich Digitalisierung oder ökologischer Nachhaltigkeit einge- setzt werden. Die Themen und Inhalte muss jedes Netzwerk in Abhängigkeit von der spezifischen Aufgabenstellung selbst festlegen. Wichtig sind nur die Vereinbarung von klar messbaren Indikatoren, die Festlegung eines Zeitpfades der Entwicklung sowie die Etablierung eines Monitoringprozesses zur Überprüfung der Zielerreichung. Neben diesen übergeordneten Zielfestlegungen ist eine verbindliche Umsetzungsplanung im Sinne der Verständigung auf Meilensteine notwendig. Das setzt die Erarbeitung von konkreten Projekten und Tätigkeiten voraus. Dabei ist ein weiteres Spektrum von Aus-, Weiterbildungs- und Innovationsaktivi- täten sowie Kooperationen zur gemeinsamen Produkt- oder Marktentwicklung notwendig. Diese In- halte hängen sehr stark von der Aufgabe ab, die sich die Netzwerke selbst stellen. Wichtig ist allerdings auch, dass sie verbindlich formuliert und objektiv messbar formuliert werden. Auf dieser Basis ist eine Erfolgskontrolle im Sinne der Evaluation der Netzwerkarbeit erst möglich. Sie sollten sowohl intern als auch von externen Experten durchgeführt werden. Das Nichterreichen wich- tiger Meilensteine bei den Zielen oder Maßnahmen sollten möglichst schnell erkannt werden, um die entsprechenden Anpassungen umgehend einleiten zu können. Image 302: IWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 159 Context: lungen frühzeitig zu vermeiden und gute Praktiken schnell erkennen und weiterverbreiten zu kön- nen. Image 304: IWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 160 Context: 5.4 Ausgestaltung der Förderung Wesentliche Aspekte des Ordnungsrahmens für Transformation (Kapitel 5.2) sind die industriepoliti- sche Flankierung der Transformation durch bestehende und neue Förderansätze. In diesem Abschnitt sollen diese beiden Kernpunkte präzisiert werden. Image 305: iWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 162 Context: Regionale Transformationsnetze 162 Abbildung 5-3: Förderung von Schlüsselfaktoren durch Transformationsnetzwerke Mögliche Förderinhalte Quelle: Eigene Darstellung Förderdauer: Die Unterstützung der Netzwerke sollte mittelfristig ausgerichtet sein und eine Förder- dauer von etwa fünf Jahren habe. Förderhöhe: Die Förderung ist so auszugestalten, dass die Netzwerke ihre koordinierende Aufgabe wahrnehmen können. Dazu ist es notwendig, dass sie ihre eigene Personal-, Verwaltungs- und Sach- kosten sowie die oben genannten Maßnahmen (Fördergenstand) durch Fördermittel weitgehend de- cken können. Andere Förderinhalte (z. B. Forschung, Entwicklung, Weiterbildung, Infrastrukturausbau) werden nicht finanziert, sondern müssen von den beteiligten Unternehmen und Institutionen selbst aufgebracht werden. Dazu können bestehende Förderprogramme genutzt werden. Image 307: UsjeU0I83, ww Uasuesuaipnys pun ~s8unpjiqsny UOA Sun}yo1mquz Image 308: Fachkrafte- engpassen entgegenwirken Fokus auf KMU setzen (Regionale) Innovations- systeme starken Schlussel- Industrieflachen entwickeln eichsflachen \ Aus nalen mit regio akteuren schaffen Raglan: .. Image 309: Wes . Initiative fir kontinuierliche Wissensketten faktoren Rahmenbedingungen optimieren Biirokratie entcchlacken Okosystem weiter starken a AAKCCUre fiir Entwicklungs- Pfade SENSibilisieren Image 310: Image 311: iWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 163 Context: zen sollen. Die Aufgabe der Bewältigung der Transformation muss im Wesentlichen bei den Unterneh- men bleiben. Image 312: IWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 165 Context: Regionale Transformationsnetze 165 6 Literatur Amt für Veröffentlichungen der Europäischen Union (2022): Europäische Union 2022, Kohäsion in Europa bis 2050. Achter Bericht über den wirtschaftlichen, sozialen und territorialen Zusammen- halt, Luxemburg, https://ec.europa.eu/regional_policy/sources/docoffic/official/reports/ cohe- sion8/8cr_de.pdf (05.05.2022). Asheim, Bjørn/Gertler, Meric (2005): The Geography of Innovation: Regional. Innovation Systems, in: Fagerberg, Jan/ Mowery, David C./Nelson, Richard R. (Hg.): The Oxford handbook of innovation. Oxford: Oxford University Press, S. 291-317. Bader, Verena/Buhr, Daniel (2020): Die Ambivalenz des Neuen. Sozialer Fortschritt durch Plattformen, Blockchain und KI? WISO Diskurs, Bonn. 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Image 316: IWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 168 Context: Kohleregionen in fünf Thesen. In: J. Lange und R. Danielzyk (Hg.): Präventive Strukturpolitik revisi- ted. Wie können sich Regionen auf den (durch Klimaschutz bedingten) Strukturwandel einstellen? Rehburg-Loccum: Evangelische Akademie Loccum (Loccumer Protokolle 57/2020), S. 19–43. Image 317: iWCONSULT #################### File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf Page: 170 Context: ven. Stuttgart: Fraunhofer Verlag, S. 5–49. Koschatzky, K./Hansmeier, H./Schnabl., E./Stahlecker. T./Wittmann, F./Zenker, A. (2022): Transforma- tive Entwicklungsprozesse in strukturschwachen Regionen des Wandels (= Arbeitspapiere Unter- nehmen und Region Nr. R1/2022). Karlsruhe: Fraunhofer ISI. 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Consider the chat history for relevant information. Use all information included. Use as much tokens as needed. Important: If you find information separated by a | in the context, it is a table formatted in Markdown. Final Files Sources: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf - Page 2, 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf - Page 5, 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf - Page 8, 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf - Page 9, 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf - Page 10, 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf - Page 13, 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf - Page 14, 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf - Page 15, 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf - Page 16, 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf - Page 17, 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf - Page 18, 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf - Page 19, 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf - Page 20, 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf - Page 22, 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf - Page 23, 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf - Page 24, 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf - Page 25, 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf - Page 26, 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf - Page 27, 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf - Page 28, 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf - Page 30, 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf - Page 31, 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf - Page 32, 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf - Page 33, 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf - Page 35, 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf - Page 36, 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf - Page 39, 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf - Page 45, 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf - Page 47, 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf - 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Page 172, 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf - Page 173 ================================================== FINAL ANSWER Answer: Hier ist eine umfassende Liste der Transformationsnetzwerke, die in der Studie "Transformationsstrategien für besonders betroffene Regionen: Identifizierung und Bewertung" identifiziert wurden: 1. **Transformationsnetzwerk Ostwürttemberg** - **Zielsetzung:** Kooperative Transformation der gesamten Region Ostwürttemberg. - **Herausforderungen:** Hohe Betroffenheit im Bereich energieintensiver Branchen. - **Genese und Struktur:** Gründung im November 2021, eingebettet in die "Zukunftsoffensive Ostwürttemberg". 2. **Transformationsnetzwerk TRANSFORMOTIVE Region Heilbronn-Franken** - **Zielsetzung:** Transformation der Automobilwirtschaft und ihrer Zulieferer. - **Herausforderungen:** Starke Betroffenheit durch die Transformation der Automobilwirtschaft. - **Genese und Struktur:** Gründung im Herbst 2021, basierend auf dem "Bündnis für Transformation". 3. **H2 Süd e. V.** - **Zielsetzung:** Förderung der Wasserstoffwirtschaft in Süddeutschland. - **Herausforderungen:** Transformation der Energieversorgung. - **Genese und Struktur:** Gründung durch verschiedene Akteure aus Wirtschaft und Wissenschaft. 4. **h2-netzwerk-ruhr e. V.** - **Zielsetzung:** Mitgestaltung der Energiewende in der Metropole Ruhr. - **Herausforderungen:** Nutzung der Kompetenzen der Energietechnik und des Maschinenbaus. - **Genese und Struktur:** Gründung durch die Emscher-Lippe GmbH und andere regionale Akteure. 5. **ZENTEC (Zentrum für Technologie, Existenzgründung und Cooperation)** - **Zielsetzung:** Förderung von Existenzgründungen und Innovationen in der Region Untermain. - **Herausforderungen:** Unterstützung der regionalen Wirtschaft durch verschiedene Kompetenznetzwerke. - **Genese und Struktur:** Gründung im Jahr 1997 durch Gebietskörperschaften und andere regionale Akteure. 6. **TraSaar (Transformationsnetzwerk Saarland)** - **Zielsetzung:** Entwicklung von Transformationsstrategien für die saarländische Industrie. - **Herausforderungen:** Starke Betroffenheit durch die Transformation der Automobilwirtschaft. - **Genese und Struktur:** Gründung durch die Gesellschaft für Transformationsmanagement Saarland mbH (GeTS) und andere regionale Akteure. 7. **Schlüssel zu Innovationen 2030 - Strategie für Innovation, Dienstleistungen und Industrie Land Bremen** - **Zielsetzung:** Unterstützung der Industrie am Standort Bremen. - **Herausforderungen:** Veränderungsdruck in der Industrie. - **Genese und Struktur:** Entwicklung einer integrierten Strategie für Innovation, Dienstleistungen und Industrie. 8. **SaaleWirtschaft e. V.** - **Zielsetzung:** Verbesserung des Wissensaustauschs zwischen Forschung, Wirtschaft und Bildungseinrichtungen. - **Herausforderungen:** Förderung technologischer und weicher Faktoren in der Region. - **Genese und Struktur:** Gründung durch regionale Akteure zur Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung. 9. **Wasserstoffnetzwerk Lausitz (durch2atmen)** - **Zielsetzung:** Strukturwandel in der Lausitz durch Förderung der Wasserstoffwirtschaft. - **Herausforderungen:** Kompensation des Arbeitsplatzverlusts durch den Braunkohleausstieg. - **Genese und Struktur:** Gründung durch die IHK Cottbus und andere regionale Akteure. 10. **ReTraSON (Transformationsnetzwerk Region Südostniedersachsen)** - **Zielsetzung:** Unterstützung der Transformation der Automobilindustrie in der Region Südostniedersachsen. - **Herausforderungen:** Transformation hin zu nachhaltiger und digitaler Mobilität. - **Genese und Struktur:** Gründung durch die Allianz für die Region und andere regionale Akteure. Diese Netzwerke sind in verschiedenen Regionen Deutschlands aktiv und haben unterschiedliche Schwerpunkte, die von der Transformation der Automobilwirtschaft über die Förderung der Wasserstoffwirtschaft bis hin zur Unterstützung von Innovationen und Existenzgründungen reichen. ==================================================