INITIALIZATION
Knowledgebase: ki-dev
Base Query: Die IG Metall spielte eine zentrale Rolle bei der Gründung des Transformationsnetzwerks TraSaar. Sie trat aktiv an die Landesregierung heran und drängte auf die Gründung des Netzwerks und die gemeinsame Beantragung von Bundesmitteln. Vertreter der IG Metall waren wichtige Impulsgeber für das Netzwerk.
Darüber hinaus ist die IG Metall im Transformationsnetzwerk Ostwürttemberg ein wichtiger Partner. Sie ist an der Steuerung des Netzwerks beteiligt und bringt sich auch finanziell ein.
Generell zeigt die Studie, dass Gewerkschaften, insbesondere die IG Metall, ein großes Interesse an der Gestaltung von Transformationsprozessen haben und in vielen Transformationsnetzwerken wichtige Akteure sind.
Model: gemini-1.5-pro-preview-0409
Use Curl?: None
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QUESTIONING
Clarity Score: 10
Give follow-up?: False
Follow-up query:
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ROUTING
Query type: research
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FINAL QUERY
Final Query: CONTEXT: ##########
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Context: 2
Impressum
© 2022
Netzwerk Zukunft der Industrie e. V.
c/o BDI, Breite Straße 29
10178 Berlin
Verantwortlich:
IW Consult GmbH
Konrad-Adenauer-Ufer 21
50668 Köln
Tel.: +49 221 4981-758
www.iwconsult.de
Autoren:
IW Consult: Dr. Karl Lichtblau, Johannes Ewald, Dr. Thorsten Lang
Prof. Wolfgang Schroeder (Universität Kassel) / Prof. Dr. Daniel Buhr (Universität Tübingen)
Mitarbeit: Maik Gebert (Universität Kassel) und Harald Kohler (Universität Tübingen)
Kapitel 2 wurde ausschließlich durch die IW Consult, Kapitel 4 ausschließlich durch die Professoren
Schroeder und Buhr erstellt. Die übrigen Kapitel wurden gemeinsam bearbeitet.
Bildnachweise
Titelseite: vegefox.com/fotolia
Image 9: iWCONSULT
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Context: Abbildung 4-8: Ablaufplan des ReTraSON ........................................................................................... 130
Abbildung 4-9: Übergeordnete Zielsetzungen der Transformationsnetzwerke ................................. 131
Abbildung 4-10: Betroffenheit der Regionen von Herausforderungen .............................................. 132
Abbildung 4-11: Gründungsdaten der Netzwerke .............................................................................. 133
Abbildung 4-12: Zahl der Akteure in den Netzwerken ........................................................................ 134
Image 12: WCONSULT
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Context: Regionale Transformationsnetze
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Abbildungsverzeichnis
Abbildung 2-1: Anteile der Industrie an der Bruttowertschöpfung in Deutschland ............................. 13
Abbildung 2-2: Anteile der Industrie an der Erwerbstätigkeit in Deutschland ..................................... 13
Abbildung 2-3: Weltweiter Anteil der Industrie an der Bruttowertschöpfung ..................................... 14
Abbildung 2-4: Industrie-Dienstleistungsverbund ................................................................................ 15
Abbildung 2-5: Industrieregionen ......................................................................................................... 18
Abbildung 2-6: Definition von Industrieregionen mit einem Doppelkriterium..................................... 20
Abbildung 2-7: Veränderung der Industrieanteile nach Regionen ....................................................... 22
Abbildung 2-8: Beschäftigte in der Automobilwirtschaft nach Betroffenheit ...................................... 24
Abbildung 2-9: Automobile Transformationsregionen ......................................................................... 27
Abbildung 2-10: Beschäftigte in energieintensiven Branchen .............................................................. 29
Abbildung 2-11: Ökologische Transformationsregionen ...................................................................... 32
Abbildung 2-12: Besonders vom digitalen Wandel betroffene Regionen ............................................ 35
Abbildung 2-13: Zusammenhang zwischen Betroffenheit von automobiler Transformation und
Industriedichte ...................................................................................................................................... 38
Abbildung 2-14: Zusammenhang zwischen Betroffenheit von ökologischer Transformation und
Industriedichte ...................................................................................................................................... 39
Abbildung 2-15: Zusammenhang zwischen Betroffenheit von digitaler Transformation und
Einwohnerdichte ................................................................................................................................... 40
Abbildung 2-16: Regionen nach Betroffenheit bei automobiler oder ökologischer Transformation ... 41
Abbildung 2-17: Lageindex .................................................................................................................... 43
Abbildung 2-18: Regionaler Chancenindex ........................................................................................... 44
Abbildung 2-19: Regionen nach Lage und regionalem Chancenindex .................................................. 46
Abbildung 2-20: Gesamtbeurteilung der Regionen nach sozio-ökonomischer Struktur ...................... 50
Abbildung 2-21: Regionstypen nach Lage und RCI in den automobilen Transformationsregionen ..... 55
Abbildung 2-22: Regionstypen nach Lage und RCI im Ökocluster ........................................................ 60
Abbildung 2-23: Automobile und ökologische Transformationsregionen bei erweiterter Definition .. 62
Abbildung 2-24: Regionale Netzwerke der Autocluster ........................................................................ 69
Abbildung 2-25: Regionale Netzwerke im energieintensiven Cluster ................................................... 71
Abbildung 2-26: GRW-Fördergebiete und Transformationsregionen ................................................... 74
Abbildung 2-27: Automobile und ökologische Transformationsregionen nach Strukturstärke ........... 76
Abbildung 3-1: Schematische Übersicht eines nationalen Innovationssystems ................................... 82
Abbildung 3-2: Automobile Transformationsnetzwerke und Transformationsregionen ................... 101
Abbildung 4-1: Erhebungssample für Auswahl der ExpertInnen-Interviews auf der Grundlage der
ermittelten Betroffenheit der Transformationsregionen ................................................................... 104
Abbildung 4-2: Transformationsnetzwerk und übergeordnete Zukunftsoffensive Ostwürttemberg 106
Abbildung 4-3: Gemeinsamer Ausbau der Standortfaktoren in der Region ....................................... 107
Abbildung 4-4: TraSaar und seine sechs Teilprojekte ......................................................................... 119
Abbildung 4-5: Erarbeitungsprozess der Innovationsstrategie Land Bremen 2030 ........................... 121
Abbildung 4-6: Das Wasserstoffnetzwerk Lausitz ............................................................................... 126
Abbildung 4-7: Die Transformationsstrategie des ReTraSON ............................................................. 129
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File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf
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Context: Regionale Transformationsnetze
8
Die vorliegende Studie beschäftigt sich mit den Wirkungen von drei zentralen Transformationsprozes-
sen der deutschen Wirtschaft1:
> Automobile Transformation: die Elektrifizierung, Automatisierung und Vernetzung der Fahr-
zeuge. Die Analyse beschränkt sich dabei auf das Produktionscluster und damit die Herstellung
von Fahrzeugen und Fahrzeugteilen. Zielregionen sind die besonders von der Automobilindustrie
geprägten Regionen.
> Ökologische Transformation: die Reduzierung klimaschädlicher Emissionen bis hin zu Zero-Emis-
sion-Zielen. Von Interesse sind die Regionen mit einem besonders hohen Besatz mit energieinten-
siven Branchen und emissionsintensiven Anlagen.
> Digitale Transformation: die Organisation und Steuerung von Prozessen sowie die Entwicklung
neuer Geschäftsmodelle auf Basis von Daten und Datenmodellen. Im Fokus stehen hier Regionen
mit einer noch wenig ausgeprägten Digitalisierung der Unternehmen.
1.1
Das Ziel der Studie
Angesichts dieser Transformationen der Wirtschaft ist eine Renaissance der Regionalpolitik zu erwar-
ten. Ein wesentliches Augenmerk gilt dabei der Tatsache, dass nicht alle Regionen gleichermaßen von
dem Wandel betroffen sind; insofern sind auch unterschiedliche Interventionen, Maßnahmen und In-
strumente einzusetzen. Allerdings sind die bisherigen Abgrenzungen von strukturschwachen Regionen
in der Regionalpolitik und die Förderkonzepte nicht mehr sachgerecht. Regionen mit hohen Transfor-
mationsbedarfen können heute noch wirtschaftsstark sein. Damit sind sie nicht im Fokus der gegen-
wärtigen deutschen und europäischen Regionalförderung. Deshalb wird auch die Frage bearbeitet, ob
die Schwerpunkte der heutigen Regionalpolitik auf die Förderung von Investitionen und wirtschafts-
naher Infrastruktur zur Bewältigung der Transformationsaufgabe noch passen.
Die Studie soll
> die besonders betroffenen Regionen identifizieren,
> im Rahmen einer Stärken-Schwächen-Analyse bewerten,
> ausgewählte regionale Transformationsnetzwerke untersuchen
> spezifische Netzwerktypen identifizieren, systematisieren und
> Empfehlungen für eine verbesserte Förderstrategie ableiten.
Damit soll ein Beitrag zur Begründung einer neuen Etappe bzw. zur Weiterentwicklung der Regional-
politik hin zur regionalisierten Innovationspolitik geleistet werden, die regionale Strukturförderung ge-
zielt mit innovationspolitischen Maßnahmen verzahnt. Damit insbesondere auch jene von der Trans-
formation betroffene Industrieregionen, die bisher zum Teil von der Förderung durch die „Gemein-
schaftsaufgabe Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) ausgegrenzt waren (und die
auch durch die jüngste Reform der GRW nicht erreicht werden), bei ihren Transformationsaufgaben
politisch flankiert und mit substanziellen Investitionen in die regionale Innovationsinfrastruktur signi-
fikant unterstützt werden können. Es soll eine enge Verzahnung mit den Aktivitäten im Rahmen der
1 Der Begriff der Transformation wird in dieser Studie wertneutral verwendet und nicht danach differenziert, ob sich bei den Veränderungen
um einen normalen Strukturwandelprozess oder um Umwälzungen, die wegen der Tiefe der Veränderung auch grundlegende Änderungen
der Rahmenbedingungen zur Voraussetzung haben. Siehe für den Unterschied zwischen Strukturwandel und Transformation IW Consult
(2021).
Image 15: iWCONSULT
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Context: Regionale Transformationsnetze
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vereinbarten Kooperation des „Bündnisses Zukunft der Industrie“ (BZdI) mit der Wirtschaftsminister-
konferenz (WMK) der Länder erfolgen.
1.2
Vorgehen und Methoden
Die erforderliche Analyse erfolgte durch zwei Autorenteams:
Die Identifikation der betroffenen Regionen, die Analyse ihrer Stärken und Schwächen und erste Ab-
leitungen sind durch die IW Consult in Kapitel 2 erfolgt. Das Kapitel unterteilt sich folgendermaßen:
> Zunächst werden die Herausforderungen der Transformation und der wiedererstarkte Trend der
Deindustrialisierung beschrieben (Kapitel 2.1 und Kapitel 2.2).
> Danach erfolgt die Identifizierung der von den genannten Transformationen besonders betroffe-
nen Regionen. Zudem wird analysiert, ob davon insbesondere Industrieregionen betroffen sind
(Kapitel 2.3).
> Danach erfolgt die Typisierung der von der Transformation betroffenen Regionen im Rahmen ei-
ner Stärken-Schwächen-Analyse (Kapitel 2.4).
> Die Transformationsregionen sind kleinräumig auf der Ebene kreisfreier Städte und Landkreise
abgegrenzt. Die Wirkungen gehen aber weit über diese Grenzen hinaus. Deshalb werden sie über-
regional auf Basis von Pendlerverflechtungen identifiziert (Kapitel 2.4.3).
> Den Abschluss bilden erste Ableitungen für die Abgrenzung von Regionalfördergebieten (Kapitel
2.6).
In dem zweiten Projektteil, der federführend durch Schroeder/Buhr erarbeitet worden ist, wird zu-
nächst die Verbreitung und Bedeutung von Netzwerken analysiert (Kapitel 3). Um deren Kontext zu
verstehen, werden zunächst Innovationssysteme betrachtet, die bis heute den analytischen Rahmen
für regionale bzw. räumliche Innovationsstudien bilden (Kapitel 3.1). Anschließend werden einzelne
Netzwerke als Baustein regionaler Entwicklungsstrategien und -politiken vorgestellt (Kapitel 3.2). Eine
kurze Bestandsaufnahme der Netzwerke in den identifizierten Transformationsregionen (Kapitel 3.5)
schließt das Kapitel ab.
Die Analyse der regionalen Transformationsnetzwerke erfolgt durch Schroeder/Buhr in Kapitel 4. Dort
wurden zunächst rund 100 Transformationsnetzwerke in Deutschland identifiziert und zu einer Befra-
gung eingeladen. Rund 40 Netzwerke haben an dieser Umfrage zu Zielen, Arbeitsinhalten Organisati-
onsformen, Akteuren und Erfolgsfaktoren teilgenommen. Vertiefend sind anschließend 10 Netzwerke
detaillierter untersucht worden. Dazu wurden auch in einem qualitativen Zugriff mit einer Reihe von
Expertinnen und Experten Interviews geführt und das Material entsprechend analysiert und ausgewer-
tet. Auf dieser Basis konnten die Netzwerke typisiert, entsprechende Profile erarbeitet und Vorausset-
zungen für eine erfolgreiche Netzwerkarbeit abgeleitet werden.
> Zunächst wurden rund 100 Transformationsnetzwerke in Deutschland identifiziert und zu einer
Befragung eingeladen. 40 Netzwerke haben schließlich an dieser Umfrage zu Zielen, Arbeitsinhal-
ten Organisationsformen und Erfolgsfaktoren teilgenommen. Vertiefend sind anschließend mit
insgesamt 10 Netzwerken Expertengespräche geführt worden.
> Auf dieser Basis wurden zunächst 10 Profile ausgewählter Netzwerke erstellt, um deren Zielset-
zungen, die jeweiligen Herausforderungen in der Region, Genese und Struktur sowie Governance
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Context: und Perspektiven der Netzwerke zu veranschaulichen (Kap. 4.2).
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Context: Regionale Transformationsnetze
10
> Danach erfolgt ein Blick auf die gesamte Netzwerklandschaft. Dieser erfasst die gesamte Band-
breite an Netzwerken und regionaler Differenzierung von Transformation in Deutschland (Kap.
4.3).
> Auf dieser Basis konnten die Netzwerke typisiert (Kap. 4.4) und Voraussetzungen für eine erfolg-
reiche Netzwerkarbeit abgeleitet werden (Kap. 4.5 und 4.6).
Auf Grundlage der Analyse der Transformationsnetzwerke und des Forschungsstandes werden in Ka-
pitel 5 gemeinsam von allen Autorenteams Handlungsempfehlungen abgeleitet. Sie sind zweigteilt:
Zunächst wird ein Ordnungsrahmen der Transformation beschrieben (Kapitel 0), der Voraussetzung
dafür ist, dass auf regionaler Ebene erfolgreich Netzwerkarbeit betrieben werden kann. Im Anschluss
wird die Ausgestaltung der Transformationsnetze bearbeitet (Kapitel 0).
Image 17: iWCONSULT
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13
Abbildung 2-1: Anteile der Industrie an der Bruttowertschöpfung in Deutschland
Anteile in Prozent von 1991 bis 2021
Quelle: Statistisches Bundesamt (2022)
Bei den Erwerbstätigen sind die Anteile der Industrie seit 1991 im Trend gefallen. Nach der Finanzkrise
in den Jahren 2010 bis 2019 hatten sich die Beiträge der Industrie zur Beschäftigung annährend stabi-
lisiert. In der Coronakrise sind sie dann gefallen.
Abbildung 2-2: Anteile der Industrie an der Erwerbstätigkeit in Deutschland
Anteile in Prozent 1991 bis 2021
Quelle: Statistisches Bundesamt (2022)
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Produzierendes Gewerbe ohne Baugewerbe
Verarbeitendes Gewerbe
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Produzierendes Gewerbe ohne Baugewerbe
Verarbeitendes Gewerbe
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Context: Regionale Transformationsnetze
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Weltweit ist dieser Trend zur Deindustrialisierung nicht festzustellen. Die industrielle Wertschöpfung
hat sich gemessen in US-Dollar in den letzten 20 Jahren fast verdoppelt und ist in etwa im Gleichschritt
mit dem weltweiten BIP gewachsen. Der Anteil des Verarbeitenden Gewerbes an der Bruttowert-
schöpfung stieg sogar von 16,2 Prozent (2000) auf 18,1 Prozent (2020). In den traditionellen Industrie-
ländern Europas und Amerikas ist allerdings ein Rückgang von 14,5 Prozent (2000) auf 13,1 Prozent
(2020) zu verzeichnen. Die Dynamik der Industrie kommt aus China. Dort ist der Industrieanteil zwar
nur leicht gestiegen (von 26 auf 27,9 Prozent), aber die Volumen sind kräftig gewachsen. China hat in
der Gruppe der untersuchten 33 Industrieländer seinen Anteil der Bruttowertschöpfung von 12 Pro-
zent (2000) auf 36,4 Prozent (2020) erhöht. Der Anteil Europas und Amerikas ist in diesem Zeitraum
von 65 Prozent auf 41 Prozent gefallen.
Abbildung 2-3: Weltweiter Anteil der Industrie an der Bruttowertschöpfung
Anteile des Verarbeitenden Gewerbes an der BWS in Prozent.
Datenbasis BWS in US-Dollar für 33 Industrieländer
Quelle: IW Consult (2021b)
Damit bleibt festzuhalten, dass der automobile, ökologische und digitale Strukturwandel vor dem Hin-
tergrund eines Deindustrialisierungstrends in den traditionellen Industrieländern stattfindet. In
Deutschland ist dieser Trend seit etwa fünf Jahren zu beobachten. Weltweit hat die Industrie in den
letzten 20 Jahren durch das starke Wachstum Chinas nicht an Bedeutung verloren.
Allerdings ist festzuhalten, dass die Bedeutung der Industrie nicht allein an den eigenen Beiträgen zur
Wertschöpfung oder zur Beschäftigung gemessen werden kann. Zu berücksichtigen sind die indirekten
Effekte durch den Vorleistungsverbund mit anderen Branchen in den Wertschöpfungsketten. Die In-
dustrie kauft mehr Vorleistungen bei anderen Branchen ein, als sie selbst von dort einkauft. Diese Dif-
ferenz ist Wertschöpfung, die die Industrie mit anderen Branchen erwirtschaftet (Joint Production).
Besonders intensiv sind diese Vorleistungsverflechtungen mit dem Dienstleistungsbereich ausgeprägt.
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Global MEuropa/Amerika i Deutschland
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Context: Regionale Transformationsnetze
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Deshalb spricht man auch von dem Industrie-Dienstleistungsverbund. Werden diese Verbundeffekte
berücksichtigt, hat die Industrie (hier definiert als Verarbeitendes Gewerbe) einen Anteil der gesamt-
wirtschaftlichen Bruttowertschöpfung von knapp 30 Prozent (2019). Davon entfallen 21,6 Prozent di-
rekt auf das Verarbeitende Gewerbe und 8 Prozent auf den Vorleistungsverbund:
> Mitte der 1990er-Jahre lag dieser Verbundanteil noch bei 5,4 Prozent. Insgesamt hatte der Indus-
trie-Dienstleistungsverbund einen Anteil von 28,1 Prozent. Der Anteil der Vorleistungsverflech-
tungen an dem Gesamtverbund lag bei knapp 24 Prozent.
> Der Verbundanteil ist bis 2010 auf gut 9 Prozent angestiegen. Rund 31 Prozent der Wertschöpfung
konnten der Industrie direkt oder indirekt zugerechnet werden. Ein Grund dafür war das Outsour-
cing. Industrieunternehmen haben Vorleistungen, die nicht zu ihren Leistungen gehörten, im im-
mer stärkeren Ausmaß ausgelagert und in anderen Branchen eingekauft. Genauso wichtig ist aber
auch, dass die Produkte komplexer wurden und hybride Wertschöpfungsmodelle sich durchge-
setzt haben. In den Industrieprodukten wurden immer mehr Dienstleistungen integriert und als
Kombiprodukt verkauft (BDI, 2013, IW Consult (2011, 2015).
> Dieser Trend hat sich in den letzten etwa zehn Jahren abgeschwächt. Der Anteil der Verbundwert-
schöpfung beträgt nur noch etwa 8 Prozent (2019). Der Wertschöpfungsbeitrag der Industrie liegt
damit unter 30 Prozent. Der Anteil der Vorleistungsverflechtungen an dem Gesamtverbund liegt
mit 37 Prozent immer noch sehr hoch, wenngleich die Spitzenwerte der Jahre um 2010 mit über
40 Prozent nicht mehr erreicht werden.
Abbildung 2-4: Industrie-Dienstleistungsverbund
Anteile an der Bruttowertschöpfung in Prozent
Jahre vor 2010 aufgrund methodischer Änderungen nur begrenzt vergleichbar
Quelle: Statistisches Bundesamt (2022a, 2022b), eigene Berechnungen
Eine hohe Bedeutung des Industrie-Dienstleistungsverbundes ist eine strukturelle Besonderheit der
deutschen Wirtschaft. Noch höher als in Deutschland ist die Bedeutung des Verbunds nur in China und
in Tschechien.
| | | 8,9 | | 9,1 | | 8,1 | | |
| -------- | -------- | -------- | -------- | -------- | -------- | -------- | -------- | -------- |
| 5,4 | | | | | | | | |
| | | | | | | | | |
| 22,7 | | 22,2 | | 21,9 | | 22,2 | | 21,6 |
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2005
2010
2018
2019
Verarbeitendes Gewerbe
Verbund
Image 29: IWCONSULT
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Context: Regionale Transformationsnetze
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Fazit: Der Industrie-Dienstleistungsverbund hat die Industrie in Deutschland stabilisiert. Der Beitrag
zur Bruttowertschöpfung der Industrie (definiert als Verarbeitendes Gewerbe) betrug 2019 knapp
30 Prozent. Das ist in etwa das Niveau von 2010. Neuere für die Berechnung benötigte Input-Output-
Daten für die Jahre 2020 oder 2021 liegen nicht vor. Im Verbund leistet die Industrie immer noch einen
sehr hohen Beitrag zur Wertschöpfung in Deutschland. Um den Wohlstand zu sichern, ist es wichtig,
die Transformation erfolgreich zu bewältigen.
2.3
Identifizierung betroffener Regionen
Das Ziel der Studie ist eine Typisierung der Regionen in Deutschland, die besonders stark von dem
Strukturwandel in den Bereichen Automobilwirtschaft, Ökologie und Dekarbonisierung sowie der Di-
gitalisierung betroffen sind.
Von besonderem Interesse ist dabei die Industrie und damit die stark von dem Wandel betroffenen
Industrieregionen. Deshalb sind auf der definitorischen Ebene zwei Fragen zu beantworten:
> Was sind Industrieregionen?
> Wie können in den Regionen die Bereiche der Wirtschaft identifiziert werden, die besonders stark
von dem automobilen, ökologischen und digitalen Strukturwandel betroffen sind?
> Sind die Industrieregionen besonders stark von diesem Wandel betroffen?
Als Region werden in dieser Studie die 400 kreisfreien Städte oder Landkreise definiert. In Kapitel 2.3
steht die Identifizierung der betroffenen Regionen im Vordergrund. In Kapitel 2.4 werden die betroffe-
nen Regionen dann näher analysiert.
2.3.1 Industrieregionen
Die Industrie wird in der Studie definiert als das Produzierende Gewerbe ohne Bauwirtschaft. Berück-
sichtigt sind damit die Bereiche Bergbau, Steine und Erden, Verarbeitendes Gewerbe sowie die Ener-
gie- und Versorgungswirtschaft.
Der Ausschluss der Bauwirtschaft in dieser Abgrenzung ist damit zu begründen, dass diese Branche nur
indirekt von der automobilen, ökologischen oder digitalen Transformation betroffen ist und in diesem
Strukturwandel keine Treiberrolle einnimmt. Außerdem ist die Bauwirtschaft regional eher gleich ver-
teilt, sodass keine Hotspots sinnvoll identifiziert werden können.
Regionen mit hohem industriellen Beschäftigtenanteil
Der Industrieanteil einer Region wird als Anteil der SV-Beschäftigten am Arbeitsort im Produzierenden
Gewerbe ohne Bauwirtschaft an allen SVB definiert. Danach müssen Grenzwerte festgelegt werden,
die eine Gruppenbildung in Intensitätsstufen ermöglichen. In dieser Studie werden vier Stufen unter-
schieden (sehr hoch, hoch, niedrig und sehr niedrig).
> Das Bezugsjahr ist 2021.
> Die Spannweite der Anteile geht von 60,3 Prozent in Wolfsburg bis 4,6 Prozent in Potsdam.
> Die Grenzwerte für die Klassenbildung sind der gewichtete Mittelwert des SVB-Anteils (21,73 Pro-
zent) sowie 20 Prozent oberhalb und 20 Prozent unterhalb dieses Durchschnittswertes. Der obere
Grenzwert beträgt somit 26,1 Prozent; die untere Grenze liegt bei 17,4 Prozent.
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File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf
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Context: Regionale Transformationsnetze
17
> Daraus lassen sich vier Gruppen bilden: Regionen mit Anteilen
> von mindestens 26,1 Prozent (Anzahl: 166),
> zwischen 21,7 Prozent und 26,1 Prozent (Anzahl: 62),
> zwischen 17,4 Prozent und 21,7 Prozent (Anzahl: 70) und
> von höchstens 17,4 Prozent (Anzahl: 102).
Exkurs: Methodenbewertung
Für die Bildung der Grenzwerte der Gruppenbildung (sehr hoch, hoch, niedrig, sehr niedrig) gibt es
keine wissenschaftlich fundierte Methode. Die Festlegung der Gruppengrenzen durch Zu- oder Ab-
schläge rund um den Mittelwert ist ein heuristisches Verfahren. Die alternative Nutzung der Stan-
dardabweichung vom Mittelwert löst das Problem der willkürlichen Festlegung der Grenzwerte
auch nicht. Möglich wäre auch der Rückgriff auf feste Anteile, zum Beispiel in Form von Quartilen.
Bei Anwendung dieses Verfahrens würden immer 100 Regionen im Hinblick auf den betrachteten
Indikator unabhängig von ihrer Merkmalsausprägung (hier der Industrieanteil) als „sehr hoch“ aus-
gewiesen werden. Das Verfahren ist wenig geeignet, wenn es darum geht, die besonders betroffe-
nen Regionen zu identifizieren. Die hier verwendete Bildung von vier Klassen hat den Vorteil, dass
die Regionen in den beiden höchsten Gruppen im Regelfall auch überdurchschnittliche Merkmals-
ausprägungen haben. Bei stark links- oder rechtsschiefen Verteilungen kann diese Bedingung aller-
dings verletzt sein.
Die Abbildung 2-5 zeigt die 166 kreisfreien Städte und Landkreise, die das Kriterium für eine sehr hohe
Industriedichte (= Industrieregion) erfüllen. Die Spannweite der Industrieanteile reicht in dieser
Gruppe von 63,5 Prozent (Wolfsburg) bis 26,1 Prozent (Burgenlandkreis).
Image 31: IWCONSULT
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Abbildung 2-5: Industrieregionen
Anteil Industriebeschäftigte im Jahr 2021; Zuordnung zu vier Gruppen
Quelle: IW Consult-Regionaldatenbank, eigene Darstellung
Regionen mit strukturbestimmenden Branchen
Zur Identifizierung von Industrieregionen kann zusätzlich die Bedeutung strukturbestimmender Bran-
chen herangezogen werden. Das sind Industriebranchen, die in einer Region im Verhältnis zum Bun-
desdurchschnitt stark überbesetzt sind. Auch für die Definition „stark überbesetzt“ ist die Festlegung
eines Grenzwertes notwendig. In dieser Studie wird davon ausgegangen, dass eine Branche in der Re-
gion stark überrepräsentiert ist, wenn der Beschäftigungsanteil zum Faktor 4 höher ist als im Durch-
schnitt. Nach diesem Kriterium können 9,4 Prozent der Beschäftigten im Durchschnitt industriellen
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OHS Anteil Industriebeschaftigte im Jahr 2021 in Prozent
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Stark unterdurchschnittlich (<17,4) (102)
Unterdurchschnittlich (<21,7) — {70)
Uberdurchschnittlich (<26,1) (62)
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Context: Regionale Transformationsnetze
19
Hotspots zugeordnet werden. Werden die Regionen mit einem doppelt so hohen Anteil als „besonders
von Hotspots“ geprägte Regionen definiert sind, erfüllen 29 kreisfreie Städte oder Landkreise diese
Bedingung. An der Spitze dieser von wenigen Branchen bestimmten Regionen stehen:
> Wolfsburg (60,1 Prozent)
> Dingolfing-Landau (43,4 Prozent)
> Ingolstadt (38,0 Prozent)
> Salzgitter (36,0 Prozent)
> Tuttlingen (34,4 Prozent)
Die ersten drei Regionen sind Automobilstandorte. In Salzgitter gehören neben der Autoindustrie der
Sonstige Fahrzeugbau und die Stahlindustrie zu den industriellen Hotspots. In Tuttlingen ist es die Her-
stellung von Metallerzeugnissen und sonstigen Waren.
Alle 29 als industrielle Hotspots identifizierten Regionen sind besonders stark industriegeprägt, haben
also einen Beschäftigungsanteil von mehr als 17,4 Prozent in den Industriebranchen. In Abbildung 2-5
sind die 29 Hotspots farblich hervorgehoben.
Alternative Konzepte zur Abgrenzung von Industrieregionen
Die Identifizierung der Industrieregionen mithilfe der Besatzdichte der SV-Beschäftigung in den Indus-
triebranchen am Arbeitsort an allen SVB ist nur eine mögliche Methode. Alternativ könnten die Indus-
trieregionen auch anhand des Indikators „Anteile der Industriebeschäftigten je Einwohner“ definiert
werden. Dadurch würden Regionen mit weniger Einwohnern bei gleicher Anzahl der Industriebeschäf-
tigten einen höheren Industrieanteil aufweisen als Regionen mit mehr Einwohnern. Dadurch erfolgt
auch eine Korrektur der unterschiedlichen Arbeitsplatzdichte (SVB zu Einwohnern). Die Regionen mit
einer hohen Arbeitsplatzdichte (SVB zu Einwohnern) haben bei gleicher Anzahl von Industriearbeits-
plätzen und Einwohnern eine höhere Industrie-Arbeitsplatzdichte. Beispiel: Zwei Regionen A und B
sollen je 100 Industriearbeitsplätze und 1.000 Einwohner haben, sodass die Industrie-Einwohnerdichte
bei beiden 10 Prozent beträgt. Die Region A soll aber 500 SVB am Arbeitsort und die Region B nur 400
SVB aAO haben. Die Industrie-Arbeitsplatzdichte der Region A beträgt 20 Prozent und die der Region
25 Prozent. Regionen mit hohen Anteilen an Nichterwerbspersonen, Auspendlern oder Erwerbstätigen
außerhalb der Gruppe der SVB (unter anderem Selbstständige oder Beamte) werden bei der Messung
der Industriedichte „bevorzugt“. Der Indikator Anteile der Industriebeschäftigten je Einwohner korri-
giert das.
Bundesweit beträgt der Industriebeschäftigtenanteil je Einwohner 8,8 Prozent2. Werden wie vorne als
stark überdurchschnittlich von der Industrie geprägte Regionen diejenigen definiert, bei denen dieser
Anteil 20 Prozent über dem Mittelwert (10,6 Prozent) liegt, erfüllen 132 kreisfreie Städte oder Land-
kreise diese Eigenschaft. Das sind 34 Regionen weniger als bei dem vorne verwendeten Indikator der
Industriedichte (SVB aAO in der Industrie zu SVB). 114 kreisfreie Städte oder Landkreise erfüllen beide
Kriterien. 18 Regionen würden zusätzlich berücksichtigt werden, wenn das Kriterium Industriebeschäf-
tigte je Einwohner Anwendung fände. Das sind insbesondere kreisfreie Städte wie unter anderem
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Abbildung 2-6: Definition von Industrieregionen mit einem Doppelkriterium
Besonders hohe Industrie-Arbeitsplatzdichte und/oder besonders hohe Industrie-Einwohnerdichte
Quelle: IW Consult-Regionaldatenbank (2022), eigene Berechnungen
Fazit: In dieser Studie steht die Industrieabhängigkeit der Arbeitsplätze im Vordergrund. Diese kann
besser mit der Industrie-Arbeitsplatzdichte als mit der Industrie-Einwohnerdichte beschrieben wer-
den. Deshalb wird zur Abgrenzung der Industrieregion die Industrie-Arbeitsplatzdichte verwendet.
Image 38: wm.
Gate ith.
Image 39:
Image 40: IOP srcione Sensitivitatsanalyse
Vier Kategorien, Industrieregionen (IR} nach
verschiedenen Kriterien, 2021
keine IR (216)
IR nur tiber Industrie-Einwohnerdichte (18)
IR nur Uber Industrie-Arbeitsplatzdichte (52)
IR ber beide Kriterien (114)
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Image 42: iWCONSULT
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22
Abbildung 2-7: Veränderung der Industrieanteile nach Regionen
Veränderung des SVB-Anteils des Produzierenden Gewerbes (ohne Bauwirtschaft) zwischen 2010 und 2021
Industriedichte, Anteil der SVB des Produzierenden Gewerbes (ohne Bauwirtschaft)
Quelle: IW Consult-Regionaldatenbank (2022), eigene Berechnungen
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Image 46: Veranderung der Industrieanteile nach
Regionen
Status Quo 2020, Entwicklung 2010 bis 2021 (Anzahl
der Regionen)
keine Industrieregion, Anteilschrumpft (153)
W keine Industrieregion, Anteil wachst (19)
Industrieregion, Anteil schrumpft (174)
oO Industrieregion, Anteil wachst (54)
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Image 48: iWCONSULT
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2.3.2 Automobile Transformationsregionen
Ein wesentlicher Treiber des Strukturwandels sind die Umbrüche in der Automobilindustrie durch die
Elektrifizierung, die Automatisierung und die Vernetzung der Fahrzeuge. Einen besonders hohen An-
passungsbedarf haben Regionen zu leisten, die sehr stark auf die Herstellung von Komponenten von
konventionellen Antriebssträngen (unter anderem Verbrennungsmotoren, Getriebe oder Kraft-
stoffsysteme) konzertiert sind. Dazu ist es erforderlich, die Beschäftigten in der Automobilindustrie
differenziert nach Systemen den einzelnen Kreisen zuzuordnen. Das ist in mehrfacher Hinsicht nicht
trivial:
> Die Automobilindustrie besteht aus mehr Branchen als nur der „WZ 29 Herstellung von Kraftwa-
gen und Kraftwagenteilen“. Zusätzlich berücksichtigt werden müssen die Zulieferer aus anderen
Branchen. Die amtliche Statistik liefert diese Informationen nicht. Es müssen zusätzlich Unterneh-
mensdatenbanken, Websites der Unternehmen und Input-Output-Tabellen verwendet werden.
> Die Beschäftigten von Unternehmen des Autoclusters müssen auf die einzelnen regionalen Stand-
orte verteilt werden. Die einschlägigen Unternehmensdatenbanken sind nach dem Unterneh-
menssitzprinzip organisiert und enthalten im Regelfall die Verteilung auf einzelne Standorte nicht.
Das muss recherchiert werden.
> Schließlich müssen die Beschäftigten einzelnen Systemen zugeordnet werden, um abschätzen zu
können, wie stark die einzelnen Standorte von den Trends der Elektrifizierung, Automatisierung
und Vernetzung abhängen. Auch diese Informationen liefern die amtliche Statistik oder Daten-
bank nicht. Auch hier sind unternehmensspezifische Recherchen notwendig.
Die IW Consult GmbH hat zusammen mit Fraunhofer IAO im Jahr 2021 eine Studie vorgelegt, in der die
genannten Probleme gelöst sind:
> Bestimmt wurde das Autocluster. Dazu gehören alle Unternehmen, die Teile des Autos oder Zu-
lieferungskomponenten herstellen.
> Die Beschäftigten von jedem Unternehmen wurden auf die Standorte (kreisfreie Städte oder
Landkreise) verteilt.
> Für jeden Standort wurden die Beschäftigten ermittelt, die in den Bereichen „traditioneller An-
trieb“, „neue Antriebe“, „Automatisierung“, „Vernetzung“ und „Sonstige Systeme“ eingesetzt
sind.
Die Ergebnisse können auch für die vorliegende Studie verwendet werden.
Als Maßstab zur Abgrenzung des Autoclusters soll zunächst der betreffende Beschäftigtenanteil (SV
am Arbeitsort im Autocluster in Prozent aller SVBaA) in den einzelnen Regionen verwendet werden.
Der bundesdeutsche Durchschnitt liegt im Untersuchungsjahr 2020 bei 3,6 Prozent. Durch Zu- und Ab-
schläge von diesem Mittelwert können wiederum vier Gruppen unterschiedlicher Betroffenheit gebil-
det werden. Die obere Grenze wird auf das Doppelte und die untere Grenze auf die Hälfte des Mittel-
wertes festgelegt. Daraus ergeben sich bezogen auf das Kriterium der Gesamtbeschäftigungsanteile:
> 48 Regionen mit einem Anteil von mehr als 7,2 Prozent (sehr hohe Betroffenheit)
> 70 Regionen mit einem Anteil zwischen 3,6 Prozent und 7,2 Prozent (hohe Betroffenheit)
> 82 Regionen mit einem Anteil zwischen 1,8 Prozent und 3,6 Prozent (niedrige Betroffenheit)
> 200 Regionen mit einem Anteil kleiner als 1,8 Prozent (sehr niedrige Betroffenheit)
Image 49: IWCONSULT
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Abbildung 2-8: Beschäftigte in der Automobilwirtschaft nach Betroffenheit
Vier Stufen der Betroffenheit nach Beschäftigtenanteilen 2020
Quelle: IW Consult-Regionaldatenbank, IW Consult/Fraunhofer IAO (2021), eigene Berechnungen
Für die Verwendung „aller Beschäftigten des Autoclusters“ als Maßstab für die Betroffenheit spricht,
dass sich mit der Veränderung der Antriebe die gesamten Fahrzeuge verändern. Das gilt insbesondere
für die Endfertigung der großen Hersteller. Es kommt hinzu, dass mit dem Wechsel des Antriebsstrangs
insgesamt neue Produktionsanlagen entstehen und neue Produktionsverfahren entwickelt werden
müssen. Damit stehen die derzeitigen Standorte auf dem Prüfstand. Das spricht dafür, dass die ge-
samte Automobilwirtschaft einem starken Wandel ausgesetzt ist.
Image 50:
Image 51:
Image 52: ees alll
Beschaftigte Autamobilwirtschatt
Vier Stufen der Betroffen ach
Beschaftigtenanteilen amet
BB Sehr niedrige Betroffenheit (200)
Niedrige Betroffenheit (82)
Hohe Betroffenheit (70)
HE Sehr hohe Betroffenheit (48)
Image 53:
Image 54: iWCONSULT
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Festlegung der Grenzen für Betroffenheitsklassen
Auch bei der Festlegung dieser Klassengrenzen (Abschlag und Zuschlag von 20 Prozent vom Mittel-
wert) gibt es keine wissenschaftlich fundierte Methode. Es ist eine Heuristik. Je geringer die Zu- und
Abschläge zum Mittelwert sind, umso größer werden die Randgruppen mit einer „sehr hohen“ und
einer „sehr niedrigen“ Betroffenheit. Das führt dazu, dass sehr viele Regionen diesen Gruppen zu-
geordnet werden. Werden die Zu- und Abschläge auf null gesetzt (also nur die Gruppen über- oder
unterdurchschnittlich betrachtet), wäre in etwa die Hälfte der Regionen „hoch betroffen“. Die Un-
terschiede in den beiden Gruppen wären dann aber so hoch, dass die Zielgröße der Homogenität
verletzt wäre, denn es sollen Regionen zusammengefasst werden, die einem Problem in einer ähn-
lichen Intensität gegenüberstehen. Je mehr Gruppen gebildet werden, desto mehr wird das Krite-
rium der Homogenität erfüllt. Die vorgeschlagenen vier Gruppen sind dafür eine Untergrenze.
Zur Klassenbildung gibt es andere Verfahren als hier verwendete:
> In der Regionalförderung wird oft eine maximale Gebietskulisse festgelegt, die beispielsweise
vorgibt, wie viel der Einkommen, der Erwerbstätigen oder der Wertschöpfung im Fördergebiet
liegen soll. Die einzelnen Regionen werden dann nach Fördernotwendigkeit (also hier nach der
Bedeutung des Autoclusters) in eine Rangfolge von hoch bis niedrig skaliert. Danach werden
Regionen nach dieser Reihenfolge so lange zum Fördergebiet hinzugenommen, bis die festge-
legte Gebietskulisse erreicht ist. Dieses Verfahren funktioniert in dieser Studie nicht, weil ge-
rade die Größe der betroffenen Gebiete ermittelt werden soll.
> Möglich wären Perzentil-Methoden. Hier würde eine Gruppenbildung über die Verteilung der
Merkmalsausprägung vorgenommen. Bei Quartilen würden die Regionen der höchsten Betrof-
fenheitsstufe zugeordnet, deren Merkmalsausprägung zu den 25 Prozent mit den höchsten
Werten zählt. Das Werturteil steckt dann in der Feststellung des Perzentils (zum Beispiel Dezil,
Quantil oder Quartil).
> Anstatt fester Zu- und Abschläge zum Mittelwert könnte die Klassenbreite auch durch Stan-
dardabweichungen der Merkmalsausprägungen bestimmt werden.
> Anstatt des Mittelwertes kann der Medianwert verwendet werden. Er ist unabhängiger von
extremen Merkmalsausprägungen.
Diese Abgrenzung hat den Nachteil, dass Regionen nicht berücksichtigt werden könnten, die einen
besonders hohen Beschäftigtenanteil im Bereich der traditionellen Antriebe haben. Das sind die Hot-
spots der Transformation, weil dort der Veränderungsbedarf besonders hoch ist. Zusätzlich sollen des-
halb die Regionen einbezogen werden, die einen sehr hohen Beschäftigungsanteil im Bereich der tra-
ditionellen Antriebe haben. Im Durchschnitt liegt dieser Anteil bundesweit bei 0,8 Prozent aller SVB
am Arbeitsort. In der Studie der IW Consult und Fraunhofer IAO für das BMWK (2021) wurden Regio-
nen als „besonders betroffen“ eingestuft, die einen Beschäftigungsanteil im Bereich der traditionellen
Antriebe von mindestens 2,4 Prozent (dem Dreifachen des Durchschnitts) haben. Als weitere Neben-
bedingung wird gefordert, dass diese Regionen zumindest einen durchschnittlich hohen Beschäfti-
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> Wolfsburg (47,3 Prozent)
> Ingolstadt (46,7 Prozent)
> Dingolfing-Landau (43,7 Prozent)
> Emden (29,7 Prozent)
> LK Rastatt (29,4 Prozent)
> Schweinfurt (29,1 Prozent)
> LK Germersheim (25,3 Prozent)
> Salzgitter (21,9 Prozent)
> LK Heilbronn (20,6 Prozent)
> LK Kassel (19,6 Prozent)
Die automobilen Transformationsregionen setzen sich aus Gruppen zusammen:
> 40 Hotspots, das heißt Regionen mit einem besonders hohen Anteil im Bereich der traditionellen
Antriebe und einem mindestens durchschnittlichen Beschäftigungsanteil in der Automobilwirt-
schaft insgesamt oder
> 48 Regionen mit einem besonders hohen Beschäftigungsanteil in der Automobilwirtschaft insge-
samt
Die Hälfte der 48 Regionen mit besonders hoher Beschäftigung in der Automobilwirtschaft sind auch
gleichzeitig Hotspots. Insgesamt 64 kreisfreie Städte und Landkreise (64 = 40 + 48 24) zählen damit
zu den automobilen Transformationsregionen. Die Abbildung 2-9 zeigt im Überblick die 64 vom auto-
mobilen Strukturwandel besonders betroffenen Regionen. Davon sind 40 gleichzeitig Hotspots, das
heißt, sie haben eine überdurchschnittliche Autodichte und sind besonders stark von traditionellen
Antrieben abhängig.
Image 56: iWCONSULT
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Abbildung 2-9: Automobile Transformationsregionen
Besonders hohe SVB-Anteile im Autocluster unter Berücksichtigung von Hotspots
Quelle: IW Consult-Regionaldatenbank, IW Consult/Fraunhofer IAO (2021), eigene Berechnungen
2.3.3 Besonders vom ökologischen Wandel betroffene Regionen
Die Festlegung der vom ökologischen Wandel besonders betroffenen Regionen erfolgt (ähnlich wie bei
dem Autocluster) zweistufig: Berücksichtigt werden Regionen mit einem hohen Besatz energieintensi-
ver Branchen oder ergänzend Regionen mit Standort mit überdurchschnittlichen CO2- und strominten-
siven Anlagen.
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Sonstige Region (336)
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Sehr hoher SVB-Anteil im Autocluster
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Image 61: IWCONSULT
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Zunächst werden in einem ersten Schritt die Branchen im Bereich der Industrie bestimmt, die beson-
ders energieintensiv sind. Dafür werden die durchschnittlichen Energiekostenanteile verwendet, wie
sie in der Kostenstrukturerhebung des Statistischen Bundesamtes ausgewiesen sind. Einbezogen wer-
den die Branchen auf der WZ-2-Steller-Ebene, die einen überdurchschnittlichen Energiekostenanteil
haben. Folgende Branchen erfüllen die Kriterien:
> Kohlenbergbau (WZ 05)
> Erzbergbau (WZ 07)
> Gewinnung von Steinen und Erden, sonstiger Bergbau (WZ 08)
> Herstellung von Textilien (WZ 13)
> Herstellung von Holz-, Flecht-, Korb- und Korkwaren (WZ 16)
> Herstellung von Papier, Pappe und Waren daraus (WZ 17)
> Kokerei und Mineralölverarbeitung (WZ 19)
> Herstellung von chemischen Erzeugnissen (WZ 20)
> Herstellung von Glas und Glaswaren, Keramik, Verarbeitung von Steinen und Erden (WZ 23)
> Metallerzeugung und -bearbeitung (WZ 24)
> Energieversorgung (WZ 35)
> Sammlung, Behandlung und Beseitigung von Abfällen; Rückgewinnung (WZ 38)
> Beseitigung von Umweltverschmutzungen und sonstige Entsorgung (WZ 39)
Im Durchschnitt können 4,8 Prozent aller SVB diesen Branchen zugeordnet werden. Wiederum sollen
vier Gruppen mit unterschiedlicher Betroffenheit gebildet werden. Dazu müssen Klassengrenzen defi-
niert werden. Die obere Grenze soll das Doppelte (9,9 Prozent) und die untere Grenze die Hälfte
(2,5 Prozent) des Mittelwertes betragen.
> 34 Regionen mit einem Anteil von mehr als 9,6 Prozent (sehr hohe Betroffenheit)
> 162 Regionen mit einem Anteil zwischen 4,8 Prozent und 9,6 Prozent (hohe Betroffenheit)
> 158 Regionen mit einem Anteil zwischen 2,4 Prozent3 und 4,8 Prozent (niedrige Betroffenheit)
> 46 Regionen mit einem Anteil kleiner als 2,4 Prozent (sehr niedrige Betroffenheit)
Die Abbildung 2-10 zeigt die Regionen nach der Höhe der Beschäftigungsanteile in energieintensiven
Branchen. Sehr hoch betroffen sind die 34 Regionen mit einem Beschäftigungsanteil von mehr als
9,6 Prozent (Stufe 4).
3 Die Hälfte des Mittelwertes.
Image 62: iWCONSULT
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> Gelsenkirchen, Stadt
> Rhein-Erft-Kreis
> Oder-Spree-Kreis
> Görlitz
> Uckermark
> Frankfurt (Oder), Stadt
> Burgenlandkreis
> Rhein-Kreis Neuss
Sofern diese Hotspot-Regionen nicht bereits durch das erste Kriterium der Stufe 4 zugeordnet sind und
die Regionen einen mindestens durchschnittlichen Besatz mit energieintensiven Branchen haben, wer-
den sie zusätzlich berücksichtigt, wenn sie zumindest einen durchschnittlichen Besatz mit energiein-
tensiven Branchen haben. Das Ergebnis:
> 59 Regionen der Stufe 4 (sehr hohe Betroffenheit)
> 137 Regionen der Stufe 3 (hohe Betroffenheit)
> 158 Regionen der Stufe 2 (niedrige Betroffenheit)
> 46 Regionen der Stufe 1 (sehr niedrige Betroffenheit)
Diese Ergebnisse zeigen, dass die Anwendung des Doppelkriteriums einen erheblichen Einfluss auf die
Anzahl der sehr hoch betroffenen Regionen hat. Die Anzahl steigt von 38 auf 59 kreisfreie Städte oder
Landkreise an. Von den Hotspot-Regionen bleiben aber 20 (Helmstadt, Lüchow-Dannenberg, Wil-
helmshaven, Cloppenburg, Leer, Oldenburg, Vechta, Aachen, Herne, Cochem-Zell, Kusel, Stadt Karls-
ruhe, Saarlouis, Frankfurt/Oder, Havelland, Märkisch-Oderland, Mecklenburgische Seenplatte, Lud-
wigslust-Parchim, Magdeburg und Erfurt), weil sie keinen zumindest durchschnittlichen Besatz mit
energieintensiven Branchen haben.
Hinweis: Anzumerken ist bei diesem Auswahlkonzept weiterhin, dass Regionen nicht allein deshalb als
„besonders betroffen“ eingestuft werden, nur weil sie über einzelnen emissions- oder stromintensiven
Anlagen verfügen. Es sollen nur Regionen einbezogen werden, die insgesamt durch CO2-intensvise
Branchen geprägt sind. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass es auch außerhalb der identifizierten
Gebiete sehr energieintensive Anlagen gibt, die auf einer einzelbetrieblichen Ebene eine Transforma-
tionsproblem (z. B. Umstellung der Energieversorgung auf Wasserstoff) haben. Insgesamt gibt es 52
kreisfreie Städte oder Landkreise, die bei den Hotspot-Kriterien Strom- oder CO2-Intensität in die
höchste Betroffenheitsstufe fallen, aber trotzdem nicht als „insgesamt besonders betroffene Region“
klassifiziert werden.
Image 68: iWCONSULT
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Methoden: Listen besonders CO2- und stromintensiver Anlagen
Genutzt werden zwei Datenquellen. Zum einen sind das die Anlagen, die nach Angaben des Umwelt-
bundesamtes eine Ausnahmegenehmigung vom EU-Zertifikatenhandel haben. Das sind sehr CO2-
intensive Anlagen, deren Emissionen postleitzahlscharf bekannt sind. Insgesamt wurden 2019 Anla-
gen mit einer Emission von insgesamt 705 Millionen Tonnen CO2 erfasst. Rund 35 Prozent entfallen
davon auf die Energiewirtschaft, 24 Prozent auf die Industrie, 23 Prozent auf den Verkehr, 17 Pro-
zent auf Gebäude und ein Prozent auf die Landwirtschaft. In dem Index sind alle Emissionsbereiche
erfasst, unabhängig davon, ob sie direkt der Wirtschaft zuordenbar sind. Zur Korrektur der unter-
schiedlichen Größe der Regionen wird die CO2-Intensität (CO2-Ausstoß je Industriebeschäftigten4)
berechnet. Der Durchschnitt über alle Regionen wird gleich eins gesetzt. Die obere Grenze für be-
sonders betroffene Branchen soll zwei (also das Doppelte) betragen. Die Untergrenze wird auf 0,5
gesetzt.
Zum anderen werden die vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) postleitzahl-
scharf gelisteten großen Stromverbraucher berücksichtigt. Das sind stromintensive Anlagen, die den
besonderen Ausgleichsregelungen unterliegen. Die Anlagen wurden der Zahl nach erfasst und als
relative Kennziffer (Anlagen je Industriebeschäftigten) ausgedrückt. Wiederum wird der bundes-
deutsche Mittelwert gleich eins gesetzt; die obere Grenze liegt bei zwei und die untere Grenze bei
0,5. Aus beiden Kennziffern wird anschließend ein Hotspot-Index für CO2-Intensität ermittelt. Die
beiden Einzelindizes gehen jeweils mit einem Gewicht von 0,5 ein.
4 Alternativ könnte auch die Industrieproduktion als Maßstab genommen werden.
Image 69: IWCONSULT
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Abbildung 2-11: Ökologische Transformationsregionen
Besonders hohe SVB-Anteile in energieintensiven Branchen unter Berücksichtigung von Hotspots
Quelle: IW Consult-Regionaldatenbank, BAFA (2022), UBA (2022), eigene Berechnungen
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2.3.4 Besonders vom digitalen Wandel betroffene Regionen
Die dritte Herausforderung im Strukturwandel ist die Bewältigung der Digitalisierung. Vorliegende em-
pirische Ergebnisse zeigen, dass die deutschen Unternehmen bei der Digitalisierung eher am Anfang
der Entwicklung stehen.
Die IW Consult hat im Rahmen des BMWK-Projektes zur Messung der Digitalisierung der deutschen
Wirtschaft ein Reifegradmodell entwickelt, das zeigt, wie stark die Prozesse in den Unternehmen digi-
talisiert sind (ZEW et al, 2022). Die bundesweiten Befragungsergebnisse zeigen, dass die Digitalisierung
der Unternehmen erst am Anfang ist. Die Ergebnisse für das Jahr 2021 zeigen, dass von den Unterneh-
men der gewerblichen Wirtschaft
> 27,2 Prozent kaum,
> 50,1 Prozent schwach und
> 22,7 Prozent stark
digitalisiert sind. Basis dafür ist die Auswertung von 1.800 Fragebögen. Dabei gibt es Unterschiede
zwischen Unternehmensgrößenklassen. In Unternehmen mit mehr als 250 Beschäftigten liegt der An-
teil der Reifegradstufe „stark digitalisiert“ bei 47,1 Prozent.
Der Index basiert auf einer systematischen Auswertung der Websites aller deutscher Unternehmen
mit einer Website auf Basis eines semantischen Modells. Dabei werden die Websites auf 29 Wortwol-
ken mit rund 200 Untergriffen und Schlagwörtern abgesucht, die auf den Einsatz digitaler Technolo-
gien, Prozesse, Geschäftsmodellen oder Produkten hinweisen. Werden auf der Website eines Unter-
nehmens Begriffe aus mindestens zwei verschiedenen Wortwolken gefunden, gilt das Unternehmen
als digital-affin. Grundlage dieser BigData-Analyse ist die Plattform BEAST des Dienstleisters beDirect,
die einen Vollzugriff auf die Websites ermöglicht. Ein Unternehmen kann bei diesem Verfahren nur
zwei Zustände haben: digital-affin“ oder „nicht-digital-affin“. Ein Index kann daraus erst dann konstru-
iert werden, wenn mehrere Unternehmen zu Gruppen (u. a. Branchen, Größenklassen, Regionen, Al-
ter) zusammengefasst werden. Als einfache Kennzahl zur Beschreibung der digitalen Affinität wird der
Anteil der digital-affinen Unternehmen an allen Unternehmen der betrachteten Subgruppe verwen-
det. Je höher dieser Anteil ist, desto höher ist die digitale Reife der betrachteten Gruppe. Der Erkennt-
nisgewinn ist nicht die absolute Höhe dieser Anteile, sondern er liegt in dem Vergleich mit anderen
Benchmarkgruppen. Eine bundesweite Auswertung des Indexes zeigt strukturell ähnliche Ergebnisse
wie die oben erwähnten Befragungen. Der Anteil der I4.0-affinen-Unternehmen steigt mit der Unter-
nehmensgröße deutlich an. Technologieorientierte und wissensintensive Branche, wie ITK, Telekom-
munikation, Elektroindustrie, Maschinenbau, Fahrzugbau oder wirtschaftsnahe Dienstleistungen, ha-
ben deutlich überdurchschnittliche Anteile. In der Bauwirtschaft, im Gastgewerbe, in den Bereichen
Handel, Verkehr und Logistik oder in der Konsumgüterindustrie sind die Anteile deutlich unterdurch-
schnittlich.
Auch bei der Digitalisierung werden über Grenzwerte vier Klassen der Betroffenheit gebildet. Der
Durchschnittswert beträgt 8,6 Prozent5. Die obere Grenze beträgt 75 Prozent und die untere Grenze
5 Im Durchschnitt haben 8,6 Prozent der Unternehmen das I4.0-Readiness-Kriterium erfüllt, das heißt, es finden sich zumindest aus 2 der 29
Wortwolken die gesuchten Begriffe.
Image 75: IWCONSULT
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Abbildung 2-12: Besonders vom digitalen Wandel betroffene Regionen
Einordnung der Regionen in vier Betroffenheitsstufen1)
1) Regionen mit den niedrigsten Anteilen I4.0-affiner Unternehmen werden als „sehr hoch betroffen“ klassifiziert.
Quelle: IW Consult-Regionaldatenbank (2022), beDirect (2022), eigene Darstellung
Image 77:
Image 78:
Image 79: if. Transformationsregionen
Vier Stufen der Betroffenheit nach
14.0-Readinessanteil im Jahr 2020
Sehr niedrige Betroffenheit (51)
Niedrige Betroffenheit (134)
Hohe Betroffenheit (166)
HE se Sehr hohe Betroffenheit (49)
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Image 81: IWCONSULT
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36
2.3.5 Überschneidungen bei den vom Wandel betroffenen Regionen
In diesem Kapitel wird diskutiert, ob es sinnvoll ist
> drei Einzelergebnisse (Automobil, Ökologie und Digitalisierung) zusammenzufassen und nur eine
einzige Landkarte der von der Transformation betroffenen Regionen zu zeichnen,
> nur zwei der drei Herausforderungen (Auto und Ökologie) zusammen zu betrachten oder
> gänzlich auf eine solche Aggregation zu verzichten.
Grundlage der Analyse sind die vorne ermittelten Klassenzuordnungen, insbesondere die Kategorien
„sehr betroffen“ (Stufe 4).
Vorüberlegungen
Eine Zusammenfassung der Themenfelder ist nur sinnvoll, wenn die Herausforderungen im Struktur-
wandel eine gemeinsame Ursache haben und die Entwicklung deshalb von hinreichend ähnlichen Trei-
bern abhängt. Folgende Hypothesen über mögliche gemeinsame Wurzeln sollen überprüft werden:
> Der Fokus der Studie liegt auf der Industrie – genauer industriegeprägten Regionen. Die automo-
bile und die ökologische Transformation betreffen vor allem die industriellen Kernsektoren. Wenn
festzustellen wäre, dass Industrieregionen von diesen Trends stark überdurchschnittlich betroffen
sind, wäre eine aggregierte Betrachtung zumindest dieser Bereiche angemessen.
> Die Digitalisierung ist ein branchenübergreifender Trend, der die Dienstleistungssektoren ge-
nauso verändert wie die Industrie. Deshalb gibt es hier weniger inhaltliche Überschneidungen.
Das spräche gegen eine Aggregation der Trends.
> Die Herausforderungen der Transformation könnten in Regionen konzentriert sein, die im über-
durchschnittlichen Ausmaß von der Deindustrialisierung betroffen sind. Das würde begründen,
die drei Trends kumulativ als zusätzliches Risiko zu berücksichtigen.
Bei der Verwendung der Gruppenzuordnungen (Betroffenheitsstufen) kommt es entscheidend darauf
an, ob mit „Und-“ oder „Oder-Verknüpfungen“ gearbeitet wird. Bei „Und-Verknüpfungen“ müssen die
gewünschten Gruppenzuordnungen für alle Teilbereiche erfüllt sein; bei „Oder-Verknüpfungen“ reicht
die Erfüllung einer Anforderung. Wenn es starke Überschneidungen der Problemregionen (und damit
eine gemeinsame Ursache für die Probleme) gibt, sind Und-Verknüpfungen sachgerecht. Gibt es nur
wenige Überschneidungen, sind Oder-Verknüpfungen sinnvoller.
Überschneidungen bei Verwendung der Gruppenzuordnungen
Eine wichtige Information zur Beantwortung der oben gestellten Fragen ist die Anzahl der Regionen,
die die Bedingung für eine „sehr starke Betroffenheit“ (Gruppe 4 in den obigen Ausführungen) in ei-
nem, zwei oder allen drei Themenfeldern (Auto, Ökologie und Digitalisierung) erfüllen. Die Tabelle 2-1
zeigt die Ergebnisse:
> Bei der Zugrundelegung des Kriteriums (sehr hoch betroffen) erfüllt keine Region in allen drei Be-
reichen (Auto, Energie und Digitalisierung) gleichzeitig die Kriterien.
> 21 Regionen schaffen immerhin bei zwei der drei Themen die Zuordnung in diese höchste Gruppe
der Betroffenheit.
> Betrachtet man Zweierkombinationen, erfüllen sechs Regionen die Bedingungen bei den Themen
„Auto + Ökologie“ und drei Regionen die Bedingungen für „Auto + Digitalisierung“. Zwölf kreisfreie
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39
Abbildung 2-14: Zusammenhang zwischen Betroffenheit von ökologischer Transformation
und Industriedichte
Kleinstquadrate-Regression
Quelle: Eigene Berechnungen
Image 87:
Image 88: 9}4SIPSljSnpu]
Image 89: 90
80
70
60
50
Energieindex
Image 90: IWCONSULT
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45
Mit den beiden Dimensionen (Lage und Zukunftschancen) können die Regionen in einer Vier-Felder-
Matrix zugeordnet werden:
> Cluster 4 (Outperformer): RCI gut und Lage gut9
> Cluster 3 (Potenzialregionen): RCI gut und Lage schlecht
> Cluster 2 (Risikoregionen): RCI schlecht und Lage gut
> Cluster 1 (Stressregionen): RCI schlecht und Lage schlecht
Es befinden sich
> 128 Regionen in Cluster 4 (Outperformer),
> 54 Regionen in Cluster 3 (Potenzialregionen),
> 77 Regionen in Cluster 2 (Risikoregionen) und
> 141 Regionen in Cluster 1 (Stressregionen).
Die Tabelle 2-2 und Abbildung 2-19 zeigen die Ergebnisse im Überblick.
Tabelle 2-2: Anzahl der Regionen nach Lage und Chancen (RCI)
Typisierung von 400 kreisfreien Städten und Landkreisen
Quelle: Eigene Berechnungen
9 Dabei werden die beiden oberen und die beiden unteren Gruppen des Lage- und RCI-Indexes jeweils zusammengefasst.
| Kriterien Lage und RCI | RCI schlecht | RCI gut | Gesamt |
| -------- | -------- | -------- | -------- |
| Lage gut | 77
(Risikoregionen) | 128
(Outperformer) | 205 |
| Lage schlecht | 141
(Stressregionen) | 54
(Potenzialregionen) | 195 |
| Gesamt | 218 | 192 | 400 |
Image 110: IWCONSULT
####################
File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf
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Context: | Gering verdichtete ländli-
che Räume | 24 (16 %) | 2 (1 %) | 49 (34 %) | 71 (49 %) | 146 (100 %) |
| Gesamt | 128 (32 %) | 54 (14 %) | 77 (19 %) | 141 (35 %) | 400 (100 %) |
Quelle: Eigene Berechnungen
Image 116: IWCONSULT
####################
File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf
Page: 50
Context: Regionale Transformationsnetze
50
Abbildung 2-20: Gesamtbeurteilung der Regionen nach sozio-ökonomischer Struktur
Strukturindex unter Berücksichtigung von Lage, RCI, Wachstumsumfeld und Risiko der Regionen
Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis der Klassifizierungen
Image 119:
Image 120:
Image 121: a a Nesta a ye
Strukturindex
5 Index von 0 (sehr schwach) bis 100 {sehr stark)
(Anzahl der Regionen)
M< 25Punkte (59)
< 50Punkte (155)
< 75Punkte (114)
WE < 100Punkte (72)
Image 122:
Image 123: iWCONSULT
####################
File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf
Page: 51
Context: Regionale Transformationsnetze
51
2.4.2 Analyse der Transformationsregionen im Bereich Auto
Die Tabelle 2-5 zeigt im Überblick die Größe und Struktur des Autoclusters:
> Wie bereits vorne in Kapitel 2.3.2 gezeigt, sind 64 Kreise oder kreisfreie Städte besonders stark
von dem automobilen Strukturwandel betroffen. In diesen Regionen befinden sich 14 Prozent al-
ler sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze.
> Die automobilen Transformationsregionen können weit überwiegend in Industrieregionen veror-
tet werden. 48 der 64 kreisfreie Städte oder Landkreise sind in Regionen zu finden, die besonders
überdurchschnittlich industriell geprägt sind. Das sind drei Viertel aller vom automobilen Struk-
turwandel besonders betroffene Regionen.
> In diesem Autocluster ist der Industrieanteil an der Beschäftigung mit 32,6 Prozent überdurch-
schnittlich hoch. Bundesweit liegt diese Quote bei 21,7 Prozent. Dieser Beschäftigungsanteil ist
zwischen 2010 und 2021 um 2,6 Prozentpunkte gefallen. Das liegt in etwa im Bundesdurchschnitt.
Auch die Gesamtbeschäftigung und die Zahl der industriellen Arbeitsplätze haben sich in diesem
Zeitraum wie im Bund entwickelt.
> Der Lageindex (109,3 Indexpunkte) und der regionale Chancenindex (103,0 Indexpunkte) sind in
dem hoch betroffenen Autocluster überdurchschnittlich hoch.
Fazit: Die vom automobilen Strukturwandel betroffenen Regionen haben einen hohen Industrieanteil
und sind durch ein durchschnittliches Wachstumsumfeld gezeichnet. Sie haben eine bessere Ausgangs-
lage und einen höheren Chancenindex. Zumindest im Durchschnitt sind es keine traditionell struktur-
schwachen Regionen.
Tabelle 2-5: Größe und Struktur des Automobilclusters
Dargestellt nach vier Stufen der Betroffenheit
Quelle: IW Consult-Regionaldatenbank (2022), eigene Berechnungen
| Stufen der
Betroffenheit | Anzahl
Regionen | Anteil SV-
Beschäftigte
(2021) | Industrieanteil
(2021) | Veränderung
Industrieanteil
(2010-2021) |
| -------- | -------- | -------- | -------- | -------- |
| Stufe 4 (sehr stark) | 64 | 14,0 | 32,6 | -2,6 |
| Stufe 3 (stark) | 61 | 17,2 | 22,7 | -2,9 |
| Stufe 2 (schwach) | 75 | 19,1 | 24,6 | -3,0 |
| Stufe 1 (sehr schwach) | 200 | 49,7 | 17,2 | -2,4 |
| Gesamt | 400 | 100,0 | 21,7 | -2,6 |
| Stufen der Betroffen-
heit | Wachstums-
umfeld
(2021-2010) | Industriebe-
schäftigung
(2021-2011) | Lageindex | Chancenindex
(RCI) |
| Stufe 4 (sehr stark) | 108,6 | 110,8 | 109,3 | 103,0 |
| Stufe 3 (stark) | 110,1 | 107,6 | 103,2 | 101,6 |
| Stufe 2 (schwach) | 109,3 | 108,0 | 102,5 | 99,0 |
| Stufe 1 (sehr schwach) | 109,4 | 106,5 | 95,1 | 99,0 |
| Gesamt | 109,4 | 107,9 | 100,0 | 100,0 |
Image 124: IWCONSULT
####################
File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf
Page: 52
Context: Regionale Transformationsnetze
52
Ordnet man die 64 Autocluster der Stufe 4 (sehr starke Betroffenheit) in die vier Felder nach Lage und
Zukunftschancen ein, ergibt sich ein differenziertes Bild:
> 30 Regionen sind Outperformer (gute Lage und guter RCI).
> 18 kreisfreie Städte oder Landkreise sind Stressregionen mit einer schlechten Ausgangslage und
einem unterdurchschnittlichen RCI. Dort dürfte die Bewältigung der Transformation besonders
schwierig werden.
> 12 Regionen sind Risikoregionen mit einer guten Ausgangslage, aber einem unterdurchschnittli-
chen Chancenindex.
> 4 Regionen können dem Typ Potenzialregion zugeordnet werden; sie haben zwar eine schwache
Ausgangslage, aber überdurchschnittlich hohe Zukunftschancen.
Tabelle 2-6: Zuordnung der besonders betroffenen Regionen nach Lage und Chancen (RCI)
Regionen der Betroffenheitsstufe 4
Quelle: Eigene Berechnungen
Fazit: Die vom automobilen Strukturwandel besonders betroffenen Regionen sind mit Blick auf die
Ausgangslage und die Zukunftschancen nicht homogen. Besonders herausfordernd sind die Transfor-
mationsaufgaben in den 18 kreisfreien Städten oder Landkreisen, die sowohl durch eine unterdurch-
schnittliche Ausgangslage als auch einen unterdurchschnittlichen Chancenindex gekennzeichnet sind.
Diese Heterogenität zeigt sich auch bei einem Blick auf die einzelnen Themenfelder des regionalen
Chancenindexes (RCI):
> Bei den Themen Wissen, Digitalisierung, Branchenstruktur und Demografie erreichen die 64 au-
tomobilen Transformationsregionen überdurchschnittliche Indexwerte (Bund = 100). Im Themen-
feld „Infrastruktur und Attraktivität“ wird ein schwach unterdurchschnittlicher RCI gemessen.
> In allen Themenfeldern habe die Outperformer deutlich bessere Werte als die Stressregionen.
> Noch deutlicher, aber strukturell ähnlich sind die Unterschiede, wen man die drei TOP-Performer
und die drei Low-Performer vergleicht.
Fazit: Die strukturellen Unterschiede beim regionalen Chancenindex in der Gruppe der sehr stark vom
automobilen Strukturwandel betroffenen Regionen zeigen sich in allen Themenfeldern. Die Regionen
sind mit Blick auf die Stärken und Schwächen (gemessen durch den RCI) sehr heterogen.
| Kriterien Lage und RCI | RCI schlecht | RCI gut | Gesamt |
| -------- | -------- | -------- | -------- |
| Lage gut | 12
(Risikoregionen) | 30
(Outperformer) | 42 |
| Lage schlecht | 18
(Stressregionen) | 4
(Potenzialregionen) | 22 |
| Gesamt | 30 | 34 | 64 |
Image 125: iWCONSULT
####################
File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf
Page: 53
Context: Regionale Transformationsnetze
53
Tabelle 2-7: Komponenten des regionalen Chancenindexes (RCI) in den automobilen Trans-
formationsregionen
Einordnung der Regionstypen nach Themen des RCI
| Lage und RCI | Wissen | Digitalisie-
rung | Branchen-
struktur | Demo-
grafie | Infrastruktur
und
Attraktivität |
| -------- | -------- | -------- | -------- | -------- | -------- |
| Outperformer | 116,1 | 115,5 | 115,1 | 119,3 | 104,2 |
| Potenzialregionen | 107,8 | 109,9 | 106,3 | 110,3 | 108,4 |
| Risikoregionen | 92,2 | 93,0 | 97,7 | 89,9 | 92,5 |
| Stressregionen | 91,6 | 93,0 | 97,5 | 77,8 | 89,4 |
| Gesamt | 104,2 | 104,6 | 106,3 | 101,6 | 98,1 |
| Bund | 100,0 | 100,0 | 100,0 | 100,0 | 100,0 |
| Rang | High Performer | | | | |
| 1 | 169,6 | 185,2 | 148,5 | 145,2 | 124,2 |
| 2 | 152,3 | 167,7 | 139,9 | 141,8 | 117,4 |
| 3 | 148,6 | 155,0 | 139,0 | 140,8 | 115,8 |
| Rang | Low Performer | | | | |
| 62 | 84,8 | 83,0 | 82,3 | 59,0 | 82,2 |
| 63 | 83,9 | 81,6 | 81,1 | 56,0 | 74,4 |
| 64 | 74,1 | 74,1 | 73,9 | 73,8 | 73,8 |
Quelle: IW Consult-Regionaldatenbank (2022), eigene Berechnungen
Auch bei der Analyse der automobilen Transformationsregionen und der Auswahl von Transforma-
tionsnetzwerken können als zusätzliche Kriterien das Wachstumsumfeld und das Risiko durch struk-
turbestimmende Branchen und Unternehmen berücksichtigt werden. Die Tabelle 2-8 zeigt die Vertei-
lung der Regionen auf die insgesamt 32 Typen:
Von den 30 Outperformern liegen 11 in einem sehr guten Wachstumsumfeld, aber auch 9 in einem
sehr schwachen Umfeld. Auch das ist wieder ein Hinweis auf hohe Heterogenität des besonders vom
Strukturwandel betroffenen Autoclusters.
In dem identifizierten Autocluster gibt es überdurchschnittlich viele Regionen, die Risiken durch struk-
turbestimmende Branchen oder Unternehmen haben. Das ist aufgrund der Größe der Unternehmen
des Autoclusters wenig überraschend.
Sehr auffällig ist aber, dass in der Gruppe der Stressregionen 12 von 18 kreisfreien Städten oder Land-
kreisen ein sehr schwaches Umfeld haben. In neun von diesen Regionen gibt es sogar Risiken durch
strukturbestimmende Unternehmen. Zu den Regionen zählen Northeim, Emden, Märkischer Kreis,
Odenwaldkreis, Donnersbergkreis, Saarlouis, Saarpfalz-Kreis, Brandenburg, Zwickau, Sömmerda und
Sonneberg.
Image 126: IWCONSULT
####################
File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf
Page: 54
Context: Regionale Transformationsnetze
54
Tabelle 2-8: Typisierung der automobilen Transformationsregionen nach Lage, Zukunfts-
chancen, Umfeld und Risiken
Einordnung der Regionen nach Regionstypen (Lage und RCI), Wachstumsumfeld und Risiko
| Umfeld | Risiko | Typ nach Lage und RCI Out-
performer | Potenzial-
regionen | Risiko-
regionen | Stress-
regionen | Gesamt |
| Sehr gut | niedrig | 1 | 0 | 2 | 1 | 4 |
| -------- | -------- | -------- | -------- | -------- | -------- | -------- |
| | hoch | 10 | 1 | 1 | 0 | 12 |
| Gut | niedrig | 1 | 0 | 2 | 1 | 4 |
| |hoch | 3 | 0 | 0 | 0 | 3 |
| Schwach | niedrig | 2 | 0 | 1 | 0 | 3 |
| |hoch | 4 | 0 | 1 | 0 | 5 |
| Sehr schwach | niedrig | 1 | 3 | 0 | 5 | 9 |
| |hoch | 8 | 0 | 5 | 11 | 24 |
| Gesamt | | 30 | 4 | 12 | 18 | 64 |
Quelle: IW Consult-Regionaldatenbank (2022), eigene Berechnungen
Im zweiten Teil dieser Studie sollen ausgewählte Transformationsnetzwerke analysiert werden. Dazu
müssen vorab als erste Auswahl besonders interessante Automobilregionen identifiziert werden. Wir
schlagen vor, die Auswahl auf die Outperformer und die Stressregionen zu beschränken, weil dort die
Ausprägungen mit Blick auf die Ausgangslage und den regionalen Chancenindex extrem sind. Die Ab-
bildung 2-21 zeigt die Zuordnung der 64 Regionen des Autoclusters im Überblick auf die vier Typen
Outperformer, Potenzialregionen, Risikoregionen und Stressregionen.
Image 127: iWCONSULT
####################
File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf
Page: 55
Context: Regionale Transformationsnetze
55
Abbildung 2-21: Regionstypen nach Lage und RCI in den automobilen Transformationsregi-
onen
Einordung der automobilen Transformationsregionen in Stressregionen, Risikoregionen, Potenzialregionen und
Outperformer
Quelle: Eigene Berechnungen
Image 128:
Image 129:
Image 130: Regionstypen im Autocluster
Nach Lageindex und RCI
Kein Autocluster (336)
(i) Stressregion (18)
i Risikoregion (12)
B Potenzialregion (4)
Oo Outperformer (30)
Image 131: 200 km
Image 132: IWCONSULT
####################
File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf
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Context: Regionale Transformationsnetze
56
2.4.3 Analyse der Transformationsregionen im Bereich Ökologie
Die Tabelle 2-9 zeigt im Überblick die Größe und Struktur der von der ökologischen Transformation
betroffenen Regionen:
> Wie bereits vorne in Kapitel 2.3.3 gezeigt, sind 59 Kreise oder kreisfreie Städte besonders stark
von dem ökologischen Strukturwandel betroffen. In diesen Regionen befinden sich 10,6 Prozent
aller sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze.
> Nur 22 dieser 59 Regionen gehören zu den vorne abgegrenzten Industrieregionen. Die Mehrheit
liegt außerhalb dieses Gebietstyps. Das liegt vor allem an den neuen Ländern, die überdurch-
schnittliche Transformationsregionen im Bereich „energieintensive Branchen und/oder hohe
Emissionen“ haben, aber oft stark unterdurchschnittliche Industrialisierungsgrade aufweisen. Das
ist ein wesentlicher Unterschied zu den Transformationsregionen im Bereich Auto.
> In diesem Cluster ist der Industrieanteil an der Beschäftigung mit 25,1 Prozent leicht überdurch-
schnittlich. Dieser Beschäftigungsanteil ist zwischen 2010 und 2021 um 2,5 Prozentpunkte über-
durchschnittlich stark gefallen. Die Industrie- und die Gesamtbeschäftigung haben sich durch-
schnittlich entwickelt.
> Der Lageindex (9,9 Indexpunkte) und der regionale Chancenindex (91,0 Indexpunkte) sind deutlich
unterdurchschnittlich ausgeprägt. Das ist der wesentliche Unterschied zu dem Autocluster.
Fazit: Die vom ökologischen Strukturwandel betroffenen Regionen haben einen hohen Industrieanteil
und sind durch ein unterdurchschnittliches Wachstumsumfeld gezeichnet. Sie haben sowohl eine
deutlich schlechtere Ausgangslage als auch einen unterdurchschnittlichen Chancenindex. Mehrheitlich
sind diese Regionen strukturschwach.
Tabelle 2-9: Größe und Struktur des Ökologieclusters
Dargestellt nach vier Stufen der Betroffenheit
Quelle IW Consult-Regionaldatenbank (2022), eigene Berechnungen
| Stufen der
Betroffenheit | Anzahl
Regionen | Anteil SV-
Beschäftigte
(2021) | Industrieanteil
(2021) | Veränderung
Industrieanteil
(2010-2021) |
| -------- | -------- | -------- | -------- | -------- |
| Stufe 4 (sehr stark) | 59 | 10,6 | 25,1 | -2,5 |
| Stufe 3 (stark) | 137 | 27,3 | 28,7 | -2,5 |
| Stufe 2 (schwach) | 158 | 43,9 | 19,2 | -2,5 |
| Stufe 1 (sehr schwach) | 46 | 18,1 | 15,3 | -2,7 |
| Gesamt | 400 | 100,0 | 21,7 | -2,6 |
| Stufen der Betroffen-
heit | Wachstums-
umfeld
(2021-2010) | Industriebe-
schäftigung
(2021-2011) | Lageindex | RCI |
| Stufe 4 (sehr stark) | 104,0 | 104,1 | 92,9 | 91,0 |
| Stufe 3 (stark) | 107,6 | 109,9 | 101,0 | 97,1 |
| Stufe 2 (schwach) | 109,8 | 107,2 | 100,6 | 103,0 |
| Stufe 1 (sehr schwach) | 114,8 | 108,5 | 104,3 | 110,0 |
####################
File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf
Page: 57
Context: Regionale Transformationsnetze
57
Ordnet man die sehr betroffenen 61 Regionen des Ökologieclusters (Stufe 4) in die vier Felder nach
Lage und Zukunftschancen ein, ergibt sich ein klares Bild:
> Nur in neun Regionen sind die Lage und der RCI gut. Es gibt wenig Outperformer.
> Eine Region gehört zu den Potenzialregionen. Die Ausgangslage ist zwar schwach, aber der regio-
nale Chancenindex ist überdurchschnittlich.
> Zehn Regionen gehören zu der Risikogruppe mit einer guten Ausgangslage, aber einem schwa-
chen RCI.
> Die weit überwiegende Mehrheit von 39 kreisfreien Städten oder Landkreisen sind Stressregionen
mit einer schlechten Ausgangslage und einem unterdurchschnittlichen RCI. Dort dürfte die Bewäl-
tigung der Transformation besonders schwierig werden.
Tabelle 2-10: Zuordnung der besonders betroffenen Regionen nach Lage und RCI
Vom ökologischen Strukturwandel besonders betroffene Regionen (Betroffenheitsstufe 4)
Quelle: Eigene Berechnungen
Fazit: Die vom ökologischen Strukturwandel besonders betroffenen Regionen sind überwiegend
Stressregionen mit Strukturschwächen, die die Transformation zusätzlich erschweren.
Auch in dem Ökologiecluster ist innerhalb der 59 identifizierten Regionen eine große Heterogenität
mit Blick auf die einzelnen Themenfelder des regionalen Chancenindexes (RCI) zu erkennen.
> Bei allen betrachteten Themen (Wissen, Digitalisierung, Branchenstruktur, Demografie sowie Inf-
rastruktur und Attraktivität) erreichen die Outperformer überdurchschnittliche Werte.
> Die Stressregionen weisen im Gegensatz dazu in allen Themen stark unterdurchschnittlich ausge-
prägte Werte auf.
> Noch deutlicher ausgeprägt, aber strukturell ähnlich sind die Unterschiede zwischen den drei TOP-
Performern und den drei Low-Performern.
Fazit: Die strukturellen Unterschiede beim regionalen Chancenindex sind innerhalb des Ökologieclus-
ters stark ausgeprägt. Die identifizierten 42 Stressregionen erreichen bei allen Themenfeldern nur sehr
schwache Werte.
| Kriterien Lage und RCI | RCI schlecht | RCI gut | Gesamt |
| -------- | -------- | -------- | -------- |
| Lage gut | 10
(Risikoregionen) | 9
(Outperformer) | 19 |
| Lage schlecht | 39
(Stressregionen) | 1
(Potenzialregionen) | 40 |
| Gesamt | 49 | 10 | 59 |
Image 134: IWCONSULT
####################
File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf
Page: 60
Context: Regionale Transformationsnetze
60
Abbildung 2-22: Regionstypen nach Lage und RCI im Ökocluster
Einordung des Auto-Clusters in Stressregionen, Risikoregionen, Potenzialregionen und Outperformer
Quelle: IW Consult Regionaldatenbank (2022), eigene Berechnungen
2.4.4 Analyse der doppelt betroffenen Regionen
Die Tabelle 2-13 zeigt die sieben Regionen, die sowohl beim Thema Auto als auch Ökologie einen be-
sonders hohen Transformationsbedarf haben. Drei davon haben eine „gute Lage und einen guten RCI“
(Outperformer). Drei Regionen sind durch eine „schwache Lage und einen schwachen RCI“ gekenn-
zeichnet. Es sind Stressregionen. Auffällig ist, dass sechs der sieben identifizierten Regionen aus einem
Image 137:
Image 138:
Image 139: tH aw a Da De Mes
£ y
a Regionstypen im Okocluster
Dt, Nach Lageindex und RCI
@ Kein Okocluster (341)
» (i) Stressregion (39)
4 s M™ Risikoregion (10)
a ® Potenzialregion (1)
~~ 4 ¥ Oo Outperformer (9)
Image 140: €
x
So
S
a
Image 141: iWCONSULT
####################
File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf
Page: 61
Context: Regionale Transformationsnetze
61
schwachen Wachstumsumfeld kommen. Zwei davon (Donnerbergkreis und Sonneberg) sind sogar ex-
trem strukturschwach.
Tabelle 2-13: Regionen mit sehr hohem Transformationsbedarf bei den Themen Auto und
Ökologie
| | Lage und RCI | Wachstums-
umfeld | Risiko | Struktur-
index1) |
| -------- | -------- | -------- | -------- | -------- |
| Salzgitter, Stadt
Groß-Gerau
Hof
Harz
Donnersbergkreis
Sonneberg | Outperformer
Outperformer
Risikoregion
Stressregion
Stressregion
Stressregion | sehr schwach
sehr schwach
sehr schwach
sehr schwach
sehr schwach
sehr schwach | hoch
hoch
hoch
niedrig
hoch
hoch | schwach
schwach
Sehr schwach
Sehr schwach
Sehr schwach
Sehr schwach |
1) Für die Definition siehe Kapitel 2.4.1
Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis der Klassifizierungen
2.4.5 Sensitivitätsanalyse
Für die Abgrenzung der Regionen mit besonders hohem Transformationsbedarf gibt es keine wissen-
schaftlich ableitbaren Regeln. Die Auswahl der Indikatoren, der Grenzwerte und Methoden ist eine
Konvention. In Sensitivitätsanalysen kann überprüft werden, inwieweit die Ergebnisse von diesen An-
nahmen abhängen. Zu hinterfragen sind dabei folgende Annahmen:
> Bei der Abgrenzung des Autoclusters wurden die Regionen mit einer besonders hohen Besatz-
dichte in der Automobilwirtschaft (das Doppelte des Durchschnitts) berücksichtigt. Zusätzlich
kommen Regionen mit einer sehr hohen Beschäftigungsdichte im Bereich der traditionellen An-
triebe (das Dreifache des Durchschnitts) hinzu, wenn sie bei automobilen Arbeitsplätzen zumin-
dest eine durchschnittlich hohe Quote aufweisen.
> Bei der Abgrenzung des Ökologieclusters wurden Regionen mit besonders vielen CO2-Anlagen nur
berücksichtigt, wenn der Anteil von Beschäftigten in energieintensiven Branchen zumindest
durchschnittlich ist.
Diese Annahmen werden jetzt gelockert:
> Im Autocluster werden alle Regionen berücksichtigt, die eine Beschäftigungsdichte im Bereich der
traditionellen Antriebe von zumindest dem Doppelten des Durchschnitts (Grenzwert bei 1,6 Pro-
zent der Arbeitsplätze) haben Im Ökologiecluster werden alle Regionen berücksichtigt, unabhän-
gig vom Anteil der Beschäftigten in energieintensiven Bereichen bei den Hotspot-Kriterien (strom-
oder CO2-intensive Anlagen).
> Zu den Regionen mit hohem Transformationsbedarf sollen jetzt die gehören, die entweder bei
den Besatzdichten oder bei den Hotspot-Kriterien zu den besonders betroffenen Regionen (je-
weils Stufe 4 der Betroffenheitsskala) zählen. Die entsprechenden Beschäftigungsanteile müssen
dann doppelt so hoch wie im Durchschnitt sein.
Image 142: IWCONSULT
####################
File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf
Page: 62
Context: Regionale Transformationsnetze
62
Durch dieses Vorgehen wird die Anzahl der Transformationsregionen größer:
> Im Autocluster steigt die Anzahl von 64 auf 85 Regionen.
> Im Ökologiecluster ist eine Zunahme von 59 auf 79 Regionen zu verzeichnen.
Die Abbildung 2-23 zeigt die identifizierten Regionen im Überblick. Jetzt gibt es neun Regionen, die von
beiden Transformationsaufgaben besonders stark betroffen sind.
Abbildung 2-23: Automobile und ökologische Transformationsregionen bei erweiterter De-
finition
Oder-Verknüpfung von Beschäftigungsanteilen und Hotspots
Quelle: IW Consult Regionaldatenbank (2022), eigene Berechnungen
Image 143: BD P. , : x
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(Sensitivitatsanalyse)
Automobile oder 6kologische Trans
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1
Image 146: 200 km
Image 147: iWCONSULT
####################
File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf
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Context: Regionale Transformationsnetze
64
Im Folgenden werden die digitalen Transformationsregionen weiter analysiert:
> Insgesamt können 49 Regionen als sehr stark betroffen vom digitalen Wandel identifiziert wer-
den. Dabei ist zu beachten, dass Betroffenheit hier eine besonders schwache Digitalisierung der
Unternehmen meint. Der Digitalisierungsgrad ist mit dem I4.0.-Index der IW Consult berechnet,
wie er in Kapitel 2.3.4 beschrieben ist. Davon sind besonders die ländlichen Regionen betroffen.
Der Anteil der Unternehmen, die das I4.0-Kriterium erfüllen, liegt bei 7,6 Prozent und ist deutlich
unterdurchschnittlich 8,6 Prozent.
> Die Regionen mit einem besonders hohen Aufholbedarf bei Digitalisierung haben zwar insgesamt
ein gutes Wachstumsumfeld, aber ein deutlich unterdurchschnittlichen Lageindex und RCI (Ta-
belle 2-15). Auch die Betroffenheitsstufe 3 ist bei dem Lage- und RCI-unterdurchschnittlich.
> Daraus folgt, dass die 215 Regionen mit einem unterdurchschnittlichen I40-Index eine schwache
Ausgangslage und (gemessen am RCI) schwache Zukunftsperspektiven haben.
Tabelle 2-15: Größe und Struktur der Digitalclusters
Dargestellt nach vier Stufen der Betroffenheit
Quelle: IW Consult Regionaldatenbank, eigene Berechnungen
Die Tabelle 2-16 fasst dieses Ergebnis zusammen. Von den 49 besonders betroffenen Regionen sind 39
den Stressregionen zuzuordnen. Nur eine Region (Landkreis Regensburg) ist ein Outperformer.
| Stufen der
Betroffenheit | Anzahl
Regionen | Anteil SV-
Beschäftigte
(2021) | Industrieanteil
(2021) | Veränderung
Industrieanteil
(2010-2021) |
| -------- | -------- | -------- | -------- | -------- |
| Stufe 4 (sehr stark) | 49 | 7,3 | 21,4 | -1,3 |
| Stufe 3 (stark) | 166 | 26,3 | 24,7 | -2,4 |
| Stufe 2 (schwach) | 134 | 33,9 | 26,2 | -3,0 |
| Stufe 1 (sehr schwach) | 51 | 32,5 | 14,8 | -2,6 |
| Gesamt | 400 | 100,0 | 21,7 | -2,6 |
| Stufen der Betroffen-
heit | Wachstums-
umfeld
(2021-2010) | Industriebe-
schäftigung
(2021-2011) | Lageindex | RCI |
| Stufe 4 (sehr stark) | 101,9 | 105,7 | 89,7 | 85,3 |
| Stufe 3 (stark) | 106,6 | 108,5 | 97,9 | 94,3 |
| Stufe 2 (schwach) | 109,4 | 108,6 | 103,6 | 104,6 |
| Stufe 1 (sehr schwach) | 113,8 | 106,5 | 107,4 | 120,6 |
| Gesamt | 109,4 | 107,9 | 100,0 | 100,0 |
Image 149: iWCONSULT
####################
File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf
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Context: Regionale Transformationsnetze
65
Tabelle 2-16: Zuordnung der besonders betroffenen Regionen nach Lage und RCI
Regionen der Betroffenheitsstufe 4
| Kriterien Lage und RCI | RCI schlecht | RCI gut | Gesamt |
| -------- | -------- | -------- | -------- |
| Lage gut | 9
(Risikoregionen) | 1
(Outperformer) | 10 |
| Lage schlecht | 39
(Stressregionen) | 0
(Potenzialregionen) | 39 |
| Gesamt | 48 | 1 | 49 |
Quelle: IW Consult Regionaldatenbank, eigene Berechnungen
Die 49 identifizierten besonders betroffenen Regionen haben bei allen im regionalen Chancenindex
(RCI) berücksichtigten Themen eine (Wissen, Digitalisierungsinfrastruktur, Branchenstruktur, Demo-
grafie sowie Infrastruktur und Attraktivität) eine schwache Ausgangsbasis. Immerhin haben auch die
drei besten Regionen in dieser Gruppe der Regionen mit den größten Digitalisierungsdefiziten mit Aus-
nahme der digitalen Infrastruktur überdurchschnittliche RCI-Werte. Das bestätigt nochmal die Ergeb-
nisse des Kapitels 2.3.6 eines starken Zusammenhangs zwischen dem I4.0-Index (als Maß der Digitali-
sierung der Unternehmen) und der Güte der digitalen Infrastruktur.
Image 150: IWCONSULT
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File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf
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Context: Regionale Transformationsnetze
66
Tabelle 2-17: Komponenten des regionalen Chancenindexes (RCI)
| Lage und RCI | Wissen | Digitalisie-
rung | Branchen-
struktur | Demo-
grafie | Infrastruktur
und
Attraktivität |
| -------- | -------- | -------- | -------- | -------- | -------- |
| Outperformer | 95,6 | 116,2 | 115,8 | 115,6 | 115,7 |
| Potenzialregionen | | | | | |
| Risikoregionen | 86,3 | 104,3 | 103,9 | 103,8 | 103,9 |
| Stressregionen | 89,0 | 86,0 | 85,7 | 85,5 | 85,6 |
| Gesamt | 88,7 | 79,4 | 91,1 | 77,0 | 90,4 |
| Bund | 100,0 | 100,0 | 100,0 | 100,0 | 100,0 |
| Rang | High Performer | | | | |
| 1 | 110,3 | 90,6 | 115,5 | 121,4 | 106,2 |
| 2 | 101,9 | 87,0 | 112,8 | 108,1 | 105,4 |
| 3 | 99,5 | 84,2 | 107,3 | 106,6 | 102,9 |
| Rang | Low Performer | | | | |
| 62 | 81,2 | 67,5 | 78,0 | 43,4 | 79,1 |
| 63 | 81,2 | 66,9 | 77,1 | 42,1 | 76,3 |
| 64 | 79,8 | 66,7 | 56,0 | 42,0 | 68,7 |
Quelle: IW Consult Regionaldatenbank, eigene Berechnungen
Die Tabelle 2-18 zeigt die Ergebnisse zusammen und berücksichtigt neben der Lage und dem RCI auch
das Wachstumsumfeld und das Risiko durch eine hohe Bedeutung strukturbestimmender Branchen
oder Unternehmen:
> Von den 39 Stressregionen haben 34 Regionen ein sehr schwaches Wachstumsumfeld.
> 5 dieser Regionen sind sogar strak von wenigen Branchen oder Unternehmen abhängig und von
daher ein Risiko zu tragen.
Image 151: iWCONSULT
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File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf
Page: 72
Context: Regionale Transformationsnetze
72
2.5.3 Betroffene Kreise nach Bundesländern
Die Tabelle 2-19 zeigt auf der Ebene der Bundesländer, wie viele Beschäftigte den Netzwerken direkt
oder indirekt zuzuordnen sind. „Direkt“ bedeutet hier die Einbeziehung von Regionen, die selbst ein
Cluster Auto oder energieintensive Branchen haben. Als „indirekt“ sind die Regionen gemeint, die über
Entfernungen und/oder Pendlerverflechtungen damit verbunden sind:
> Das Saarland ist das einzige Bundesland, bei dem bei beiden Netzwerken alle Regionen betroffen
sind.
> Berlin ist das einzige Bundesland, das in kein Transformationsnetzwerk einbezogen ist.
> Bei den Netzwerken im Bereich Automobil ist die Konzentration auf den süddeutschen Raum, ein-
schließlich des Saarlands, Hessen und Thüringen festzustellen.
> Bei den Netzwerken im Bereich „energieintensive Branchen“ sind neben Bremen und Hamburg
die neuen Länder (Sachsen-Anhalt, Brandenburg), Nordrhein-Westfalen und das Saarland beson-
ders betroffen.
Tabelle 2-19: Beschäftigungsanteile in Regionen mit Transformationsnetzen nach Bundes-
ländern
Anteile der SVB am Wohnort der von der Transformation direkt oder indirekt1) betroffenen Kreise zu Beschäf-
tigten des Bundeslandes
| Bundesland | Transformationsnetzwerk Auto | Energieintensive
Branchen |
| SH
HH
NI
HB
NW
HE
RP
BW
BY
SL
BE
BB
MV
SN
ST
TH | 0
0
60
84
48
72
69
89
86
100
0
26
0
34
48
76 | 46
100
57
100
89
70
57
11
31
100
0
83
30
86
100
69 |
| -------- | -------- | -------- |
| Gesamt | 59 | 56 |
1) Direkt betroffen sind die Regionen mit einem Transformationscluster; indirekt die Regionen, die damit über
Ausstrahleffekte verbunden sind.
Quelle: Eigene Berechnung auf Basis der Typisierungen
Image 165: iWCONSULT
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File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf
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Context: Regionale Transformationsnetze
73
2.6
Abgleich der Transformationsregionen mit den
Regionalfördergebieten
Die Förderkulisse der Regionalpolitik wird durch die Regionalfördergebiete bestimmt. Zugleich wird
durch die Transformationsaufgaben im Automobilcluster und energieintensiven Cluster eine Renais-
sance der Regionalpolitik erwartet. Damit dies im Rahmen der bisherigen Abgrenzung erfolgen kann,
müssten die Transformationsregionen innerhalb der bislang geltenden Fördergebiete liegen.
Eine wesentliche Ableitung der Identifizierung der besonders vom automobilen und ökologischen
Strukturwandel betroffenen Regionen ist, dass diese zu wesentlichen Teil außerhalb der Fördergebiete
der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur liegen. Das zeigt die Ab-
bildung 2-26 sehr deutlich:
> Von insgesamt 117 identifizierten Transformationsregionen liegen 58 im Fördergebiet und 59 hin-
gegen nicht.
> Extremer ist dieses Verhältnis für die 64 identifizierten Auto-Cluster. Davon liegen 45 Regionen
außerhalb der Fördergebiete der Gemeinschaftsaufgabe. 19 Regionen sind Teil des Regionalför-
dergebietes.
> In den Zentren der ökologischen Transformation ist die Situation anders. Von den 59 betroffen
Regionen liegen 43 in den Gebieten der Regionalförderung. Für 16 kreisfreie Städte oder Land-
kreise gilt das nicht. Der Grund für dieses Ergebnis ist, dass die meisten betroffenen Regionen in
den neuen Ländern liegen, die per se zu den GRW-Fördergebieten gehören.
Image 166: IWCONSULT
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Context: Regionale Transformationsnetze
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Abbildung 2-26: GRW-Fördergebiete und Transformationsregionen
Erläuterung
Quelle: Eigene Berechnung auf Basis IW Consult-Regionaldatenbank
Fazit: Festzustellen ist eine gespaltene Situation. Etwa die Hälfte der besonders vom Strukturwandel
betroffenen Regionen liegt innerhalb der Gebiete der Regionalförderung, die andere Hälfte aber nicht.
Dahinter steckt ein West-Ost-Beobachtung. Viele besonders vom automobilen Strukturwandel be-
troffenen Regionen liegen in Westdeutschland und sind damit im Regelfall kein Fördergebiet. Das gilt
insbesondere für die Automobilstandorte in Baden-Württemberg und Bayern. Auch können nicht alle
Regionen mit einem besonders hohen Besatz mit energieintensiven Anlagen oder Branchen von der
derzeitigen Regionalförderung erreicht werden. Die Unterstützung der vom automobilen und ökologi-
schen Strukturwandel besonders betroffenen Regionen kann nicht allein von der klassischen Regional-
förderung geleistet, zumal nicht davon ausgegangen werden, dass die westdeutschen Regionen Teil
Image 167:
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Image 169:
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Image 171: iWCONSULT
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Context: Regionale Transformationsnetze
77
3 Transformation durch
Innovation – und die
Bedeutung von Netzwerken
Wandel und Transformation in bestimmten Technologiefeldern, Branchen und Sektoren bringen für
die Unternehmen und ihre Beschäftigten vielerlei Veränderungen mit sich (Schroeder/Bogedan 2015).
Veränderung, auf die mit Innovationen reagiert werden muss – gilt es doch vieles neu zu machen: neue
Produkte und Technologien, neue Lieferketten und Partner, neue Prozesse und Arbeitsweisen. Das
tangiert auch das politische und gesellschaftliche Umfeld, vor allem mit Blick auf die regionale Dimen-
sion der Transformationsnetzwerke. Strukturwandel kann ungehemmt, also allein den Marktkräften
überlassend, oder aber durch strukturpolitische Maßnahmen gestaltet, verlaufen (Gärtner 2021). So-
mit beinhaltet eine Transformation weitreichende Veränderungen entlang technologischer, materiel-
ler, organisatorischer, institutioneller, politischer, wirtschaftlicher und soziokultureller Dimensionen
(Koschatzky et al. 2022).
In der vorliegenden Studie wird vor allem der innovationsbasierte regionale Strukturwandel betrach-
tet. Er beschreibt die Veränderung der Innovationsfähigkeit und der innovativen Wettbewerbsfähig-
keit von Regionen (im Zeitablauf) und ist damit ein in der nationalen und internationalen Arbeitsteilung
sowie im Technologie- und Wissenswettbewerb zentraler Aspekt von nationalen und regionalen
Wandlungsprozessen (Koschatzky et al. 2022). Auf regionaler Ebene betreffen diese Entwicklungen alle
Regionen, auch solche, die von ihrer Ausstattung (z. B. Outperformer mit sehr guter RCI und Lage) mit
Kapital, Wissen und Qualifikation her eigentlich nicht strukturschwach, sondern grundsätzlich sehr leis-
tungsfähig sind und sich in der Vergangenheit durch eine hohe Innovationsdynamik ausgezeichnet ha-
ben.
In der regionalökonomischen Forschung werden erfolgreiche Regionen üblicherweise mit Hilfe fol-
gender Kriterien definiert und kategorisiert:
> hohe Einkommen
> niedrige Arbeitslosigkeit und hohe Arbeitsplatzversorgung
> hohe Kaufkraft der Bevölkerung
> gute soziale Absicherung der Menschen und möglichst geringe Armutsquoten
> günstige Altersstruktur und positive Bevölkerungsentwicklung
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Context: Produktivität, hohen Vernetzungsgraden und gut ausgebildeten Fachkräften. Und: keiner dieser Fak-
toren allein determiniert Erfolg; es ist immer eine Kombination davon nötig (Hüther/Südekum/Voigt-
länder 2019). Denn gerade Innovationen sind das Ergebnis komplexer Zusammenspiele vieler verschie-
dener Akteure. Deren Interaktion kann in losen Netzwerken stattfinden oder innerhalb spezifischer
institutioneller Arrangements, weshalb wir hier auch von Innovationssystemen sprechen. Allgemein
lässt sich ein System als ein Konstrukt verschiedenster Elemente und Prozesse definieren, die unterei-
nander in Wechselwirkung stehen (Easton 1953; Kuhlmann 2001). Innovationssysteme sind solche
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Context: Regionale Transformationsnetze
80
(Freeman 1987; Hall/Soskice 2001) bestimmt werden, z. B. Gesetzesänderungen, Verbote oder mone-
täre Anreize, nicht zuletzt auch Förderprogramme wie im Rahmen des „Zukunftsfonds Automobilin-
dustrie“. Gerade der Untersuchung letztgenannter Anreize nahm sich die Innovationsforschung der
1980er Jahre an. Dabei wurden Innovationssysteme und die Unterschiede zwischen Staaten, Regionen
und Sektoren hinsichtlich ihrer Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit analysiert. Übereinstimmend
betonen die Autorinnen und Autoren der Innovationssysteme-Forschung (Edquist 1997; Freeman 1987;
Lundvall 1992; Nelson 1993, Kuhlmann 2001) die Wichtigkeit der Institutionen als Einflussfaktor von
Innovationen. Institutionen definieren die Anreizstruktur für Innovationsaktivitäten in einem Land, for-
men die in sie integrierten Organisationen und regeln die Beziehungen der Organisationen zueinander.
Innovationssysteme umfassen Institutionen und Akteure sowie deren Beziehungen untereinander.
Deshalb handelt es sich um soziale Systeme. Soziale Faktoren spielen für das Entstehen von Innovati-
onen eine zentrale Bedeutung, denn Innovationsprozesse werden nicht durch irgendeine immanente
technologische „Logik“ vorangetrieben, sondern durch das Zusammenwirken von sozialen Akteuren.
Die Herausbildung und Kombination von impliziten und expliziten Wissensbeständen beruhen auf der
Interaktion von zahlreichen Institutionen und Akteuren des wirtschaftlichen Gesamtsystems. Hier spie-
len also neben klassischen Produktionsfaktoren wie Arbeit, Boden und Kapital auch vermeintlich wei-
chere Faktoren wie z. B. Vertrauen eine wichtige Rolle, zumal in Prozessen, die verstärkt dem „Open
Innovation“-Paradigma folgen (Buhr/Frankenberger 2020). Open Innovation bezeichnet die Öffnung
des Innovationsprozesses von Unternehmen und die aktive strategische Nutzung der Außenwelt zur
Vergrößerung des eigenen Innovationspotenzials. Das verlangt von Organisationen die Fähigkeit, ex-
ternes Wissen zu internalisieren (Outside-in-Prozess), aber eben auch internes Wissen zu externalisie-
ren (Inside-out-Prozess). Durch die Kombination dieser beiden Prozesse sollen die Lieferanten, Kun-
dInnen und Universitäten aktiv bei der Entwicklung von Innovationen integriert werden. Durch die
gleichzeitige Externalisierung dieser Innovation soll sich ein Markt um die Innovation herum aufbauen
(siehe Open-Source-Entwicklung im Softwarebereich oder die App-Entwicklung über Plattformen). O-
pen Innovation grenzt sich damit von Closed Innovation ab, also dem Innovationsverständnis, das nach
Joseph Schumpeter die Exklusivität einer Innovation als wesentliche Ursache für Rentengewinne des
Innovators und damit als Dynamo für den Pionierunternehmer erkennt (Bader/Buhr 2020). Daher hat
sich in Teilen der Wissenschaft die Einsicht verfestigt, dass es nicht ausreicht, nur die einzelne Organi-
sation bzw. – im Schumpeterschen Sinne – die einzelnen EntrepreneurInnen in den Blick zu nehmen
(Buhr/Stehnken 2018). Es gilt auch, die sie umformenden Strukturen und Institutionen zu analysieren
(Buhr et al. 2016): das (Aus-)Bildungs- und Weiterbildungssystem, das Produktionsregime beziehungs-
weise spezifische Kapitalismusmodell (z. B. koordinierte Marktwirtschaft, liberale Marktwirtschaft, in-
korporierter Kapitalismus), aber eben auch den jeweiligen Wohlfahrtsstaatstyp (z. B. konservativ, so-
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Context: Regionale Transformationsnetze
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Größe der Transformationsaufgaben, die vor den regionalen Netzwerken liegen, plädieren wir im vor-
liegenden Bericht für eine weitere Definition des Innovationssysteme-Begriffs, geht es doch ganz we-
sentlich auch um die Stärkung der Innovationsfähigkeit von Unternehmen und Organisationen, aber
eben auch um den Kompetenzaufbau bei den Beschäftigten sowie in der Gesellschaft, z. B. als poten-
zielle Nutzende von Innovationen (Buhr 2019).
Dieser Aspekt der Nutzung neuen Wissens ist gerade auch für solche Unternehmen – zumeist sind das
kleine und mittelständische (KMUs) – relevant, die sich (bisher noch) nicht sehr intensiv in Forschung
und Entwicklung (F&E) betätigen. Als typische „Innovationsnehmer“ profitieren auch diese von den
(öffentlichen) Investitionen in Forschung, Entwicklung und Innovation. Und das sogar auch, wenn diese
in anderen Ländern erbracht worden ist. Schätzungen gehen davon aus, dass etwa 80 bis 90 Prozent
des Produktivitätsnutzens von Forschung und Innovation auf in anderen Ländern durchgeführten For-
schungsarbeiten beruhen (Griffith et al. 2004; Westmore 2013; Guthrie et al. 2018).
Die vorhandenen Erkenntnisse zeigen aber auch, dass Investitionen in Forschung und Entwicklung ins-
gesamt einen erheblichen wirtschaftlichen Nutzen schaffen. In einer Metastudie konnten Guthrie et
al. 2018 darstellen, dass für jeden öffentlichen in F&E investierten Euro mit einer Rendite von mindes-
tens 20 bis 30 Prozent gerechnet werden kann. Für Forschung und Innovation im weiteren Sinne gibt
es jedoch keine vergleichbaren Schätzungen. Möglicherweise ist der Nutzen von F&I für die gesamte
Gesellschaft weitaus größer, als diese rein wirtschaftlichen Schätzungen vermuten lassen, einschließ-
lich des Nutzens für die Kultur und Kreativszene bzw. ein innovatives Milieu, das öffentliche Engage-
ment, den sozialen Zusammenhalt und die Umwelt. Dies lässt sich jedoch nur schwer durch rein öko-
nomische Analysen messen (Guthrie et al 2018).
Die Rolle von F&I-Investitionen besteht also nicht nur darin, den nächsten Durchbruch zu unterstützen,
sondern auch die Fähigkeiten und Kapazitäten sowie Ressourcen und Wissen bereitzustellen, die er-
forderlich sind, um aus diesen Durchbrüchen bzw. Forschungsergebnissen oder aus bereits existieren-
den Innovationen Kapital zu schlagen (Guthrie et al. 2018). Dafür ist aber auch bei den „Innovations-
nehmer“-Unternehmen eine hohe Absorptionsfähigkeit notwendig (Griffith et al. 2004). Absorptions-
fähigkeit bezeichnet die Fähigkeit einer Organisation externes Wissen aufzunehmen, dieses intern zu
verarbeiten und zu transformieren und es dadurch schließlich für die gesamte Organisation gewinnend
nutzen zu können (Cohen/Levinthal 1990). Es ist damit ein wesentlicher Bestandteil der Innovations-
fähigkeit eines Unternehmens.
Die räumliche Dimension spielt für Innovationsprozesse eine besondere Rolle (Schmid/Tiemann/Koh-
ler 1993). Der Nationalstaat stellt bis heute den wichtigsten Rahmen für Innovationsprozesse dar, weil
er über die Gesetzgebung, die Exekutive, das Rechtwesen sowie über eine Vielzahl von politischen
Handlungsfeldern entscheidet. Er definiert den Rahmen und zahlreiche Regeln des Innovationssys-
tems, weshalb die nationale Ebene desselben die bedeutendste ist. Nationale Innovationssysteme be-
stehen aus Organisationen (politische, administrative, regulative und wirtschaftliche Akteure) und In-
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Context: stitutionen (Gesetze, Verordnungen, Traditionen, Praktiken oder Normen), die meist historisch ge-
wachsen sind (North 1990).
Wie oben bereits skizziert, finden sich in der Literatur unterschiedliche Definitionen von Nationalen
Innovationssystemen. Sie eint ihr theoretischer Ursprung, gehen sie doch letztlich historisch alle auf
Friedrich List (1841) zurück. Im Gegensatz zum typischen Vertreter der klassischen Ökonomie, Adam
Smith, vertraute List nicht in die Souveränität der „unsichtbaren Hand“. Vielmehr erkannte bereits List
den Bedarf nach staatlicher Förderung von Wissen – durch öffentliche Infrastruktur und Institutionen.
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Context: tenzial. Letzteres ist auch zentral für unsere Überlegungen.
Lundvall (1992) betrachtet den Innovationsprozess als einen kumulativen, interaktiven und kontinu-
ierlichen Prozess des Lernens. Daher seien die Interaktionen zwischen Firmen und mehr noch diejeni-
gen zwischen Produzierenden und Nutzenden von Technik vor allem im Hinblick auf die inkrementelle
Weiterentwicklung und Diffusion einer Neuerung von entscheidender Bedeutung. Auch wenn die Re-
levanz der Ansiedlung von passenden Arbeitskräften („Humankapital“) bereits bei Lundvall (Sozialka-
pital) und Porter (Fachpersonal) genannt wurde, zeigt Richard Florida (2005) in seinen Ausführungen
sehr zentral, dass die relative Größe der creative class ein wichtiger Faktor in Innovationsprozessen
sein kann. Florida baut auf den bereits diskutierten Überlegungen zu Clustern, (regionalen) Innovati-
onssystemen und der Wissensökonomie auf und verbindet deren zentrale Elemente. Er übernimmt die
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Context: eines lokalen Kapitalmarktes, öffentliche Haushalte mit eigenverantwortlicher Mittelverausgabung
und die Verantwortung für den Ausbau klassischer Infrastruktureinrichtungen. Nach dieser Gover-
nance-Perspektive definiert sich eine Region durch ihre politisch-administrative Grenzen. Regional bin-
dende Faktoren ergeben sich durch die Relevanz räumlicher Nähe, die regionale und soziale Embedde-
dness, face-to-face Kontakte und die Übertragung von implizitem Wissen, die nur über persönliche Kon-
takte möglich ist.“
Die zentralen Publikationen synthetisiert, lässt sich zusammenfassen, dass die historisch gewachsene
Wirtschaftsstruktur und die organisatorisch-institutionelle Struktur die spezifische Ausformung der je-
weiligen Innovationssysteme charakterisieren. Innovationssysteme bestehen folglich aus einer Viel-
zahl von Institutionen – formalen (Gesetze und Verordnungen) oder informalen (Traditionen, Prakti-
ken oder Normen der Kooperation) – und Organisationen, zum Beispiel politische Akteure, administ-
rative, regulative und wirtschaftliche Akteure (Edquist/Johnson 1997). Organisationen und Institutio-
nen stehen in enger Beziehung zueinander. Denn sämtliche Akteure sind mehr oder minder in eine
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Context: Regionale Transformationsnetze
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Idee der Learning Economy und bezieht sie auf Städte. Seiner Ansicht nach leben diese von der Bün-
delung vorhandener Akteurspotenziale vor Ort, wobei nicht kodifizierbares Wissen ein zentraler Wett-
bewerbsvorteil ist (vgl. Lahner 2017). Damit legt er den Fokus auf das an einem Ort vorhandene „Hu-
mankapital“: Zentraler Baustein seiner Theorie sind die innovativen Talente der Creative Class,
wodurch Kreativität zum zentralen Wachstumsmotor wird (Merkel 2017). In Wissensgesellschaften
wird die Standortwahl von Unternehmen nicht mehr von ‚harten‘, sondern von ‚weichen‘ Standortfak-
toren geprägt. Das heißt, sie ist abhängig von den Wünschen und Bedürfnissen der Creative Class (vgl.
Lahner 2020: 463). Damit gewinnt das (un-)mittelbare Arbeitsumfeld und eine anregende, tolerante
Umgebung zentral an Bedeutung.
Florida orientiert sich bei der Definition der Creative Class nicht an Qualifikation oder Bildungsab-
schlüssen, sondern an den tatsächlich ausgeübten Berufen, denn kreative Tätigkeiten erfordern seiner
Auffassung nach Problemlösungskompetenz und lassen sich daher klar von herkömmlichen Berufsklas-
sen abgrenzen (vgl. Kröhner/Morgenstern/Klingholz 2007). Er definiert drei Gruppen von Kreativen:
Den Supercreative Core, der dazu in der Lage ist, neue und innovative Formen, Verhaltensweisen und
Produkte zu erschaffen. Die Creative Professionals die Tätigkeiten mit nicht-innovativem, aber wis-
sensbasiertem Fokus ausüben. Schließlich die Bohemians die Künstler*innen sind, die nicht direkt in
die Wertschöpfungsketten involviert, aber zentral für die Herausbildung eines anregenden und attrak-
tiven Umfeldes (Möller/Tubadji 2008) sind.
Andererseits besitzen Mitglieder der Creative Class ein hohes Maß an Mobilität, weil deren Standort-
wahl nicht (allein) von Einkommensfragen abhängt. Deshalb geht Florida davon aus, dass drei Fakto-
ren, die jenen Wettbewerb bestimmen, auch zentrale Kriterien für wirtschaftlichen Erfolg von Städten
und Regionen darstellen. Diese bezeichnet er als „3 T’s of economic development: Technology, Talent
and Tolerance“ (Florida 2005: 37). Talent bezeichnet kreative Fachkräfte, Technology steht für wis-
sensbasierte Unternehmen und Forschung und Toleranz definiert er als Offenheit gegenüber allen Eth-
nien, Homosexuellen und Lebensmodellen. Erfolgreiche Regional- und Strukturpolitik fokussiert insbe-
sondere auf den Wettbewerb von Regionen und Städten, wodurch auch Kulturwirtschaft und Stadt-
entwicklung zu zentralen Bausteinen werden. Dadurch spielen zwar auch für Florida (2005) ‚harte
Standortfaktoren‘ eine Rolle, der Fokus liegt jedoch auf der Entwicklung weicher Standortfaktoren, wie
dem sozialen Klima, dem Stadtbild bzw. der Lebensqualität sowie dem Kulturangebot und dem gene-
rellen Image einer Region (oder Stadt).
Kurzum: Den analytischen Rahmen für regionale bzw. räumliche Innovationsstudien bildet bis heute
die Heuristik des Innovationssystems (Koschatzky et al. 2022, S. 6): „Dem Konzept liegt damit die An-
nahme zugrunde, dass die Region und das räumliche Umfeld eine Rolle im Innovations- und Entwick-
lungsprozess von Unternehmen sowie anderen Innovationsakteuren spielen. Zentral sind die Existenz
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Context: Regionale Transformationsnetze
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institutionelle Umgebung eingebettet. So bestimmen Institutionen die Anreizstruktur für Innovationsak-
tivitäten in einem Land, formen die in sie integrierten Akteure (Organisationen) und regeln die Beziehungen
dieser Akteure/Organisationen zueinander (Buhr 2009). Aber auch die Institutionen sind in die Organisa-
tionen eingebettet: „weil bestimmte etablierte Praktiken nur in operierenden Unternehmen Relevanz
besitzen (z. B. Arbeitnehmer-Arbeitgeber-Beziehungen).“ (Kaiser/Prange 2001, S. 315)
3.2
Netzwerke – ein Baustein in der regionalen
Entwicklungsstrategie und -politik
Während in der traditionellen (nationalen) Innovationssysteme-Forschung vornehmlich nationale
Grenzen als „natürliche Abgrenzung“ (Koschatzky et al. 2022) dienten, schlagen neuere Studien eine
relationale und netzwerkbezogene Perspektive vor, um räumliche Prozesse in der Weise zu erfassen,
dass Netzwerke auf bestimmte Regionen beschränkt, aber auch global aufgestellt sein können (Binz et
al. 2014; Dewald/Fromhold-Eisebith 2015).
Wissenschaftlich werden Netzwerke als eine Art der Steuerung verstanden, die zwischen Selbstorga-
nisation und Hierarchie angesiedelt sind und die einige spezifische Leistungen erbringen können. Zu
diesen zählen die spezifische Innovationskraft sowie die Fähigkeit dezentral und differenziert zu agie-
ren, um so möglichst viele Potentiale zu integrieren. Darüber ist auf hohem Abstraktionsniveau bereits
reichlich geschrieben worden. Wie solche Konzepte jedoch umzusetzen sind und welche Schwierigkei-
ten bei Netzwerken auftreten, ist weniger beleuchtet worden (Schmid 2005).
Der Begriff „Netzwerk“ betont die Selbstorganisation und -koordination zwischen autonomen Akteu-
ren zur Erreichung gemeinsamer Ziele (Kauffeld/Wurzel 2003: 101). Deshalb erscheinen interorganisa-
tionale Netzwerke als komplexe soziale Gebilde und Prozesse. Als netzwerkbildend lassen sich sieben
zentrale Merkmale identifizieren: Akteure, Funktion, Struktur, Institutionalisierung, Spielregeln,
Machtverteilung und Akteursstrategien (vgl. van Waarden 1992: 32 ff.). Bestimmende Größen eines
Netzwerkes sind u. a. Reichweite, Dichte, Kooperationsausmaß, Homogenität und Heterogenität. Die
Vorteile einer Netzwerkbildung können nur ausgeschöpft werden, wenn ein Netzwerk seine Struktur
an den Akteurskonstellationen als auch an den gemeinsamen Zielen seiner Akteure orientiert und so-
mit eine an die spezifische Situation angepasste innere Struktur entwickelt.
Hier befindet sich dann auch die Schnittstelle zur Innovationssysteme-Forschung. Erst in neueren wirt-
schaftsgeographischen Arbeiten zu Transformationsprozessen wird die regionale Ebene in differen-
zierterer Weise in den Blick genommen (Losacker/Liefner 2020; Strambach/Pflitsch 2020). So gehen
Binz et al. (2014) davon aus, dass spezifische räumliche Gegebenheiten mit Prozessen wie der Schaf-
fung von Wissen, unternehmerischem Experimentieren oder der Marktbildung in Verbindung gebracht
werden können. Sie schlagen vor, für die Erfassung der Räumlichkeit komplexer und mehrdimensiona-
ler Transformationsprozesse die Kategorien „Scale“, „Spaces“ und „Places“ zu benutzen. Nach Ko-
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Context: litsch/Sotarauta 2020), die die Rolle von „Agenten des Wandels“ betonen. Grillitsch/Sotarauta (2020)
führen (neben „Public Policy-Agency“ und „Entrepreneurial Agency“) noch die Dimension der orts-
bzw. regionsbasierten Führung („place-based leadership“) ein. Hierbei geht es um einzelne Akteure
mit Fähigkeiten, institutionelle Konfigurationen, regionale Stärken und Ressourcen so zu kombinieren
und zu verändern, dass sowohl Einzelziele als auch Regionalziele gemeinsam davon profitieren. Solche
Akteure (z. B. Wirtschafsförderer, Gewerkschafter etc.) können, auch als „Vertrauensunternehmer“
oder „Transition Broker“ (Cramer 2020), zentrale Treiber von Wandlungsprozessen und Transformati-
onen in Regionen sein.
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Context: Regionale Transformationsnetze
88
Koschatzky (2001) erkannte drei Merkmale, die ein Milieu bestimmen: 1. ein lokaler geographischer
Rahmen mit homogenem Verhalten der Akteure, 2. eine gemeinsame organisatorische Logik (z. B. hin-
sichtlich des Zieles, Innovationen zu generieren), sowie 3. eine Wissensdynamik, die die Fähigkeiten
der beteiligten Akteure erweitert. Damit kann das Milieu in heutiger Sprechweise gewissermaßen auch
als Experimentierraum beschrieben werden. Dabei werde das Milieu – so Koschatzky et al. (2022) –
jedoch nicht aktiv geschützt, sondern entwickle sich eher passiv, beispielsweise durch soziokulturelle
und soziokognitive Muster, die zugleich Außenstehenden den Zutritt erschweren und damit den Ni-
schencharakter stärken könnten. Mit Bezug auf die Sozialkapital-Forschung (z. B. Putnam 2000) wird
in diesem Sinne ja auch von Effekten des Bondings (s. o.: innovatives Milieu) und Bridging gesprochen:
> Bonding ist das soziale Kapital, das bei Interaktionen zwischen Menschen entsteht, die denselben
Gruppen und sozialen Kreisen angehören.
> Bridging ist das soziale Kapital, das bei Interaktionen zwischen verschiedenen Gruppen von Men-
schen entsteht und dazu beiträgt, neue Kontakte zu knüpfen.
International vergleichende Studien zur Innovationsfähigkeit von Volkswirtschaften (vgl. beispiels-
weise IIT 2014 und 2018) konnten zeigen, dass die Innovationsfähigkeit in Deutschland insgesamt re-
lativ gut ausgebildet ist. Diese Innovationsfähigkeit – also die Fähigkeit Neues zu generieren und in
konkurrenzfähige Produkte, Prozesse und Dienstleistungen zu übersetzen – ist stark mit Wissen und
Wissensverknüpfung verbunden, wie wir oben schon mit Verweis auf die Absoprtionsfähigkeit von Un-
ternehmen zeigen konnten (vgl. auch Cohen/Levinthal 1990). Der sogenannte Innovationsfähigkeitsin-
dikator des IIT unterscheidet dabei vier Kapitalarten:
> Die Aus- und Weiterbildung und das lebenslange Lernen der Beschäftigten (Humankapital).
> Die Vielfalt an nützlichem Wissen, die es erlaubt, komplexe Produkte herzustellen (Komplexi-
tätskapital).
> Die Fähigkeit, Wissen innerhalb von Unternehmen zusammenzubringen (Strukturkapital).
> Die Fähigkeit, Wissen über Organisationsgrenzen hinweg zusammenzubringen (Beziehungskapi-
tal)
In ihren Studien (IIT 2014, 2018) konnte das IIT nachweisen, dass in Deutschland gerade das Komple-
xitätskapital besonders stark ausgeprägt ist, wohingegen Schwächen vor allem beim Human-, Struktur-
(Bonding) und Beziehungskapital (Bridging) zu verzeichnen sind.
Hier ließe sich argumentieren, dass Netzwerke, die eher der Logik oben beschriebener innovativer Mi-
lieus folgen, sehr erfolgreich im Bereich geschlossener Innovationen funktionieren (z. B. Automobil-
Cluster), aber für die vor uns stehenden Aufgaben großer gesellschaftlicher Transformationen (z. B.
Energiewende), eher offene und kross-sektorale Innovationskonzepte und Ökosysteme in der Logik
des Bridging gefragt sind?
Jene Gedanken wären anschlussfähig zu akteurszentrierten Konzepten (z. B. Holmen/Fosse 2017, Gril-
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Context: Innovationsökosysteme gesehen. Zum Abbau dieses „Innovationsgefälle können Strategien für intelligente Spezialisierung beitragen, die
im Rahmen der Kohäsionspolitik für 2014-2020 eingeführt wurden. Diese sollten sich jedoch stärker auf das regionale Potenzial konzent-
rieren und bei Maßnahmen zur Innovationsförderung insbesondere regionale bzw. lokale Gegebenheiten berücksichtigen (vgl. Amt für
Veröffentlichungen der Europäischen Union 2022: Überblick XI).
Image 193: IWCONSULT
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Context: Regionale Transformationsnetze
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finanziellen Ausstattung der Strukturfonds15. Im Rückblick betrachtet weist die Europäische Struk-
turfondsförderung etappenweise Entwicklungsschübe16 auf, die einerseits auf die territoriale Auswei-
tung der Gemeinschaft und anderseits auf substanzielle institutionelle Veränderungen der Europäi-
schen Union zurückzuführen sind, die durch entsprechende finanzpolitische und konzeptionelle Über-
legungen der Europäischen Kommission begleitet wurden.
Die Umsetzung der Förderung der europäischen Strukturfonds erfolgt auf der Grundlage primären und
sekundären Gemeinschaftsrechts. Den normativen bzw. den institutionellen Rahmen für die Planung
und Umsetzung der Strukturfondsinterventionen bilden dabei die Verordnungen über die Europäi-
schen Struktur- und Investitionsfonds, die sie ergänzenden Verordnungen sowie entsprechende Leitli-
nien und Entscheidungen der Europäischen Kommission. In ihnen konkretisieren sich die gemein-
schaftlichen Zielvorstellungen der europäischen Strukturpolitik und ihre Implementation17.
Seit der Reform der europäischen Strukturfonds von 1988 basiert die Strukturfondsförderung der Eu-
ropäischen Union im Grunde auf wenigen (Förder-)Prinzipien: Konzentration18, Programmplanung19,
Additionalität (Zusätzlichkeit)20 und Partnerschaft. Das zentrale (Förder-) Prinzip bildet die Partner-
schaft. Danach sollen alle Verantwortlichen an jeder Phase der Programmplanung der europäischen
Strukturfonds beteiligt werden. Während sich dieses zunächst ausschließlich auf das verwaltungsin-
terne Umsetzungshandeln bei den Strukturfondsinterventionen erstreckte, erhielt das Förderprinzip
im Rahmen der Strukturfondsreform 1993 durch die Vorgabe, dass in den jeweiligen Staaten und Re-
gionen nach den dort üblichen Regeln und der Praxis auch die Wirtschafts- und Sozialpartner zu betei-
ligen seien, eine politische Dimension zugewiesen. Denn mit der integrativen partnerschaftlichen Be-
teiligung der wichtigsten lokalen, regionalen, nationalen und europäischen Akteure wurde die Bildung
von korporativen Strukturen auf der regionalen bzw. der nationalen Ebene in den Mitgliedstaaten in-
tendiert21.
15 Mit einem Fördervolumen mehr als 30 % der Haushaltsmittel der EU stellt die Förderung der Strukturfonds ein ausgabenintensives Inter-
ventionsfeld der EU dar.
16 Einen starken Entwicklungsschub erhielt die europäische Strukturfondsförderung durch den Beitritt wirtschaftlich schwächeren Ländern im
Zuge der Süderweiterung der Gemeinschaft Mitte der 1980er-Jahre, durch die die Unterschiede zwischen den reicheren und den ärmeren
Regionen in den Mitgliedstaaten stark anwuchsen und das Problem der Kohäsion zu einer Kernfrage der europäischen Integration wurde.
Zudem drohte die Schaffung des europäischen Binnenmarktes die zentrifugale Tendenz der wirtschaftlichen Entwicklung der europäischen
Regionen weiter zu verstärken.
17 Wie bspw. die Fördergebiete oder die Form der finanziellen Durchführung.
18 Das Förderprinzip der Konzentration beinhaltet, dass sich die Förderung der Strukturfonds auf wenige Prioritäten wie benachteiligte Regio-
nen und Personengruppen beschränkt, denen ein bestimmter Umfang an Fördermittel nach regionalen Indikatoren, insbesondere dem
Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt, zugeteilt wird.
19 Mit der Programmplanung wurde durch die EU-Kommission ein dezentrales Planungsinstrument geschaffen, dessen Programme in Zusam-
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Context: 25 EFRE-Verordnung (EU) 2021/1058, Artikel 2.
26 Beispielsweise beabsichtigt Baden-Württemberg für den neuen Programmzeitraum ihre Innovationsförderung aus dem Programmplanungs-
zeitraum (2017-2020) fortzuschreiben, weiter auszubauen und weiterzuentwickeln, wie z. B. ihren regionalen Förderansatz RegioWIN als
ein Bottom-up-gesteuerter Prozess zur Regionalentwicklung in funktionalen Räumen im Land durch die Förderung der Zusammenarbeit
und Vernetzung der regionalen Akteure (vgl. EFRE Baden-Württemberg o.J.).
Image 195: IWCONSULT
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Context: Regionale Transformationsnetze
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Der Europäischen Sozialfonds (ESF), der 1957 mit den Römischen Verträgen geschaffen und im Jahr
1960 eingerichtet wurde, um innerhalb der Gemeinschaft die berufliche Verwendbarkeit und die ört-
liche und berufliche Freizügigkeit der Arbeitskräfte zu fördern. Als eines der europäischen Instrumente
zur Förderung des wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhalts und als beschäftigungspolitisches In-
strument der Europäischen Union erfuhren die Interventionen des Fonds immer wieder inhaltliche
Anpassungen in den jeweiligen Programmzeiträumen. Der Europäische Sozialfonds PLUS (ESF+) sieht
im Rahmen seiner spezifischen Ziele ein breites Spektrum an möglichen Interventionen vor, beispiels-
weise die Verbesserung des Zugangs zu Beschäftigung und Aktivierungsmaßnahmen für alle Arbeitsu-
chenden, die Förderung der Anpassung von Arbeitskräften, Unternehmen und Unternehmern an den
Wandel oder die Modernisierung der Arbeitsmarkteinrichtungen und -dienstleistungen27. Einer der
Förderschwerpunkte Deutschlands ist die Förderung des sozialen Zusammenhalts, auf den mehr als 30
% der Gesamtmittel entfallen. So wird der ESF+ inklusive, hochwertige berufliche Aus- und Weiterbil-
dung sowie lebenslanges Lernen unterstützen. Gefördert wird auch die Entwicklung inklusiver sozialer
Dienste, wie z. B. die Verbesserung der Beschäftigungsfähigkeit benachteiligter Gruppen und die Ein-
richtung von Unterstützungsdiensten für ältere Menschen wie Pflege- und Begleitdiensten28.
Als neuer Strukturfonds und Teil des Grünen Deals der Europäischen Kommission trägt der Fonds für
einen gerechten Übergang (Just Transition Funds - JTF) zu dem spezifischen Ziel bei, Regionen und
Menschen in die Lage zu versetzen, die sozialen, beschäftigungsspezifischen, wirtschaftlichen und öko-
logischen Auswirkungen des Übergangs zu den energie- und klimapolitischen Vorgaben der Union für
2030 und des Übergangs der Union zu einer klimaneutralen Wirtschaft bis 2050 unter Zugrundelegung
des Übereinkommens von Paris zu bewältigen. Eingesetzt werden die für Deutschland im Programm-
zeitraum 2021-2027 vorgesehenen Fördermittel von rund 2,5 Milliarden Euro für den zukunftsorien-
tierten Strukturwandel in den Braunkohlerevieren in Brandenburg, Nordrhein-Westfalen, Sachsen und
Sachsen-Anhalt.
Der Europäische Meeres-, Fischerei- und Aquakulturfonds (EMFAF) unterstützt die Umstellung auf
eine nachhaltige Fischerei, in dem er Küstengemeinden bei der Erschließung neuer Wirtschaftstätig-
keiten unterstützt und Projekte finanziert, die neue Arbeitsplätze schaffen und die Lebensqualität an
den Europäischen Küsten verbessern. Mit den für Deutschland vorgesehenen Fördermittel von 212
Millionen Euro werden der Aufbau einer widerstandsfähigen, nachhaltigen und CO2-armen Fischerei-
und Aquakultur und der digitalen Wandel des Sektors unterstützt sowie die wirtschaftliche und soziale
Vitalität der Küstengemeinden gestärkt.
Mit der am 19. April 2022 für den Programmzeitraum 2021-2027 geschlossenen Partnerschaftsverein-
barung erfolgte für die Interventionen der vier europäischen Struktur- und Investitionsfonds in
Deutschland eine Festschreibung ihrer Gesamtstrategie und der Investitionsprioritäten, mit denen sie
zur Verwirklichung politischen Ziele der EU beitragen. In den Operationellen Programmen konkretisiert
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Context: gewöhnlich niedrig ist oder eine erhebliche Unterbeschäftigung herrscht (Art 107 Abs. 3 Buchstabe a) sowie Beihilfen zur Förderung der
Entwicklung gewisser Wirtschaftszweige oder Wirtschaftsgebiete, soweit sie die Handelsbedingungen nicht in einer Weise verändern, die
dem gemeinsamen Interesse zuwiderläuft (Art 107 Abs. 3 Buchstabe c).
31 Regionalbeihilfen, Beihilfen für KMU in Form von Investitionsbeihilfen, Betriebsbeihilfen und Beihilfen zur Erschließung von KMU-Finanzie-
rungen, Umweltschutzbeihilfen, Beihilfen für Forschung und Entwicklung und Innovation, Ausbildungsbeihilfen, Einstellungs- und Beschäf-
tigungsbeihilfen für benachteiligte Arbeitnehmer und Arbeitnehmer mit Behinderungen, Beihilfen zur Bewältigung der Folgen bestimmter
Naturkatastrophen, Sozialbeihilfen für die Beförderung von Einwohnern entlegener Gebiete, Beihilfen für Breitbandinfrastrukturen, Bei-
hilfen für Kultur und die Erhaltung des kulturellen Erbes, Beihilfen für Sportinfrastrukturen und multifunktionale Freizeitinfrastrukturen,
Beihilfen für lokale Infrastrukturen.
32 Mitteilung der Kommission 2014.
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Context: Förderprogramme aus den Bereichen Forschung und Innovation, Fachkräfteversorgung, Breitbandausbau und Digitalisierung sowie Infra-
struktur und Daseinsvorsorge (vgl. Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) (Hrsg.) 2021).
35 Durch die zum Durchschnitt der EU-Mitgliedstaaten insgesamt bessere Entwicklung in Deutschland reduzierte sich das Gebietsplafonds der
C-Fördergebiete in Deutschland für 2022–2027 mit einem Bevölkerungsanteil von 18,1 Prozent und rund 15 Millionen Einwohner_innen
gegenüber 2014–2021 mit 25,9 Prozent und 21,1 Millionen Einwohner_innen deutlich. Zusammen mit den D-Gebieten im Umfang von
19,8 Millionen Einwohner_innen sind die ab 2022 ausgewiesenen GRW-Fördergebiete mit 34,8 Millionen Einwohner_innen und einem
Bevölkerungsanteil von 41,9 Prozent aber etwas größer geworden als das GRW-Fördergebiet 2014–2021 mit einem Bevölkerungsanteil
von 40,2 Prozent (BMWi -Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz 2021).
36 Bund Haushaltspläne 2017 und 2022.
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Context: 37 Für das Zukunftsinvestitionsprogramm der Fahrzeughersteller und die Zulieferindustrie sowie Forschungs- und Entwicklungsprojekte für
transformationsrelevante Innovationen und regionale Innovationscluster sind für (2020) 500 Millionen Euro und für (2021) 525,5 Millionen
Euro vorgesehen (vgl. Bund Haushaltsplan 2021).
38 Diese Module sind: (1) Modernisierung der Produktion als Schub für Produktivität und Resilienz, (2) neue, innovative Produkte als Schlüssel
für Fahrzeuge und Mobilität der Zukunft im Rahmen des Programms „Neue Fahrzeug- und Systemtechnologien“ und (3) Aufbau regionaler
Innovationscluster (vgl. Bundesministerium für Wirtschaft und Energie 2021).
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Context: Regionale Transformationsnetze
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und Fähigkeiten vorhanden, können hier selbstinitiierte oder politisch motivierte Maßnahmen entste-
hen, den Strukturwandel aktiv zu gestalten.“ (Koschatzky et al. 2022, S. 8)
Strukturwandel wird demnach als politische Aufgabe verstanden, in der strukturpolitische Maßnah-
men zur Angleichung von Lebens- und Arbeitsbedingungen im Rahmen der regionalen Strukturpolitik
auf europäischer und deutscher Ebene umgesetzt werden. Regionalpolitik richtet ihren Blick auf ein-
zelne Regionen, regionale Strukturpolitik auf die Gesamtheit der Regionen eines Landes oder einer
übergeordneten Ebene (z. B. die Europäische Union). Regionalisierte Innovationspolitik beinhaltet
folglich Maßnahmen, mit denen durch einen gezielten Fokus regionale Innovationssysteme geschaffen
und die Innovationsfähigkeit der regionalen Akteure gestärkt werden sollen.
Als Resümee zur Regionalpolitik in Deutschland lässt sich festhalten, dass sie das Ergebnis einer
Mehrebenenpolitik und -verflechtung mit der EU, des Bundes und der Bundesländer ist. Da die Umset-
zung der Regionalpolitik auf der Landesebene erfolgt, ist die Regionalpolitik landespolitisch orientiert
und unterliegt beim Einsatz der Fördermittel von Bund und der EU deren koordinierenden Einflüssen
und Vorgaben.
Bislang ist die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) als
das zentrale Förderinstrument der Regionalpolitik und der gemeinschaftlichen Regionalförderung von
Bund und den Ländern klassisch auf die regionale Wirtschaftsförderung hin ausgerichtet. Jedoch ist
bereits eine gewisse Neuausrichtung in Richtung einer Innovationsförderung zu erkennen. Für die an-
stehenden Prozesse der automobilen, ökologischen und digitalen Transformation ist eine Innovations-
förderung mit sektoralen Programmen, die u.a. im Rahmen der Beihilfen für Forschung und Entwick-
lung und Innovation erfolgen kann, zielführender, wie z. B. für die Automobilindustrie. Als Leitmotiv
für das Angehen der Transformationsprozesse scheint deshalb das Konzept einer regionalisierten In-
novationspolitik (Buhr 2014) geeignet zu sein.
Wie könnte nun eine solche regionalisierte Innovationspolitik aussehen bzw. auf welcher Basis und mit
welchem Ziel sollte sich diese entfalten? Nach Lundvall/Borrás (2005) existieren im Wesentlichen zwei
Typen von Innovationspolitiken. Ein erster Typus, der sich als „laissez-faire“ Version beschreiben ließe,
beschränkt sich im Wesentlichen darauf, die Rahmenbedingungen für die Hervorbringung von Innova-
tion nur minimal über die Förderung der Grundlagenforschung und die gesetzliche Regelung von geis-
tigen Eigentumsrechten hinaus zu definieren und ansonsten diesen Prozess den Marktkräften zu über-
lassen (Buhr 2009). Dieser Typus galt vor allem in den 1990er Jahren vielen politisch Verantwortlichen
in den meisten OECD-Staaten als Ideal. Es wurde jedoch in den folgenden Jahrzehnten um einen wei-
teren Typus ergänzt. In dieser zweiten „systemischen“ Version geht der staatliche Steuerungsanspruch
deutlich weiter, indem er insbesondere darauf abzielt, in die Beziehungen zwischen den Innovations-
akteuren sowie die Interaktionen zwischen diesen und den institutionellen Subsystemen eines Inno-
vationssystems einzugreifen (Buhr 2009; Mazzucato 2014). Denn letztlich entstehen die meisten Inno-
vationen im Zusammenspiel vieler verschiedener Akteure einer „Quadruple-Helix“ (Carayannis/Camp-
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Context: Regionale Transformationsnetze
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ständnis nicht durch eine immanente technische Logik (Welsch 2005), sondern durch das Zusammen-
wirken von sozialen Akteuren vorangetrieben. Wie bereits von Lundvall (1992) skizziert, kommt dem
institutionellen Lernen dabei eine Schlüsselrolle zu:
„First, it is assumed that the most fundamental resource in the modern economy is knowledge and,
accordingly, that the most important process is learning. […] Second, it is assumed that learning is pre-
dominantly an interactive and, therefore, a socially embedded process which cannot be understood
without taking into consideration its institutional and cultural context.“ (Lundvall 1992: 1)
Vor diesem Hintergrund unterliegen Innovationssysteme selten einer systematischen Planung. In his-
torischer Betrachtung wurden oft die Zufälligkeiten bestimmter Entwicklungen betont, doch mit dem
Aufkommen der modernen Innovationsforschung wurde vermehrt versucht, jene Aktivitäten und Fak-
toren herauszuschälen, die für das Funktionieren eines Innovationssystems entscheidend sein könnten
(vgl. Edquist 2005; Lundvall 1992).
Charles Edquist (2011; 2005) unterteilt die Aktivitäten innerhalb eines Innovationssystems in drei Ka-
tegorien: provision of knowledge inputs to the innovation process (z. B. (Grundlagen-)Forschungs- und
Entwicklungsaktivitäten, Maßnahmen zur Verbesserung von individuellem und organisationalem Ler-
nen), demand-side activities (z. B. Schaffung neuer Produktmärkte, beispielsweise durch öffentliche
Beschaffung, Anforderungskataloge von staatlichen Lead-Usern, Standardsetzung), provision of consti-
tuents for systems of innovation (z. B. Inkubatoren, Wagniskapital, Gründerförderung und Unterstüt-
zung von Spin-offs aus öffentlichen Institutionen, Aufbau und Förderung von Netzwerken, Patentrecht,
Steuergesetzgebung, Arbeitsschutz- und Umweltbestimmungen, sonstige Dienstleistungen für innova-
tive Firmen). Und nachdem nun die einzelnen Komponenten und Aktivitäten eines Innovationssystems
erläutert worden sind, stellt sich schließlich die Frage, wie man die Performanz eines solchen Innova-
tionssystems – das sich analytisch in regionaler und nationaler, aber auch supranationaler oder sekt-
oraler Art unterscheiden lässt – messen könnte. Für die quantitative Messung scheinen hier zunächst
Indikatoren wie Bruttoinlandsprodukt, Arbeitslosigkeit, Patentstatistik und Ähnliches geeignet. Doch
auch qualitativ lässt sich einiges erforschen, wie z. B. Edquist (2011; 2005) mit seinen Kriterien zur
Beurteilung von Innovationssystemen in der Praxis vorgemacht hat. Es ist ein Vorgehen, das auch die
neuere Literatur zu den Triple- (Etzkowitz/Leydesdorff 1995), Quadruple- (Carayannis/Campbell 2009)
und Quintuple-Helix-Netzwerken (Carayannis/Campbell 2010, 2013) verfolgt (vgl. auch Cai/Lattu
2022). Edquists zehn Punkte, die ein gutes Innovationssystem kennzeichnen, sind (Edquist 2011: 5) die
folgenden:
1. Angebot an Forschung und Entwicklung (FuE), das zu neuem Wissen führt, hauptsächlich in
den Bereichen Medizin, Naturwissenschaft und Ingenieurwesen;
2. Aufbau von innovationsfördernden Kompetenzen bei den Arbeitskräften (z. B. durch individu-
elle Bildungsangebote);
3. Bildung von neuen Produktmärkten;
4. Formulierung von Qualitätsanforderungen an neue Produkte durch die Nachfrageseite;
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7. Schaffung und Veränderung von institutionellen Regelungen, die Einfluss auf den Innovations-
prozess haben bzw. Anreize oder Hemmnisse für den Innovationsprozess darstellen (z. B. IPR-
Gesetze, Steuergesetze, Regulierungen);
8. Förderaktivitäten (z. B. Zugang zu Forschungseinrichtungen, administrative Unterstützung) für
neue innovative Firmen;
9. Finanzierung von Innovationsprozessen und anderen Aktivitäten, welche zur Kommerzialisie-
rung und Adaption von Wissen führen;
10. Bereitstellung von Beratungsangeboten, die für Innovationsprozesse relevant sind.
Jedes dieser Kriterien wird auch durch staatliches Handeln – direkt wie indirekt – beeinflusst. Damit
kommt der (regionalisierten) Innovationspolitik im Kontext regionaler Wirtschaftsförderung (und Clus-
terpolitik) für die anstehenden Transformationsaufgaben eine zentrale Rolle zu (Buhr 2014). Sie stärkt
zum einen die Innovationsfähigkeit von Unternehmen, zum anderen auch die Strukturwandlungsfähig-
keit (Koschatzky 2018). Bezogen auf die Elemente eines Innovationssystems setzt diese an den struk-
turellen Bedingungen an, z. B. der Sektoral- und Branchenstruktur, den Forschungs-, Entwicklungs- und
vor allem den Innovationsaktivitäten der Wirtschaftsakteure, der Verfügbarkeit und Qualifikation von
Arbeitskräften, von Akteuren/Organisationen aus dem Bildungs- und Forschungsbereich (Hochschu-
len, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen), der Bedeutung von Gründungen und jungen Unter-
nehmen, der Rolle von Intermediären (bzw. Transformations-Agenten) sowie von zivilgesellschaftli-
chen Akteursgruppen (Baumgartinger-Seiringer et al. 2022).
Im Zusammenhang der großen gesellschaftlichen Herausforderungen – und den damit verbundenen
Transformationen – schlagen Hekkert et al. (2020) missionsorientierte Innovationssysteme (MIS) als
neuen Systemrahmen vor. Anknüpfend an Überlegungen anderer AutorInnen (z. B. Mazzucato 2014,
2021; Buhr 2014, 2015) definiert dieses Konzept gesellschaftliche Missionen als Ziel der Entwicklung
und Verbreitung von Innovationen. In diesem Verständnis wird beides, Innovation und Transforma-
tion, zur gesamtgesellschaftlichen Aufgabe. Hier schält sich auch eine neue Rolle des Staates als Im-
pulsgeber für regionalen Strukturwandel und „Enabler“ für Innovation und Transformation heraus
(Borrás/Edler 2020; Mazzucato 2014). „Der Staat wird nicht nur als Innovationstreiber gesehen, son-
dern auch als der Akteur, der Missionen und normative Politikziele definiert, um den globalen Heraus-
forderungen, beispielsweise in den Bereichen Klima, Energie, Gesundheit, Sicherheit und soziale Ge-
rechtigkeit durch transformative Maßnahmen begegnen zu können“ (Koschatzky et al 2022, S. 19).
3.5
Bestandsaufnahme der Netzwerke in den identifizierten
Transformationsregionen
Wie wir in der Literaturanalyse zeigen konnten, finden sich zahlreiche theoretische Begründungen für
den Aufbau von und die Arbeit in Netzwerken. Daher ist es auch wenig verwunderlich, dass auch in der
Praxis Netzwerke und Kooperationen weit verbreitet und ein anerkanntes Werkzeug für die Förderung
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gen, obwohl die Stadt kein industrielles Zentrum mit hohem Transformationsbedarf ist, wie in Analy-
sen in Kapitel 2.3 gezeigt haben. Die Netzwerke beschäftigen sich alle mit der Zukunft der Industrie,
aber haben unterschiedliche Schwerpunkte:
> Gut zwei Fünftel der Netzwerke befasst sich mit der regionalen Industrie vor Ort,
> Bei 20 Prozent der Initiativen stehen Technologiefragen im Vordergrund, wobei das Thema Was-
serstoff sehr oft auf der Agenda steht.
> Etwa ein Viertel der Netzwerke sind unmittelbar dem Thema der automobilen Transformation
zuzuordnen. Dieser Anteil erklärt sich auch durch die Förderinitiativen, die insbesondere vom
BMWK in den letzten beiden gestartet wurden.
> Die restlichen Netzwerke (etwa 10 Prozent) beschäftigen sich mit Zukunft der Wirtschaft allge-
mein und gesellschaftspolitischen Fragestellungen.
Die identifizierten 100 Netzwerke sind keine vollständige Liste und auch nicht repräsentativ. Sie ist für
die Studie dennoch sehr wichtig, denn diese Netzwerke sind die empirische Basis für die Analyse aus-
gewählter Netzwerke in Kapitel 4 der Studie. Sie wurden zu einer Umfrage zu ihren Aufgaben, Zielen,
Organisationsformen, Erfolgen und Defiziten eingeladen.
Besonders verbreitet und in ihrer regionalen Ausdehnung bekannt sind die Transformationsnetzwerke
im Bereich Automobil. In Abbildung 3-2 wird aufgezeigt, ob die Netzwerke mit den automobilen Trans-
formationsregionen übereinstimmen. In 37 der 64 besonders betroffenen automobilen Transformati-
onsregionen konnten Netzwerke identifiziert werden, in 27 Transformationsregionen scheinen noch
keine Netzwerke zu bestehen.
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Zeit oder noch gar nicht gestartet waren, weshalb in diesen Fällen die meisten Fragen des Survey un-
möglich hätten beantwortet werden können. Zudem gehen wir davon aus, dass einige kontaktierte
Netzwerke bzw. deren MitarbeiterInnen aus Zeitmangel, wegen fehlender Zuständigkeit oder Verhin-
derung (z. B. Urlaub) nicht reagierten. Dennoch hatten nach Abschluss der Erhebungsphase Mitarbei-
terInnen von 39 Netzwerken den Fragebogen vollständig ausgefüllt, was insgesamt einer überdurch-
schnittlichen Rücklaufquote entspricht.
Während mit der Online-Befragung beabsichtigt war, komplementär zu der im Rahmen der Erhebun-
gen geplanten ExpertInnen-Interviews, erste Informationen zu den Transformationsnetzwerken zu ge-
winnen und hierüber Kontakte zu den Transformationsnetzwerken für die ExpertInnen-Interviews her-
zustellen, ging es bei den ExpertInnen-Interviews darum, vertiefende Informationen zur Struktur und
Arbeitsweise (Entscheidungsstrukturen, Implementation, Vernetzungsstrukturen) sowie ihre Beiträge
zur regionalen Bewältigung der Transformation bzw. ihre Förderansätze und Entwicklungskonzepte zu
erhalten. Aus diesen Informationen wurde dann versucht geeignete Handlungsansätze zu entwickeln
und eine thematische Sensibilisierung zu bewirken.
Als ExpertInnen wurden im vorliegenden Fall auch VertreterInnen von Unternehmen und Handelskam-
mern, Gewerkschaften, Verbänden und Ministerien bzw. öffentlicher Verwaltung sowie aus der Wirt-
schaftsförderung hinzugezogen, also Personen, die sich im Rahmen ihrer Tätigkeit mit Wirtschafts- und
Innovationsförderung, Industrie- und Strukturpolitik, Transformation(sstrategien), Innovationen und
regionalen Ökosystemen beschäftigen. Der Zugang zu den ExpertInnen erfolgte über ein abgestuftes
Verfahren. Zunächst wurde auf der Grundlage der in der Cluster-Analyse (siehe Kapitel 2) identifizier-
ten (besonders betroffenen) Regionen sowie durch Desktop-Recherche und die Auswertung der Lite-
ratur und des Online-Surveys ein Sample aus insgesamt 10 unterschiedlichen regionalen Transforma-
tionsnetzwerken bzw. Initiativen ausgewählt. Es wurde sichergestellt, dass aus jedem dieser Netz-
werke zumindest eine verantwortliche Person interviewt werden konnte. In der Regel wurden jedoch
sogar mindestens 2 GesprächspartnerInnen pro Netzwerk für die Teilnahme an einem ExpertInnenge-
spräch gewonnen. Zudem konnten eine Reihe sogenannter Kontext-Interviews geführt werden, mit
ExpertInnen aus Ministerien und Gewerkschaften (z. B. IG Metall Bezirksleitung), die als „Externe“ –
die aber dennoch in einem regen Austausch mit den jeweiligen Netzwerken stehen – die Arbeit der
Transformationsnetzwerke und Initiativen reflektieren und bewerten sollten.
So konnten im Zeitraum von Anfang September bis Mitte Oktober 2022 mit insgesamt 27 ExpertInnen
gesprochen werden. Die Interviews wurden in den meisten Fällen digital, per Videokonferenz, durch-
geführt und dauerten meist zwischen 45 und 60 Minuten, wobei das kürzeste Gespräch 30 Minuten
und das längste fast 90 Minuten umfasste. Dabei wurde sowohl auf die Präferenzen der Interviewper-
sonen als auch auf forschungspraktische Belange Rücksicht genommen.
Die Grundlage der ExpertInneninterviews bildeten zwei Gesprächsleitfaden (eine für die VertreterIn-
nen aus den Netzwerken, eine für die Kontext-Interviews), die zur Ausdifferenzierung der Thematik
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der Audio-Dateien und Einarbeitung der weiteren Informationen sichergestellt und zusätzlich verdich-
tet werden, auch bei den (sehr wenigen) Gesprächen, wo keine Erlaubnis zur Audio-Aufzeichnung ge-
geben worden war.
Die Ergebnisse wurden in „Netzwerk-Steckbriefen“ in einem einheitlichen Format zusammengefasst
und dienten auch als Grundlage für die weitere Analyse bzw. Typisierung (Kapitel 4) und Entwicklung
der Handlungsempfehlungen (Kapitel 5).
Wie erwähnt, orientierte sich die Auswahl der Transformationsnetze (Erhebungssample) für die Exper-
tInnen-Interviews an den Ergebnissen der Clusteranalyse (Kapitel 2) und bezog entsprechende Trans-
formationsnetzwerke der automobilen und der ökologischen Transformation ein (bzw. ihrer doppelten
Betroffenheit). Zudem wurde darauf geachtet, dass sich auch eine größtmögliche Varianz in der Stärke
der Betroffenheit und der Regionengröße im Sample abbildet. Dementsprechend konnte folgendes
Erhebungssample entwickelt werden:
Abbildung 4-1: Erhebungssample für Auswahl der ExpertInnen-Interviews auf der Grund-
lage der ermittelten Betroffenheit der Transformationsregionen
Automobile und ökologische Transformation und ihrer Überlappung) und überregional und regional (n=10)
Betroffenheit überre-
gional und regional
Automobile
Transformation
Ökologische
Transformation
Automobile und öko-
logische Transforma-
tion
Sehr hohe Betroffen-
heit (Stressregion)
TRANSFORMOTIVE;
TraSaar; ReTraSON
h2-netzwerk-ruhr e. V.;
SaaleWirtschaft;
durch2atmen
Ostwürttemberg
Sehr niedrige
Betroffenheit
(Outperformer)
-
H2 Süd; ZENTEC
-
Überregional (Landes-
und Bundesebene
TraSaar
H2 Süd
Bremen 2030
Regionale Ebene
(Regionen und Kreise)
TRANSFORMOTIVE;
ReTraSON
h2-netzwerk-ruhr e. V.;
ZENTEC; SaaleWirt-
schaft; durch2atmen
Ostwürttemberg
Quelle: Eigene Darstellung
Image 213: iWCONSULT
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Context: Start-up und Innovationsagentur Ostwürttemberg (IHK); 1. Querschnittsaufgabe: Beschäftigung und
Qualifizierung (Agentur für Arbeit und Südwestmetall), 2. Querschnittsaufgabe: Standortmarketing
und -entwicklung (Gesamtfederführung: WiRO und IHK). In sechs Workshops mit insgesamt 300 teil-
nehmenden Personen wurden zunächst partizipativ die Ziele und Handlungsfelder der Zukunftsoffen-
sive erarbeitet, die nun in ein Zukunftsbild und einem „Masterplan“ (Strategie) weiterentwickelt wer-
den.
Image 214: IWCONSULT
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Context: Regionale Transformationsnetze
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4.2
Profile der 10 ausgewählten Transformationsnetzwerke
1. Profil: Transformationsnetzwerk Ostwürttemberg
Industrie- und Handelskammer (IHK) Ostwürttemberg, Ludwig-Erhard-Straße 1, 89520 Heidenheim
Zielsetzung
Das Ziel des Transformationsnetzwerks Ostwürttemberg besteht in der kooperativen Transformation
der gesamten Region Ostwürttemberg, die aus den beiden Landkreisen Ostalb und Heidenheim be-
steht. Das Netzwerk bildet eine große Vielfalt an Stakeholdern (inklusive Zivilgesellschaft) ab und ist
eingebettet in eine übergeordnete Strategie (Zukunftsoffensive Ostwürttemberg), die sowohl die öko-
logische als auch die automobile Transformation umfasst. Tendenziell ist die Transformationsregion
eher klein. Sie umfasst zwei kleinere, nicht so bevölkerungsreiche Landkreise am Rande Württembergs,
die sich aber durch ein dichtes Netzwerk vertrauter Partner auszuzeichnen scheint.
Herausforderungen/Ausgangsbedingungen in der Region
Laut Analyse aus Kapitel 2 keine große Betroffenheit (Strukturindexwerte im Bereich von knapp unter
50 (Ostalbkreis) bis 75 Punkte) im Bereich der Automobilwirtschaft und hohe Betroffenheit im Bereich
energieintensiver Branchen. Allerdings fühlen sich die Akteure vor Ort sehr wohl stark betroffen, so-
wohl von der ökologischen Transformation als auch was die allgemeine Bedeutung der Automobilwirt-
schaft in und für die Region anbetrifft; so finden sich beispielsweise eine Reihe von Zulieferer-Betrie-
ben der Automobilwirtschaft in den beiden Landkreisen. Zudem werden von den Akteuren die Themen
Dekarbonisierung, Digitalisierung, Demografie und Fachkräftemangel als besonders große Herausfor-
derungen für die Region erkannt.
Genese und Struktur
Das Transformationsnetzwerk Ostwürttemberg selbst ist noch relativ jung – Gründung war im Novem-
ber 2021. Allerdings gab es zuvor schon andere Initiativen mit ähnlichen Akteuren (IHK, Wirtschafts-
förderung, Landkreise etc.), die den Grundstein für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit und die
Struktur für die Antragstellung zur Formierung eines Transformationsnetzwerks bildeten (z. B. Zu-
kunftsinitiative Ostwürttemberg 1995). Bei der Gründung lag der Fokus vor allem auf der Transforma-
tion der Automobilwirtschaft, im Laufe des Jahres hat sich dieser Fokus jedoch geweitet und schließt
auch die ökologische Transformation mit ein. Das Vorhaben ist zudem eingebettet in ein groß ange-
legtes Gemeinschaftsprojekt der beiden Landkreise Heidenheim und Ostalb, das den Titel „Zukunftsof-
fensive Ostwürttemberg“ trägt. Dieses hat sechs Handlungsfelder definiert, die aus vier übergeordne-
ten Zielen mit zwei Querschnittsaufgaben bestehen, die die zukünftige Entwicklung in Ostwürttemberg
tragen sollen: Ziel 1: Wasserstoffregion Ostwürttemberg (Gesamtfederführung: Landkreis Heidenheim
und Ostalbkreis), Ziel 2: Transformationsnetzwerk Ostwürttemberg (Gesamtfederführung: IHK Ost-
württemberg mit den Partnern Bildungswerk, WiRO, IG Metall), Ziel 3: Klimaneutrale Region Ostwürt-
temberg (Gesamtfederführung: Landkreis Heidenheim und Ostalbkreis), Ziel 4: Zukunftsstrukturen:
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Context: zelner Personen (Policy Entrepreneure) aus dem Arbeitnehmer- (IG Metall) und Arbeitgeberlager (Süd-
westmetall) sowie der Wirtschaftsförderung Raum Heilbronn (WFG) und Wirtschaftsregion Heilbronn-
Franken (WHF) wurde zunächst das Bündnis für Transformation in der Region Heilbronn-Franken ge-
gründet. Zweck dieses Bündnisses war es, den beginnenden Transformationsprozess insbesondere in
der Metall- und Elektroindustrie in der gesamten Region Heilbronn-Franken (Stadt- und Landkreis Heil-
bronn, Landkreis Schwäbisch Hall, Hohenlohekreis, Main-Tauber-Kreis) zu begleiten und mit vielen re-
gionalen Akteuren zu unterstützen. Die Gründungsmitglieder waren zentrale Akteure aus Politik und
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Context: Regionale Transformationsnetze
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2. Profil: Transformationsnetzwerk TRANSFORMOTIVE Region Heilbronn-Franken
Wirtschaftsförderung Raum Heilbronn GmbH (WFG), Koepfstr. 17, 74076 Heilbronn
Zielsetzung
Das Transformationsnetzwerk TRANSFORMOTIVE fokussiert als Branchennetzwerk stark auf die Trans-
formation der Automobilwirtschaft (mit ihren Zulieferern), die traditionell eine zentrale Rolle als Inno-
vations- und Wachstumstreiber sowie Beschäftigungsmotor in der Region gespielt hat. Das homogene
und sehr dichte Netzwerk kann auf erfolgreiche Branchen-Strukturen und Beziehungen (z. B. Sozial-
partnerschaft, „Bündnis für Transformation“) zurückgreifen. Die gesamtgesellschaftliche Dimension
des Wandels und die entsprechende, intensive Einbettung vielfältiger Stakeholder und übergeordneter
politischer Strategien ist jedoch (noch) nicht zu beobachten.
Herausforderungen/Ausgangsbedingungen in der Region
Wie in Kapitel 2 dargestellt (Abbildung 2-23), ist die Region – vor allem der Landkreis Heilbronn – nicht
nur eine stark überdurchschnittliche Industrieregion (Abbildung 2-5), sondern auch stark von der
Transformation der Automobilwirtschaft betroffen. Die Region kann demnach als Hotspot der Trans-
formation bezeichnet werden, zumal ein sehr hoher SVB-Anteil im Bereich der traditionellen Antriebe
zu verzeichnen ist. Nach Lage und sehr gutem regionalen Chancenindex (RCI) im Autocluster bilden die
Landkreise den Regionstypus „Outperformer“. Das beschreiben auch die Akteure vor Ort. Laut Selbst-
darstellung ist die Region Heilbronn-Franken wirtschaftsstrukturell stark von der Automobilwirtschaft,
ihren Zulieferern, Ausrüstern und Dienstleistern sowie den verwandten Branchen Maschinenbau,
Elektrotechnik und Metallverarbeitung geprägt. Von rund 420.000 Jobs in der Wirtschaftsregion Heil-
bronn-Franken, gehören demnach rund 85.000 zur Automotive-Branche und 43.000 speziell dem Be-
reich Verbrennungsmotor an. Durch die Umstellung auf Elektro- und Wasserstoffmobilität und den
damit einhergehenden Veränderungen des Antriebs werden auch einige der etablierten Zulieferer vor
große Herausforderungen gestellt.
Genese und Struktur
Die Initiative zur Gründung des Netzwerk TRANSFORMOTIVE Region Heilbronn-Franken ging von den
Wirtschaftsförderungsgesellschaften (WFG und WHF) in enger Abstimmung mit Vertretern der IG Me-
tall und von Südwestmetall aus. Die Genese erfolgte in einem Dreischritt: 1. Gründung eines Vereins
„Bürgerinitiative pro Region Heilbronn-Franken“ (im Jahr 2019), aus dem sich dann 2. im Jahr 2020 ein
„Bündnis für Transformation“ formte, quasi als Vorläufer des späteren Transformationsnetzwerkes
Heilbronn-Franken, das sich schließlich 3. im Herbst 2021 unter dem Projekttitel „TRANSFORMOTIVE“
erfolgreich um Bundesmittel nach Ziffer 35c des Konjunkturprogramms bewerben konnte. Auslöser
waren schleichende Rückgänge in der Auslastung der Produktionskapazitäten bei den großen Automo-
bilherstellern – im Zuge des „Dieselskandals“ und der Mobilitätswende, aber auch der immer stärkeren
Verlagerung von Produktionskapazitäten in andere Länder, vor allem China – die vor allem die IG Me-
tall und die Betriebsräte in den Unternehmen der Automobilwirtschaft alarmierten. Auf Initiative ein-
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Context: ler Ebene wird der Fokus auf die Etablierung einer ganzheitlichen Mobilitätswirtschaft gelegt.
Perspektive des Netzwerks
Eine netzwerkorientierte Arbeitsweise soll sicherstellen, dass möglichst viele Unternehmen zwischen
2022 und 2025 von den TRANSFORMOTIVE-Maßnahmen profitieren werden. Ein breiter regionaler
Konsens (siehe auch Initiative Pro Region sowie Bündnis für Transformation) trägt das Projekt.
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Context: Regionale Transformationsnetze
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Die Akteure der Region sind untereinander regional und auf Landesebene sehr gut mit den entschei-
denden wirtschaftspolitischen Akteuren vernetzt. Dabei konnten sich die Antragsteller auch auf ein
Regionales Entwicklungskonzept (REK) stützen, das im Zuge des landesweiten RegioWIN-Wettbewerbs
entstand und damit auch europäische EFRE-Mittel in den Fokus nimmt. In diesem Zusammenhang
spielt auch die baden-württembergische Cluster-Politik eine Rolle, die in der Vergangenheit (z. B. durch
die Cluster-Agentur BW) die Arbeit von drei Cluster-Initiativen der Region Heilbronn-Franken (Auto-
motiveDIALOG, KunststoffDIALOG und MetallDIALOG) unterstützt hat. Zudem konnte man sich in der
Vergangenheit auf gute politische Kontakte in die und entsprechende Förderprogramme der Bundes-
ebene stützen, die ja letztlich auch den Anstoß für die erfolgreiche Antragstellung gaben. Durch die
Fördermittel soll nun auch die Sichtbarkeit und Zusammenarbeit auf europäischer Ebene erhöht wer-
den. Schon in der Vergangenheit nahm die Region beispielsweise erfolgreich an europäischen Förder-
ausschreibungen oder auch dem europäischen Exzellenz Cluster-Wettbewerb (zwischen 2017 und
2020 drei Mal europäisches Bronze-Label) teil.
3. Profil: H2 Süd e. V. – DIE WASSERSTOFF INITIATIVE BAYERN & BADEN-WÜRTTEMBERG
H2 Süd e. V. – DIE WASSERSTOFF INITIATIVE BAYERN & BADEN-WÜRTTEMBERG, Josef-Jägerhuber-
Straße 13, 82319 Starnberg
Zielsetzung
Ziel von H2 Süd e. V. ist die „visionär getriebene“ Förderung einer dezentralen, ressourcenschonenden
und nachhaltigen Energieversorgung unter Nutzung von regenerativ hergestelltem Wasserstoff. Inhalt-
lich sind die Schwerpunktthemen des Netzwerkes: Wasserstoff im Gebäude und Logistikinfrastruktur
für den Wasserstoff in Süddeutschland.
Herausforderungen/Ausgangsbedingungen in der Region
Im Hinblick auf die ökologische Transformation weisen nach der Cluster-Analyse in Kapitel 2 (Abbildung
2-11) die süddeutschen Länder Baden-Württemberg und Bayern keine oder nur eine geringe Betrof-
fenheit auf. Zudem sind dort nur wenige ökologische Transformationsregionen zu verorten (Abbildung
2-16).
Genese und Struktur
Die Entstehung der Wasserstoff Initiative Bayern & Baden-Württemberg als recht junges Netzwerk
geht auf enthusiastische Unternehmer zurück, die an das Thema Wasserstoff geglaubt und sich an
dieser Initiative aktiv beteiligt haben. Insbesondere auf einen Unternehmer, der bis heute den Nukleus
und Ideengeber für das Netzwerk darstellt. Mit drei Gründungsmitgliedern erfolgte im Oktober 2019
die Etablierung des Netzwerks als Verein „H2 Süd e. V. - DIE WASSERSTOFF INITIATIVE BAYERN & BA-
DEN-WÜRTTEMBERG“. Der Verein verfolgt das Ziel der Förderung einer dezentralen, ressourcenscho-
nenden und nachhaltigen Energieversorgung und die Nutzung von insbesondere regenerativ herge-
stelltem Wasserstoff. Darüber hinaus möchte der Verein die Nutzung von Wasserstoff als Energieträ-
ger insbesondere in Süddeutschland vorbereiten, die wissenschaftlichen, wirtschaftlichen, techni-
schen und politischen Voraussetzungen für eine umfassende Wasserstoff-Energie-Wirtschaft ermitteln
und die Durchsetzung des Wasserstoff-Energie-Konzeptes befördern und beschleunigen.
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Context: Die Arbeit des Vereins seit seiner Gründung als eine Bottom-Unternehmens-Initiative wurde geprägt
durch die Unterstützung der Projektvorhaben seiner Mitglieder. Ein zentrales Projektvorhaben stellte
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Context: tragt.
Perspektive des Netzwerks
Die gesetzten inhaltlichen Schwerpunkte des Netzwerks H2 Süd e. V., wie z. B. die Logistikoptionen für
Wasserstoff in Süddeutschland, werden auch zukünftig über unterstützende Projektvorhaben weiter-
verfolgt. Ferner wird versucht stärker Informationen für all diejenigen zu liefern, die sie brauchen, egal
ob Politik und Verwaltung oder Zivilgesellschaft. Zudem möchte man künftig mit anderen Initiativen in
Bayern enger zusammenzuarbeiten, um so die Power und das Know-how im Bundesland zu bündeln.
Image 225: IWCONSULT
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Context: mit dem begrenzten Budget den Benefit für seine Mitglieder sicherzustellen. Dies auch vor dem Hin-
tergrund, dass um das Thema Wasserstoff sich überall neue Netzwerke bilden, wovon es im Ruhrgebiet
mindestens ein halbes Dutzend Netzwerke gibt, die versuchen Firmen und Akteure rund um das Thema
herum zu versammeln.
Der h2-netzwerk-ruhr e. V. ist regional sehr gut auf allen politischen Ebenen vernetzt und stark einge-
bettet in die regionale Wirtschaftsförderung. Er versteht sich in der Rolle als Lobbyist für eine wasser-
stoffbasierte Energiewirtschaft und unterstützt alle Bestrebungen, die die regulatorischen Rahmenbe-
dingungen und die infrastrukturellen Voraussetzungen für die Wasserstoffwirtschaft verbessern. Dazu
werden Pilotprojekte unterstützt oder selbst vom Netzwerk angestoßen, um Forschung und Entwick-
lung im Bereich von Elektrolyseuren, Brennstoffzellen und Peripherietechnik voranzutreiben.
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Context: Regionale Transformationsnetze
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um die Entstehung und Ansiedlung neuer Unternehmen zu fördern und damit neue Arbeitsplätze zu
schaffen. Dazu bündelt der h2-netzwerk-ruhr e. V. die unternehmerischen, akademischen und öffent-
lichen Aktivitäten der Region zur Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie.
Nach der Gründung vom h2-netzwerk-ruhr e. V. wurde durch das Netzwerk angefangen um weitere
Mitglieder aus der Industrie und der Forschung zu werben. In den letzten drei Jahren konnte der Verein
seine Mitgliederzahl verdoppeln und hat jetzt 74 Mitglieder. Dieser Mitgliederzuwachs war auch Aus-
druck des gesteigerten Interesses an Wasserstoff und den damit verbundenen Technologien. Im Zuge
dieser Entwicklung der Mitgliederzahl veränderte sich auch die Struktur der Mitglieder. Während zum
Beginn von h2-netzwerk-ruhr e. V. Kommunen und kommunalen Einrichtungen im h2-netzwerk-
ruhr e. V. dominierten, haben sich nun mehr universitäre Einrichtungen, aber auch viele Unternehmen
und sogar eine Rechtsanwaltskanzlei, dem Netzwerk angeschlossen. Bei den Unternehmen handelt es
sich u.a. um Gashersteller, Fernleitungsnetzbetreiber und Stadtwerke als Energieversorger. Damit
setzt sich der h2-netzwerk-ruhr e. V. aus sehr heterogenen Akteuren zusammen, was zugleich die Stär-
ken Netzwerks sind. Überdies ist der h2-netzwerk-ruhr e. V. selbst noch sehr stark vernetzt, zum Bei-
spiel mit der Energieagentur und dem dort gegründeten H2-Netzwerk des Landes oder durch die Mit-
gliedschaft in einer h2-Workinggroup“ der Bezirksregierung Münster, wo das Netzwerk zusammen mit
der IHK und der Handwerkskammer mitwirkt. Seit einigen Jahren ist der Deutsche Gewerkschaftsbund
auch bei den Veranstaltungen und zu den Wasserstoffsymposien des Netzwerkes aktiv dabei, obwohl
er nicht Mitglied der h2-netzwerk-ruhr e. V. ist. Der Vorstand vom h2-netzwerk-ruhr e. V. wird außer-
dem von einem Beirat beraten, dem Mitglieder öffentlicher Einrichtungen, Unternehmen, Verbände,
Bildungs- und Forschungseinrichtungen sowie natürlichen Personen aus dem Ruhrgebiet angehören.
Governance sowie Maßnahmen und Instrumente
Der h2-netzwerk-ruhr e. V. bietet seinen Mitgliedern regelmäßigen fachlichen Austausch und die Ver-
netzung der Mitglieder untereinander, um so Möglichkeiten der Zusammenarbeit auszuloten und Sy-
nergieeffekte zu realisieren. Hierfür gibt es eine jährliche Mitgliederversammlung, regelmäßige Mit-
gliederabende mit Vorträgen, die so dreimal im Jahr stattfinden, und dann noch das Format der Bei-
ratssitzung.
Mit einem Jahresbudget von rund. 130.000 € besitzt er h2-netzwerk-ruhr e. V. ein relativ überschau-
bares Budget. Hinzu kommen zehn Stunden Bürounterstützung für die Geschäftsstelle durch die Stadt
Herten und viel ehrenamtliche Unterstützung der Vereinstätigkeit durch den Vereinsvorstand als einen
wichtigen Erfolgsfaktor für die Arbeit des Netzwerkes. Das Netzwerk selbst bezahlt für das Netzwerk-
management, das extern vergeben wurde. Finanziert wird das Netzwerk aus Mitgliedbeiträgen, deren
Beitragshöhe sich nach dem Status (Bildungseinrichtung, Kommune, persönliches Mitglied, gewerbli-
ches Unternehmen) und der Umsatzhöhe richtet. Um keine Mitglieder zu verlieren, wurde vom Verein
entschieden keine Beitragserhöhungen bei den Mitgliedern vorzunehmen und weiterhin zu versuchen
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Context: Regionale Transformationsnetze
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Genese und Struktur
Das Zentrum für Technologie, Existenzgründung und Cooperation (ZENTEC) besteht seit 25 Jahren. Die
Gründung geht auf eine Initiative der drei Gebietskörperschaften des Bayerischen Untermains, der
Stadt Aschaffenburg und den Landkreisen Aschaffenburg und Miltenberg im Jahr 1997 zurück, die sich
mit der Förderung von Existenzgründungen befasst haben und dafür die ZENTEC in der Rechtsform
einer GmbH gegründet haben. Gesellschafter der ZENTEC sind neben den drei Gebietskörperschaften,
die Sparkassen und Raiffeisenbanken sowie die Industrie- und Handelskammer und die Handwerks-
kammer der Region.
Bei der ZENTEC, das als ein Technologie- und Gründerzentrum begonnen hatte, kamen im Laufe ihres
Bestehens neue Aufgabenbereiche dazu, wie das Regionalmarketing- und die Regionalmanagement-
Organisation sowie die Koordination der Energieagentur für die bayrische Region Untermain. Im Rah-
men der Umsetzung dieser Aufgaben fördert ZENTEC durch seine Netzwerkarbeit und mit dem damit
verbundenen kontinuierlichen Austausch mit Unternehmen, Bildungs- und Forschungseinrichtungen
die Vernetzung der regionalen Akteure, unterstützt und stößt Innovationen in der Region an und hilft
bei der Akquise von Fördergeldern mit dem Ziel die Region als Ganzes voranzubringen.
Mit der Förderunterstützung des Freistaats Bayern konnten in der Region Untermain sechs branchen-
bezogenen Kompetenznetzwerke „Automotiv“, „Mechatronik & Automation“, „Transformation“,
„Elektromobilität“ sowie „Logistik“ und „Informationstechnologie (IT)“ gegründet werden. Die Vernet-
zung der Unternehmen im Bereich der „Logistik“ und „Informationstechnologie (IT)“ erfolgt durch die
Industrie- und Handelskammer Aschaffenburg. Für die anderen branchenbezogenen Kompetenznetz-
werke „Automotive“, „Mechatronik & Automation“, „Elektromobilität“ sowie für das Kompetenznetz
„Transformation“ obliegt die Netzwerkkoordination der ZENTEC. Das Kompetenznetzwerk „Transfor-
mation“, das ursprünglich Digitalisierung bei ZENTEC hieß und dann erweitert wurde, übernimmt für
die anderen Kompetenznetzwerke in der Region dabei eine Querschnittsfunktion mit erweitertem Ak-
teurskreis.
Governance sowie Maßnahmen und Instrumente
Die Region Untermain ist erstklassig vernetzt und spricht zudem - trotz unterschiedlicher lokalpoliti-
scher Parteienprägungen - wirtschaftspolitisch „mit einer Stimme“. Dazu trug das Regionalmanage-
ment von ZENTEC mit bei, über das sich die regionalen Akteure kennen. Die regionale Vernetzung stellt
sich somit als ein Ergebnis einer Kombination aus regionaler Koordination und regionalen Bottom-up-
Prozessen über einen langen Zeitraum dar.
In allen von ZENTEC koordinierten vier Kompetenznetzwerken „Automotive“, „Mechatronik & Auto-
mation“, „Elektromobilität“ und „Transformation“, die als loser Zusammenschluss bestehen, gibt es
einen Steuerungskreis. Dieser besteht aus fünf bis acht Personen, die überwiegend aus der Industrie
kommen und sich zyklisch zweimal im Jahr treffen, um sich über die Entwicklungen in den jeweiligen
Branchen auszutauschen. Ferner findet in den Kompetenznetzwerken ein- bis zweimal im Jahr ein
Netzwerktreffen in unterschiedlichen Veranstaltungsformaten statt. Meist erfolgt dies in Form von Ex-
kursionen bei denen ein Unternehmen einschließlich einer Betriebsführung innerhalb und außerhalb
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Context: Regionale Transformationsnetze
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6. Profil: Transformationsnetzwerk Saarland (TraSaar)
Gesellschaft für Transformationsmanagement Saar (GeTS), Konrad-Zuse-Straße 13, 66115 Saarbrücken
Zielsetzung
Die Zielsetzung des Transformationsnetzwerks Saarland (TraSaar) besteht darin, das Saarland in den
nächsten Jahren von einem überwiegenden Automobilzuliefererstandort hin zu einem hochqualifizier-
ten und innovativen Technologielieferanten für die zukünftige nachhaltige Mobilität zu entwickeln.
Das Branchen-Netzwerk fungiert in diesem Zusammenhang als Wissens- und Austauschplattform so-
wie als koordinierende Stelle in den Bereichen Wissensmanagement und Know-how-Transfer.
Unter organisatorischer Federführung der Gesellschaft für Transformationsmanagement Saarland
mbH (GeTS) kooperieren die Transformationswerkstatt Saar der IG Metall, die Arbeitskammer des
Saarlandes (AK), das Zentrum für Mechatronik und Automatisierungstechnik (ZeMA) an der Universität
des Saarlandes und der HTW, das saarländische Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitales und
Energie, die autoregion e. V. und die Industrie- und Handelskammer des Saarlandes (IHK), um gemein-
sam Transformationsstrategie für die Region zu entwickeln.
Herausforderungen/Ausgangsbedingungen in der Region
Das Saarland insgesamt ist stark vom Strukturwandel und insbesondere auch von der Transformation
der Automobilwirtschaft betroffen (siehe Abbildung 2-23). Fast die Hälfte der Bruttowertschöpfung
des Bundeslandes hängt an dieser Branche. Insbesondere der Wandel vom Verbrennungsmotor hin
zur nachhaltigen, innovativen Mobilität wird zu massiven Veränderungen führen. Rund 42.000 Be-
schäftigte sind derzeit von der Automobil- und Zuliefererbranche abhängig. Zudem befindet sich das
Saarland laut unserer Analyse in einer herausfordernden Lage und weist insgesamt eine eher schwä-
chere Struktur auf (siehe Abbildung 2-19, Lage und regionaler Chancenindex: 4 Landkreise: Cluster 1,
Lage schlecht und RCI schlecht; Regionalverband Saarbrücken: Cluster 3, Lage schlecht, RCI gut). Dem-
entsprechend werden auch einzelne Landkreise (aus Cluster 1) in der vorliegenden Regionalanalyse
(Abbildung 2-19) als Stressregionen bezeichnet, die Stadt Saarbrücken hingegen wird den Potenzialre-
gionen zugerechnet. Positiv gewendet: trotz einer allgemein eher schlechten Ausgangslage finden sich
zumindest in Teilen des Saarlands auch zukunftsrelevanten Faktoren; das heißt, die Region schöpft ihr
Potenzial noch nicht aus.
Genese und Struktur
Die Initiative zur Gründung des Netzwerks ging von der IG Metall aus, die schon recht früh mit ihrer
sogenannten Transformationswerkstatt an einer solchen Idee gearbeitet hat. Gemeinsam mit der Lan-
desregierung und im Schulterschluss mit den Sozialpartnern, der Arbeitskammer, der IHK sowie der
Autoregion konnte schnell ein Netzwerk gegründet und auf bestehende Strukturen zurückgegriffen
werden. Andere, zivilgesellschaftliche Akteure waren (zunächst) nicht involviert. In der eigenen Lande-
sagentur (GeTS) konnte direkt ein Koordinator gefunden und zudem sichergestellt werden, dass so
nicht nur ein schlagkräftiges Konsortium formiert, sondern auch sehr rasch ein erfolgreicher Antrag
beim BMWK gestellt werden konnte. TraSaar ist eines der ersten geförderten Transformations-Netz-
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Context: Regionale Transformationsnetze
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Strukturen und Sozialpartnerschaften, die auch die Entwicklung des vorliegenden Transformations-
netzwerks TraSaar entsprechend unterstützt haben. Eine zentrale Rolle spielten dabei die Vertreter
der IG Metall, die aktiv auf die Landesregierung zugegangen waren und die Gründung des TraSaar-
Netzwerks und die gemeinsame Antragstellung auf Bundesmittel (35c-Programmlinie des BMWK) ent-
sprechend forciert hatten.
Auch hier konnte bereits auf hilfreiche Institutionen, vertrauensvolle Netzwerkarbeit und landeseigene
Strukturen wie z. B. die Gesellschaft für Transformationsmanagement (GeTS) zurückgegriffen werden,
die schließlich auch durch Initiative der Landesregierung (Wirtschaftsministerium) den Antrag auf För-
derung koordinierte.
Die GeTS selbst wurde erst kurz zuvor (im Jahre 2020) gegründet. Als Landesgesellschaft, die beim
Arbeitsministerium angesiedelt ist, besteht ihre Aufgabe darin Unternehmen bei betrieblichen Trans-
formationsprozessen zu begleiten, z. B. durch Unterstützung bei der schnellen und passgenauen Ver-
mittlung von Arbeitskräften auf neue, zukunftsfähige Arbeitsplätze oder durch Koordinierung und Mo-
deration betriebsspezifischer Lösungen bei der Fachkräftesicherung sowie durch Unterstützung bei der
Identifikation beruflicher Schlüsselkompetenzen und notwendiger Qualifizierung.
Governance sowie Maßnahmen und Instrumente
Unter organisatorischer Federführung der Gesellschaft für Transformationsmanagement Saarland
mbH (GeTS) kooperieren die Transformationswerkstatt Saar der IG Metall, die Arbeitskammer des
Saarlandes (AK), das Zentrum für Mechatronik und Automatisierungstechnik (ZeMA), das saarländi-
sche Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitales und Energie, die autoregion e. V. und die Indust-
rie- und Handelskammer des Saarlandes (IHK) – sowie eine Reihe von Experten aus Wirtschaft, Ver-
bänden und Forschung - um gemeinsam eine Transformationsstrategie und Konzepte zu entwickeln,
mit denen die anstehenden Umbrüche und Veränderungen in zukunftssichernde Chancen für die Re-
gion umgewandelt werden können.
Mit Mitteln in Höhe von 7,1 Millionen Euro aus der Fördermaßnahme „Transformationsstrategien für
Regionen der Fahrzeug- und Zulieferindustrie“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz
(BMWK) wurden 16 Stellen geschaffen, um ein regionales Transformationsnetzwerk aufzubauen, das
sich mit den strukturellen Veränderungen für Unternehmen, Mitarbeiter und Gesellschaft beschäftigt.
Mit der Durchführung des 3,5 Jahre laufenden Projekts wurde vom BMWK die GeTS Gesellschaft für
Transformationsmanagement aus Saarbrücken beauftragt.
Dem Lenkungskreis des Transformationsnetzwerks gehören alle Partner an; er tritt alle vier Wochen
zusammen und entscheidet konsensual. Die GeTS übernimmt die Geschäftsführung und Steuerung des
Projekts. Zudem finden im zwei Wochen-Rhythmus Austauschformate zwischen den Arbeitskreisen
bzw. den jeweiligen (Teil-)Projektleitern und Cluster-Managern statt.
Das Netzwerk fungiert als Wissens- und Austauschplattform sowie als koordinierende Stelle in den
Bereichen Wissensmanagement und Know-how-Transfer. Auf operativer Ebene untergliedert sich das
Transformationsnetzwerk in eine Service- und Beratungsstelle, die bei der GeTS angegliedert ist und
in insgesamt sechs Teilprojekte, die bei den Kooperationspartnern angesiedelt sind und als Arbeits-
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File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf
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Context: STRATEGIEPROZESS ABSTIMMUNG STRATEGIE 2030
DATEN AUFTAKT- 7 STRATEGIE- EXPERTCINNEN- STEUERUNGS- POLITISCHE ABSTIMMUNG
ANALYSE VERANSTALTUNG WERKSTATTEN GRUPPENTREFFEN & GREMIENBEFASSUNG
JUL. - SEP. - - OKT. NOV. -JAN.- - 2021 JAN. - FEB. FEB.-APR. = = - = = = APR. - + se ee es JUN.
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Context: Regionale Transformationsnetze
125
9. Profil: Wasserstoffnetzwerk Lausitz (durch2atmen)
Wasserstoffnetzwerk Lausitz (IHK Cottbus, Goethestraße 1, 03046 Cottbus)
Zielstellung
Zentrale Zielsetzung des Transformationsnetzwerks durch2atmen ist der Strukturwandel in der Lausitz.
Diese muss als eine (ehemalige) Braunkohleregion in kurzer Zeit den Verlust von ca. 16.000 Arbeits-
plätzen durch den Braunkohleausstieg kompensieren (Strukturstärkungsgesetz 2018). Gerade im Be-
reich der Mobilität kann die Region aufgrund ihrer ländlichen Prägung nicht auf die Batterieelektrik
setzen. Gleichzeitig ist Wasserstoff als Brückentechnologie ein wesentliches Element der bundesdeut-
schen Energiewende und ist dementsprechend ein Ankerpunkt der technologie- und innovationspoli-
tischen Förderpolitik. Das Netzwerk ist als zentraler Akteur in den ökologischen Wandel der Lausitz hin
zur Wasserstoffmodellregion eingebunden.
Herausforderungen/Ausgangsbedingungen in der Region
Nach der Cluster-Analyse weist die Region insbesondere durch den Spree-Neiße-Kreis und den Land-
kreis Görlitz eine sehr hohe Betroffenheit vom ökologischen Wandel auf. Diese gehören zu den Top-
10-Hotspot-Regionen in Deutschland (vgl. Kapitel 2.3).
Genese und Struktur
Das Wasserstoffnetzwerk durch2atmen wurde 2019 in der Lausitz (Cottbus) gegründet, um die Trans-
formation von Mobilität in der Region zu gestalten und die Region als Modellregion für die wasser-
stoffbasierte Transformation von Mobilität und Energie zu etablieren. Das Netzwerk ist in der gesam-
ten brandenburgischen sowie sächsischen Lausitz sowie darüber hinaus aktiv (grobe Eckpfeiler bilden
die Städte Dresden im Westen, Görlitz im Osten und Berlin im Norden, wobei Cottbus im Zentrum der
Netzwerkaktivität liegt).
Die Initiative zur Gründung des Transformationsnetzwerks kam nicht von politischen Akteuren, son-
dern durch die Unternehmerschaft in der Region (Mitglieder der IHK Cottbus). Die Federführung und
Projektleitung liegt dementsprechend bei der IHK Cottbus sowie dem Centrum für Energietechnologie
Brandenburg (CEBra e. V.) und dem Fraunhofer IWU Zittau.
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File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf
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Context: Regionale Transformationsnetze
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Abbildung 4-6: Das Wasserstoffnetzwerk Lausitz
Quelle: durch2atmen
Unter den übrigen Gründungsmitgliedern befinden sich zudem u. a. mit der Stadt Cottbus, der Bran-
denburgisch Technischen Universität Cottbus-Senftenberg und der Wankel SuperTec GmbH wichtige
Stakeholder aus Kommunalverwaltung, Wissenschaft und Industrie unter den weiteren Gründungs-
mitgliedern. Insgesamt besteht das Netzwerk mittlerweile aus einer Vielzahl von Mitgliedern, hat be-
reits etwa 100 Partner und entwickelte bereits rund 60 Projekt- und Produktideen.
Governance sowie Maßnahmen und Instrumente
Das Netzwerk ist an den Zielstellungen der der nationalen Wasserstoffstrategie (2020) des Bundes so-
wie der Wasserstoffstrategien der Länder Brandenburg und Sachsen (2020) orientiert. Seit 2021 wird
es durch das BMWi (bzw. BMWK) im Rahmen des Bundesmodellvorhabens ‚Unternehmen Revier‘ ge-
fördert. Zentrale strategische Ausgangspunkte von durch2atmen sind es, die Mobilitätswende (in
Deutschland) zu gestalten und in der Region schon früh Trends mitzuentwickeln. Ein zentraler Fokus
liegt deshalb darauf, Wasserstofftechnologien zu erforschen, zu erproben und auch in der Region um-
und einzusetzen durch eine Verzahnung von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Das Netzwerk will
so dazu beitragen, die Lausitz als Energieregion zu erhalten. Das Ziel ist die Schaffung einer nachhalti-
gen Wertschöpfungskette mit auf neuen Technologien basierenden Arbeitsplätzen. Im Jahr 2021
wurde die Machbarkeitsstudie „Wasserstoff-Roadmap Lausitz“ erarbeitet, die als Arbeitsgrundlage für
das Wasserstoffnetzwerk dienen soll. Die in der Studie entwickelte Vision ist die Etablierung der „Was-
serstoffregion Lausitz 2035“. Dies beinhaltet die Wasserstoffbetankung von allen Verkehrsträgern auf
Straße und Schiene, Wasserstoffbusse sowie Wasserstoff-Forschung, Entwicklung und Anlagenbau in
der gesamten Region, eine gemeinsame Wasserstoff-Vertriebsgesellschaft, eine Wasserstoff-Versor-
gung grüner Produktionsstandorte sowie eine hohe Akzeptanz und Nachfrage nach Wasserstoff.
Die Studie entwickelt zudem jeweils einen Fahrplan für eine kurzfristige sowie eine mittelfristige Per-
spektive zur proaktiven Steuerung der Einführung der Wasserstoffwirtschaft in der Lausitz. In der kurz-
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File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf
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Context: Regionale Transformationsnetze
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fristigen Perspektive (2021-2023) wurden und werden neben Aktivitäten zur Erstellung von Planungs-
grundlagen und Machbarkeitsstudien insbesondere bereits in Beantragung befindliche sowie Projek-
tideen mit dem höchsten Handlungsdruck (z. B. Beschaffungsvorhaben) durchgeführt. Die mittelfristi-
gen Perspektive (2024-2035) zielt schließlich zentral auf die Zeit nach der Braunkohleverstromung in
der Lausitz. Ihre konkrete Ausgestaltung ist von den Ergebnissen und Erkenntnissen aus der vorange-
gangen kurzfristigen Perspektive abhängig.
Für die Vorgehensweise hat die Machbarkeitsstudie insgesamt acht Leitlinien entwickelt, um einerseits
die übergeordnete und systematische (politische) Planung ‚von oben‘, andererseits Flexibilität und
kontinuierliche Impulse ‚von unten‘ gewährleisten zu können:
> Gemeinschaftlichkeit sowie Denken und Agieren im Netzwerk
> Technologieoffenheit
> Dezentralität
> Aufbau von Bestehendem und Vermeidung von Strukturbrüchen
> Sichtbarkeit und Vertrauen schaffen
> Technologische und wirtschaftliche Machbarkeit und sukzessiver Aufbau von Erfahrung und Ex-
pertise
> Prioritäre Erschließung regionaler Quellen
> Nachhaltige Entwicklung regionaler Märkte
Perspektive des Netzwerks
Das Netzwerk strebt insbesondere an, die Partizipation der in der Region ansässigen Unternehmen
sowie der Bevölkerung zu stimulieren und diese noch intensiver und weiträumiger in die Transforma-
tion einzubeziehen. Aktuell wesentliches Manko ist die aus Sicht der Netzwerkakteure bisher unzu-
reichende langfristige Planbarkeit der Netzwerkaktivitäten durch das Fehlen verlässlicher (politischer)
Rahmenbedingungen. So sind unklare, häufig wechselnde politische Ausrichtungen für wirtschaftliche
Akteure investitionshemmend. Hier fehlt es dem Netzwerk an langfristigen Zielsetzungen und politi-
schen Strategien, die das Arbeiten im Netzwerk unabhängig von Trends garantieren.
10. Profil: Allianz für die Region – ReTraSON
Allianz für die Region GmbH (Team ReTraSON), Frankfurter Straße 284, 38122 Braunschweig
Zielsetzung
Das Regionale Transformationsnetzwerk SüdOstNiedersachsen (ReTraSON) wurde im Auftrag des
BMWK (ehemals Bundesministerium für Wirtschaft und Energie) ins Leben gerufen. Das Ziel des Netz-
werks ist die Gestaltung der automobilen Transformation in Südostniedersachsen. Die Zielsetzung so-
wie Transformationsstrategie des Netzwerks sind eng an die Förderrichtlinie des BMWK gebunden.
Diese sind wiederum zunächst wenig spezifisch auf die Region ausgerichtet, beziehen sich jedoch ge-
zielt auf Problemstellungen von ‚Automobilregionen‘.
Herausforderungen/Ausgangsbedingungen in der Region
Die Region Südostniedersachsen ist stark von der automobilen Transformation betroffen. Nach der
IW-Analyse ist in der Region insbesondere Wolfsburg der zentrale Hotspot der automobilen Transfor-
mation in Deutschland (vgl. Kapitel 2.3).
Image 246: IWCONSULT
####################
File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf
Page: 128
Context: Regionale Transformationsnetze
128
Genese und Struktur
Es wurde durch den Programmbereich Mobilität der Allianz für die Region ins Leben gerufen. Diese ist
ein regionaler Zusammenschluss von Partnern aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik, Verwaltung und
Zivilgesellschaft. Da die Vernetzung von Fachkompetenzen und die Förderung der Standortqualität zu
ihren zentralen Stärken gehört, konnte die Allianz für die Region als Antragsteller die Förderung zum
Aufbau eines Transformationsnetzwerkes für sich gewinnen.
Initial für das am 01.01.2022 gestarteten Transformationsnetzwerk ist eine Förderung durch den Zu-
kunftsfond Automobilindustrie, der die mittel- und langfristigen Herausforderungen der Fahrzeugin-
dustrie bei ihrer Transformation hin zu nachhaltiger und digitaler Mobilität adressieren soll. Nach ak-
tuellem Stand befindet sich das Transformationsnetzwerk noch in der Aufbau- und Entwicklungsphase.
In das Netzwerk sollen Kommunen (Wolfsburg, Salzgitter, Braunschweig) und Landkreise (Gifhorn, Go-
slar, Helmstedt, Peine und Wolfenbüttel), wissenschaftliche sowie wirtschaftliche Akteure, Gewerk-
schaften (IG Metall, DGB) sowie Kammern (IHK) und Verbände integriert werden. Diese Vernetzung
gelang bisher sehr reibungslos, da die genannten Akteure bereits seit einiger Zeit eng zusammenarbei-
ten, um insbesondere den Automobilstandort der Region aufzubauen. So verfügte die Allianz bereits
vor der Gründung des ReTraSON über ein starkes Netzwerk und eine solide wirtschaftliche wie zivilge-
sellschaftliche Verankerung, die notwendigen Ressourcen und fachliche Expertise, um Transformation
zu gestalten. Ein weiterer zentraler Initiator des Netzwerks sind die Gewerkschaften, die ein großes
Interesse für die Transformation des Automobil- und Zulieferersektors in der Region zeigen.
Governance sowie Maßnahmen und Instrumente
Das Transformationsnetzwerk hat ein klaren zeitlichen wie finanziellen Rahmen. Die Förderung erfolgt
für 3,5 Jahre (01.01.2022 bis 30.06.2025) durch das BMWK. Der Projektträger ist die VDI/VDE Innova-
tion + Technik GmbH. Das Netzwerk verfolgt vier wesentliche Strategien. Diese beinhalten
> Information (Marktverhältnisse und Marktentwicklungen, Unterstützungs- und Fördermöglich-
keiten sowie Transformationsstrategien)
> Konzeptionierung (Erstellung von Studien zur regionalen Wirtschaftsstruktur und zu regionalen
Entwicklungsperspektiven)
> Vernetzung (Bündelung von Expertisen zur Vernetzung der Akteure)
> Qualifizierung (Bereitstellung und Erprobung von Qualifikationsformaten)
Wesentlicher Baustein des Transformationsnetzwerks ist es, die relevanten Akteure in die Netzwerk-
und spätere Projektarbeit zu integrieren. Diese sind zentral an der Lösungsfindung für die spezifischen
Problemstellungen der Region eingebunden und haben so jeweils eigenständige Rollen im Netzwerk.
Image 247: iWCONSULT
####################
File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf
Page: 130
Context: Regionale Transformationsnetze
130
> Arbeit.
Das Netzwerk hat bereits die ersten kleineren Etappen gemeistert und mit der Vernetzungsarbeit be-
gonnen. Im kommenden Jahr werden die Projektinitiierungen gestartet.
Abbildung 4-8: Ablaufplan des ReTraSON
Quelle: ReTraSON
4.3
Die Varianz der Netzwerklandschaft in Deutschland
4.3.1 Einleitung
Aus den vorgestellten Profilen von Netzwerken und Initiativen geht hervor, dass diese durchaus eine
Rolle als „Agenten des Wandels“ (vgl. Kapitel 3.2) einnehmen. Als zentrale Treiber von Wandlungspro-
zessen prägen sie die Transformationen in den jeweiligen Regionen entscheidend mit. Dabei sind sie
abhängig von ihrer Kontextualität, sie entstehen innerhalb der engen Grenzen, die bestehende (regio-
nale) Innovationssysteme ihnen setzen. Sie sind als Reaktion auf die Akteurskonstellation und Gege-
benheitsstruktur in den Regionen zu verstehen. Dabei kommt den übergeordneten Angeboten der Re-
gional- und Strukturpolitik von EU, Bund und Ländern sowohl eine wichtige Rolle als Urheber, wie auch
hinsichtlich der Strukturierung der konkreten Arbeit der Netzwerke zu.
Die Netzwerklandschaft in Deutschland ähnelt einem Flickenteppich von Akteuren und Institutionen.
Dieser wird im folgenden Kapitel unter Bezug auf die im Online-Survey erhobenen Daten und unter
Einbezug der Erkenntnisse aus den Kontext- sowie ExpertInneninterviews dargestellt. Ziel ist es, der
Varianz der Netzwerklandschaft in Deutschland auf den Grund zu gehen: wie reagieren die regionalen
Akteure auf die jeweils unterschiedlichen Anforderungen durch die anstehenden Transformationen41
41 Unter dem Begriff Transformationen werden in diesem Beitrag drei zentrale Erscheinungen subsumiert: Der Strukturwandel in der Automo-
bilindustrie, die Veränderungen durch die Bestrebung, die Industrie in Deutschland zu dekarbonisieren und grundlegende Wandlungspro-
zesse, die mit der Digitalisierung einhergehen.
Image 250: Netzwerkmanagement
01.01.2022 bis 30.06.2025
Projektvorhaben
_@¢—/,-.
Jan. Jun. Sep.
Image 251: i: A ae, A nent
Projekt- Abschluss der Start des Start der
start Initiierungsphase — Vernetzungs- Projekt- Start der .
und Start der feldes uhtoncpe Zukunfts- Verstetigungs-
Handlungsfelder bilder phase
Entwicklung der Transformationsstrategie
Image 252: iWCONSULT
####################
File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf
Page: 132
Context: | | | Automobil
e
Transform
ation | | | | Ökologisch
e
Transform
ation | | | | Digitale
Transform
ation | | | | Demografi
sche
Entwicklun
g | | | | Deindustri
alisierung | | | | Globale
Neuordnu
ng der
Wertschöp
fungskette
n | | | | Andere | | | |
| |Aktuelle Herausforderungen | 63,9 | | | | 73,7 | | | | 79,5 | | | | 67,8 | | | | 42,6 | | | | 68,2 | | | | 63,3 | | | |
| |Zukünftige Herausforderungen | 65,3 | | | | 81,1 | | | | 82,4 | | | | 72,7 | | | | 48,3 | | | | 66,1 | | | | 77,5 | | | |
Image 254: iWCONSULT
####################
File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf
Page: 134
Context: Regionale Transformationsnetze
134
Strukturen, beispielsweise der Sozialpartnerschaft, von Industrie- und Handelskammern oder Wirt-
schaftsförderungsgesellschaften zurückgreifen – gerade im Bereich Transformation der Automobil-
wirtschaft.
Größe und Akteursstruktur
Hinsichtlich der Größe der Netzwerke, also der Zahl der integrierten Akteure und Mitglieder bestehen
auffallende Unterschiede. Die Spannweite reicht von sehr kleinen ‚Clubs‘, die weitestgehend spezifi-
sche Ziele verfolgen, über mittelgroße Clusterstrukturen bis hin zu hochprofessionalisierten koopera-
tiven Infrastrukturen. Letztere adressieren, meist unter Einbezug einer Vielzahl verschiedener Akteure,
gesamtgesellschaftlich relevante Herausforderungen und weisen eine hoch differenzierte Akteurs-
struktur auf.
Abbildung 4-12: Zahl der Akteure in den Netzwerken
Aus wie vielen Akteuren besteht das Netzwerk zur Wirtschaftsförderung in Ihrer Region? (Nach Größenklassen
sortiert)
Quelle: Eigene Erhebung 2022, n=39.
Wie Abbildung 4-13 zeigt, sind Unternehmen in fast allen Netzwerken vertreten und übernehmen in-
nerhalb dieser oft eine zentrale Rolle. Die politischen Akteure sind bei ca. 63 Prozent der Netzwerke
vertreten.
0
2
4
6
8
10
12
14
6 bis 20
21 bis 50
51 bis 200
mehr als 200
Anzahl der Akteure, die an den regionalen
Netzwerken beteiligt sind.
Image 256: iWCONSULT
####################
File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf
Page: 135
Context: Regionale Transformationsnetze
135
Abbildung 4-13: Akteursstruktur der Netzwerke
Anteil in Prozent der beteiligten Akteure aus Sicht der Netzwerke.
Quelle: Eigene Erhebung 2022, n=39.
Mit einem Anteil von leicht über 50 Prozent waren (einzelne) Unternehmen dabei überraschend häufig
initiativ an der Gründung beteiligt. Während die Gründung noch bei 20 Prozent der Netzwerke auf
politische Akteure zurückgeht, zählten bspw. Unternehmerverbände wie auch Gewerkschaften relativ
selten Ideengeber bzw. Anreger. Während Gewerkschaften insbesondere in jenen Netzwerken eine
wichtige Rolle als Initiatoren spielen, deren Hauptaufgabe die Bewältigung der automobilen Transfor-
mation in der Region darstellt, sind sie insgesamt in etwas mehr als der Hälfte der Netzwerke als wich-
tige Akteure vertreten. Besonders häufig sind sie dabei in den besonders jungen Netzwerken (Zeit-
punkt der Gründung vor wenigen Monaten bis zwei Jahren) und in den besonders etablierten Netz-
werken (Zeitpunkt der Gründung vor 7 bis 16 Jahren). Dies lässt darauf schließen, dass die Sozialpart-
ner bei der Gestaltung der Transformationsprozesse eine tragende Rolle einnehmen (wollen).
Eine Vermutung, warum Kollektivakteure so selten die Initiative für die Netzwerkgründung übernom-
men haben, könnte sein, dass sie sich selbst keine Konkurrenz zur eigenen Arbeit/Organisation auf-
bauen wollten. Interessant ist zudem, dass wissenschaftliche Akteure und Institutionen nur sehr selten
an der Gründung von Transformationsnetzwerken beteiligt sind, jedoch im späteren Zeitverlauf zu den
Netzwerken hinzustoßen und maßgeblich zum Funktionieren der Netzwerke beitragen.
Branchen
Auch in der Zahl der geförderten bzw. adressierten Branchen unterscheiden sich die Netzwerke stark:
so agieren 29 Prozent eher branchenspezifisch (2-3 Branchen), während die überwiegende Mehrheit
Unternehme
n
Unternehme
rverband
Gewerkscha
ften
Politik
Verwaltung
Wissenschaf
t
Andere
Gründung
53,8
12,8
10,4
48,7
25,6
7,7
10,3
Involviert
94,7
76,3
52,6
63,2
69,8
76,3
39,5
0,0
10,0
20,0
30,0
40,0
50,0
60,0
70,0
80,0
90,0
100,0
Anteil in %
Auf wessen Initiative hin wurde das Netzwerk gegründet?
Image 257: IWCONSULT
####################
File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf
Page: 140
Context: Regionale Transformationsnetze
140
Hälfte der Netzwerke nach selbst definierten Kriterien bemessen, während dies bei (nur) 17 Prozent
nach Kriterien von EU-, Bundes-, Landesebene erfolgt.
Dies spricht dafür, dass sich ein großer Teil der Transformationsnetzwerke selbst reguliert. Erklären
lässt sich dies insbesondere durch die Organisationsstruktur: während als Vereine organisierte Initiati-
ven im Regelfall (meist im Rahmen ihrer Satzungen) eigene Maßstäbe und Zielsetzungen entwerfen,
sind insbesondere an politische Förderprogramme und Strategien gebundene Initiativen oft weniger
unabhängig. Dies zeigt sich auch in der Varianz der in Abbildung 4-19 gezeigten Entscheidungsweisen.
Abbildung 4-19: Art und Weise der Entscheidungsfindung in den Netzwerken
Quelle: Eigene Erhebungen 2022, n=39
Dennoch geben die meisten Netzwerke im Hinblick auf ihre konkrete operative Vorgehensweise an,
über hinreichende Freiräume zu verfügen. Da es für die Herausforderungen, denen die Netzwerke häu-
fig in ihren Regionen begegnen keine ‚Masterpläne‘ gibt, obliegt es in der Regel den Netzwerkakteuren
selbst, eine Strategie und Roadmap zu entwickeln. Diese orientiert sich häufig grob an den übergeord-
neten Zielen politischer Programme42.
42 So ist etwa die durch das Wasserstoffnetzwerk durch2atmen entwickelte Roadmap für eine Wasserstoffmodellregion Lausitz eng mit den
Wasserstoffstrategien der Bundesländer Sachsen und Brandenburg verbunden.
Vorstandsbeschlus
s
Mitgliederversam
mlung
Mehrheitsbeschlus
s
Konsens (ohne
Abstimmung)
Entscheidung der
Geschäftsführung
Ja
44,7
52,6
21,1
34,2
21,1
0,0
10,0
20,0
30,0
40,0
50,0
60,0
Anteil in %
Auf welche Weise werden Entscheidungen getroffen?
Image 278: iWCONSULT
####################
File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf
Page: 142
Context: Regionale Transformationsnetze
142
Abbildung 4-21: Relevanz von Maßnahmenbereichen
Quelle: Eigene Erhebung 2022, n=39.
In der Relevanz von verschiedenen Maßnahmen lassen sich, zumindest was die zentralen Aufgaben-
stellungen der Netzwerke angeht, erste Typen identifizieren, wobei die Kooperation zwischen den Mit-
gliedern für alle von zentraler Bedeutung sind. Die hohe Varianz in den Maßnahmenbereichen For-
schung & Entwicklung, Förderung von Schlüsseltechnologien und Akzeptanzsicherung sowie Legitima-
tion für Transformation lässt darauf schließen, dass diese nicht für alle Netzwerke eine wesentliche
Rolle spielen. Darüber hinaus lässt sich jedoch konstatieren, dass die untersuchten Netzwerke multi-
funktionalen Typs sind und lediglich verschiedene Schwerpunktsetzungen ihr Profil schärfen.
4.3.6 Perspektiven der Netzwerke
Die Abbildung 4-22 zeigt, dass Netzwerkakteure Verbesserungspotenziale insbesondere in Bezug auf
die Förderung von Kooperationsbeziehungen sehen. Besonderer Bedarf wird hier in verbesserten Be-
ziehungen zu wissenschaftlichen Akteuren gesehen.
Förderun
g von
Schlüssel
technolo
gien
Akzeptan
zsicheru
ng/Legiti
mation
für
Transfor
mation
Bessere
Vernetzu
ng
zwischen
Wirtscha
ft,
Politik/V
erwaltun
g,
Wissensc
haft
Umsetzu
ng
übergeor
dneter
Ziele
Forschun
g und
Entwickl
ung
Kooperat
ion
zwischen
den
Mitglied
ern
Politisch
e Lobby-
Arbeit
Andere
Sehr wichtig
58,8
51,4
66,7
17,1
35,9
71,1
31,6
75,0
eher wichtig
17,6
43,2
25,6
51,4
35,9
28,9
52,6
12,5
weniger wichtig
20,6
5,4
7,7
20,0
25,6
0,0
15,8
0,0
überhaupt nicht wichtig
2,9
0,0
0,0
11,4
2,6
0,0
0,0
12,5
0,0
10,0
20,0
30,0
40,0
50,0
60,0
70,0
80,0
90,0
100,0
Anteil in %
Bitte schätzen Sie ein, wie wichtig die folgenden Ziele für die
Arbeit Ihres Netzwerks sind.
Image 280: iWCONSULT
####################
File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf
Page: 143
Context: Regionale Transformationsnetze
143
Abbildung 4-22: Verbesserungspotenziale in der Struktur und Funktionsweise der Netz-
werke
Mittelwerte der jeweiligen Angaben
Quelle: Eigene Erhebung 2022, n=39.
Grundsätzlich stellen sich die Perspektiven der Netzwerke durch die unterschiedlichen Startbedingun-
gen, Gründungszeitpunkte, Zielsetzungen und Organisationsstrukturen sehr unterschiedlich dar. Auf
dieser Grundlage lassen sich die Netzwerke in organisationaler sowie operativer Perspektive untertei-
len.
Die Projektinitiativen (weniger institutionalisierte Arbeits- und Interessengemeinschaften) benötigen
vor allem Planungssicherheit. Das bedeutet, dass nur eine langfristig gesicherte Finanzierung eine Ver-
stetigung und sukzessive Erweiterung der Netzwerkarbeit garantieren kann. Initiativen mit Vereins-
struktur teilen sich in zwei Lager auf: die eine Gruppe möchte den Grad an Professionalisierung erhö-
hen und strebt in Zukunft die Finanzierung hauptamtlicher MitarbeiterInnen und ExpertInnen an. Die
zweite Gruppe möchte insbesondere die ehrenamtliche Struktur aufrechterhalten. Da beide Gruppen
ein organisches Wachstum anstreben bzw. fortführen wollen, zeigen sich hier erneut die je nach Kon-
text unterschiedlichen Herangehensweisen der Initiativen. Auf operativer Ebene streben Vereine ins-
besondere den Ausbau der Kooperationsbeziehungen und die Erweiterung der Netzwerktätigkeiten
auf Akteure in der Region (z. B. Schulen und Ausbildungsstätten) an. Insbesondere auf die (regionale)
Industrie fokussierten Initiativen streben bessere Unterstützungsleistungen für klimaneutrale und di-
gitalisierte Produktion an (Industrie 4.0).
Förderun
g der
Kooperat
ionsbezie
hungen
zwischen
den
Mitgliede
rn
Förderun
g der
Kooperat
ionsbezie
hungen
mit
Akteuren
auf der
EU-Ebene
Förderun
g der
Kooperat
ionsbezie
hungen
mit
Akteuren
auf der
Bundese
bene
Förderun
g der
Kooperat
ionsbezie
hungen
mit
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auf der
Landeseb
ene
Förderun
g der
Kooperat
ionsbezie
hungen
mit
Akteuren
auf der
regional-
und
kommu…
Verbesse
rte
Beziehun
gen zu
Wissensc
haftsinsti
tutionen
(Universit
ät etc.)
Verbesse
rte
Beziehun
gen zu
anderen
Netzwerk
en
Evaluatio
n des
Erfolgs/
Misserfol
gs
Andere
Mittelwert
60,3
56,0
62,2
61,9
61,7
66,6
58,8
52,1
36,7
0,0
10,0
20,0
30,0
40,0
50,0
60,0
70,0
80,0
90,0
100,0
0 = kein Potenzial| 100 = sehr viel Potenzial
In welchem Bereich sehen Sie Verbesserungspotenzial in der
Struktur und Funktionsweise Ihres Netzwerkes?
Image 281: IWCONSULT
####################
File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf
Page: 144
Context: Regionale Transformationsnetze
144
4.3.7 Fazit
Die große Varianz der (untersuchten) Netzwerklandschaft in Deutschland zeigt, dass jedes (regionale)
Innovationssystem unterschiedliche Profile Cluster- und Netzwerkstrukturen hervorbringt, um die be-
stehenden Strukturen transformativ zu beeinflussen. Thematische Ausrichtungen und Zielsetzungen
sind immer auf die wahrgenommenen Bedarfe in der jeweiligen Region abgestimmt, sodass sich ab-
schließend nicht sagen lässt, welcher Netzwerktyp einen ‚Königsweg‘ zur Steuerung von Transformati-
onen bedeutet.
Ableitungen für leistungsfähige Netzwerke
Es lassen sich jedoch einige wichtige Ableitungen für leistungsfähige Netzwerke herauskristallisieren,
die eine generelle Gültigkeit aufweisen. Transformationen sind langfristig angelegte, und zeichnen sich
durch inkrementelle Prozesse aus, die sich zudem regional höchst unterschiedlich auswirken können.
Netzwerke benötigen deshalb einen mittelfristigen Zeithorizont und eine feste Organisationsstruktur
Sie können nur dann zu Agenten des Wandels werden, wenn politische, materielle und rechtliche Rah-
menbedingungen eine etappenbasierte Arbeit in der Region ermöglichen. Zudem sollte eine genaue
Passung der Netzwerkstrukturen und Zielsetzungen auf die Bedingungen und Herausforderungen in
der Region gegeben sein. Beides kann gewährleistet werden, indem die Netzwerke als zentral aufge-
stelltes Bündnis in übergeordnete bundes- und landespolitische Strukturen und Regionalstrategien
eingebettet sind. Dies sichert einerseits die Orientierung an übergeordneten, gesellschaftlich relevan-
ten Zielsetzungen (Missionsorientierung) und erlaubt eine regelmäßige Evaluation der Netzwerkarbeit
in Bezug auf deren Erreichung. Gleichzeitig erfordert die erfolgreiche Steuerung von Transformations-
prozessen operative Freiheiten. Darüber hinaus sind leistungsfähige Netzwerke keine Ad-hoc-Koalitio-
nen, sondern Bündnisfamilien, in denen die wichtigsten Stakeholder zusammenarbeiten.
Grenzen des Entwicklungsbeitrags von Netzwerken
Gleichzeitig hat der Entwicklungsbeitrag von Netzwerken auch Grenzen. So können kleinere Netzwerke
kaum die nötige Durchschlagskraft entfalten, um gesellschaftlich übergreifende Umwälzungsprozesse
im Sinne einer missionsorientierten Steuerung zu gestalten. Dies gilt insbesondere dann, wenn die Ein-
bindung in eine Regionalstrategie (auf Bundes- oder Landesebene) fehlt. Aus diesem Grund sind stark
branchenfokussierte Netzwerke letztlich zu sektoral gedacht, um als Agenten des Wandels einer Re-
gion fungieren zu können.
4.4
Systematisierung verschiedener Netzwerktypen anhand der
Aufgabenstellung und Wirkungsweise
Eine trennscharfe Abgrenzung ist hinsichtlich der Aufgabenstellung der Netzwerke nur bedingt
möglich, da ein Großteil der Netzwerke mehrere, übergreifende Funktionen, Aktivitäten und Aufgaben
übernimmt. Eine Typenbildung wird zusätzlich durch die geringe Fallzahl erschwert, weshalb diese ge-
zielt durch Informationen aus den ExpertInneninterviews flankiert wird. Die Transformationsnetz-
werke weisen jedoch verschiedene profilorientierte Schwerpunktsetzungen, Charakteristika und Stra-
tegien (Indikatoren) auf, die zu unterschiedlichen Wirkungsweisen führen können. Diese Indikatoren
werden im Folgenden vorgestellt.
Image 282: iWCONSULT
####################
File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf
Page: 145
Context: Regionale Transformationsnetze
145
Alter
Das Alter ist ein wichtiger Indikator zur systematischen Einordnung von Netzwerken. Dies ergibt sich
einerseits daraus, dass der Zeitpunkt der Gründung in starkem Zusammenhang mit gesellschaftlichen
Trends, politischen Förderprogrammen und regionalen Entwicklungen zusammenhängen kann. Ande-
rerseits kann das Alter auch Hinweise über den Grad an Professionalisierung des Netzwerkes sowie
dessen Governance und Arbeitswese enthalten. So sind es eher jüngere Netzwerke, die stark in landes-
und bundespolitische Förderprogramme und Regionalstrategien im Sinne einer missionsorientierten
Gestaltung von Transformationsprozessen eingebunden sind.
Branchenfokus
Der Indikator Branchenfokus zielt auf die Frage ab, wie viele Branchen ein Netzwerk in seine operative
Arbeit einbezieht und ob es in dieser Hinsicht Schwerpunkte setzt. Wie bereits erwähnt, sind Transfor-
mationen umfassende Prozesse, die die gesamte Wirtschaftsstruktur einer Region erfassen (können).
Regionen in Deutschland sind unterschiedlich von Transformationen und damit einhergehenden Her-
ausforderungen betroffen (vgl. Kapitel 2). Einige werden durch dominante Branchen gekennzeichnet,
während andere eine stark diversifizierte Branchenstruktur aufweisen. Hinzu kommt, dass die meisten
Branchen vor spezifischen Herausforderungen stehen. Diese Faktoren wirken sich schließlich auch auf
die Netzwerke aus, die in einer Region gebildet werden, um Transformation zu gestalten.
Stakeholder-Orientierung
Der Indikator Stakeholder-Orientierung erfasst den Grad der Einbindung der wichtigen Stakeholder
(wissenschaftliche, wirtschaftliche, staatliche und öffentliche Akteure) im Sinne einer Quadruple-Helix
in die Netzwerke und welchen Stellenwert diese im Netzwerk haben. Transformation bedarf eines brei-
ten Konsenses in der Gesellschaft. Das bedeutet, dass Kammern und Unternehmerverbände ebenso
einbezogen werden müssen wie Universitäten, Gewerkschaften und Kommunen. Je breiter ein Netz-
werk in dieser Hinsicht aufgestellt ist, desto größer sind seine (regionale) Handlungsfähigkeit und Le-
gitimation.
Unternehmensorientierung
Der Indikator Unternehmensorientierung zeigt die Ausrichtung der Netzwerke auf Unternehmen an
und charakterisiert die Netzwerke anhand ihrer Schwerpunktsetzung. Ist es das Ziel der Netzwerke,
Transformation vornehmlich in Unternehmen zu gestalten und diese bei Transformationsprozessen zu
unterstützen, weisen sie in der Regel eine entsprechend hohe Unternehmensorientierung auf.
Lobbying
Der Indikator Lobbying erfasst den Grad, mit dem (politische) Lobbyarbeit ein wesentliches strategi-
sches Instrument der Netzwerke darstellt, wobei dies auch Regionalmarketing einschließt. Während
Lobbying für die meisten Netzwerke zumindest eine gewisse Rolle in der operativen Arbeit spielt, ist
es für einige ein zentraler Schwerpunkt.
Die Abbildung 4-23 zeigt die drei in der Studie identifizierten Netzwerktypen sowie ihre Einordnung
anhand der fünf zentralen Netzwerk-Indikatoren.
Image 283: IWCONSULT
####################
File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf
Page: 146
Context: Regionale Transformationsnetze
146
Abbildung 4-23: Netzwerktypen und ihre Indikatorenausprägungen
Legende: Alter (XXX=Gründung in den letzten drei Jahren; XX=Gründung in den letzten zehn Jahren; X=Gründung vor über
10 Jahren). Branchenfokus (XXX = branchenübergreifend; XX=ausgewogener Branchenfokus; X=branchenspezifisch).
Stakeholder-Orientierung (XXX=starke Einbindung vieler verschiedener Stakeholder; XX Einbindung wichtiger Stakeholder;
X=geringe Einbindung weniger wichtiger Stakeholder). Unternehmensorientierung: (XXX=hohe Unternehmensorientierung;
XX=ausgewogene Unternehmensorientierung; X=geringe Unternehmensorientierung). Lobbying (XXX=Starker Fokus auf
Lobbying; XX=moderater Fokus auf Lobbying; X=geringer Fokus auf Lobbying). *Hier ließ sich keine eindeutige Abgrenzung
vornehmen. Der zweite Netzwerktyp beinhaltet sowohl Netzwerke mittleren als auch hohen Alters. **Hier ließ sich keine
eindeutige Abgrenzung vornehmen. Der dritte Netzwerktyp beinhaltet sowohl Netzwerke mittleren als auch niedrigen Al-
ters.
Quelle: Eigene Darstellung
Mithilfe der Indikatoren lassen sich schließlich zumindest prototypisch drei Netzwerktypen bilden und
abgrenzen: 1) Netzwerke für kooperative regionale Transformation stellen eine branchenübergrei-
fende, kooperative regionale Transformationsperspektive ins Zentrum ihrer Arbeit; 2) Regional- und
Branchennetzwerke begreifen sich primär als Lobbying- bzw. Regionalmarketing-Agenturen für die Re-
gion und ihre Unternehmen; 3) Unternehmens-Netzwerke zielen auf eine konkrete und direkte Unter-
stützung einzelner Firmen und Unternehmen. Diese drei Typen werden im Folgenden vorgestellt.
Typ 1: Netzwerk für kooperative regionale Transformation
Netzwerke für kooperative regionale Transformation agieren mit einem hohen Maß an Stakeholder-
Orientierung als eine Art Transformationsagentur. Zentrale Aufgaben sind hierbei die Optimierung der
Kooperation durch Schaffung und Implementierung von Netzwerkstrukturen. Dabei sollen alle rele-
vanten Akteure des Transformations- und Innovationsprozesses an einen Tisch gebracht werden. Der
Fokus dieser Vernetzung- bzw. Schnittstellenagenturen liegt dementsprechend in der Innovations- und
Clusterförderung durch die Bereitstellung und Implementierung von Infrastrukturen, die Wissens- und
Technologietransfer ermöglichen. Häufig ist dieser Netzwerktyp auch federführend an der Entwicklung
von zukunftsfähigen Konzepten zur Schaffung smarter und vernetzter (Wirtschafts-) Regionen betei-
| Netzwerktypen | Beispielnetz-
werke | Indikatoren Alter | Branchen-
fokus | Stakeholder-
Orientierung | Unterneh-
mensorientie-
rung | Lobbying |
| 1. Netzwerke für
kooperative regio-
nale Transforma-
tion | Durch2atmen und
Transformations-
netzwerk Ost-
württemberg,
TraSaar und Bre-
men | XXX | XXX | XXX | X | X |
| -------- | -------- | -------- | -------- | -------- | -------- | -------- |
| 2. Regional- undBranchennetz-werke | TRANSFORMO-TIVE und ZENTEC,h2-netzwerk-ruhr | X-XX* | X | XX | XX | XXX |
| 3. Unternehmens-
Netzwerke | H2 Süd, Saale-
Wirtschaft | XX-
XXX** | XX | X | XXX | XX |
Image 284: iWCONSULT
####################
File: 20221221_Studie_Endbericht_Transformationsnetzwerke.pdf
Page: 149
Context: Verlust von Marktpositionen und Arbeitsplätzen überwiegen können. Optionale Bedingung die Reali-
sation dieser Chance zu schaffen, ist die eigentliche Zukunftsaufgabe in der Transformationspolitik.
5.2
Ordnungsrahmen der Transformation
Ohne einen übergeordneten Ordnungsrahmen können regionale Netzwerke keinen nachhaltigen Bei-
trag zur Transformation leisten. Ein solcher Rahmen sollte acht Elemente haben (Abbildung 5-1), die
nachstehend sehr knapp beschrieben werden.
Image 287: IWCONSULT
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institutionell-verfassungsmäßige Änderungen des Rahmenwerks. Darunter ist beispielsweise die Fort-
entwicklung der Europäischen Union zu verstehen, die deutlich Kompetenzen auf die Ebene der EU
verschoben hat.
Warum ist die jetzt bevorstehende Transformation der Wirtschaft so tiefgreifend, dass sie mit beiden
genannten Beispielen vergleichbar ist? Der entscheidende Punkt ist, dass mit der ökologischen Trans-
formation – also mit der Dekarbonisierung der Wirtschaft – ein grundlegender Systemwandel erfolgt,
der ohne staatliche Eingriffe und Änderungen der Rahmenbedingungen nicht gelingen kann. Deutsch-
land befindet sich in einer energiepolitischen Zeitenwende. Das bedeutet die Beschleunigung der Ener-
giewende auf allen Ebenen. In Deutschland sollen 80 Prozent des Bruttostromverbrauchs bis 2030 aus
erneuerbaren Energien kommen. Es sollen 50 Prozent Wärme bis 2030 klimaneutral erzeugt werden.
Letztendlich bedeutet die ökologische Transformation, dass ein bisher im Kern öffentliches Gut – die
Nutzung von Umweltressourcen – viel stärker als bisher durch Auflage, Preise und Verwendungsein-
schränkungen „bewirtschaftet“ und damit zum privaten Gut wird. Das heißt, Produktionsprozesse,
Produkte und Dienstleistungen sowie ihre Nutzung durch die Konsumenten ressourcenschonender
werden müssen. Am Ende dieses Prozesses soll eine Zero-Emission-Ökonomie etabliert sein. Von die-
sem Wandel werden alle Unternehmen und Konsumenten betroffen sein. Die Herausforderungen wer-
den auch nicht auf die vorne identifizierten „besonders betroffenen Regionen“ beschränkt bleiben.
Die Dekarbonisierung ist der wesentliche Treiber des Wandels. Die beiden anderen Dimensionen der
Transformation haben eher nachgeordnete Bedeutung und oft eine Enabler-Rolle. Das Kernstück der
automobilen Transformation ist die Elektrifizierung der Antriebe, d.h. die Ersetzung von CO2-verbrau-
chenden Verbrennerantrieben durch Elektroantriebe, deren Energie – so die Zielvorstellung – aus er-
neuerbaren und damit ressourcenschonenden Quellen kommen soll. Ohne diese umweltpolitische Di-
mension würde es diesen tiefgreifenden Wandel in der Automobilindustrie nicht geben.
Die Digitalisierung ist ein Trend, der gestützt auf die Nutzung von Daten, Datenmodellen und künstliche
Intelligenz zur Entwicklung neuer Geschäftsmodelle führen soll. Im Kern dieser Geschäftsmodelle ste-
hen dematerialisierte Smart-Products und Smart Processes, die insgesamt ressourcenschonender sein
sollen. Deshalb ist die Digitalisierung von Prozessen, Produkten und Geschäftsmodellen eine Chance
zur Ressourcenschonung und für ökologische Nachhaltigkeit. Die Digitalisierung hat eine Enabler-Funk-
tion für die Dekarbonisierung der Wirtschaft. Auch gibt es enge Wirkungszusammenhänge zwischen
der Digitalisierung und der Transformation der Automobilindustrie. Auch dort helfen digitale Techno-
logie bei der Ressourcenschonung. Gleichzeitig sind mit der Elektrifizierung auch die Automatisierung
und Vernetzung der Fahrzeuge und des gesamten Mobilitätssystems verbunden. Ohne Digitalisierung
ist dieser Wandel undenkbar.
Die drei Trends in der Transformation hängen zusammen und werden einen tiefgreifenden Struktur-
wandel auslösen. Dieser Wandel wird bisherige Geschäftsmodelle, Kompetenzen, Technologien oder
Tätigkeiten „entwerten“ und damit zum Risiko für Unternehmen, Beschäftigte und Gesellschaft wer-
den. Gleichzeitig entstehen Chancen aus diesen Trends, die die Risiken und den damit verbundenen
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Context: in
Zukunft
zunehmen
dürfte.
Digitalisierung,
Energiegewinnung,
Batterie-
oder
Wasserstoffproduktion, neue Mobilitätskonzepte etc. wirken auch im und durch den Fahrzeug- und
Maschinenbau und bedeuten die Einbettung vieler verschiedener Akteure und Branchen.
Image 292: IWCONSULT
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Akzeptanz und Legitimation von Maßnahmen stärken, sondern auch bei der Verbreitung und Diffusion
von Neuerungen helfen kann (Buhr/Frankenberger 2020). Das erscheint gerade mit Blick auf soziale
oder disruptive, technische Innovationen besonders geboten.
Infrastrukturausbau
Eine Voraussetzung für die Bewältigung der Transformation ist ein schneller und massiver Ausbau der
Infrastruktur in Deutschland, z. B.:
> Energie: Notwendig ist ein Ausbau der Produktionskapazitäten für erneuerbare Energien in den
Bereichen Wind- und Solarenergie und der notwendigen Verteilnetze, um insbesondere Energie-
transporte vom Norden in den Süden Deutschlands zu ermöglichen. Hinzu kommt der Aufbau ei-
ner Wasserstoffinfrastruktur. Dabei ist eine Doppelaufgabe zu leisten: Neben dem Ausbau inlän-
discher Produktionskapazitäten muss ein Auf- und Ausbau der Infrastruktur für den Import von
Wasserstoff hinzukommen. Dabei geht es genauso dringend um den Bau von LNG-Terminals als
auch um die Ertüchtigung der Gasnetzinfrastruktur. Insbesondere die Industriezentren müssen
über leistungsfähige Pipeline-Systeme mit Wasserstoff versorgt werden, wenn der angestrebte
Fuel-Switch geschafft werden soll.
> Ladesäulen: Einer der Engpassfaktoren in der Elektrifizierung der Fahrzeuge ist eine noch fehlende
Ladesäuleninfrastruktur. Bis 2030 soll die Zahl der Ladesäulen auf eine Million steigen. Ohne staat-
liche Unterstützungen und geeignete Rahmenbedingungen kann dies nicht gelingen. Diese La-
densäulen müssen zudem grünen Strom liefern, ansonsten werden die Kernziele der automobilen
Transformation verfehlt.
> Breitbandinfrastruktur: Immer noch gibt es in Deutschland keine flächendeckende Versorgung
mit Breitbandanschlüssen. Das gilt insbesondere für ländliche Räume. Hier bleiben der Staat, aber
die privaten Telekommunikationsunternehmen gefordert. Ohne moderne Breitbandnetze kann
es keine Digitalisierung der Geschäftsmodelle geben. Ohne diese Breitbandinfrastruktur kann die
Digitalisierung ihre Enabler-Rolle bei der ökologischen und automobilen Transformation nicht er-
füllen.
Darüber hinaus gibt es Infrastrukturdefizite in vielen anderen Bereichen, z. B. Verkehr, Wissenschaft
und Forschung und nicht zuletzt – mit Blick auf die Fachkräftegewinnung (siehe unten) – auch der kul-
turellen und sozialen Infrastruktur (z. B. Kinderbetreuungsplätze, Pflege etc.), welche auch die Trans-
formation der Wirtschaft insgesamt gefährden.
Zukunfts- und Schlüsseltechnologien
Das deutsche Kapitalismusmodell (z. B. koordinierte Marktwirtschaft nach Hall/Soskice 2001) hat seine
Stärken in der inkrementellen Innovation, gerade im Bereich des Maschinen- und Fahrzeugbaus.
Prozentual tragen hier die bekannten Großunternehmen dieser Branchen den Löwenanteil zum
Innovationsgeschehen bei. Die anstehenden Transformationsprozesse, zumal der digitale, werden
aber auch ganz wesentlich von radikalen technischen und mitunter disruptiven Innovationen geprägt.
Mit Blick auf das international eher schwache Gründungsverhalten und eine eher schwächere Startup-
Szene in Deutschland, die häufig der Initiator solcher radikalen bzw. disruptiven Innovationen sind,
steht der Standort vor der Herausforderung, die Innovationsfähigkeit auch in diesem Bereich zu
stärken. Das scheint schon allein deshalb geboten, weil die Bedeutung cross-sektoraler Innovationen
in
Zukunft
zunehmen
dürfte.
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zess durch einen weltweit einheitlichen CO2-Preis oder Emissionshandel gesteuert werden könnte. Die-
ser Weg über einen marktwirtschaftlich gesteuerten Anpassungsprozess hat aber zumindest zwei ent-
scheidende Nachteile:
> Die steigenden Kosten für CO2-Zertifikate entziehen den Unternehmen Investitionsmittel, die sie
zur Modernisierung ihrer Anlagen und Verfahren benötigen.
> Für die Durchsetzung eines weltweit einheitlichen CO2-Preises fehlen die notwendigen Institutio-
nen43. Für einzelne Länder besteht immer der Anreiz eine Free-Riding-Position einzunehmen, Aus-
nahmetatbestände zu schaffen und sich einem weltweit einheitlichen Preisregime zu entziehen.
Dies hätte Wettbewerbsverzerrungen und Standortverlagerungen in Länder mit weniger scharfen
Regeln zur Folge. Wehren sich wiederum benachteiligte Länder dagegen entsteht das Risiko, tief-
greifende Handelskonflikte auszulösen.
Eine weltweite Einführung einer einheitlichen CO2-Bepreisung ist nicht zu erwarten. Wollen Deutsch-
land und Europa eine Vorreiterrolle bei der Dekarbonisierung einnehmen, müssen Wettbewerbsnach-
teile europäischer Produzenten angemessen kompensiert werden. Das begründet die Notwendigkeit
einer industriepolitischen Flankierung der ökologischen Transformation der Wirtschaft.
Industriepolitische Flankierung
Industriepolitische Eingriffe in den Strukturwandel sind nichts Neues. Im Prinzip gelten heute noch die
Grundsätze der sektoralen Strukturpolitik von 1968 (Deutscher Bundestag, 1968), die eine Balance
zwischen marktgesteuertem Strukturwandel und staatlichen Hilfen zur Bewältigung des Wandels vor-
sehen. Diese Industrie- und Strukturpolitik ist ambivalent ausgelegt. Einerseits ist sie horizontal ausge-
richtet und will über Verbesserung der Rahmenbedingungen den Strukturwandel erleichtern. Ande-
rerseits werden aktive industriepolitische Eingriffe für notwendig erachtet, wenn ein sich selbst über-
lassener Strukturwandel zu unerwünschten volkswirtschaftlichen und sozialen Konsequenzen führt
oder zukünftige Wachstumschancen nicht genutzt werden können (IW Consult, 2022).
Insgesamt betrachtet war die Industrie- und Strukturpolitik in dem letzten fünf Jahrzehnten überwie-
gend horizontal angelegt und hat einen marktgesteuerten Strukturwandel gefördert. Aktive Industrie-
politik im Sinne einer Förderung besonders zukunftsträchtiger Branchen blieb eine Ausnahme. Die
Stützung nicht wettbewerbsfähiger Strukturen und Branchen wurde beginnend in den 1980er immer
stärker zurückgefahren. Jetzt ist die Situation eine andere. Mit der Bewältigung insbesondere mit der
ökologischen Transformation ist die Wirtschaft allein überfordert. Notwendig ist ein neues Austarieren
der Industriepolitik zwischen marktgesteuertem Wandel und aktiven Anpassungshilfen. Erst dann kön-
nen regionale Netzwerke wertvolle Beiträge für die Bewältigung der Transformation leisten.
Notwendig ist eine Balance zwischen marktwirtschaftlichen Anpassungen und Hilfen. In einer sehr ext-
remen Ausprägung von Industriepolitik könnte der Staat, über Anpassungshilfen die notwendigen Mo-
dernisierungen der Produktionsverfahren unterstützen und über Subventionen so lange zu finanzie-
ren, bis die Modernisierungsziele erreicht sind. Würde der Staat allein auf diese Strategien setzen,
würde er sich verheben, weil er weder die Kenntnis über die richtigen Strukturen und Anpassungszeit-
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Context: räume hat noch langfristig die dafür notwendigen Finanzmittel alleine aufbringen kann. Eine solche
43 Heute gibt es keinen weltweit einheitlichen CO2-Preis. Nur rund ein knappes Sechstel der Emissionen unterliegt einer direkten Bepreisung
durch eine Steuer oder einem Emissionshandelssystem. Für den größten Teil davon lagen die Preise im Frühjahr 2021 unter 20 Euro je
Tonne CO2. Die Preise im Europäischen Emissionshandel liegen in der Größenordnung von 50 Euro; auf diesen Wirtschaftsraum entfallen
aber nur vier Prozent aller globalen Emissionen.
Image 294: IWCONSULT
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Context: das saarländische Wirtschaftsministerium davon, dass eine „eine stetige Qualitätskontrolle“ notwen-
dig sei. Dafür wird der Landtag jährlich den Wirtschaftsplan beschließen. Im Finanzministerium wird
eine Geschäftsstelle eingerichtet, die durch einen Beirat betreut werden soll. Beim saarländischen
Transformationsfonds ist das Land, insbesondere das Finanzministerium, der entscheidende Akteur,
der die Förderpolitik strukturiert, indem er Präferenzen entwickelt und mit diesem Fonds zu deren
Finanzierung beitragen will.
Image 295: iWCONSULT
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Branchen- und Regionalnetzwerke) oder, wenn überhaupt, nur sporadisch statt (Typ 3: Unterneh-
mens-Netzwerke). Zu einem Ökosystem der Transformation gehört aber auch die Einbindung in politi-
sche Entscheidungsprozesse, ohne die Verantwortlichkeiten dabei zu verwischen. Wesentliche Bau-
steine einer Transformationsstrategie (u. a. Ziele, Maßnahmen im Bereich Infrastruktur und Flächen-
nutzung) sollten beispielsweise in den Regionalplanungen verankert werden. Ganz im Sinne des Kon-
zepts der „place-based leadership“ (Cramer 2020, siehe auch Kapitel 3.2) können dabei einzelne Ak-
teure als Agenten des Wandels einen Unterschied machen, wenn sie die Fähigkeit besitzen, institutio-
nelle Konfigurationen, regionale Stärken und Ressourcen so zu kombinieren und zu verändern, dass
sowohl unternehmerische Einzelziele als auch regionalpolitische Strategien gemeinsam davon profi-
tieren.
Ziele definieren und monitoren
Eine wesentliche Erfolgsvoraussetzung ist die Definition klarer Ziele der Netzwerkarbeit. Dabei geht es
sowohl um eine abstrakte Zielebene wie auch um eine klare Definition der Maßnahmen zur Zielerrei-
chung.
Auf der abstrakten Ebene sollten in der Bestandsaufnahme zum Beispiel über Primärerhebungen fest-
gestellt werden,
> wie hoch die CO2-Emissionen und Ressourcenverbräuche sind,
> wie hoch der Anteil erneuerbarer Energien (insbesondere Wasserstoffanteile) in den Unterneh-
men ist,
> welcher Anteil der Produkte ökologisch nachhaltig ist,
> welcher Anteil der Beschäftigten im Bereich traditioneller Antriebe und wie stark die Felder neue
Antriebe, Automatisierung und Vernetzung besetzt sind,
> wie hoch der Digitalisierungsgrad von Prozessen, Produkten und Geschäftsmodelle ist oder
> welche Zukunftstechnologien im Bereich Digitalisierung oder ökologischer Nachhaltigkeit einge-
setzt werden.
Die Themen und Inhalte muss jedes Netzwerk in Abhängigkeit von der spezifischen Aufgabenstellung
selbst festlegen. Wichtig sind nur die Vereinbarung von klar messbaren Indikatoren, die Festlegung
eines Zeitpfades der Entwicklung sowie die Etablierung eines Monitoringprozesses zur Überprüfung
der Zielerreichung.
Neben diesen übergeordneten Zielfestlegungen ist eine verbindliche Umsetzungsplanung im Sinne der
Verständigung auf Meilensteine notwendig. Das setzt die Erarbeitung von konkreten Projekten und
Tätigkeiten voraus. Dabei ist ein weiteres Spektrum von Aus-, Weiterbildungs- und Innovationsaktivi-
täten sowie Kooperationen zur gemeinsamen Produkt- oder Marktentwicklung notwendig. Diese In-
halte hängen sehr stark von der Aufgabe ab, die sich die Netzwerke selbst stellen. Wichtig ist allerdings
auch, dass sie verbindlich formuliert und objektiv messbar formuliert werden.
Auf dieser Basis ist eine Erfolgskontrolle im Sinne der Evaluation der Netzwerkarbeit erst möglich. Sie
sollten sowohl intern als auch von externen Experten durchgeführt werden. Das Nichterreichen wich-
tiger Meilensteine bei den Zielen oder Maßnahmen sollten möglichst schnell erkannt werden, um die
entsprechenden Anpassungen umgehend einleiten zu können.
Image 302: IWCONSULT
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Context: lungen frühzeitig zu vermeiden und gute Praktiken schnell erkennen und weiterverbreiten zu kön-
nen.
Image 304: IWCONSULT
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Context: 5.4
Ausgestaltung der Förderung
Wesentliche Aspekte des Ordnungsrahmens für Transformation (Kapitel 5.2) sind die industriepoliti-
sche Flankierung der Transformation durch bestehende und neue Förderansätze. In diesem Abschnitt
sollen diese beiden Kernpunkte präzisiert werden.
Image 305: iWCONSULT
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Abbildung 5-3: Förderung von Schlüsselfaktoren durch Transformationsnetzwerke
Mögliche Förderinhalte
Quelle: Eigene Darstellung
Förderdauer: Die Unterstützung der Netzwerke sollte mittelfristig ausgerichtet sein und eine Förder-
dauer von etwa fünf Jahren habe.
Förderhöhe: Die Förderung ist so auszugestalten, dass die Netzwerke ihre koordinierende Aufgabe
wahrnehmen können. Dazu ist es notwendig, dass sie ihre eigene Personal-, Verwaltungs- und Sach-
kosten sowie die oben genannten Maßnahmen (Fördergenstand) durch Fördermittel weitgehend de-
cken können. Andere Förderinhalte (z. B. Forschung, Entwicklung, Weiterbildung, Infrastrukturausbau)
werden nicht finanziert, sondern müssen von den beteiligten Unternehmen und Institutionen selbst
aufgebracht werden. Dazu können bestehende Förderprogramme genutzt werden.
Image 307: UsjeU0I83,
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Image 308: Fachkrafte-
engpassen
entgegenwirken
Fokus auf
KMU setzen
(Regionale)
Innovations-
systeme starken Schlussel-
Industrieflachen
entwickeln
eichsflachen
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Aus nalen
mit regio
akteuren
schaffen
Raglan: ..
Image 309: Wes .
Initiative fir
kontinuierliche
Wissensketten
faktoren
Rahmenbedingungen
optimieren
Biirokratie
entcchlacken
Okosystem weiter
starken
a AAKCCUre
fiir Entwicklungs-
Pfade
SENSibilisieren
Image 310:
Image 311: iWCONSULT
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Page: 163
Context: zen sollen. Die Aufgabe der Bewältigung der Transformation muss im Wesentlichen bei den Unterneh-
men bleiben.
Image 312: IWCONSULT
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Page: 165
Context: Regionale Transformationsnetze
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"""QUERY: Die IG Metall spielte eine zentrale Rolle bei der Gründung des Transformationsnetzwerks TraSaar. Sie trat aktiv an die Landesregierung heran und drängte auf die Gründung des Netzwerks und die gemeinsame Beantragung von Bundesmitteln. Vertreter der IG Metall waren wichtige Impulsgeber für das Netzwerk.
Darüber hinaus ist die IG Metall im Transformationsnetzwerk Ostwürttemberg ein wichtiger Partner. Sie ist an der Steuerung des Netzwerks beteiligt und bringt sich auch finanziell ein.
Generell zeigt die Studie, dass Gewerkschaften, insbesondere die IG Metall, ein großes Interesse an der Gestaltung von Transformationsprozessen haben und in vielen Transformationsnetzwerken wichtige Akteure sind."""
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FINAL ANSWER
Answer: Das ist korrekt. Die von Ihnen beschriebene Rolle der IG Metall bei der Gründung und Gestaltung von Transformationsnetzwerken wird in der Studie deutlich hervorgehoben.
Besonders betont wird die aktive Rolle der IG Metall bei der Gründung des Transformationsnetzwerks TraSaar im Saarland. Die Initiative ging von der IG Metall aus, die bereits frühzeitig mit ihrer "Transformationswerkstatt Saar" an der Idee eines solchen Netzwerks gearbeitet hatte. Sie drängte die Landesregierung zur Gründung von TraSaar und zur gemeinsamen Beantragung von Bundesmitteln.
Auch im Transformationsnetzwerk Ostwürttemberg ist die IG Metall ein wichtiger Partner. Sie beteiligt sich an der Steuerung des Netzwerks und bringt sich auch finanziell ein.
Die Studie zeigt generell, dass Gewerkschaften, insbesondere die IG Metall, ein großes Interesse an der Gestaltung von Transformationsprozessen haben und in vielen Transformationsnetzwerken wichtige Akteure sind.
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